Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Magazin für Theologie und Ästhetik


Prise

Protestantische Thesen zu einer kultivierteren Theologie

Bernd Beuscher

Theologie ist Erkenntnistheorie avant la lettre.
In diesem Sinne ist sie arme Wissenschaft, schwacher Trost.

Kunst heißt, bruchstückweise erkennen zu geben.
Sie selbst - nicht nur ihre Produkte - ist immer Stückwerk,
je vollkommener, desto mehr (Alle Kunst ist Liebeskunst: 1. Kor. 13,12).

Glauben bedeutet, in den Stücken mehr zu ahnen als Einzelteile.
Glaube ist gewiss Stückwerk.

Kultur ist das soziale Feld, das Offenbarungen ermöglicht.

Kirche: Salz ist nur verdünnt genießbar. Viel Salz konserviert.
Der beste Nährboden für theologische Kulturen ist Profanität („pro fanes“).

Mission: Salz gerät unter Teig (nicht: Selbstverdünnungsversuche von Salzwüsten).

Theologische Kultur ist (im Gegensatz zu Kulturprotestantismus und Kulturtheologie)
eine dialektische Kunst, weil sie (um Gottes Willen) keine vorschnelle Gewöhnung zulässt.

Das Endliche (Qualität) ist Gelegenheit, ans Ewige (Qualität) zu gewöhnen.
Gewohnheitskulturen werden unter Schmerzen verändert.

Religionspädagogik ist

  • Konsumerlebnis: es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen und nicht stehlen.
  • Ernährungslehre: wie geschickt den Hunger nähren (salzarme Kost).
  • Glaubensschule: nicht an den Glauben zu glauben (Schulglaube), sondern das unübersichtliche Konterfei leiden zu lernen.



© Bernd Beuscher 2007
Magazin für Theologie und Ästhetik 45/2007
https://www.theomag.de/45/bb5.htm