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Magazin für Theologie und Ästhetik


Stoffwechsel

Mode als Kleid des Absoluten

Bernd Beuscher

"Schuhe lügen nicht."
Kathryn Eisman

Es ist en vogue, sich mit Modeschelte zu kleiden. Gerne und regelmäßig von "Modediktat", "Fashion Victims" und "Labelterror" zu sprechen kann zu den zeitlos klassischen Outfits anzüglicher Bemerkungen gezählt werden, mit denen man immer auf der sicheren Seite ist. Besonders zugeknöpft zeigt sich hier die Kirchenwelt mit einer moralistischen Kleiderordnung als einer "feinen Unterwäsche des Bewusstseins" (R. Musil), die man nicht so einfach abstreifen und in die Kochwäsche stecken kann. In einer 1997 vom Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland herausgegebenen Arbeitshilfe heißt es z.B.: "Boutiquen und auch große Bekleidungsgeschäfte motzen ihre Außen- und Innenarchitektur auf, bis sie fast kleinen modernen Tempeln ähneln, mit postmodern gestylten Ladentheken - Altären vergleichbar - , wo der wahre Gott - das Geld - verehrt wird". Günther Arendt wird zitiert mit dem Satz: "Mode ist eine Maßnahme der Industrie, durch die sie sich an der Haltbarkeit ihrer Produkte rächt. Den noch gut wärmenden Mantel macht sie, da sie ihn physisch nicht ruinieren kann, sozial unverwertbar."[1] Diesen fadenscheinigen Habitus finde ich untragbar. Denn so einfach ist das Leben nicht gestrickt, und Gefahr ist im Anzug.

Eine Wormland-Werbung zeigte einen netten jungen Pfarrer in Bäffchen und Talar mit dem Text: "Nur wenige Männer tragen an Ostern immer das gleiche". Einmal mehr wird deutlich, dass Werbung und Kirche nicht die gleiche Kragenweite haben. Der Theologe Rudolf Bohren war einer der wenigen, der sich diesbezüglich nicht in Schweigen hüllte: "Der Prediger, der auf zwei Beinen auf die Kanzel steigt, trägt in der Regel auch Schuhe, Strümpfe und einiges mehr, und was er trägt, hängt zusammen mit der Kultur, in der er lebt. Und was er sagen wird, hängt hinwiederum zusammen mit den Kleidern, in denen er steckt; will sagen: mit seiner gesellschaftlichen Existenz."[2]

Anlässlich des ökumenischen Kirchentages titelte eine Wochenzeitung "Gott, gib uns schöne Socken" und schrieb: "Man denkt, Christen tragen Birkenstock, ein Klischee', aber es ist wirklich so", und "engagierte Christen achten grundsätzlich nicht auf ihre Sockenfarbe."[3] Sollte daran ein Körnchen Wahrheit sein, müsste uns das eigentlich von den Socken hauen. Zeigt doch der biblische Befund ein ganz anderes Bild schon in der Genesis. In einer Erzählung der Urzeit wird dort beschrieben, was niemals war und immer ist. Es geht nicht etwa um einen zeitlichen Anfang, sondern ums Prinzip. "In principio" sollte nicht übersetzt werden mit "Im Anfang (schuf Gott Himmel und Erde ...)", sondern: prinzipiell, grundsätzlich, wesenhaft sind Himmel und Erde so und so verfasst.[4] Wie sieht es mit der Mode aus?

