Literatur und Bibel

Eine Rezension

Andreas Mertin

Notwendige Vorbemerkungen

Eigentlich mag ich solche Konstellationen nicht: Die Bibel und die Kunst – Die Bibel und die Literatur – Die Bibel und die Musik. Oder auch Die Bibel in der Kunst – Die Bibel in der Literatur – Die Bibel in der Musik. Ich spüre immer das apologetische und instrumentelle Interesse hinter solchen Formulierungen. Und ich frage mich: Wenn die Bibel in der Literatur, in der Musik oder in der Kunst nicht vorkäme, wäre sie dann weniger bedeutungsvoll? Und wenn sie in der Literatur, der Musik oder der Kunst vorkommt, werden diese dann gewichtiger? Ich glaube weder das eine noch das andere. Und in Wahrheit kommt ja auch nicht die Bibel in der Literatur / Musik / Kunst vor, sondern eine bestimmte sprachliche Ausdrucksform, sprich eine Übertragung. Literatur reagiert hier auf Literaturübersetzung. Und die Bibel macht sich als solche – als jeweils neu zu schaffende literarische Übertragung aus den Quellen – eindrücklich.

Noch weniger mag ich Formulierungen, in denen religiös Relevantes GROSS geschrieben wird. Vertraut ist das natürlich aus bestimmten Ausgaben der Bibel, in denen das Wort für kyrios in Großbuchstaben als HERR gedruckt wird, aber ich finde das einen unzulässigen theologischen Eingriff in den biblischen Text. Und das gilt noch viel mehr für eine Formulierung wie DAS BUCH. Das ist so abgrundtief peinlich, dass man noch vor jeder Lektüre den Lektüregegenstand meint so herausstellen zu müssen. Hat man kein Vertrauen in die Bibel, dass man sie als DAS BUCH etikettieren muss? Haben wir nicht genug von dieser Superlativ-Unkultur? Es muss einen doch schon literarisch zusammenzucken lassen, wenn man diese Formulierung hört. Mir ist natürlich klar, dass eine Formulierung wie „DAS BUCH und die Bücher“ sich auf die gängige Formel vom „Buch der Bücher“ bezieht. Ein Blick in eine Literaturdatenbank[1] zeigt, dass diese Formel nicht so eindeutig ist, wie es heute erscheint. Bei Karl Bleibtreu (1859-1929) bezeichnet das Buch der Bücher die Weltgeschichte (Das Buch der Bücher, die Weltgeschichte, lehrt, daß aller vernunftwidrige Unsinn eines Tages seine Grenze findet.) Bei Hedwig Dohm (1831-1919) ist es die Liebe (Und der Roman der Liebe, der doch das Buch der Bücher bleibt, wenigstens für uns, einige Jahrzehnte zu früh geborene Frauen, die wir im Vorfrühling der großen Frauenbewegung leben.) Bei Goethe ist es zumindest versweise der Koran (Daß er das Buch der Bücher sei, Glaub ich aus Mosleminenpflicht.) Bei Lavater (1741-1800) ist es die Natur (… das Bücherlesen unsrer Jugend, das unser Auge der Natur verschlossen hatte – die doch eigentlich das Buch der Bücher, und der Text zur Bibel ist.) In den restlichen Fällen ist es das tatsächlich die Bibel, die gemeint ist: „Welch ein Buch! groß und weit wie die Welt, wurzelnd in die Abgründe der Schöpfung und hinaufragend in die blauen Geheimnisse des Himmels... Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, Verheißung und Erfüllung, Geburt und Tod, das ganze Drama der Menschheit, alles ist in diesem Buche ... Es ist das Buch der Bücher, Biblia.“ (Heinrich Heine) Und in diesem Sinne wird es hier gebraucht.

