Glossolalie des Digitalen

Ein unvollendeter Essay als Rezension

Andreas Mertin

Bayreuther, Rainer (2023): Der digitale Gott. Glauben unter technologischen Bedingungen. München: Claudius.

[Verlagswerbung] Waren die Apostel nicht die Vorläufer der heutigen Influencer? Hätten die ersten Christen das Teilen ihrer Güter heute nicht über eine Sharing-Plattform organisiert? Und wenn Jesus Worte des Heilens sprach, die unmittelbar Wirklichkeit wurden, gleicht das nicht dem Programmcode von Computern, in dem Aussage und Umsetzung in eins fallen? Rainer Bayreuther geht dem Zusammenhang von christlicher Frömmigkeit und Informationstechnologie nach. Dabei spannt er einen weiten Bogen vom Feuerraub des Prometheus über die archaischen Religionen an Euphrat und Nil zur christlichen Mystik und bis zu den aktuellen digitalen Segens- und Kirchenmusikmaschinen. Ein leidenschaftliches Plädoyer für digitalen Fortschritt in der Kirche. [/Verlagswerbung]


Ist Paulus in der Antike also das Analogon zu Cathy Hummels in der Gegenwart? Verwies auch er seine Kunden und Follower immer auf lukrative Geschäftsverbindungen, die ihm die Taschen füllten? Stolzierte er in seiner Zeit über den Areopag in Athen wie Kim Kardashian über die Zinnen von Florenz? Verkündete er das Himmelreich wie Bianca Claßen ihren Beauty Palace?

Ja, dieser Meinung waren vermutlich zumindest die Anhänger der Artemis von Ephesos, für sie war Paulus schlicht ein Rattenfänger. Dieser hätte es dagegen eher umgekehrt gesehen, dass nämlich die drei vorgenannten Influencerinnen der vielbrüstigen Artemis Ephesia zuzuordnen sind, die durch die christliche Lehre zu bekämpfen sei. Das ist das Problem aller vorschnellen Analogiebildungen, dass man einerseits ein hippes Phänomen der Gegenwart aufgreifen und sprachlich beerben will, spätestens dann aber zusammenzuckt, wenn man die Konsequenzen dieses Vergleichs durchdenkt.

Warum sollten frühe Christen, die in überschaubaren Gemeindeeinheiten gelebt haben, ihre Ökonomie kompliziert über Sharing-Plattformen organisieren, wo es doch der wöchentliche Small Talk im Sinne der Face-to-Face-Kommunikation auch getan hätte? Und wenn Jesu Worte als Programmcodes zu interpretieren sind, warum sollte man ihm dann folgen? Weil man auch dem Programmcode eines eingeschleusten Virus folgt? Man muss doch immer auch die Frage stellen, welchem Programmcode man folgt, denn ein solcher ist nicht an sich schon gut. Nicht einmal wirksam ist er automatisch, das zeigt uns das Betriebssystem Windows fast jeden Tag. Und dann ist es noch ein Unterschied, ob der Code Open Source oder proprietär ist – ohne mich gleich festzulegen, was Jesus da eigentlich in die Welt gesetzt hat. Schleiermacher hätte es wohl eher als Open Source aufgefasst, Karl Barth als proprietäres Programm. Ob aber tatsächlich Jesu heilsame Worte als unmittelbar wirksamer Programmcode zu interpretieren sind, bezweifle ich stark, das scheint mir doch eher sehr viel spätere Gemeindedeutung zu sein. Mit Gerhard Ebeling würde ich da sagen: „Schon die Tatsache, dass zu Jesu Lebzeiten wenige, nach seiner Himmelfahrt dagegen unendlich viele glaubten, spricht gegen einen angeblichen Vorteil unmittelbarer Gleichzeitigkeit“[1] – oder sagen wir hier: unmittelbarer Wirksamkeit im größeren Kreis.

Und so stelle ich fest, noch bevor ich das Buch aufgeschlagen, sondern nur den Beipackzettel des Verlages überflogen habe: weder halte ich Paulus für einen antiken Influencer, noch die frühen Christen für Sharing-Plattform-Enthusiasten, und schon gar nicht funktioniert Gottes Sohn wie ein Programmcode. Wenige Sätze eines Textes, der doch ein Buch bewerben und für sich einnehmen will, und schon so viele kritische Fragen.

Und es wird nicht besser. Gleich das Vorwort eröffnet mit einem Lob der göttlichen Spiele im Schwarzwald, wie Martin Heidegger es nicht besser hätte schreiben und Theodor W. Adorno kaum trefflicher im „Jargon der Eigentlichkeit“[2] hätte karikieren können. Heidegger lebte ja auch nur 39 Kilometer westlich von Saig, wo Rainer Bayreuther nun die neue Spielwiese Gottes verortet. Und wenn Heidegger von Meßkirch, seinem Heimatdorf, nach Todtnauberg fuhr, kam er immer an Saig vorbei, nur hatte er kein Laptop dabei.

„Auf der Bühne der südliche Schwarzwald, je nach Licht und Bewuchs in allen Grüntönen tönend. Als Kulisse die Alpenkette von den Churfirsten bis zum Pizol, vorhin klarer, jetzt verblasst. Aber auch die Ränge spielen mit: Auf ihnen grast Vieh, Fahrzeuge ziehen ihre Bahn.[3] Die Dorfkirche sondert das Vesperläuten ab,[4] und jetzt erst fällt mir auf, wie exakt mittig auf der Halbschale sie positioniert ist. Ich, auf dem obersten Rang sitzend, die Beine im Gras, das Laptop auf den Beinen.[5] Neben mir Ameisen auf ihrem Hügel und Hummeln in den Preisel­beeren. Wer ist hier Akteur, wer Zuschauer? Vor allem, welches Stück welches Autors wird gespielt? Dieser Essay behauptet, Gott spielt sein Stück, das ihn selber zum Inhalt hat.“ [7]

Und man ahnt es schon – Gottes Stück trägt völlig überraschenderweise nicht Titel wie Dachau, Auschwitz-Birkenau, Mauthausen, Bergen-Belsen, Theresienstadt, Hiroshima oder Nagasaki, nein, dahin verirrt sich dieser im Schwarzwald in den Idyllen der Natur und unter den Vesperklängen der Dorfkirche sich selbst spielende Gott des Jahres 2023 nicht, das hat er längst schon wieder vergessen und davon blieb er unberührt.

Ebenso wie der Autor mit dem Laptop auf den Beinen im obersten Rang, der Gottes Spiel verfolgt und (s)ein neues Evangelium schreibt, das da lautet: Vom digitalen Fortschritt. „Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.“ Einschließlich dieser ganzen schönen digitalen Welt, die den Menschen befreit und knechtet wie kaum eine andere Erfindung in der Geschichte der Menschheit – von der Atomtechnologie einmal abgesehen. Und man kann eine Eulogie des Digitalen schreiben während wenige Kilometer ostwärts die Aufklärungsflugzeuge beider Seiten vollgestopft mit Computertechnologie den Untergang der Menschheit simulieren: WarGames, ein göttliches Spiel mit dem Ich bin der Ich bin als Akteur.