Die Genesis beschreibt zwei Grundeinstellungen zu Mode. Typ A verbindet Mode primär mit der unangenehmen Erinnerung an einen Schamreflex. Scham bedeutet laut Günther Anders die lähmende Pein, "nichts dagegen tun zu können, dass man nichts dafür kann". In diesem Sinne gilt dem Typ A Mode als Notgewand, sich und seine Blöße bloß nicht zu auffällig, sondern möglichst provisorisch und unverfänglich vor Kälte und Blicken zu schützen wie im entsprechenden Bibelvers, wo Adam und Eva sich rasch aus ein paar Blättern Schurze zusammenheften (Gen 3,7).[5] Kleidung soll nach Typ A möglichst praktisch, pflegeleicht, bequem und billig sein, keinesfalls modisch oder gar "shrilly".[6] Den Schuh will man sich nicht anziehen. Stri(c)kt verweigert man sich allem Modischen und versucht zu verhüllen, dass man die Angst, sich bloßzustellen, nicht los wird. Dass sich unter den Vertretern von Typ A auch bekennende Nudisten finden, ist kein Widerspruch dazu, im Gegenteil. Denn am meisten bloßstellen kann man sich durch Anziehen. Und das geschickteste Cocooning ist vorsätzliche Schamlosigkeit[7]. Feigenblatt Nacktheit, - eigentlich eine simple Masche. So fühlen sich manche vom Nudismus angezogen. Modetyp A versucht verzweifelt unverschämt zu sein. Er behauptet, in No-Name-Tarnkleidung und im Adam- und Evakostüm fielen alle sozialen Unterschiede. Die erklärten Gründe für die sogenannte "Freie Körperkultur" lauten, es sei halt bequem und vor Gott seien schließlich alle gleich, was weder theologisch und - in unbarmherzig offensichtlicher Weise - auch phänomenologisch nicht stimmt. Liegt doch der Grund für die Scham verdammt nochmal gerade darin, dass der Mensch sich Zugriff zu der Erkenntnis der Welt der Differenzen erschlichen hat ohne die entsprechenden Zeitschriften, welche zeigen, wie man nun damit etwas fürs Leben anfangen kann. So redet man sich FKK schön als Urlaub vom Stress permanenter Blosstellungsgefahr durch die lästige Kleidung, die dauernd verrät, wer ich bin.

Nach Ansicht von Typ B pervertiert Typ A damit das biblische Konzept geradezu, das elementare Unterschiedenheit und Verschiedenheit diagnostiziert und zugleich sozial auffängt, - eben durch "die Sprache der Mode"[8], wie sie z.B. Toni Gard zitiert: "Es ist nur ein Stück Stoff. Aber es kann sprechen. Es sagt: Guten Tag. Ich möchte ihre Tochter abholen. Für immer." Oder: "Es sagt: Du hast mich verlassen. Mein Herz ist leer. Es sagt: endlich Raum für Neues. Für mich." (Toni Gard-Werbung). Niemand kann aus seiner Haut. Wie gut, dass es die zweite gibt. Andererseits kann es noch nicht als Garantie auf Weltfrieden gelten, wenn alle den gleichen Meisterklasseschuhmacher haben. Während des Irak-Krieges machte die Nachricht Runde, dass Georg W. Bush und Saddam Hussein den gleichen Schuhmacher haben (Vito Artioli in Mailand). Zu Friedensschritten hat das zwar nicht geführt, und es ist somit erwiesen, dass auch Schuhe lügen können[9]. Aber Gesprächs-Stoff, also soziale und kommunikative Polster bietet Mode schon. Manchmal auch unfreiwillig: so haben wir uns als Gäste der Neukirchener Mission noch bis in die Nacht über "Garderobe" unterhalten, angeregt durch ein Schild im Foyer, auf dem es heißt: "Bitte achten Sie auf Ihre Garderobe!" Offensichtlich bemüht, so etwas Profanes wie Diebstahl und Haftungsausschluss vom frommen Hause fernzuhalten, war man unbemerkt auf das nicht weniger heikle Feld der Mode geraten.

