Bilder lesen

Assoziationen zu Ausstellungen von Margot Bergman, Pia Fries und Nancy Spero

Barbara Wucherer-Staar

Nicht allein das ABC bringt den Menschen in die Höh´
(Wilhelm Busch (1832 – 1908) (Max und Moritz, Streich 4, Blatt 1, 1865)[1]


Lesen. Lesen? Lesen! Bilder „sagen“ uns etwas. Also muss man lernen, in ihnen zu „lesen“.

Bilder, Buchstaben, Wirklichkeit

Wilhelm Busch (1832–1908) stellt in Max´ und Moritz´ viertem Streich Herrn Lehrer Lämpel vor, der den Lausbuben Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen will. Wichtig ist dem Pädagogen, dass es auch „mit Verstand“ geschieht. Doch für Max und Moritz wird der Pädagoge zur finalen Zielscheibe. In den Geschichten Wilhelm Buschs, in Buchillustrationen und Comics illustrieren Bilder Texte zum „besseren“ Verständnis.

In der Kunstgeschichte werden Malerei, Plastik und grafische Techniken unterschiedlich eingesetzt und bewertet. Welche Gattung steht im Wettstreit der Künste seit der Antike („Paragone“) an erster Stelle? Albrecht Dürer und Leonardo da Vinci zum Beispiel bevorzugten eindeutig die Malerei. Von Horaz bis Lessing wird immer wieder neu erörtert, eine Dichtung solle wie ein Gemälde sein („ut pictura poesis“).[2]

Élan vital[3] - Augenfreude und Trugbild

Wie ist das Verhältnis von Malerei und Poesie (Schrift) in der aktuellen Moderne? Eine Faszination an unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten von Farbe, Form, Buchstaben, Zeit und Raum finden sich im Oeuvre von Margot Bergmann (*1934, Chicago), Pia Fries (*1955, Beromünster) und Nancy Spero (1926, Cleveland, Ohio - 2009, New York City). In manchen ihrer Bilder sind Buchstaben, Worte und Sätze - als Signatur, Erläuterung, Wort- oder Verwirrspiel. Ihre von Anfang an konsequenten bildnerischen Strategien fordern den Betrachter auf, unterschiedlich zu „Lesen“: Hineinzusehen, zu Assoziieren und Fragmente neu zu einer „lesbaren Gestalt“ zusammen zu setzen.[4]

Margot Bergmann: Bilder zum Leben erwecken

Essen. Margot Bergmann war in Europa wenig bekannt. Ihre Werke inspirierten Markus Stegmann zu einer Schau im Museum Langmatt, Baden (CH). Im Rahmen des Projektes „Ruhrding: Territorien“ zeigt das Museum Folkwang 17 ihrer surrealen, expressionistischen Porträts aus den letzten zwei Jahrzehnten.

Bergmann, Autodidaktin und aktives Mitglied der Chicagoer Kunstszene seit den 1950er Jahren gilt als eine der Vertreterinnen der „Art Brut“ (= einer rohen, unverfälschten Kunst) im Sinne des französischen Malers und Sammlers Jean Dubuffet.[5] Eine weitere Inspirationsquelle seien, heißt es, Werke von Georg Baselitz, Willem de Kooning und Lucian Freud.

Bilder unbekannter Maler, aufgelesene Fundstücke vom Flohmarkt - meist Landschaften und Stillleben - entwickelt Bergmann seit ihrer ersten Werkserie „Other Dreams and Reveries“ in den 1990er Jahren zu ungewöhnlichen, heiteren, melancholischen und grotesken Porträts. Für diese gemalten Collagen und Vexierbilder lagert sie unbekümmert dicke Farbschichten auf das vorgefundene Motiv, akzentuiert einzelne Formen mit den für Gesicht und Figur typischen Unterscheidungsmerkmalen, manchmal lässt sie die Signatur des unbekannten Künstlers stehen. Für sie ist dieser Prozess des Hineinsehens in das Vorhandene und Herausarbeitens neuer Figurationen - meist grob skizzierte Gesichter von Frauen - ein Versuch, so Bergmann, die früheren Bilder zum Leben erwecken.