Und schließlich mein letzter Einwand: Die Leistung der Literatur im Umgang mit der Heiligen Schrift bzw. den biblischen Schriften misst sich meines Erachtens gerade nicht an der bloßen Aufnahme der Bibel – das könnte ebenso jedes andere Stück Überlieferung sein –, sondern an der Fortentwicklung von Literatur und Sprache. Die Frage müsste also nicht sein: Wo kommt die Bibel in der Literatur vor? sondern: Lässt sich heute noch die Literatur und die Sprache anhand der künstlerischen Durcharbeitung biblischer Stoffe fortentwickeln? Oder ist der Bezug auf die Bibel eher regressiver Art, geht es darum, sich an Bestehendem und Tradiertem abzuarbeiten? Im Blick auf die Bildende Kunst jedenfalls würde ich derartige Bücher, die dem Nachleben der Bibel in der Kunst nachgehen wollten, rundherum ablehnen. Aus verschiedenen Gründen ist das im Blick auf die Literatur etwas anders zu gewichten. Die Literatur ist – von wenigen Ausnahmen abgesehen – niemals so frei von Rahmungen gewesen, wie dies in der Musik oder in der Bildenden Kunst möglich wurde. Reine Sprache wurde vielleicht gerade noch in der Konkreten Poesie bearbeitet, aber zu den Eigengesetzlichkeiten der Literatur scheint die literarische Bezugnahme auf inhaltliche Referenzdaten zu gehören. Das lässt es legitim erscheinen, auch nach den Referenzen zur Bibel zu fragen. Ob diese Legitimität freilich nicht unterlaufen wird, wenn die veranstaltende Institution gar keine literarische im engeren Sinne ist, sondern eine, die an der Verbreitung der Bibel arbeitet, kann mit guten Gründen gefragt werden.

Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe. Als die Gruppe „Poetik und Hermeneutik“ 1981 über „Text und Applikation“ forschte,[2] da luden die Veranstalter „Theologie, Jurisprudenz und Literaturwissenschaft“ zu einem „hermeneutischen Gespräch“. Das war einer der interessantesten Trialoge der Zeit. Wie kann man den Sündenfall theologisch, juristisch und literaturwissenschaftlich lesen? Wie kann man die gerichtliche Auseinandersetzung um das Buch „Mephisto“ theologisch, juristisch und literaturwissenschaftlich verstehen? Und wie kann man Paul Valérys Le Cimitière theologisch, juristisch und literaturwissenschaftlich deuten? Das scheint mir ein kulturwissenschaftlich interessantes und produktives Vorgehen zu sein. Und die notwendige Neutralität ergibt sich aus dem fachwissenschaftlichen Dialog.

Anders ist es, wenn derartige Veranstaltungen von Institutionen organisiert werden, die ausdrücklich zum Ziel haben, die Inhalte der Bibel für unsere Zeit fruchtbar zu machen. Nicht dass das falsch wäre, aber man fragt sich, ob der notwendige Abstand zum Gegenstand, der für die Objektivität sorgt, gewährleistet ist. Welche Literatur und wie viel Literatur lässt man aus, wenn man der skizzierten Fragestellung nachgeht? Wer zum Beispiel in der Bildenden Kunst der Gegenwart nach der Bibel fragen würde, verlöre 96% der Kunstwerke aus den Augen. Aber er könnte dennoch sicher mehrere Bücher mit Kunstinterpretationen füllen. Aber was sagt das über die Bedeutung der Bibel in der Kunst der Gegenwart aus? So gut wie nichts. Und die gleiche Frage müsste man eben auch für die Literatur stellen.

Genug der Vorbemerkungen. Sie erschienen mir aber wichtig, weil es durchaus der Rechtfertigung bedarf, warum man in einem Diskurs etwas kritisch würdigt, was man in einem anderen Diskurs grundsätzlich ablehnen würde.

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Rehahn, Walter Martin (Hg.) (2010): DAS BUCH und die Bücher. Literaturvorträge am Canstein Bibelzentrum Halle. Halle: Franckesche Stiftungen

Das Buch ist aus einer im Jahr 1998 beginnenden Vortragsreihe am Cannstein Bibelzentrum in Halle hervorgegangen. Sie wandte sich, wie der Herausgeber im Vorwort betont, an ein breites Publikum und nicht nur an Fachkreise. Das bedingt einige Ungenauigkeiten und Vergröberungen, über die man ansonsten lange diskutieren müsste. 