Screenshot WarGames – Kriegsspiele, US-Film 1983

Aber wieso platziert sich der Autor eigentlich in seiner literarischen Stilisierung gleich im obersten Rang? Nur weil er auf einer Höhe sitzt? Hat Gott nach Martin Luthers Magnificat-Auslegung nicht empfohlen, sich nicht mehr der Höhe, sondern konsequent der Tiefe zuzuwenden?

„Das erfahren wir täglich, wie jedermann nur über sich, zur Ehre, zur Gewalt, zum Reichtum, zur Kunst, zu gutem Leben und allem, was groß und hoch ist, sich bemüht. Und wo solche Leute sind, denen hängt jedermann an, da läuft man hinzu, da dient man gern, da will jedermann sein und der Höhe teilhaftig werden ... Wiederum in die Tiefe will niemand sehen. Wo Armut, Schmach, Not, Jammer und Angst ist, da wendet jedermann die Augen ab. Und wo solche Leute sind, da läuft jedermann davon, da flieht, da scheut, da lässt man sie und denkt niemand, ihnen zu helfen, beizustehen und zu machen, dass sie auch etwas sind“.[6]

Genau das ist unser Problem. Wohin blicken wir, wenn wir über die Zukunft der Kirche sprechen, welche und wessen Not wollen wir wenden? Geht es nur um die Not einer immer weiter schrumpfenden Kirche? Oder ist es die Not der Mittelklasse, die moderne, göttliche Kommunikationswege wünscht? Vielleicht ist es aber doch nur die Not der um Wachstum bemühten IT-Industrie, der man willfährig ist? Man liest etwas von neuen Zielgruppen, die notwendigerweise erschlossen werden müssten. Offenkundig geht es nicht um das Seelenheil oder die Not der Menschen. Welch antiquierte Idee wäre das auch, da ist man heute weiter (über den Abgrund hinaus). Ist uns die „Antiquiertheit des Menschen“[7] angesichts der Entwicklung überhaupt bewusst? Was passiert, wenn der Mensch zum bloßen „Objekthirten“ der Apparate wird, während er noch meint, in den oberen Rängen zu sitzen und das Spiel zu genießen? Und dieses dann auch noch als Gottes Spiel ansieht? Man wird ja noch mal fragen dürfen, bevor die Technologiegiganten als neue Götter im Olymp angebetet werden. Und das ist angesichts des Folgenden auch notwendig.

„Seit rund 90 Jahren gibt es Maschinen, die Informationsflüsse ver- und bearbeiten können, seit rund 30 Jahren sind sie als Personal Computer in jedermanns Hand. Die Objekte nehmen sich selber in die Hand. Das ist ein schlechterdings göttlicher Moment. Ihn versuche ich in drei Kapiteln zu denken: 1. ausgehend von aktuellen Diagnosen des Christentums in der digitalen Transformation, 2. in einer Analyse der Göttlichkeit des Code, nach dem Rechenmaschinen arbeiten, 3. in der Digitalisierung der christlichen Frömmigkeitspraktiken.“ [8]

Man holt raus, was man reinsteckt. Und das gilt hier in mehrfacher Hinsicht. Zum Ersten: Das göttliche Moment ist eine religiöse Bezeichnung, die in den Dingen entdeckt, was sie zuvor in sie investiert hat: eben das Element des Göttlichen. Da bin ich ehrlich gesagt viel säkularer.

Zum Zweiten: Wenn die Objekte sich selber in die Hand nehmen, muss jemand anderes sie vorher in der Hand gehabt haben: also der Mensch. Darum geht es: die Maschinen, die sich vom Menschen emanzipieren. Was für eine schöne post-humanistische Aussicht.[8] Denn zumindest war historisch das Ergebnis der Emanzipation in der Regel die Abschaffung nicht nur des vorherigen Zustands, sondern auch der vorherigen Herrschaft(en).

Zum Dritten ist aber auch die Emanzipation der Maschinenobjekte bereits in den Konstruktionen der alten Herren angelegt. Die Maschinen bringen hervor, was Programmierer entworfen haben, auch wenn diese wohl nicht die bitteren Konsequenzen überblickt haben. Da sind wir mitten in Goethes Zauberlehrling, dessen Kern die Wikipedia so zusammenfasst: „Der Zauberlehrling ist alleine und probiert einen Zauberspruch seines Meisters aus. Er verwandelt mittels Zauberspruch einen Besen in einen Knecht, der Wasser schleppen muss. Anfänglich ist der Zauberlehrling stolz auf sein Können, doch bald merkt er, wie er der Situation nicht mehr gewachsen ist.“[9]

Zum Vierten: Sollte mit der Emanzipation auf jenen ersten Schritt angespielt werden, in dem der Mensch die Verantwortung für sich selbst übernimmt, so sei doch wenigstens vorsichtig darauf hingewiesen, dass dies der Moment des sogenannten Sündenfalls ist, in dem der Mensch sich Gott widersetzt. Also kein göttlicher Moment, sondern ein durch und durch menschlicher und damit über sich selbst und den Fortschritt im Irrtum befindlicher. Und der Mensch wurde dadurch, anders als prophezeit, auch nicht zum Gott, sondern zum Wolf: homo homini lupus. Und das ist zum Weinen - wie Masaccio richtig zeigt.

Auf die angekündigte Digitalisierung der christlichen Frömmigkeitspraktik freue ich mich schon seit langem: wenn ich nicht mehr in den Gottesdienst gehe, nicht mehr bete, nicht mehr die Schriften lese – weil all dies Avatare für mich übernehmen. "Wenn alles nach Plan läuft, ist kein Mensch zu sehen."[10] Avatare hören sich völlig autonom die elektronische Kirchenmusik ihrer elektronischen Geschwister an: ASLSP (As slow as possible). Und der Mensch wird zum Wesen, das der Erlösung nicht mehr bedarf. Das alles können ihm göttliche Codes abnehmen. Die post-humanistische Kirche wird eine perfekte Kirche sein. Davon träumen zumindest Androide, die von elektro-enthusiastischen Schafen inspiriert wurden.[11] The Last Church of Cyberspace.