Zugleich verschränkt sie in diesen Vexierbildern Innen- und Außenwelt zu einer neuen Figuration. Ist Grama´s Gift (2009) ein Gesicht, das eine (innere) Landschaft - Strand, Meer, Wolken, Vegetation - sieht? Oder eine komische Fratze, die sich halb in der ursprünglich gemalten Landschaft verstecken will? Ein Lattenzaun wird zum Gebiss, Fragmente einer Dünenlandschaft zu Augen und Nase, Wolken oder Wasser zur Stirn.

In einer Landschaft umrandet die Malerin die Gesichter von Cowboys zu Augen, als ob sie mit einem Lasso eingefangen wären. Aus einer Flusslandschaft heraus konturiert sie mit wenigen, für die Physiognomie typischen Unterscheidungsmerkmalen, ein Frauengesicht - Bäume werden zu Haar und Augen, die Brücke wird zum Mund, die Flussaue zu Schultern. Ein oft wiederkehrendes Motiv ist das des Hasen, vielleicht eine Referenz an Albrecht Dürer oder die Bunnys aus der Zeitschrift „Playboy“. Beim Malen und „Lesen“ der Bilder entstehen aus Schichtungen von Farben und Formen, von Zeit und Raum, von Vergangenheit und Gegenwart neue Figuration. Aktuell malt sie fiktive, lädierte und zugleich „starke“ Frauen in kräftigen Farben und groben Formen direkt auf die Leinwand (Monica, 2018).

Pia Fries: Hinschauen was die Farbe will

Düsseldorf. Dagegen arbeitet Pia Fries seit den 1990er Jahren konsequent mit Farbe als Material: „Nicht die (vorgefasste) Idee, sondern die Realitäten sind da“, so Fries. „Bilder, Farbe, Werkzeuge, … Dinge, die ich brauche, um der Farbe etwas zu entlocken“. Wichtig sei, hinzuschauen, „… was die Farbe will: in Gesellschaft sein, gesehen werden, sich verstecken? Der Farbe, sagt sie, muss ich gehorchen. Farbe und Zeichnung sind nicht verschieden, Linien und Farben verschwistere ich untereinander. Das Bild hat keine einheitsstiftende Idee, es entwickelt sich aus Farben, Linien, Realitäten, Gegebenheiten, Bewegung, Verläufen, Kräften, die ich zeige. Viele Leinwände gleichzeitig zu bearbeiten ermöglicht mehr Risikobereitschaft, z.B. von einem Bild Farbe abzutragen, um sie auf dem nächsten Aufzutragen: an jeder Stelle ist alles möglich.“[6]

Zu entdecken sind rund 60 großartige, „fabelhafte“ Bilder aus 7 Werkgruppen der letzten 20 Jahre. Meist bunt und kräftig auf hellem, weißen Grund werden Betrachter hineingezogen in lebendige Prozesse des Entstehens, unterschiedlicher Bearbeitungen und Geschichten der Malerei.[7]

Fries´ Wortspiel FABELFAKT bezieht sich auf diese Schau im Museum Kunstpalast. Sie „verschwistert“ und verrätselt: Realität und Assoziation, abstrakt-energetische Farb-Prozesse und gegenständliche Grafik, Bild und Titel, zeitgenössische Malerei, Plastik und Grafik, aktuelle Malerei und „Alte Meister“.

Mit Pinsel, Bürsten, Farbrechen, Spachtel, Messer strukturiert sie die Farbe, rüttelt, mischt und schichtet sie, lässt sie fließen, formt sie zum Relief. Sie spielt und experimentiert mit Texturen, sich wiederholenden Formen und abgewandelten Bildzitaten, mit Flächen und plastischen Elementen. Sie lagert Farbe und Texturen übereinander, lässt Bildgrund - meist Holz oder Papier - und Schichtungen erkennen.