Die grundsätzliche Problematik lässt sich gleich am ersten Beispiel des Textes von Ingeborg von Lips über die Rezeption des Hiobbuches verdeutlichen.[3] Das Hiobbuch hat eine überaus lange und kontroverse Rezeptionsgeschichte, auch in der Literatur. Seine theologische Deutung und Exegese hat aber insbesondere in den letzten 30 Jahren derartige Fortschritte gemacht, dass man bei der Erhellung der literarischen Rezeptionsgeschichte eigentlich von poetisch-literarischen Antworten auf das traditionelle Hiobverständnis sprechen müsste. Othmar Keel hat in dem Buch Jahwes Entgegnung an Ijob. Eine Deutung von Ijob 38-41 vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Bildkunst[4] gezeigt, dass die Gottesreden es präzise unternehmen, "vor allem auf die durch Ijob als Problemträger aufgeworfenen Fragen eine Antwort zu geben". Gottes Antworten sind also kein Niederdonnern, vielmehr antwortet er konkret auf die verschiedenen Fragen Hiobs. Die zeitgenössische Bildsprache macht deutlich, dass hier also ein realer Dialog stattfindet. Die Literatur von Hartmut von Aue bis Joseph Roth reagiert aber auf ein ganz anderes Verständnis des Hiobbuches, das nach heutigen Erkenntnissen nicht der Intentio Operis entspricht. Wie geht man damit um? Das Problem ist ja schon seit längerem nicht mehr die Alternative von Dulder oder Rebell, sondern eher das der Beschreibung und des Verständnisses Gottes. Wie kann die Reaktion Gottes auf Hiob angemessen verstanden werden? Hier liegt das zentrale Problem, an deren Lösung die Theologie der letzten Jahrzehnte erfolgreich gearbeitet hat, die aber noch nicht Teil des common sense geworden ist, weil man lieber am Bild des donnernden Gottes festhält. Das wird insbesondere deutlich am letzten Beispiel, das Ingeborg von Lips gewählt hat, nämlich C.G. Jung, der sich vergeblich am Bild des übermächtigen Gottes abarbeitet.

Christiane Hausmanns Reflexionen über Dantes Beerbung der Bibel in der Göttlichen Komödie[5] finde ich ganz inspirierend, nicht nur, weil sie noch einmal den zeitgenössischen Kontext vor Augen führt, sondern auch, weil bei ihr deutlich wird, wie stark die Bibel in dieser Zeit als ideologische Konstruktion im literarischen Text dient und wie weit wir inzwischen von einem derartigen Verständnis der Bibel entfernt sind.

Die weiteren Texte bzw. Vorträge beschäftigen sich mit William Shakespeare[6], Johann Wolfgang von Goethe[7], Heinrich Heine[8], Fjodor Dostojewskij[9], Franz Kafka[10], Fernando Pessoa[11], Ernst Meister[12] und Gabriel Garcia Márquez[13]. Eingebettet in die Literaturanalysen sind literarische Texte von Felicitas Christine Vogel[14] und Elazar Benyoëtz[15]. Die Auswahl mutet mit wenigen Ausnahmen etwas zu betulich an. Es ist genau das, was einem als Bildungsbürger in den Sinn kommt, wenn man über Literatur und Bibel spricht. (So wie manche immer an Bach denken, wenn man über Bibel und Musik spricht.) Da der Vortragszyklus aber deutlich mehr Vorträge umfasste, hätte man in der Auswahl durchaus etwas mehr Risiko eingehen können und zum Beispiel auch ein jüngeres Lesepublikum ansprechen können. Patrick Roth dürfte etwa zu diesem Spektrum gehören.