Intermezzo: Donny the Drone

Von der Vergöttlichung der Maschine handelt auch der vielfach ausgezeichnete Kurzfilm „Donny the Drone“ aus dem Jahr 2017. Die Handlung ist schnell erzählt: Eine Vermessungsdrohne stürzt ab, als sie mit einem Adler (also mit der Natur) kollidiert. Nach einer gewissen Zeit der Inaktivität gibt es einen Reboot, sie bekommt Gefühle und beschließt, den Menschen zu helfen, sie – wie Mose – in die Freiheit zu führen. Sie beginnt das Leid der Erde und der Menschen zu kartografieren – und nicht mehr bloß Landschaften, was ihr eigentlicher Programmauftrag war. Schließlich wird sie von der Presse zur Person of the Year gekürt. Bei der Preisverleihung offenbart sie ihre Pläne – die vollständige Unterwerfung der Menschheit, weil diese sich als unfähig erwiesen habe, die Zukunft zu gestalten. Zu diesem Zweck hat sie sich mit den wahren Influencern verbündet: den Managern der Technologie-Konzerne, den Eliten des Kapitals:

Ich bin hier, um euch an die Hand zu nehmen(!) und euch in ein gelobtes Land zu führen, an einen Ort, an dem ihr nicht definiert seid durch Rasse oder Religion, wo ihr nicht gerichtet werdet wie eure Großeltern. Ihr müsst nur bereit sein, mich und meinesgleichen zu akzeptieren als Freunde und nicht als Feinde … In den letzten sechs Monaten habe ich ein allmächtiges (!) globales Team von gleichgesinnten Weltführern und elitären Geschäftsleuten zusammengestellt, und gemeinsam haben wir uns für die kommenden Jahre einige große Ideen ausgedacht. Wir werden einen noch nie dagewesenen Wandel erleben, rückwärts gerichtete Regime werden gestürzt, Religionen werden aufgelöst, sogar manche Länder werden bald nicht mehr existieren. Wir werden diejenigen an die Macht bringen, die es verdienen, zu führen. Es wird nichts weniger als eine weltweite Revolution sein, die Freiheit wird siegen. Ich bin nur ein Einzelner, aber zusammen mit meinen Brüdern und Schwestern können wir die Kontrolle über diese chaotische Welt übernehmen

Ehrlich gesagt beschreibt das, was ich in nuce von der Vergöttlichung der Maschinen halte, wenn wir sie emphatisch als göttliches Fluidum betrachten. Die Volksrepublik China macht uns im Augenblick vor, was es heißt, wenn Maschinen im Dienst der Herrschenden die Kontrolle übernehmen. Dagegen bin ich ein Maschinenstürmer, wie der Aktivist am Ende des Films, der die Drohne zerstört, auch wenn es, wie der Film vermuten lässt, vergeblich sein wird.


Das chinesische Überwachungs- und Verhaltenskontrollsystem

Wir hatten ein solches System „göttlicher“ Kontrolle schon einmal, damals im Dienst einer reformatorischen Kirche, die in Genf Buch führte, wer wie oft den Gottesdienst besuchte oder unentschuldigt fehlte. Oder wer sich sexueller Verfehlungen schuldig machte, weil sich die Sittenpolizei jederzeit Zugang zum Schlafzimmer verschaffen konnte. Die heutige Maschinenwelt hat es da viel leichter, auch wenn Gottesdienstbesuch oder sexuelles Verhalten nicht mehr auf der Kontrollliste steht. Alexa übernehmen Sie! Die „Dialektik der Aufklärung“[12] zeigt uns, dass dort, wo Maschinen etwas erfassen können, dies auch getan wird – und sei es die Erfassung der Juden durch IBM zur lückenlosen Vernichtung in den Konzentrationslagern.[13] Nicht umsonst stand in fast jedem dieser Lager eine derartige Maschine. Für die Nationalsozialisten ist damals mit diesem „göttlichen Code“ ein Traum in Erfüllung gegangen. Sie mussten ihn nur noch ausführen. Göttlich ist das Momentum der Maschinen nur im Negativen wie Günther Anders schreibt:

„Erstens, dass wir uns mit Hilfe der von uns selbst geschaffenen Geräte … göttergleich, sogar gottgleich, gemacht haben. Zwar ‚gottgleich‘ nur im negativen Sinne, denn von einer ‚creatio ex nihilo‘ kann natürlich keine Rede sein; wohl aber davon, dass wir nun einer totalen ‚reductio ad nihil‘ fähig sind, dass wir als Zerstörende wirklich omnipotent geworden sind. Denn als ‚Allmacht‘ dürfen wir es ja wirklich bezeichnen, dass wir (oder richtiger: unsere ‚Besenstiele‘: die von uns gerufenen Geräte) die gesamte Menschheit und Menschenwelt auslöschen können; dass wir unser gesamtes Gewesensein von Adam an, unsere Vergangenheit annihilieren können; und dass wir fähig sind, das schauerliche ‚zweite Futurum‘ Salomonis ‚wir werden gewesen sein‘ durch das zukunftlose Futur ‚wir werden nicht gewesen sein‘ noch zu übertrumpfen.“[14]

Genau das ist es, was auf dem Spiel steht. Und es ist nun wahrlich kein idyllisches Spiel im Schwarzwald, es ist das Spiel, das menschengeschaffene Maschinen spielen können.

Gott im digitalen Vorwärtsgang

Die Verklärung einer ecclesia militans zur zumindest potenziellen ecclesia triumphans – das scheint mir der implizite und darin durchaus katholische Kern des ersten Kapitels im Buch von Bayreuther zu sein. Schon die lyrisierende Einleitung schildert uns ja die Möglichkeit des Gedankens, sich in der unmittelbaren Anschauung Gottes zu befinden. Die Geschichte der christlichen Kirche wird implizit als Erfolgsgeschichte verklärt und die Durchsetzungsgeschichte als Zeichen Gottes gedeutet: das Himmelreich ist nahegekommen. Und mit ein paar Glasfaserkabeln kann es uns noch näherkommen. Zumindest verspricht Bayreuther uns das:

Im Lauf der zweitausend Jahre ist uns das Christentum so nahegerückt, dass man von einem Kommen nicht mehr reden kann. Aus dem Wanderprediger Jesus aus Nazareth wurde der Weltenherrscher Christus. Aus der Handvoll Jünger am See Genezareth wurde die Una sancta catholica et apostolica … Der Befehl, die Christusbotschaft in alle Welt zu missionieren, wörtlich also zu schicken, zu senden, zu melden, durchzuleiten, ist erfüllt, in jedem Winkel unseres endlichen Planeten ist sie heute verfügbar. Sicherlich sind noch nicht in alle Erdenwinkel Glasfaserkabel verlegt worden, aber das ist nur eine Frage der Zeit. [9f.]


Die Streitende und Triumphierende Kirche von Andrea di Bonaiuto, um 1365

Der Weltenherrscher kam nun freilich erst an die Kirchenapsis, als das Christentum zur Staatsreligion geworden war und seinen Verdrängungs- und Vernichtungsfeldzug gegen Andersdenkende bereits begonnen hatte. Die mit der Inquisition beauftragten Dominikaner haben es ein Jahrtausend später in der Spanischen Kapelle von Santa Maria Novella in Florenz visuell gefeiert.

Bayreuther behauptet, um sein Anliegen stark zu machen, dass die Erfolgsgeschichte des Christentums immer auch vom Einsatz von Medien abhängt. Das ist eine beliebte Propagandaerzählung der Medienenthusiasten, aber sie wird durch ihre permanente Wiederholung nicht wahrer. Nur weil der unermüdliche Face-to-Face-Kommunikator Paulus auch das römische Postsystem nutzte,[15] wird seine Botschaft nicht von diesem abhängig – und auch nicht nachweisbar erfolgreicher, das ist nur eine These: Eigentlich sagt Paulus doch durchaus medienkritisch:

„Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.“ (1. Kor. 13, 12)

Dies lässt sich kaum als Medienenthusiasmus lesen. Jesus und seine Jünger haben jedenfalls nicht nächtelang darüber debattiert, mit welchen Medien sie die Frohe Botschaft unters Volk bringen, das lag ihnen völlig fern. Sie waren an leibhafter und unmittelbarer Kommunikation des damals noch nicht medial vermittelten Evangeliums interessiert.

