75 Jahre danach: Kunst und Kirche


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Dezember 2011

Liebe Leserinnen und Leser,

das aktuelle Heft des Magazins für Kunst | Kultur | Theologie |Ästhetik beschäftigt sich mit der Verstrickung des evangelischen Kunstdienstes und damit der evangelischen Kirche in den nationalsozialistischen Bildersturm und dessen kommerzieller Verwertung und den Konsequenzen, die daraus abzuleiten sind. Im Zentrum des Heftes steht ein verdienstvolles Buch, das leider zur Zeit nur noch antiquarisch oder in Bibliotheken erhältlich ist und doch dringend neu aufgelegt werden sollte: Hitlers fromme Bilderstürmer. Kirche & Kunst unter dem Hakenkreuz von Hans Prolingheuer. [Vielleicht legt es der Verlag ja auch als E-Book auf.]

Unsere Kirche, die doch so gerne alle möglichen und unmöglichen Jubiläen feiert und zu jedem Quatsch irgendeine Aktion macht, hat es tunlichst vermieden, zu den Ereignissen vor 75 Jahren Stellung zu beziehen. Und vielleicht ist das auch ganz weise, denn wenn eines deutlich wird, dann dies, dass zu viel Staatsnähe beim Verhältnis von Kunst und Kirche außerordentlich schädlich ist. Und dieses Kontinuum ist unbestreitbar: dass es heute noch immer den Verantwortlichen in Berlin darum geht, sich in kulturellen Fragen dem Staat anzudienen. Eine intensive Beschäftigung mit den skandalösen Ereignissen vor 75 Jahren würde vielleicht auch heute ein distanzierteres Verhältnis nahe legen oder doch zumindest die grundsätzliche Frage aufwerfen, wie weit die Zusammenarbeit von Kirche und Staat in Kunstfragen gehen kann.

Unter VIEW finden Sie zunächst eine - der Darstellung Prolingheuers folgende - Skizze der Zusammenarbeit von Kirche und Staat in Kunstfragen vor 75 Jahren. Daran schließt sich eine kleine Nachforschung zur sprachlichen Herkunft der von den Nationalsozialisten so genannten "Gottbegnadeten-Liste" an. Anhand der zwei unterschiedlichen Ausgaben des Buches "Die Kunst der Kirche" wird der Frage nach dem Weiterleben der nationalsozialistischen Kunstideologie nachgegangen. Und schließlich geht es darum, welche Konsequenzen aus den damaligen Ereignissen heute zu ziehen sind. Alle vier Beiträge stammen von Andreas Mertin.

Unter RE-VIEW finden Sie einen grundsätzlichen Aufsatz von Susanne Dammann anlässlich des 60. Todestages von Josef Bohuslav Foerster. Barbara Wucherer-Staar steuert Besprechungen zweier aktueller Ausstellungen von Gotthard Graubner sowie von Ulrich Erben bei. Und Andreas Mertin setzt sich mit zwei in die Öffentlichkeit zielenden Aktionen der Evangelischen Kirche auseinander.

Unter POST finden Sie die Kolumne zu aktuellen und interessanten Videoclips, diesmal unter dem Stichwort „Authentizitätskultur“. Darüber hinaus glossiert Andreas Mertin ein Ereignis auf dem Kulturkongress der EKD.

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Das nächste Heft: Die kommende Ausgabe 75 des Magazins trägt den Titel Theologie und Ästhetik in 21. Jahrhundert und wird sich u.a. mit dem Buch von Jacques Rancière "Das Unbehagen in der Ästhetik" auseinandersetzen.

Dieses Heft eröffnet die Reihe der Beiträge und Hefte des Magazins zum documenta-Jahr 2012. In Heft 77 wird sich das Magazin mit dem Beitrag der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (und damit auch der EKD) zur documenta13 beschäftigen und damit, was der Protestantismus heute zur Bildenden Kunst zu sagen hat. Und in Heft 78 sollen die aktuelle documenta und die parallelen Inszenierungen etwa in Hannover gesichtet werden.

Leserinnen und Leser, die Beiträge zum kommenden Heft einreichen wollen, werden gebeten, diese bis zum 15. Januar 2012 bei der Redaktion abzugeben. Die Abgabetermine für die folgenden Hefte liegen jeweils spätestens 2 Wochen vor dem jeweiligen Erscheinungstermin.

Wir wünschen eine angenehme und erkenntnisreiche Lektüre!

Andreas Mertin, Jörg Herrmann und Horst Schwebel