Rundgang: zwischen Wirklichkeit und Fiktion, konkreter Form und Abstraktion

Das Erproben sich wiederholender Strukturen der Serie parsen und module (1999) eröffnet die Schau. Für weisswirt und maserzug werden der Bildträger Holz und dessen Maserung zur assoziativen Gestaltung - Vordergrund und Hintergrund wechseln. In maserung 1" (2008) werden neben weißer Grundierung Strukturen des Bilduntergrundes Holz sichtbar, an anderen Stellen ist die Maserung gemalt. Im Kapitel der name der farbe arbeitet sie mit Farbe und Siebdrucken eigener Farbskulpturen oder mit einfarbigen farbigen Kreppbändern.

Hineinsehen, assoziieren, zusammensetzen

Zentrales Thema der Schau sind Werkgruppen mit Fragmenten von historischen, detailgenauen Grafiken, aufgetragen mit Siebdruckverfahren, konfrontiert mit Fries´ „abstrakter Farbmalerei“. Sie „verschwistert“ Malerei und Grafik, lege sich, so Fries, mit Fragmenten von Grafiken ein Hindernis in das Bild, um ihren Erfindungsgeist von Neuem anzukurbeln. Ob sie so die „Einmaligkeit der Malerei behaupten will“, wie manche meinen? In Auseinandersetzung mit Fragmenten historischer, detailgenauer Druckgrafik lenkt sie die Assoziationen und die inhaltlichen Interpretationen von Betrachtern.

Der Zyklus merian, eine Reverenz vor der Künstlerin und Wissenschaftlerin Maria Sibylla Merian (1647 – 1717), bezieht sich auf Kupferstiche und Texte aus deren Hauptwerk über Insekten auf Surinam [Metamorphosis insectorum Surinamensium“ (1705)].Text und Bild naturgetreuer, teils farbiger Faksimiles „überarbeitet“ sie mit Farbe zu neuen Illusions- und Zeiträumen: unterschiedlich strukturierte Flächen entstehen über und neben dem verschobenen Stapel eines Reprints (tisch dover 1 (2006). In alchemilla A (2005) folgt auf Strukturen von Wellpappe eine Schicht filigraner Blattfragmente Merians, darunter, darüber und daneben finden sich schwarze und weiße Felder. Das beschriftete Cover eines Merian-Reprints erweitert Textur und Bedeutungsebene in alchemilla D (2005). Die Hommage an Merian, die Kunst und Wissenschaft verbindet, wird deutlich in Bildtiteln wie „Alchemilla“ (= Frauenmantel) und grand sylvain.

Fries eröffnet stetig neue Illusionsräume, wenn sie Abbildungszitate eigener und historischer Werke überarbeitet und schichtet. Sie „verschwistert“ Linie und Farbe, Erzählung und Abstraktion wenn sie malerische Radierungen und Cappricios des italienischen Barockmeisters Stefano della Bella (1610 – 1664) und manieristische Stiche des Kupferstechers Hendrick Goltzius (1558-1616/1617) mit Farbe be- und überarbeitet. (Ein Fahnenschwinger bringt die wehende Fahne als Bewegungs-Motiv ins Bild, eine Galeere della Bellas wird im Farb-Wirbel-Sturm sichtbar.)

Die Reihe corpus transludi (2017) eröffnet neue Illusionsräume in Auseinandersetzung mit Fragmenten aus Kupferstichen von Hendrick Goltzius, die sie als Siebdruck aufbringt. Zentral ist das Motiv des zur Sonne fliegenden und stürzenden Ikarus, der in manchen Bildern auch zu schweben oder zu fliegen scheint. Fries deutet die Mythologie um, zeigt Ikarus als einen, der Grenzen überwindet. Man könne, sagt Fries, die Himmelsstürmer von Hendrick Goltzius auch als Bild für das Künstlerdasein lesen, (als) eine Reise ins Ungewisse und Sinnbild künstlerischer Freiheit.

Figur-Fragmente des Herkules von Hendrick Goltzius findet sich abschließend in der Werkreihe aussicht und passage. Fesselnd und sicher eine Herausforderung für Fries ist, wie Goltzius aus der Linie heraus plastische und kräftige Körper erarbeitet.