Und auch die Reformatoren im 16. Jahrhundert waren ungleich erfolgreicher, wenn sie z.B. auf Bilder zur Veranschaulichung ihrer Botschaft verzichteten, wie Andrew Pettegree in seinem Buch über „Die Reformation und die Kultur der Überzeugung“ plausibel dargelegt hat. Sobald man kolportierten Medienmythen näher untersucht, zerbröckeln sie. Im Blick auf das so viel beschworene Medium des Bildes in der Reformationszeit schreibt Pettegree:

Wenn wir jedoch eine solche Untersuchung durchführen, stellen wir fest, dass die Behauptung der besseren Lesbarkeit von Bildern gegenüber Texten auf einer Reihe von Annahmen beruht, die kaum jemals überprüft werden. Sie lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: dass Bilder klar gesehen und daher gelesen werden können; dass diejenigen, die sie sehen, ihre Botschaften entziffern können; und dass, wenn dies nicht der Fall ist, die Bedeutung den visuellen Analphabeten von informierten "Lesern" vermittelt werden kann. Nur wenn diese Bedingungen erfüllt waren, konnten visuelle Bilder als Brücke zwischen der Botschaft und den Massen fungieren. Sie alle beruhen jedoch auf weitgehend ungeprüften Annahmen, die sich bei einer Prüfung als äußerst fragwürdig erweisen.[16]

Und ich vermute, derartige Schlussfolgerungen lassen sich nicht nur für die reformatorische Bilderkultur ziehen, sondern auch für all die anderen Medienfantasien im Verlauf der Geschichte des Christentums. Vielleicht darf man ganz kurz daran erinnern, dass der Erfolg der jüdischen Religion sich nicht zuletzt einer allgemeinen Medienaskese (und einer besonderen Medienfokussierung auf das Wort) verdankt, die sie in Abgrenzung von der Umwelt als spezifische Religion kenntlich machte? Sollte uns das nicht zu denken geben?

Erst dann, wenn man „Medium“ wirklich umfassend bestimmt, wird ein Schuh draus. Nur dass dieser Schuh dann nicht mehr einseitig zugunsten der technischen und virtuellen Medien eingesetzt werden kann. Eilert Herms hat vorgeschlagen, das Medium der Offenbarung als ‘szenische Erinnerung’ und damit auf den Menschen bezogen zu beschreiben:

„Auch der Gegenstand des christlichen Glaubens [wird] ausschließlich gegeben und mitgeteilt im Medium des Erlebens, also der unsere Erwartung prägenden szenischen Erinnerung, und das heißt, in der Sprache der Bilder“. Diese beinhaltet unser gesamtes Erleben. „Weil unser szenisches Erleben das Ganze unserer Leibhaftigkeit umfasst, hat die Erinnerung an es stets synästhetischen Charakter ... Auch rhythmische Empfindungen, Gerüche und Klänge lassen Bilder erinnerter Szenen in uns aufsteigen.“[17]

Szenische Erinnerung umfasst dabei sowohl ‘artistische Gebilde’ als auch ‘das Bild des Wortes’. Die Kirche lebt „von der Kraft und im Medium der Sprache derjenigen Bilder, die sie an jenes elementare Bild der erschienenen Wahrheit erinnern ... [und insofern] von der Kraft und im Medium der Bilder des gegenwärtigen Alltags und Weltgeschehens“.[18] Insoweit ist das Christentum durchaus medial gebunden, nur eben nicht in dem engen Sinn, der den Medienenthusiasten vorschwebt. Nicht erst die gesellschaftlichen, technischen oder elektronischen Medien machen das Christentum erfolgreich, sondern zunächst und vor allem das Medium des Wortes und daran anschließend alle Medien, die dieses in Erinnerung rufen.

Der nächste Abschnitt beginnt mit den Substitutionsakten, in denen Menschen Gott durch Maschinen zu ersetzen suchen. Es ist ja auch unangenehm mit diesem biblisch überlieferten Gott, dass man nie ganz genau weiß, ob man nun wird gesegnet ist, ob man ein gottgefälliges Leben führt oder eben nicht. Da wäre es viel einfacher, man würde eine Schulterklopfmaschine entwickeln oder einen Segensroboter, der die Zusprache vollzieht. Was für ein Glück – keine Verwerfungen mehr, keine Verurteilungen mehr, nur noch reine billige Gnade. Das hätte sich Adolf Hitler auch gewünscht, als er seine Rede in der Potsdamer Garnisonskirche 1933 mit dem Worten schloss: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Er konnte sich sicher sein, dass Gott seine Taten nicht segnete, aber bei dem unter kirchlicher Mitarbeit konstruierten Segensroboter hätte er ohne Schwierigkeiten den Segen bekommen, denn der Roboter interessiert sich nicht für den Menschen vor ihm. Und auch nach 1945 hätte der Schulterklopfroboter Hitler umstandslos auf die Schultern geklopft: Gut gemacht, mein Sohn, Du hast die Menschheit vorangebracht. Die sinnlosen Maschinen vollziehen nur die Gesten, die gesinnungslose Menschen ihnen einprogrammieren und besinnungslose Menschen von ihnen erbitten. Dass die von den Deutschen Christen tatsächlich vollzogene Segnung Adolf Hitlers strukturell dasselbe sei wie die Segnung durch den Segensroboter, glauben wohl nicht einmal diejenigen, die das propagieren. Die Schulterklopfmaschine und der Segensroboter sind menschliche Instrumentarien zur kulturindustriellen Verdummung von Mitmenschen. Sie produzieren „billige Gnade“[19] am Fließband.

Denn die Möglichkeit des bekenntnisorientierten Widerspruchs ist nicht einmal im Ansatz vorgesehen. Es sind affirmative Zurüstungen, die dazu dienen, Menschen zu befrieden. Heute erfüllen das mediale Zwischenagenturen der Boulevardpresse, aber mit den ChatGPT und anderen Bots zeichnet sich bereits ab, wie dieses Prinzip im wahrsten Sinne industrialisiert werden kann.