Während der konventionell Uniformierte und der scham-lose Nudist unter einem arg arglosen und betont lockeren Natürlichkeitsphantasma (nicht selten als nostalgische Verklärung sozialistischer Relikte) mit den Hüllen zugleich auch die Kleidersprache fallen lassen, tauscht Gott wegen Sündenfall die provisorisch und lieblos zusammengestückelten Fetzen (Feigenblatt) durch die haute couture auf den Leib geschnittener, maßgeschneiderten Kürschnerkunst: "Und Gott der Herr machte dem Menschen und seinem Weibe Röcke von Fell und legte sie ihnen um" (Gen 3,21), was übrigens eine bibelkundlich einzigartige Stelle ist.[10]

Der Zusammenhang der Leder- und Fellbekleidung mit der Tötung von Tieren und daher mit dem Opfer ist theologisch entscheidend. "In principio" sagt die Urgeschichte damit nämlich: das ist der modus vivendi (engl.= Mode) für den gesegneten Modetyp B. Der Kontamination mit Sund alias Grundschaden kann und muss er sich nicht durch ökologisch saubere Textilien ("Feigenblätter", Kunstpelz, "nicht nur sauber, porentief rein") entziehen. Das bedeutet weder ein Kokettieren mit unhygienischen Verhältnissen noch ein Freibrief zur Ausrottung von Tierarten. Aber es ist eine Absage an den Wahn, sich irgendwie mit Unschuld bekleiden zu können. Genau darauf spielt eine hessische Textilfirma für "konsequent natürliche Kleidung" an in ihrer Werbung mit dem zugegebenermaßen genialen Slogan "Vom Leben angezogen"[11]. Einmal stürmten Pelzgegner den Laufsteg bei Jean-Paul Gaultier, da sich Pelz- und Lederartikel in der Kollektion befanden. Er hatte vorher von der geplanten Protestaktion erfahren und die Ordner mit großen Pelzdecken ausgestattet. Als die Aktivisten dann auf den Laufsteg sprangen, wurden sie in diese Decken gehüllt und hinausbegleitet.

"Der moderne Mensch verbindet seine Kleidungsbegierden mit tief reichenden Träumen."[12] Darum ist Mode immer preiswert: der Preis setzt sich zusammen aus Materialwert und Image. Der Endverbraucherpreis - der auch die Kosten für Marketing und Produktentwicklung enthält - liegt ca. zehnmal über dem reinen Fabrikpreis. Ein Albtraum ist das Sündenseltsame, dass wir uns vor Gott schämen müssen. Das Modelabel René Lezard spielt damit: "Ziehen sie sich immer gut an. Denn der Herr sieht alles." Theologisch ist zu kommentieren: "Keine Angst. Lass dich nicht bange machen. Sie haben recht. Aber du brauchst nicht nur bei René Lezard zu kaufen." Stell dir vor, Gott lässt uns nicht nackt und allein in Sonne und Regen stehen. Stell dir vor, du bist nackt, und Gott sagt: "Adam, wo bist du? Gehe hin und kaufe dir was Schönes anzuziehen." Jacques Lacan fasst nüchtern zusammen: "Es gibt nunmehr die Sünde ... und der Mensch findet seine Bahn nicht mehr auf dem Wege der Wiedererinnerung, sondern auf dem der Wiederholung"[13], also auf dem Laufsteg als wiederholte Gestaltung der feinen Unterschiede. Weshalb übrigens Unisex-Mode theologisch nicht zu begrüßen ist, wie Sören Kierkegaard einem Freund schrieb: "Ich erinnere mich, einmal über die Emanzipation der Frau einen nicht unwitzigen Spott gelesen zu haben. Der Verfasser hielt sich besonders bei der Kleidertracht auf und meinte, diese müsse alsdann die gleiche sein für Männer und Frauen. Denk dir diese Scheußlichkeit." Über Travestie dagegen ließe sich theologisch sehr wohl nachdenken. Auf jeden Fall sieht es zwar so aus, als trügen wir die Kleider. Aber in Wahrheit tragen sie uns, was Lacan überraschend am Beispiel von Kutte und Mönch illustrierte: "Das Wesentlich am Menschen ist sein Aufputz ... Die Kutte liebt den Mönch, denn dadurch sind sie eins. Anders gesagt, was unter der Kutte ist und was wir den Körper nennen, das ist vielleicht nur dieser Rest, den ich das Objekt a nenne."[14] Luther sprach vom Körper als einem "alten Madensack".

