50 Jahre danach: Kunst und Kirche


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Juni 2011

Liebe Leserinnen und Leser,

in wenigen Tagen eröffnet die 54. Biennale in Venedig (4. Juni bis 27. November 2011), die auch in diesem Jahr ganz sicher wieder eine Reise wert sein wird und auch für die Interessierten im Kontext von Kunst und Kirche viele Einsichten vermitteln wird (Hier der Magazin-Bericht zur 52. Biennale 2007). Die Frage, welchen Erkenntniswert die Kunst in der Gegenwart hat, ob sie eher zum Unterhaltungswert tendiert oder nicht auch diagnostische Implikationen hat, kann im nächsten halben Jahr vor Ort erkundet werden. Nutzen Sie die Gelegenheit!

Die öffentlichen Debatten über Religion und die verfasste Kirche stürzen einen dagegen aktuell in Ratlosigkeit. Während das deutschsprachige Feuilleton über „Religion – Gott und Götter. Warum wir ohne Glauben nicht leben wollen“ diskutiert [„Der Preis des Monotheismus bestand in einer metaphysischen Ausweglosigkeit, die schon die römischen Intellektuellen verstörte; der Glaube an einen einzigen Gott musste geradezu notwendig zur Religionskritik führen, zur Apologie oder Dekonstruktion der christlichen Religion als ‚absoluter Religion’ (im Sinne Hegels), als Kritik der Religion in religiöser Gestalt.“ Thomas Macho], führt uns die verfasste Kirche vor Augen, dass sie es sich gut vorstellen kann, wenn ihr künftiges Leitungspersonal ganz ohne Gemeindeerfahrung auskommt, sprich: sich auf Funktionäre beschränkt [Das nennt man wohl: Kirche als Unternehmen]. Dass Bischofsämter doch auch etwas mit pastoraler Erfahrung und Leitungskompetenz zu tun haben, dass die Leitung einer Kirche nicht ohne Gemeindebindung ‚funktioniert’, wird dann schnell vergessen, wenn die Funktionärseliten unter sich sind. Bald haben wir im Protestantismus wieder katholische Zustände.

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Das aktuelle Heft des Magazins für Kunst | Kultur | Theologie |Ästhetik wirft einen Blick auf die Kunst-und-Kirche-Debatten zwischen 1943 und 1968. Die an diesem lehrreichen VIEW beteiligten Autoren sind Eveline Valtink, Horst Schwebel und Andreas Mertin. Zur genaueren Vorstellung der einzelnen Beiträge verweisen wir auf den einleitenden Überblicksaufsatz „Zeitläufte. Kunst und Kirche vor 50 Jahren“.

Unter RE-VIEW finden Sie eine Ausstellungsvorstellung, zwei Buchrezensionen und einen kritischen Blick auf das jüngste Elaborat des Pop-Idols Lady Gaga von Andreas Mertin.

Unter POST finden Sie einen grundsätzlichen Beitrag von Hans-Jürgen Benedict zur „Notwendigkeit der Erinnerung und der Kunst des Vergessens und Vergebens“. Und Andreas Mertin setzt sich mit einem grassierenden antijüdischen Klischee auseinander.

Wir wünschen eine angenehme und erkenntnisreiche Lektüre!

Andreas Mertin, Jörg Herrmann und Horst Schwebel