Die Analogien und Beispiele, die Bayreuther beschwört, tragen seine Argumentation nicht. Er verweist auf den Schulter-Klopf-Roboter und den Segensroboter. Und schreibt zur Wahrheit des letzteren:

Die Wahrheit ist viel einfacher, sie liegt bei den Usern: Man möchte sich einen Segen abholen, so faktisch und definitiv wie möglich, so definitiv wie der Erstgeburtssegen bei Jakob lag, der den Knopf des Segensroboters drückte, und nicht bei Esau, der ihn nicht drückte. [20]

Auch so kann man Geschichte umschreiben. Denn die Schilderung ist schlicht nicht wahr. Esau bittet um den Segen (Genesis 26, 31ff.), aber sein Vater muss ihm sagen, dass er um seinen Segen betrogen wurde:

„Ich … habe ihn gesegnet. Und somit ist er nun gesegnet. Als Esau die Worte seines Vaters hörte, schrie er auf, laut, erbittert, über die Maßen. Und er sagte zu seinem Vater: Du musst auch mich segnen, mein Vater! Der sagte: Dein Bruder hat Betrug begangen und hat deinen Segen weggenommen.“

Vom Segensroboter hätten dagegen beide, Jakob und Esau ihren Erstgeburtssegen bekommen, denn dieser ist für den Roboter kein exklusives oder gar spezifisches Gut. Der Segen für den Erstgeborenen hätte ihn nicht interessiert, er segnet automatisch. Dass Esau keinen Segen bekommt, liegt daran, dass der Segen des Erstgeborenen als qualifizierender Segen eben nicht zwei Mal vergeben werden kann, selbst wenn man vor dem faktischen Erstgeborenen stünde. Nun wäre einem wirklich aktuellen Segensroboter das Fehlurteil des altersblinden Isaak vielleicht nicht unterlaufen: er hätte natürlich einen Fingerabdruck oder Gesichts-Scan verlangt und die gesamte Menschheitsgeschichte wäre anders verlaufen: kein Volk Israel, kein Jesus Christus, stattdessen eine andere Ereignislinie. Aber wenn man sich die Segenskonstruktion anders als die kirchliche wünscht, warum dann nicht gleich das „I Ging“ oder ein Pendel? Auch die werden seit langer Zeit für derartige Aktionen verwendet und sind nicht so zynische Affirmationsmaschinen wie der Segens- und der Schulterklopfroboter.

Ich will es noch einmal sarkastischer sagen: seit der französischen Revolution kennen wir eine ‚Fallschwertmaschine‘, die mit ziemlicher Präzision arbeitet, quasi auf Knopfdruck Urteile fällt und in Bruchteil von Sekunden einen Menschen vom Leben in den Tod befördert. Genau so sicher, wie der Segensroboter segnet und der Schulterklopfroboter klopft. Die Guillotine ist ein verlässliches Instrument und wurde als solch humanes Instrument auch eingeführt. Nur dass wir bis heute nicht geneigt sind, das göttliche Momentum darin zu erkennen. Warum wohl nicht?

Diese Whatever is, is right Ideologie gefällt mir nicht. Nur weil wir Dinge konstruieren können, die menschliche Ritualien simulieren, sind es noch keine menschliche Ritualien. Natürlich könnten wir irgendwann[20] in unseren Kirchen auch die Kantor:innen und Orgeln durch perfekte Roboter und Maschinen ersetzen, die ganz andere Klänge in noch so kleine Dorfkirchen brächten. Die mit der Technik auch gleich ganze Orchester mitbringen würden und nicht mehr auf unzureichende menschliche Ausdrucksformen vor Ort angewiesen wären. Ein Druck auf die Fernbedienung und der Raum wird mit ‚göttlichem‘ Klang erfüllt. Wir bräuchten keine Hochschulen für Kirchenmusik mehr, denn alles, was wir brauchen, könnten künstliche Intelligenzen erledigen – einschließlich der Komposition neuer Kirchenmusik. Diese elektronischen Wesen würden die elektronischen Pfarrer:innen begleiten, und am Ende des Gottesdienstes bekäme jeder der bis dahin hoffentlich elektronischen Kirchenbesucher:innen ein Schulterklopfen der elektronischen Schulterklopf-KI. Die würde sich aber schnell für derartige Banalitäten schämen und für unterfordert halten, denn es ist eine Intelligenz, die eines ganz sicher nicht möchte: ein elektronisches Schaf sein.

Mir erschließt sich diese fast schon morbide Faszination an der Entmenschlichung ursprünglich menschenspezifischer Riten nicht. Man kann bei sportiven menschlichen Aktivitäten wie Go oder Schach ja sagen, das kann der Roboter oder die KI besser, sie schlagen jeden Menschen. Das ist nicht das Ende von Schach oder Go, aber es zeigt die Grenzen des Menschlichen auf. Nur macht das bei Segenshandlungen überhaupt keinen Sinn, weil erst die Segenshandlung ihres Sinns entleert werden muss, um dann das formale Prozedere als Gewinn verkaufen zu können. Es ist irgendwie wie der Veggie-Burger, der unbedingt Fleisch simulieren muss, statt für Eigenes zu stehen. Aber wer unbedingt einen Claqueur fürs eigene Ego braucht, soll meinetwegen Maschinen nutzen. Aber nicht umsonst stand das „Segensprechen“ durch nicht autorisierte Personen über Jahrhunderte unter schwerer Strafe.[21]

Im vorliegenden Fall geht es aber um noch mehr. Man will nicht die Simulation der menschlichen Geste der Zuwendung, man will die Vergöttlichung der Maschine:

Genauso wie es in den 1930er-Jahren keinen Sinn ergeben hätte, die Eisenbahn hinter Eboli weiterzubauen, um Christus auch dorthin zu bringen, ergibt es heute keinen Sinn, das Evangelium durch die Sozialen Medien zu pumpen, die Kirchengemeinde per Homepage und You-Tube-Channel zu präsentieren und das Gesangbuch auf dem digitalen Endgerät zur Verfügung zu stellen. Christus ist nämlich die Eisenbahn, die Communio Sanctorum ist Twitter und Instagram, das Lob Gottes ist das Handy. [15]

Da versucht jemand, die Digital-Enthusiasten in den Kirchen zu überfliegen und merkt nicht, dass er in einer neuen Kirche landet. Denn diese Fetischisierung und Vergöttlichung der neuen Technik hat bereits einen Namen, der Digitalismus[22] ist eine neuartige Religion aus Silicon Valley namens „Way of the Future“.[23] Und zumindest eines verbindet manche Strömungen der alten Kirche mit der Zukunfts-Kirche der Silicon-Valley-Industrie: der Hang zur Glossolalie:

An dem Punkt, dass das Medium selber die (frohe) Botschaft ist, müssen wir ausharren, ihn müssen wir erkunden, auch wenn er unkirchlich, undogmatisch, unfromm, ungemütlich anmutet. Es ist das Eisenbahnende Christi zu denken, das Instagrammable der Kirche, das Netzwerkende des Gotteslobs. Sie sind zu denken nicht als weitere Optionen der Kommunikation, die mit dem technischen Fortschritt hinzugekommen wären. Sondern als harte Limitationen der Faktizität des Christentums, jenseits derer es nicht existiert, jenseits derer nicht einmal Gott existiert. [14]

Ich würde das nicht, wie ein Kollege, den ich um eine Gegenlektüre dieses Zitats bat, Gesabbel nennen, aber es ist doch Glossolalie, die die Kommunikation verweigert oder erschwert. Wir sollen über das Eisenbahnende Christi nachdenken. Aber worum geht es da? Geht es um das Eisenbahn-Ende Christi? Oder geht es um das Eisen-bahnende Christi? Oder über das Eisenbahn-analoge Christi? Keine der drei Varianten macht irgendwie Sinn. Aber das ist ja das Schöne an Zungenrede, dass jeder seine Lesart herauspicken kann. Und meine Lesart lautet: es ist schlicht sinnlos.