Die Diagnose "Sünde", "Sund" (got.: sundi / sunia / sundja = Notstand des Seins) bedeutet: in der Welt ist der Wurm drin wie im Paradiesapfel. Das Leben hat einen Grundschaden (S. Kierkegaard), eine "große Störung" (K. Barth), einen "Riss" (J. Lacan), und wir versuchen instinktiv-reflexartig, dies zu verdecken. Aber Gott dreht das negative Vorzeichen um und sagt (wie Luther an Melanchthon): "Pecca fortiter, sed fortius fide!" Sündige tapfer, aber glaube tapferer! Kann denn Mode also Sünde sein? Die theologische Antwort lautet Ja: Umkleide und Stoffwechsel in Fülle und Hülle, und zwar getrost und gelassen. Das wäre die theologische Version von Fashion Theory, dass der jeweils letzte und neuste Schrei die kultivierte Variante des einen schamerfüllten Schreckschreies ist. Dass es Christenmenschen eigentlich nicht gezieme, sich schick zu machen, ist also eine Irrlehre. Als getroste und gelassene "Fashion Victims" brauchen sie sich nicht als eine Art selbstauferlegter Buße geschmacklos kleiden, sondern können ruhig ziemlich schick sein, und das nicht nur sonntags. Sie lassen sich nicht knechten durch Modediktat, sondern folgen und setzen Modetrends. Otto ... finden sie blöd, wo es heißt: "Mode gibt's doch überall. Ich will Trends, die wirklich angesagt sind." Angesagt ist: Gott höchstpersönlich hat den textilen sozialen Möglichkeits- und Gestaltungsspielraum eröffnet. Leute machen Kleider, weil Gott es so gemacht hat und gemacht hat, dass Kleider Leute machen: Theologie, die aus der Mode kommen kann. Roland Barthes liegt darum theologisch völlig richtig, Mode zu den "großen seelischen Nahrungsmitteln"[15] zu zählen. Das "Sorget nicht" der Bergpredigt, wo Jesus auf die Lilien verweist (es heißt dort, sie seien "schöner gekleidet als Salomo in aller seiner Herrlichkeit", Matthäus 6, 28+29), ist also kein Abgesang auf die Modebranche, sondern kann im Gegenteil als Ode an die Mode verstanden werden. Wer schön sein will, kann Mode ein wenig leiden.

Intellektuelle stylen sich oft als Kleiderständer für grassierende Theoriemoden. An einer Hamburger Schule wurden 1998 im Rahmen eines Projektes die bekleideten Unterkörper des Lehrerkollegiums fotografisch dokumentiert. Es wurde u.a. untersucht, ob sich eine "Spätprotesthaltung" gegen Konfektionskleidung feststellen lässt. Auch ohne das Ergebnis zu verraten gilt: "Mit der Mode gehen" ist ein "Konformismus der Abweichung"[16], ist ein Bekenntnis zur Abweichung, somit Bekennermut und darum unmodischer Selbstverleugnung, die sich mit den Labels "praktisch", "billig" und "bequem" be- und verkleidet, ethisch vorzuziehen. Nicht nur in Jeans rumzulaufen, dazu bedarf es (Selbst)Kompetenz und Mut. Fashion is confession, nicht nur Konfektion. Mode macht spürbar sichtbar, "dass wir unsere Identitätsphantasmen vom ganzen Mann und der echten Frau oder vom einmaligen, mit sich ganz identischen Individuum knapp, aber umso schlagender verfehlen. In diesem durch die Mode sichtbar werdenden Spalt liegt ihr ganzer, leicht spöttischer Charme."[17] In einem Sommerloch gingen Mahnungen an Lehrer und Lehrerinnen durch die Presse, mehr auf ihre Kleidung zu achten. Leider war dies jedoch nicht etwa die Morgendämmerung eines formgebenden und mit den Formen spielenden Modebewusstseins, sondern die alte Masche, diese knappen Verfehlungen bitte wieder besser dadurch zu verhüllen, dass wenigstens die Form und Konvention gewahrt bleibt und nicht verwahrlost. Die regelmäßig wiederkehrenden Rufe nach einheitlicher Schultracht ignorieren, dass an deutschen Schulen längst ein Anti-Dress-Code herrscht. Alle tragen Turnschuhe, Jeans und T- oder Sweat-Shirt. In diesem eingeschränkten Gestaltungsbereich bleibt praktisch nur noch die Gestaltungsalternative Markenprodukt oder No-Name-Produkt, was direkt vom Einkommen der Eltern abhängig ist. Anstatt nun gestalterische Diversifikation zu fördern und Bewegung in die Markendominanz zu bringen fordert man Einheitskleidung und ignoriert, dass die Uniform einen Höchstgrad an Styling darstellt. "Inscene yourself" (Karstadt): Die Schüler und Schülerinnen finden sich total schick, sie finden diesen Aufzug total toll, das macht was her. Dass dadurch eine Gleichmacherei bewirkt werden könnte, ist jedoch eine große Illusion. Im Gegenteil: die Unterschiede treten umso deutlicher zutage.

