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Magazin für Theologie und Ästhetik

Februar 2007

Liebe Leserinnen und Leser,

„Wenn ich Gott und die Welt bedenke, Positionen markiere, ein Konzept beschreibe, erzähle ich mein Leben. Ich bin, was ich denke. Was ich religionspädagogisch öffentlich mache, ist meine Religionspädagogik, ohne dass ich wüsste, was ‚ich’ und die Zuschreibung ‚meine’ hier bedeuten … Jede Mitteilung ist von den Konventionen der Kommunikation bestimmt, von medialen Vorgängen, – ein Kopplungsprozess, um mit Niklas Luhmann zu sprechen. Woran ist angekoppelt, was ich, Dietrich Zilleßen, religionspädagogisch entwerfe?“

Exakt dieser Frage geht das aktuelle Heft des Magazins für Theologie und Ästhetik nach, das zugleich eine Gabe zum 70. Geburtstag von Dietrich Zilleßen ist. Dietrich Zilleßen ist Professor em. für Religionspädagogik an der Universität Köln. Er hat in vielfältiger Weise eine ganze Generation, ja Generationen junger Theologiestudierender beeinflusst, die je auf ihre Weise an die Arbeit von Dietrich Zilleßen "angekoppelt" haben. Die Fragen, die sich in diesem Heft stellen sind u.a.: Welche Bedeutung hat die Kultur und ihre einzelnen Arbeitsfelder für die konkrete religionspädagogische Arbeit im 21. Jahrhundert? Welche Kenntnisse und welche Einsichten müssen in welcher Form vermittelt werden, um Religion auch in einer produktiven kulturellen Perspektive leben und lehren zu können? Das Heft versammelt dazu zahlreiche Vertreter neuer Entwicklungen in der Praktischen Theologie, Kulturwissenschaftler und Künstler, um in einem buntem Strauß das Kunst-Stück der religiösen Vermittlung zu erörtern und zu bearbeiten.

Die dabei versammelten Beiträge sprengen die übliche Ordnung des Magazins für Theologie und Ästhetik, weshalb wir dieses Mal darauf verzichtet haben und die Beiträge als alphabetisches Namenstableau servieren. Wem eine weniger aleatorische und stärker systematische Gliederung lieber ist, dem kann vielleicht diese Übersicht helfen:

Sie finden Beiträge zu Kunst und Künstlern:

Eigene Kunstbeiträge präsentieren

Theologische und religionspädagogische Reflexionen von

Filmästhetische und populärkulturelle Beiträge von


Dieses Heft des Magazins für Theologie und Ästhetik ist nur ein Teil einer größeren Festgabe, die mit einer Tagung in der Evangelischen Akademie Hofgeismar fortgesetzt wird. Das Programm dieser Tagung versucht unter der dieser Heftausgabe analogen Überschrift "Kunst-Stücke" in einer Vielzahl kulturtheologischer und religionsdidaktischer Experimente den Herausforderungen religiöser Vermittlung in der Kultur der Gegenwart nachzugehen.

Dazu wird in Workshops gearbeitet, die unter den Stichworten Performance - Film - Literatur - Clash - Glück - Kunst - Versuchung - Fotografie - Musik - Empirie - Geschichte - Raum - Spiel - Video - Schule - Bibel stehen. Viele Autoren dieses Heftes werden auch auf der Tagung mit den Teilnehmern arbeiten. Eröffnet wird die Tagung mit einem Vortrag von Prof. Dr. Bernhard Dressler zum Thema "Bildung und Religion". Am ersten Abend gibt es "Unerhörtes für Klavier zu 4 Händen" von Harald Schroeter-Wittke und Berthold Wicke. Beschlossen wird die Tagung mit einer Vortrags-Performance zum Thema "Religion unterrichten im 21. Jahrhundert" mit Beiträgen von Prof. Dr. Dietrich Zilleßen, Prof. Dr. Hartmut Schroeter-Wittke und PD Dr. Bernd Beuscher.

Weitere Hinweise zur Tagung und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier in dieser PDF-Datei.

Die Redaktion des Magazins für Theologie und Ästhetik und Harald Schroeter-Wittke in Vertretung des Arbeitskreises Populäre Kultur und Religion laden herzlich zu dieser Tagung ein.


Das nächste Heft von ta katoptrizomena beschäftigt sich mit dem Thema Kunst und Kirche. Während die Rede von der Kultur in der Kirche inflationär und damit beliebig geworden ist, droht der direkte Kontakt mit der Kunst verloren zu gehen. Die Wahrheit der Kunst interessiert im deutschen Protestantismus substantiell anscheinend niemanden mehr. Lieber bleiben die Vertreter der Betriebssysteme Kunst und Kirche unter sich. Nun braucht die Kunst die Kirche sicher nicht, aber die Kirche ist zur Gewinnung einer qualifizierten Geistesgegenwart dringend auf die Begegnung mit der zeitgenössischen Kunst angewiesen. Statt den Dialog mit den Künsten und den KünstlerInnen zu suchen und die Wahrheit der Kunst zu erfahren, träumen die kirchenleitenden Vertreter lieber davon, im Jahr 2030 der Kultur die Themen wieder vorzugeben. Wer auch nur etwas Einblick in die kulturelle Verfasstheit der Kirchen hat, kann diese Vision nur als Alptraum bezeichnen. Denn faktisch droht in der Kirche schon lange das, was man kulturpolitisch in der DDR den Bitterfelder Weg nannte: die Bindung der Kultur an die eigene Ideologie. Das Ergebnis in der DDR ist bekannt. Das kommende Heft wird deshalb versuchen, noch einmal zu bündeln, was droht, was auf dem Spiel steht und worin die Perspektive liegt.

Künftig wird sich daher auch aus der gerade benannten Sorge darüber, wie der Dialog von Kirche und Kunst weiter geht, die Grundstruktur dieser Zeitschrift ändern. Es kann - allen offiziösen Beteuerungen zum Trotz - nicht mehr davon ausgegangen werden, dass die ökumenische Zeitschrift "Kunst und Kirche" ein veritables Reflexionsorgan der Entwicklungen im Bereich der freien Künste ist. Die Personen, die bisher für diese Position in der Zeitschrift einstanden, wurden unsanft aus der Redaktion und Herausgeberschaft entfernt. Kirchlicherseits wurde bereits verlautbart, eine autopoietische Kunst in der Kirche sei künftig nicht mehr erwünscht. Da aber an der autopoietischen Organisation der Kunst nicht zuletzt ihre Freiheit hängt, ist mit dieser Beschränkung zugleich die Freiheit der Kunst in der Kirche grundsätzlich gefährdet. Auch das kann man den Bitterfelder Weg der Kirche nennen. In Berlin wird inzwischen unverhohlen auf die neorealistische und neofigurative Malerei gesetzt und so das Experiment der Nazarener kirchenoffiziell wiederholt.

Das Magazin für Theologie und Ästhetik wird demgegenüber verstärkt seinen Fokus auf die produktive Auseinandersetzung mit der freien, autonomen Kunst gegen ihre innerkirchlichen Vereinnahmer richten.

ta katoptrizomena wird sich im documenta-Jahr 2007 mit der Ausgabe 47 als unabhängiges protestantisches Kulturmagazin zu Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik in neuer Gestalt vorstellen. Seien Sie gespannt!

Mit herzlichen Grüßen

Andreas Mertin und Karin Wendt