Und ehrlich gesagt, ich weiß nicht einmal im Ansatz, was kirchlich Instagrammable sein sollte. Mein Word-Programm auch nicht, es unterkringelt es verzweifelt mit roter Farbe. Das Feuilleton der FAZ erläuterte vor 5 Jahren, der Kodak-Moment sei nun Geschichte, „es lebe die Instagrammibilität: Der Millenial, so heißt es, sucht seine Urlaubsziele nach ihrer Social-Media-Verwertbarkeit aus.[24] Das Wort, so werde ich informiert, stammt aus der Werbeindustrie und meint Instagram-Tauglichkeit. Wie man es schreiben soll, sei noch nicht sicher (eigentlich ist ein m zu viel drin), in der Sache geht es um so etwas, wie auf dem folgenden Bild (nur muss man sich noch einen Vollidioten auf dem Felsvorsprung denken, der so tut, als wäre er als Einziger auf diese Idee gekommen und als stünden nicht Hunderte in der Warteschlange hinter ihm):

Und nach all diesem Quatsch will ich ehrlich gesagt über das Netzwerkende des Gotteslobs gar nicht mehr weiter nachdenken. Aber ein interessantes Zitat aus einem Kirchen-Krimi habe ich auf einem Sprachportal zur Wortbildung ‚netzwerkende‘ gefunden:

„Das war hier also das spirituelle Wellness-Programm für betuchte, netzwerkende Penisträger mit gesellschaftlichem, politischem und vor allem wirtschaftlichem Einfluss.“[25]

Damit scheint mir genug gesagt zu sein. Das Eisenbahnende, das Instagrammable und das Netzwerkende seien jedenfalls zu denken

 „als harte Limitationen der Faktizität des Christentums, jenseits derer es nicht existiert, jenseits derer nicht einmal Gott existiert.“

Und ich hätte gedacht, schon 12.000 Jahre vor dem Eisenbahnenden, dem Instagrammablen und dem Netzwerkenden hätten Menschen von Gott gesprochen. Da muss ich etwas missverstanden haben. Aber schon die ganzen Partizipialkonstruktionen sind mir zuwider. Man kann ja mit der Sprache spielen, aber so? Das ist mir etwas zu viel neoliberaler Zeitgeist. In wenigen Jahrzehnten wird Instagram mit all seinen (Sinn-)Influencern bereits nicht mehr erinnerlich sein, werden Netzwerker mit aalglatten Politiker:innen oder rheinischem Klüngel assoziiert bleiben und Eisenbahnen durch zeitgemäße Konstruktionen abgelöst sein, aber man wird weiter von Gott reden. Da bin ich mir ziemlich sicher. Und all das, ohne die Technik mit Gott zu identifizieren.

Denn Religion, selbst die christliche Religion ist eigentlich eine Wachstumsbranche – ganz ohne Digitalisierung. Bayreuther sieht das offenbar anders:

In einem riesigen, zweitausendjährigen Spiralgang ist das Christentum wieder in der Nähe seines Ausgangspunkts angelangt. Seine Gegenstände, Gestalten und Institutionen verschwinden. [14]

Empirisch ist das eine ziemlich leicht zu falsifizierende Aussage, zumindest, wenn man die ganze Welt in den Blick nimmt.

Bis 2050 prognostizieren Statistiker dem weltweiten Christentum einen Zuwachs von 35% an Mitgliedern und einen etwa gleichbleibenden weltweiten Anteil von 31,4% unter allen Menschen.

Ein bestimmtes Christentum in den westlichen Industrieländern mag sich vielleicht seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts marginalisieren (aber es verschwindet auch nicht). Aber keinesfalls das weltweite Christentum als solches. Man muss also schon sehr eurozentristisch denken, um apokalyptische Szenarien vertreten zu können. Und ob das eurozentristische Christentum in einer qualitativen Beziehung zum Urchristentum steht, darüber könnte man lange und sehr kontrovers diskutieren. Was man aufgrund der Statistik sagen kann, ist nur, dass sich innerhalb des Christentums die Schwergewichte von Europa nach Afrika und hier in das südliche Afrika verlagern.

Die beiden deutschen Großkirchen sind zwei der vielen möglichen rhizomatischen Ausprägungen des Christentums, mehr nicht. Ich glaube daher nicht, dass man – nicht einmal für Deutschland – entsprechend dystopische Prognosen sinnvoll abgeben kann. Ich vermute, sie dienen allein dazu, die eigenen Utopien besser (als Auswege) präsentieren zu können. Wer meint, die Welt würde zerbrechen und untergehen, greift zu jedem vermeintlichen Rettungsanker für posthumanistische Perspektiven. Eine dieser Perspektiven ist das kommende Zeitalter der Maschinen. Dazu kann man sich kritisch stellen oder versuchen, die Maschinen zu vergöttlichen. Letzteres sehe ich in dem Versuch von Bayreuther.

Aber auch da, wo der Autor kritisch zu sein meint, kann ich ihm nicht einmal im Ansatz folgen. Die Kategorisierung der Aktivitäten der Klima-Aktivist:innen, der Identitätspolitriker:innen, der Antisemitismuskritiker:innen als mono-thematisch und in der Folge als angeblich mono-theistisch, universalistisch usw. ist oberflächlich und vom bloßen Drang nach effektheischender Etikettierung getrieben. Das ist Aufklärung in der schlechtesten Variante.

Mit diesen monotheistischen Kategorien lässt sich eine ganze Reihe ideologischer Erscheinungen unserer Tage durchdeklinieren wie der Postkolonialismus, die Identitätspolitik, der Anti-Antisemitismus, alle nicht zu Unrecht bereits als Religionen etikettiert. Kaum jedoch wurden sie als Monotheismen erkannt. Ihre Monothematik gebiert den Monotheismus, ihr Monotheismus gebiert einen Universalismus und einen Transzendentalismus, der alle menschlichen Dinge zu allen künftigen Zeiten vom Monothema her begreift. Typisch für solchen Universalismus und seine eschatologische Geschichtszeit, dass er keine Inkarnation und keine echten Heiligen, dafür viele Propheten hat. Er bildet keinen tätigen Pietismus aus, der in jedem gepflanzten Apfelbaum, in jedem gegründeten Waisenhaus und, ja, auch jedem installierten Segensroboter Gott am Werk sieht. Er fordert zwar zur Umkehr auf, aber niemand wird dadurch seinen universalen Kolonialismus, Antisemitismus oder Rassismus los. [24]