Adorno, der partout nicht wie ein Theologe aussehen wollte, verwies auf das "Doppelverhältnis" von Kunst zur Mode": "Mode ist das permanente Eingeständnis der Kunst, dass sie nicht ist, was sie zu sein vorgibt und was sie ihrer Idee nach sein muss. Als indiskreter Verräter ist sie ebenso verhasst wie im Betrieb mächtig ... Von der Kunst lässt Mode sich nicht derartig säuberlich abheben, wie es der bürgerlichen Kunstreligion genehm wäre ... Kunst muss, will sie nicht sich ausverkaufen, der Mode widerstehen, aber auch sie innervieren, um nicht gegen den Weltlauf, ihren eigenen Sachgehalt, sich blind zu machen ... Durch Mode schläft Kunst mit dem, was sie sich versagen muss und zieht daraus Kräfte, die unter der Versagung, ohne die sie doch nicht wäre, verkümmern. Kunst, als Schein, ist Kleid eines unsichtbaren Körpers. So ist Mode Kleid als Absolutes."[18]

Zum Ende hin und unter positivem Vorzeichen ist auch ans Ausziehen und an den Auszug zu denken: "Nun, so spricht der Herr: Achtet doch darauf, wie es euch geht: ihr kleidet euch und könnt euch doch nicht erwärmen; achtet doch darauf, wie es euch geht!" (Haggai 1,5-7). Mode macht Zeit nicht zum Accessoire. Mode ist Schnittstelle von Gefälligkeit und Hinfälligkeit. Nicht wenig erstaunt entdeckte ich in Bild der Frau ein Abendlied von Paul Gerhardt, wo es in der vierten Strophe heißt: "Der Leib, der eilt zur Ruhe, legt ab das Kleid und Schuhe, das Bild der Sterblichkeit." Die jungen Leute in der H&M-Werbung haben erstaunlich viel Ahnung davon. Sie, die gemeinhin als "konsumgeil", "oberflächlich" und "labelhörig" beschimpft werden und denen andauernd irgendjemand an die Wäsche will (nicht zuletzt Religionsvertreter), können sich etwas schämen, musizieren in Unterwäsche munter drauflos und zwinkern uns zu: "It's only fashion."