Nancy Spero: Frauen, Politik, Macht und Sexualität – Berichte, Schriften, Hieroglyphen

Essen. Ein völlig anderes dynamisches Potential als Bergman und Fries bergen die Werke von Nancy Spero, ausgebildet an der „School of the Art Institute in Chicago“ (1945 - 1949). Damals wie heute sind die offensiv engagierten Arbeiten der politischen Aktivistin und Wegbereiterin feministischer Kunst gesellschaftspolitischer Zündstoff und hochaktuell.

Relativ spät wurde ihre figurativ-expressive Arbeit bekannt - auch, weil in Amerika Abstraktion, Pop Art und Arte Povera angesagt waren. Wichtig für ihren internationalen Durchbruch war ihre Beteiligung an der documenta VIII, 1987. Auch folgten weitere Einladungen zur documenta X, 1997 und zur Biennale in Venedig in den italienischen Pavillon, 2007.

Mit ihrem Ehemann, Leon Golup (1922 – 2004) und Kindern lebt sie 1959 - 1964 in Paris, wo beider expressiv-figurative Arbeit mehr Resonanz erfährt. 1964 zurück in Amerika engagierten sich beide in der Politik. Spero schloss sich 1969 der Bewegung Women Artists in Revolution (WAR) an und gründete 1972 zusammen mit Barbara Zucker, Dottie Attie und anderen Künstlerinnen die erste kooperative Galerie für Künstlerinnen (A.I.R. Gallery in Soho).[8]

In einer Retrospektive mit rund 80 Werken stellt das Museum Folkwang ihre Arbeiten auf Papier, Gemälde und eine Installation vor. Es spannt sich ein Bogen von Speros frühen Gemälden von Liebespaaren, den „Paris-Black-Paintings“ (1959 - 1964) über die „War-Series“, „Normal Love“, „Artaud-Paintings“ [inspiriert von Antonin Artauds Konzept „Theater der Grausamkeit“, publ. 1932 und seinem Bemühen, Außenseitern „eine Stimme zu geben“ (Spero)] bis hin zu Bilderzählungen über Frauengestaltungen auf großen Papierbahnen.[9]

Radikale Anklage

1964 zurück in Amerika bezieht Spero in rund 100 Gouachen auf Papier der „War-Series“ vehement Stellung gegen den Vietnamkrieg. Eines der zentralen und weltweit bekannten „Images“ dieses ersten Fernsehkrieges ist das des Hubschraubers. Es findet sich oft in dieser Werkgruppe, zum Beispiel in P.E.A.C.E, Helicopter, Mother + Children, 1968. Dort sitzt eine Mutter („Madonna“) mit Kindern im Arm über dem Rotorblatt eines Helicopters. Ein weiteres ihrer „Images“ für tödliche Gefahr ist das des US-Wappentieres „Adler“ (Nancy Spero, Eagle, Victim, B52, Shrapnel, 1970, Adler und Opfer). Als Pendant erscheint eine Friedenstaube (Bomb, Dove and Victims, 1967). Speros Maypole: Take No Prisoners II, 2008, ein Maibaum an dem hunderte von handbedruckten Aluminiumköpfen hängen steht in der Folge dieser „War Series“. Der erste Maibaum wurde 2007 auf der Biennale Venedig im Italienischen Pavillon gezeigt.

Es folgen seit den 1970er Jahren „Erzählungen“ aus der Geschichte von Frauen, meist auf breiten Papierbahnen, die an Schriftrollen erinnern. „Was ich wirklich wollte“, sagt Nancy Spero über ihre Bild-Geschichten von Frauen, von denen Torture of Woman (1976) als ihre erste feministische Arbeit gilt „war, die Frau als universelles Symbol zu nehmen und nicht das männliche, phallische. So würden die weiblichen Riten des Übergangs - Geburt, Pubertät, Gebären, Tod - Universalität erlangen, anstelle der männlichen Vorstellung.“ Doch, so Spero, seien sie für alle gemacht. In diesem Sinne verwendet sie seit den „War-Series“ nur Papier als Bildträger.[10]

In der radikalen Anklage der Torture of Woman finden sich auf einem monumentalen Papierfries Collagen aus Handdruck, Bildern und Texten über Folterungen in Maschinenschrift, angeregt unter anderem durch einen Bericht von Amnesty International, 1975.[11]

Sie thematisiert Misshandlung von Frauen in weiteren Werken wie El Salvador (1984/85, Estate Spero), Ballade von der "Judenhure" Marie Sanders, Bert Brecht (1991, Lithographie zur Wandarbeit im Von der Heydt-Museum Wuppertal, Warsaw Ghetto (1997).