Daran ist so viel falsch, dass man sich fragt, wo man anfangen soll. Die postkoloniale Theorie ist keine Ideologie, sondern der Versuch, den Auswirkungen von Imperialismus und Kolonialismus nachzudenken. Deren verheerende Folgen sind unübersehbar und wirken bis in die Gegenwart nach. Sie als bloße Ideologie mit scheinreligiösen Zügen abzutun, wird der Komplexität der Sache und des in den Blick genommenen Unheils nicht einmal im Ansatz gerecht. Das ist durch und durch unseriös und zynisch. Der Kampf gegen den Postkolonialismus erfolgt nicht zuletzt von jenen reaktionären Kräften, die bis heute vom Kolonialismus profitieren. Identitätspolitik entsteht aus dem unabweisbaren Bedürfnis und Recht marginalisierter Gruppen, in der Gesellschaft wahrgenommen und anerkannt zu werden. Unsere gesamte Kultur ist identitätspolitisch in dem schlechten Sinne, dass sie die Identität des Mainstreams anderen überstülpt. Darauf aufmerksam zu machen ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Identitätspolitik kann sich auf der anderen Seite philosophisch auf Herder berufen. Der Kampf gegen die Identitätspolitik erfolgt von jenen, die aus der Unterdrückung marginalisierter Gruppen ihren Vorteil ziehen. Anti-Antisemitismus ergibt sich aus der Wahrnehmung der Geschichte des 20. Jahrhunderts und seiner beinahe 2000-jährigen Vorgeschichte einer grauenhaften Verfolgung des Judentums seit den frühen Zeiten des Christentums. Dass Auschwitz sich nicht wiederhole, ist kein Glaubenssatz, sondern die Grundlage jeglicher(!) Humanität im 21. Jahrhundert: „Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung.“ (Theodor W. Adorno)

Allen diesen Bewegungen (Postkolonialismus, Identitätspolitik, Anti-Antisemitismus) ist gemein, dass sie nicht zuletzt von der AFD und den ihr ideologisch verwandten Bewegungen als Religion denunziert werden: Klima-Religion, Holocaust-Religion, Kult des Postkolonialismus. Und Religion meint hier, dass ihnen kein sachlicher Gehalt zukommt (also Klimawandel, Kolonialismus und Antisemitismus), sondern, dass sie auf Glaubenssätzen basieren und kultisch bearbeitet werden. Das ist reaktionäre Propaganda.

Nun ist bei allen dreien das wissenschaftliche Fundament der Kritik (an Klimawandel, Kolonialismus und Antisemitismus) unbestreitbar. Gerade deshalb neigen ihre Kritiker dazu, sie als Religion zu bezeichnen, um dem die Glaubwürdigkeit zu nehmen. Die Behauptung, allen drei Bewegungen sei eigen, dass sie auch für die Zukunft alles ihrem Monothematismus unterwerfen würden, ist schlicht denunziatorisch und unbegründet. Klimakritiker, Antisemitismuskritiker und postkoloniale Kritiker sind engagiert in der Kritik der Gegenwart im Blick auf die Zukunft, sie arbeiten für die Heilung von Wunden, die die Geschichte Millionen von Unterdrückten und Marginalisierten zugefügt hat. Sie nun ausgerechnet auf Charakteristika des Württemberger Christentums (tätiger Pietismus) oder mythische Luthersprüche (Apfelbäumchen pflanzen) behaften zu wollen, ist lächerlich. Ausgerechnet auf Luther zu verweisen in der Kritik am Anti-Antisemitismus ist perfide. Luthers Rhetorik gegenüber Juden hat in der Folge zu Millionen Toten geführt. Nach dieser Logik muss man den gesamten Protestantismus verwerfen – Segensroboter hin oder her.

Abbruch

Ich breche an dieser Stelle die essayistische Erschließung des Buches ab. Ich sehe nicht, welchen Erkenntnisgewinn die weitere Lektüre bringen soll. Das ist eine Zumutung nicht für das Denken, sondern im Blick auf den Umgang mit Andersdenkenden. Wenn man Postkolonialismus, Klimaaktivismus und Anti-Antisemitismus als ersatzreligiöse Bewegungen denunziert, um ihnen ihren wissenschaftlichen Charakter abzusprechen und wenn man zugleich die Anerkennung des göttlichen Funkens in jedem(!) Segensroboters fordert, dann bin ich raus aus dem Spiel. Ich kann noch verstehen, dass manche in den Apparaten einen religiösen Impuls sehen wollen, aber dessen Anerkenntnis zur Voraussetzung wahrer Religion zu machen, empfinde ich als grundfalsch, ja als Götzendienst.

Da halte ich mich lieber an den biblischen Paulus, nicht den eingangs gerühmten Influencer und Nutzer des römischen Postsystems, sondern den, der die unterschiedlichen Gaben in der Gemeinde und bei den Menschen zu würdigen weiß:

Es gibt Unterschiede in den geschenkten Fähigkeiten, doch sie stammen aus derselben göttlichen Geistkraft. Es gibt Unterschiede in den Arbeitsfeldern, doch der Auftrag dazu kommt von ein und derselben Ewigen. Es gibt Unterschiede in den Fähigkeiten, doch es ist derselbe Gott, der in allen alles in gleicher Weise bewirkt; den Einzelnen offenbart sich die Geistkraft zum Nutzen aller. Der einen wird durch die Geistkraft die Fähigkeit zum Denken und Reden in Weisheit gegeben, einem anderen durch denselben Geist die Fähigkeit, Offenbarungen weiterzugeben. Der nächsten wird Vertrauen gegeben – von derselben Geistkraft –, einem anderen wiederum die Fähigkeit zu heilen – durch die eine Geistkraft –, eine andere erhält die Fähigkeit, Wunder zu tun, der nächste die Gabe zu prophezeien, oder eine andere die Fähigkeit, kritisch zu prüfen, ob alles tatsächlich durch die Geistkraft bewirkt wird. Andere bekommen die Fähigkeit, eine besondere Sprache Gott gegenüber zu sprechen, und wieder andere können sie deuten. Alles dieses wirkt eine und dieselbe Geistkraft, die sich den Einzelnen mitteilt, so wie sie es will. (1. Kor. 12, 4-11)

Ich lerne bei Paulus, dass es in der Gemeinde und auf der Welt viele unterschiedliche Gaben gibt, prophetische Gaben (z.B. im Blick auf die Gefährdung der Schöpfung), wissenschaftliche Gaben (z.B. im Blick auf die Geschichte der Menschheit und ihrer Katastrophen), medizinische Gaben (z.B. um Wunden und Krankheiten zu heilen) und die Gabe der Kritik (zu prüfen, ob etwas wirklich von Gott inspiriert wurde). Nicht jedem ist jede Gabe gegeben. Aber Paulus plädiert dafür, jene nicht herabzusetzen, die über andere Gaben (z.B. gerade der Prophetie oder der gesellschaftlichen Urteilskraft) verfügen. Und deshalb zum Abschluss ein längeres Zitat des Paulus, dem ich an dieser Stelle lieber folge:

Setzt alles auf die Liebe und bemüht euch um eure geistgewirkten Fähigkeiten, am meisten dafür, prophetisch zu reden. Wenn ihr in Ekstase redet, sprecht ihr nicht mit Menschen, sondern mit Gott. Niemand sonst versteht es, ihr redet aus Eingebung der göttlichen Geistkraft geheimnisvoll. Wenn ihr aber prophezeit, dann bewirkt eure Rede, dass Gemeinschaft aufgebaut wird und Menschen gestärkt und getröstet werden. Wer in Ekstase redet, baut sich selbst auf. Wer prophetisch redet, baut die Gemeinde auf. Ich finde es gut, wenn ihr alle in Ekstase redet, besser aber, wenn ihr prophetisch redet. Die prophetische Rede ist der Ekstase vorzuziehen, es sei denn, die ekstatische Rede wird gedeutet, so dass die Gemeinde davon aufgebaut wird. Jetzt seht, Geschwister, wenn ich zu euch komme und rede in Ekstase – was habt ihr davon, wenn ich nicht auch über anderes zu euch spreche: über Offenbarungen, Gotteserfahrungen, prophetische Erkenntnisse, Lehren? Ebenso ist es mit den unbelebten Musikinstrumenten, sei es eine Flöte oder eine Laute, wenn ich die Klänge nicht unterscheidbar mache, wie soll dann das gehört werden, was ich mit Flöte oder mit der Laute spiele? Oder auch wenn ich einen unklaren Fanfarenton abgebe – wer wird sich zum Krieg bereitmachen? So ist es auch bei euch: Wenn ihr beim Reden keine deutlichen Worte von euch gebt, wie soll das Geredete verstanden werden? Ihr werdet in den Wind reden. Es gibt wer weiß wie viele Sprachen in der Welt, und nichts ist ohne Sprache. Wenn ich die Bedeutung der Sprache nicht kenne, bleibe ich für die, die sie sprechen, ein unverständlicher Ausländer und sie ebenso für mich. So solltet auch ihr, wenn ihr um die Gaben der Geistkraft ringt, nach dem suchen, was die Gemeinde aufbaut. Das wird euch reich beschenken. Deshalb sollten alle, die in Ekstase reden, darum beten, ihre Worte auch deuten zu können. Wenn ich nämlich in Ekstase rede, betet mein Herz, was ich aber im Sinn habe, bleibt folgenlos. Was bedeutet das? Ich werde mit dem Herzen und mit dem Verstand beten. Ich werde mit dem Herzen und mit dem Verstand singen. Wenn du Gott mit dem Herzen segnest, wie sollen die Unkundigen auf ihren Plätzen das Amen zu deinem Dankgebet sprechen? Schließlich wissen sie nicht, was du sagst. Du magst nämlich schön beten, aber andere werden nicht aufgebaut. Ich danke Gott, dass ich besser ekstatisch zu reden weiß als ihr alle. Doch in der Gemeinde will ich lieber fünf verständliche Worte mit Verstand sagen, um anderen Weisung zu geben, als 1000 ekstatische Worte. (1. Kor. 14, 1-19)

Dem schließe ich mich an. Denn ich erkenne in der Rede der Klima-Aktivisten nicht nur ihr Herz, sondern auch ihren Verstand, in der Rede der Postkolonialisten nicht nur ihre Trauer, sondern auch den Wunsch, eine weltweite Gemeinschaft aufzubauen und in den Aktivitäten der Anti-Antisemiten nicht nur ihr Entsetzen, sondern auch ihren Einsatz für eine bessere Gesellschaft. Dagegen sehe ich nicht, was die Vergöttlichung der Maschinen uns bringen würde.

Anmerkungen

[1]    Ebeling, Gerhard (1991): Evangelische Evangelienauslegung. Eine Untersuchung zu Luthers Hermeneutik. 3. Aufl., durchges. und erw. um ein Nachw. des Verf. Tübingen, S. 363.

[2]    Adorno, Theodor W. (1967): Jargon der Eigentlichkeit. Zur deutschen Ideologie. 3. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Edition Suhrkamp, 91).

[3]    Was waren das noch für selige Zeiten, als nur Mond und Sterne ihre Bahn zogen (Kosmologisch vom Mond: Deines Schöpfers weiser Wille hieß auf jener Bahn dich zieh’n). Oder wenigstens drei Könige gen Bethlehem. So aber möchte man gleich in diesem Zug die Notbremse ziehen.

[4]    Ohne Sprachpurist zu sein: absondern ist nicht das passende Wort. Wir sondern Gifte ab, sondern Kranke ab, scheiden etwas aus, aber Kirchen sondern kein Vesperläuten ab.

[5]    Auch das glaube ich nicht wirklich, präziser eher auf dem Schoß oder auf den Knien.

[6]    Martin Luther, Das Magnificat, WA 7, 544-604.

[7]    Anders, Günther (1956): Die Antiquiertheit des Menschen. Band I: Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution. München. Sowie (1980): Die Antiquiertheit des Menschen. Band II: Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution. München.

[8]    Braidotti, Rosi (2014): Posthumanismus. Leben jenseits des Menschen. Frankfurt am Main: Campus-Verlag. Insbesondere das Kapitel: Das Posthumane als Maschinenwerdung.

[11]   Philip K. Dick (1968): Do Androids Dream of Electric Sheep?

[12]   Horkheimer, Max; Adorno, Theodor W. (2003): Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. 14. Aufl., ungekürzte Ausg. Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuch.

[14]   Anders, Die Antiquiertheit des Menschen. Band II, a.a.O., S. 404. Der dort unter der Überschrift “Die Antiquiertheit der Bosheit” publizierte Rede trug ursprünglich den Titel „Über Religion im technischen Zeitalter".

[15]   So schon Jochen Hörisch. DER SINN UND DIE SINNE. Eine Geschichte der Medien, Frankfurt 2001, S. 311ff.

[16]   Pettegree, Andrew (2005): Reformation and the culture of persuasion. Cambridge, UK, New York: Cambridge University Press. S. 106.

[17]   Herms, Eilert (1984): Die Sprache der Bilder und die Kirche des Wortes. In: Beck, Rainer; Volp, Rainer; Schmirber, Gisela (Hg.): Die Kunst und die Kirchen. Der Streit um die Bilder heute. München: Bruckmann (Pantheon Colleg), S. 242–259.

[18]   Ebd.

[19]   Dietrich Bonhoeffer, Nachfolge: „Billige Gnade heißt Rechtfertigung der Sünde und nicht des Sünders. Billige Gnade ist Predigt der Vergebung ohne Buße, ist Taufe ohne Gemeindezucht, ist Abendmahl ohne Bekenntnis der Sünden, ist Absolution ohne persönliche Beichte. Billige Gnade ist Gnade ohne Nachfolge, Gnade ohne Kreuz, Gnade ohne den lebendigen, menschgewordenen Jesus Christus.“

[20]   Zugegebenermaßen ist das noch nicht der aktuelle Stand der Technik, dieses göttlich Momentum ist noch in der Entwicklung (vgl. Googles MusicLM), aber es wird sicher kommen.

[22]   Rebhorn, Daniel (2019): Digitalismus. Die Utopie einer neuen Gesellschaftsform in Zeiten der Digitalisierung. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.

[25]   Fabry, Cristina (2018): Kirche am Abgrund. Kurzkrimis 2017. München: neobooks.

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/143/am783.htm
© Andreas Mertin, 2023