Anmerkungen
  1. Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland (Hg.), Jugend, Kleidung, Mode. Eine Arbeitshilfe für die Jugendarbeit, Köln 1997, 11.
  2. R. Bohren, Dass Gott schön werde. Praktische Theologie als theologische Ästhetik, München 1975, 100.
  3. H. Martenstein in: Die Zeit Nr. 25 vom 12. Juni 2003, 48.
  4. E. Drewermann, Strukturen des Bösen. Die jahwistische Urgeschichte in exegetischer, psychoanalytischer und philosophischer Sicht, 3 Bände, Paderborn 1988, Band 1, S. XXI-XXVI.
  5. Zum Zusammenhang zwischen Schurz, Schürze und Schürzenjägern gäbe es viel zu bedenken: Wenn die Garderobe einer Frau die Visitenkarte des Mannes ist, welcher Ausweis ist dann die Garderobe des Mannes?
  6. Es gibt auch die teurere Variante von "praktisch, pflegeleicht und bequem", auf die viele ausweichen, wenn das erste selbstverdiente Geld auf dem Konto ist. Bedient wird dies durch Labels wie Fjäll Raven, Jack Wolfskin, Schöffel oder Salewa, - sauteure High-Tech - Klamotten, pflegeleichter Kunststoff statt feinem Tuch, mit denen man gegen die Unbill des Lebens gepampert ist. Salewa: "Passe dein Outfit immer den Schönheiten der Natur an." "Die beste Garantie für mehr Schutz, mehr Sicherheit und mehr Abenteuer", - eine wahrlich abenteuerliche Kombination. Jack Wolfskin spielt auch aufs verlorene Paradies an: "Draußen zu Hause". Und ACG (All Conditions Gear, das Outdoor-Label von Nike) wirbt klipp und klar mit einer Überlebensbibel, Morsealphabet inklusive: "Wenn der Gegner das Unbekannte ist, ist eine perfekte Leistung nicht Luxus, sondern eine Notwendigkeit ... wenn du richtig angezogen bist, kann schlechtes Wetter einen Heidenspaß machen."
  7. Der Fotograf Helmut Newton hat dies meisterhaft inszeniert: großformatige Bilder von großen, starken, stehenden, selbstbewussten nackten Frauen, die direkt in die Kamera blicken.
  8. R. Barthes, Die Sprache der Mode, 1985.
  9. Vgl. dazu Kathryn Eisman, Schuhe lügen nicht, New York 2003.
  10. Klaus Westermann schreibt in seinem Bibelkommentar: "Es ist bisher kaum beachtet worden, dass das Verb, das bislang nur vom Schaffen Gottes gebraucht wurde, hier - und nur an dieser Stelle im AT - von einem handwerklichen Tun Gottes gebraucht wird: einem Anfertigen aus vorhandenem Material. Das ist höchst auffällig (sehr anthropomorphisch) ... Ein fürsorgendes Handeln am Menschen ist das Letzte, was vom Wirken des Schöpfers an seinem Geschöpf vor der Vertreibung aus dem Garten berichtet wird. Eben das primitive, anthropomorphe Reden bringt diese Fürsorge wunderbar zum Ausdruck."
  11. Bei C&A heißt das etwas weniger elegant "Mode zum Leben".
  12. W. Schömel, in: Postmoderne. Eine Bilanz (Merkur Heft 9/10, 52. Jg. 1998).
  13. J. Lacan, Das Ich in der Theorie Freuds und in der Technik der Psychoanalyse, Weinheim 1980, 116.
  14. J. Lacan, Encore, Weinheim 1986, 11.
  15. R. Barthes, Das semiologische Abenteuer, Frankfurt 1988, 185/186.
  16. Vgl. dazu N. Bolz, Die Konformisten des Andersseins, München 2001: "In einem über Jahrzehnte stabilen Selbstmissverständnis haben sich die kritischen Bewusstseine für 'anders' gehalten, d. h. für unbestechlich durch die Lockungen des Konsums und immun gegen den Zeitgeist. Doch auch sie sind, nicht anders (!) als die von ihnen verachteten Modelackaffen, Konformisten des Andersseins. Man erkennt das, wenn man beobachtet, wie affirmativ die Kritiker mit der Unterscheidung affirmativ kritisch hantieren."
  17. B. Vinken, Kann denn Mode Sünde sein? In: EvKomm 7 (1998) 387.
  18. Th. W. Adorno, Ästhetische Theorie, Frankfurt 1970, 468/469.

© Bernd Beuscher 2004
Magazin für Theologie und Ästhetik 31/2004
https://www.theomag.de/31/bb2.htm