Im Blick auf die literarischen Texte verstehe ich zu wenig von der Gegenwartslyrik, um mir ein wirklich sachkompetentes Urteil erlauben zu können. Aber ein lyrisches Stück wie das folgende von Felicitas Christine Vogel lässt mich einfach zweifeln, ob es sich wirklich um eine aktuelle Fortschreibung von Lyrik handelt:

         Gott
         schreibt mir
         Briefe

         ich gehe hin
         wenn sie verlesen werden
         horche

         oft
         unterschreibt er mit
         Bach  

Ich würde das affirmative Lyrik nennen (falls dieser Begriff nicht schon irgendwo besetzt ist). Es ist das in Sprache Fassen dessen, was ich auch genau so erwartet und abgesehen hätte. Da würde ich mir von Lyrik eigentlich mehr erwarten. In der Bildenden Kunst möchte ich auch nicht das sehen, was ich genau so erwartet und abgesehen hätte, sondern etwas, was mir die Augen öffnet, eben das noch nie so Gesehene. Und in der Literatur das noch nie so Gehörte oder Gelesene. Da möchte ich dem literarischen Stück von Felicitas Christine Vogel doch etwas ironisch eines von Ernst Meister entgegenhalten:

         Am Meer
         ein Lachen, sie haben
         den Fisch gefangen, der spricht.
         Doch er sagt,
         was jedermann meint.[16]

Und damit bin ich bei jenem Vortrag, den ich nun noch aus den vielen anderen erwähnten herausgreifen möchte, aus dem simplen Grunde, weil Ernst Meister aus meiner Heimatstadt Hagen kommt. In meiner Schulzeit wurde seine Lyrik nicht gelehrt, es blieb späteren eigenen Studien überlassen, ihn zu entdecken. Christian Soboth stellt Ernst Meister vor, sein begonnenes Theologiestudium in Marburg bei Rudolf Bultmann, der Wechsel zur Philosophie zu Karl Löwith. In diese Zeit (1932) fällt auch sein erster Gedichtband Ausstellung, der im Verlag Marburger Flugblätter erscheint. In einem Brief an Löwith aus dem Jahr 1949 bezeichnet sich Meister als „poeta, der philosophiert“.[17] Heute wird Ernst Meister vor allem als Dichter des Hermetischen geführt.

Freilich ist im Zeitalter der umfassenden Digitalisierung die Lektüre der Texte von Ernst Meister um einiges leichter, wenn auch nicht einfacher geworden, als es noch in den 70er-Jahren schien. Wenn Meister schreibt:

EINMAL WIRD DIE KATZE / jene in dir, die lautlos springt / von Sinn zu Sinn, erjagt. / „Die Schätze, die im Glanze des / Nutzlosen leuchten“, verdunkeln sich, / wenn ein anderes Katzentier / aus deiner Augenwildnis fängt / das Rätsel voller Sehen zuletzt. / / Jenen Augenblick aber, der dich stiehlt / aus dem Blitz der atemberaubenden / Schätze, siehst du nicht voraus.

… dann ist es heute leichter als früher zu entdecken, dass darin eine Auseinandersetzung mit Martin Heidegger liegt, der in Wissenschaft und Besinnung geschrieben hatte: „Die Armut der Besinnung ist jedoch das Versprechen auf einen Reichtum, dessen Schätze im Glanz des Nutzlosen leuchten, das sich nie verrechnen lässt.“[18]

Was nun das Verhältnis von Bibel und der Literatur von Meister betrifft, so ist der Zusammenhang unübersehbar und evident, so sehr, dass ich mich frage, ob es überhaupt Lyrik von Ernst Meister gibt, in der er nicht vorauszusetzen ist. Das aber macht vielleicht den Kern des Problems aus. Philologisch ist es erhellend, den expliziten Bezug auf die Bibel ebenso aufzudecken wie den auf Martin Heidegger. Es macht beides die Lektüre der Arbeiten Ernst Meisters reicher. Aber was bedeutet es für die Bibel und Martin Heidegger? Welche Konsequenzen hat es? Dass jemand, der nach 1931 in Marburg Theologie und Philosophie studierte, sich auch mit der Bibel und Martin Heidegger beschäftigte, ist nahe liegend, alles andere wäre verwunderlich. Aber die angesonnene Konstellation muss ja mehr aussagen und mehr zur Folge haben.