Ritual und Kult

Überlieferte und eigene Bildformen, Icons - Fragmente von Fruchtbarkeitsgöttinnen, von Frauengestalten aus antiker Mythologie, zeitgenössischer Kunst, Mode und Werbung - bemalt, beklebt oder bedruckt Spero seit den 1980er Jahren. Neben neuen nutzt sie ältere selbst gefertigte Druck-Stempel aus ihrem Archiv, die sie neu komponiert.

Zu den bekanntesten Collagen zählt The Dance III (1995, Handdruck und Collage auf Papier, 49,5 x 248 cm): Große, den breiten Papierfries fast sprengende tanzende Frauengestalten der Antike, die ihre eigene Bewegung und ihren Platz vor starkfarbigem geometrischem Hintergrund erobern. Es finden sich wehrhafte Göttinnen wie Sheela, Athena & Hittite (1991, Estate Spero) und Picasso and Frederick´s of Hollywood, 1990), die an ausgewaschene Fresken erinnern. Sie irritiert gewohntes, tradiertes Sehen, erweitert die visuelle und inhaltliche Wahrnehmung, wenn sie Figuren aus verschiedenen Epochen zusammenmontiert. In dem Triptychon Phalanx (1995, Estate Spero) setzt sie antike Göttinnen neben die Ikone der Fahne schwingenden „Marianne“, inspiriert von Eugene Delacroix´ Gemälde Die Freiheit führt das Volk an (1830).

„Meine Collagen“ so Spero in einem Interview, sind Kombinationen von Frauen aus der Vergangenheit, auch aus der Antike bis zur Gegenwart. … Ich habe ungefähr 160 Stempel von Frauen aller Zeiten, aller Kulturen angefertigt. Ich möchte damit eine Art Simultaneität von Frauen durch die Zeit schaffen. Wenn ich einen Stempel entwerfe, arbeite ich so lange an der Originalvorlage, bis die Frau den Ausdruck, die Gestik hat, die ich suche. … Manche Stempel drucken den Umriß, manche die Innenflächen. Ich stelle die Bilder im Handdruckverfahren her und überdrucke mehrere Schichten ausschließlich nach visuellen Gesichtspunkten. In der Kombination liegt nicht >die Botschaft<. …Die neuen Arbeiten sind zum Teil mehrfach überdruckt und ich habe gedruckte, ausgeschnittene Figuren eingefügt.“[12]

Spero fordert den Betrachter heraus zu Wahrnehmungsprozessen von Sehen, Wiedererkennen und Assoziieren. Sie wolle, sagt sie mit ihren Bildern „ … keine weltbewegenden Aussagen machen. Sie sind mein persönlicher Ausdruck, meine visuelle Umsetzung. Ich möchte etwas tun, das lebt. Es stimmt, daß Frauen Opfer sind, daß das Leben mies mit ihnen umspringt. Aber meine Frauen stürmen auch die Zukunft. Sie haben Power.“[13]

Ausstellungen und Literatur:

Margot Bergman, Museum Langmatt, Baden, 3.3. - 28.4. 2019; Margot Bergmann, Inner and Outer Landscapes, Museum Folkwang, Essen, 4.5. - 30.6. 2019; Katalog zur Ausstellung: Markus Stegmann, Hrsg., Margot Bergman, Text(e) von Britta Peters, Markus Stegmann, John Yau, Museum Langmatt, Baden, 2019, www.museum-folkwang.de

Fabelfakt. Pia Fries, Museum Stiftung Kunstpalast, Düsseldorf, 28.03. – 16.06 2019

Katalog zur Ausstellung: Pia Fries. FABELFAKT, Texte von Hans Brändli, Melanie Grimm, Thomas Hettche, Gunda Luyken, Valentina Vlašić, Kunstpalast Düsseldorf, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2019

http://www.piafries.com/home; www.kunstpalast.de

Nancy Spero, Museum Folkwang, Essen, 07. 06. - 25. 08 2019, anschließend in Skandinavien: Nordiska Akvarellmuseet, Skärhamn, Louisiana Museum of Modern Art, Humlebaek, Lillehammer Kunstmuseum; Katalog zur Ausstellung in der Edition Folkwang / Steidl, 2019, in Vorbereitung; www.museum-folkwang.de

Luisa Francia, „Ich bin kein Bestseller“, Arbeiten von Nancy Spero in der Glyptothek München, in: taz, vom 15.5.1991, Recherche: 2019-05-22

Catherine Wagly, Nancy Spero’s Torture of Women, Apr 16, 2010, in: magazine.art21.org/2010/04/16/nancy-speros-torture-of-women, Recherche: 2019-05-18

Anmerkungen

[2]    http://filmlexikon.uni-kiel.de, Recherche: 2019-05-12

[3]    „Élan vital“ bezeichnet in der Philosophie die schöpferische Lebenskraft bzw. metaphysische Urkraft, die biologische Prozesse steuert und die Kraft, die Organismen vorantreibt [nach Henri Bergson (1859 – 1941), L’évolution créatrice. 1907].

[4]    Im Sinne der „guten Gestalt“ sind dies bekannte Figurationen und Formen. Bild-Sehen erfolgt von links nach rechts. Gesichtserkennung ist die häufigste „Gestaltwahrnehmung“, da diese Form und Mimik von Kindheit an vertraut ist. Geläufig sind Prinzipien des Hineinsehens in Strukturen, Mauern oder Wolken, wie Leonardo da Vinci seinen Schülern zur Inspiration empfahl. Ebenso mühelos gelingt das wechselnde Sehen von Vorder- und Hintergrund in Vexierbildern.

[5]    Zur “Outsider Art” s. Dame mit Hirn - Head inside out, in: https://www.theomag.de/106/bws16.htm

[6]    Pia Fries in: form-art.tv, 2010

[7]    Pia Fries, Meisterschülerin von Gerhard Richter, lebt in Düsseldorf und lehrt an der Münchner Kunstakademie. 1999 wurde sie von Harald Szeemann zur Biennale von Venedig eingeladen, 2017 erhielt sie den renommierten Gerhard-Altenbourg-Preis des Lindenau-Museums in Altenburg.

[8]    Eine Ausstellungschronologie und Abbildungen finden sich in: „Estate of Nancy Spero“, Galerie Barbara Gross, München http://www.barbaragross.de/artists/10

[9]    Die deutsch-amerikanische Künstlerin Kiki Smith (*1954), die Spero in den 1980er Jahren kennen lernte weist darauf hin, dass Bild und Schrift im Werk Speros keiner rationalen Logik folgen. Ebenso wie in ägyptischen oder mittelalterlichen Werken verleihe Schrift Präsenz. „Spero verwendet Großbuchstaben, aber auch Schreibmaschinenschrift oder Handschrift. Das macht ihre Kunst visuell sehr spannend. Sie … kombiniert Dinge, die nicht zusammengehören. Das Gehirn reagiert darauf anders, als wenn Schrift und Bild in einer rein illustrativen Beziehung stehen.“ Smith in: „Sich als Außenseiter zu fühlen, setzt viel Energie frei. Kiki Smith im Gespräch mit Tobias Burg“, Aust.-Kat. Nancy Spero, 2019.

[10]   Nancy Spero in: Luisa Francia, „Ich bin kein Bestseller“, Arbeiten von Nancy Spero in der Glyptothek München, in: taz, vom 15.5.1991, Recherche: 2019-05-22taz, nachfolgend zitiert als Spero, 1991

[11]   Catherine Wagly, Nancy Spero’s Torture of Women, Apr 16, 2010, in: magazine.art21.org/2010/04/16/nancy-speros-torture-of-women, Recherche: 2019-05-18

[12]   Spero, 1991

[13]   Ebd.

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/119/bws22.htm
© Barbara Wucherer-Staar, 2019