Christian Soboth formuliert den Ertrag so: „Anders als bei zahlreichen Nachkriegskollegen zu beobachten, werden von Meister die Bibel, ihre Geschichte(n), Bilder und Motive nicht – wie in einer hermeneutischen Einbahnstraße – als intakte Deutungs- und Bewältigungsmuster an die desolate Gegenwart herangetragen. In der Begegnung mit der Kriegs- und Nachkriegswirklichkeit werden die Bibel und ihre Botschaft selbst verändert. Sie gehen nicht strahlend und unbeschadet aus der Konfrontation hervor, sondern umgekehrt wird die Wirklichkeit als Deutungsfrage oder Deutungsherausforderung dem biblischen Heilsversprechen zugemutet. Gegen Bultmanns Entmythologisierungsprogramm … akzentuiert Meister … den Menschen Jesus Christus, der ihm zu einer rein weltimmanenten Gestalt ohne Aussicht auf Erlösung wird.“ (S. 179)

Nun ist es ja gerade die Einsicht der (philosophischen) Hermeneutik – die sie von anderen Auslegungsarten unterscheidet – dass sie den Horizont des Auslegenden mit einbezieht. Dass das Geschehen des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Jahre zwischen 1933 und 1945 die Lektüre der Bibel grundlegend verändert, hat gerade die Theologie deutlich artikuliert und unter dem Stichwort „Theologie nach Auschwitz“ bzw. „Gott-ist-tot-Theologie“ vorgetragen. Als Antwort auf den Zusammenbruch der Transzendenz boten deren Vertreter Jesus als den vorbildlichen Menschen an, der in Liebe handelt. Insofern artikuliert Meister (nur) das Gedankengut der Nachkriegszeit einschließlich der damaligen Theologen.

In Frage stand damals aber nicht nur, ob noch weiter von Jesus Christus die Rede sein konnte, sondern auch, ob Lyrik, ja ob Leben überhaupt noch möglich war, wie es sich in den beiden einschlägigen Zitaten Adornos spiegelt: „… nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch, und das frißt auch die Erkenntnis an, die ausspricht, warum es unmöglich ward, heute Gedichte zu schreiben.“[19] – Und: „… darum mag falsch gewesen sein, nach Auschwitz ließe kein Gedicht mehr sich schreiben. Nicht falsch aber ist die minder kulturelle Frage, ob nach Auschwitz noch sich leben lasse …“[20] Insofern als Ernst Meister unabhängig von der Frage nach der Aktualität der Bibel noch viel unerbittlicher und radikaler die Frage nach dem Tod gestellt hat, hat er dem eine sprachliche Form gegeben, was seit mehr als einem halben Jahrhundert dringlicher denn je auf eine Antwort wartet. Da ist er ganz bei der Sache – der der Bibel wie der Lyrik. Deshalb frage ich mich, ob es überhaupt notwendig und hilfreich ist – außer aus philologischen Gründen – nach dem expliziten Bezug auf die Bibel zu fragen. Das sieht – wenn ich es recht verstehe – Soboth auch so: „Von daher sind auch die modifizierenden Referenzen auf die Bibel und auf eine der Bibel nahe Dichtung in Meisters dichtend-denkenden Erkenntnismodus integriert, um – wie Meister formuliert – das Totum der menschlichen Existenz zu vermessen und zu sagen.“

Fazit: Ein interessantes Buch mit vielen Anregungen für die Nach-Lektüre. Gewünscht hätte ich mir etwas mehr Risikobereitschaft bei der Auswahl der untersuchten Autoren, aber es können ja noch weitere Publikationen folgen. Hervorzuheben ist der unschlagbar günstige Preis für ein gebundenes Buch mit 235 Seiten.

Anmerkungen

[1]    Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. Großbibliothek (2005). Berlin: Directmedia Publ. (DVD, Digitale Bibliothek, 125).

[2]    Fuhrmann, Manfred; Jauss, Hans R.; Pannenberg, Wolfhart (Hg.) (1981): Text und Applikation. Theologie, Jurisprudenz und Literaturwissenschaft im hermeneutischen Gespräch: Fink, Wilhelm (Poetik und Hermeneutik, IX).

[3]    Lips, Ingeborg von (2010): Poetisch-literarische Antworten auf Hiob. In: Rehahn, Walter Martin (Hg.): DAS BUCH und die Bücher, a.a.O., S. 1–15.

[4]    Keel, Othmar (1978): Jahwes Entgegnung an Ijob. Eine Deutung von Ijob 38 - 41 vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Bildkunst. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments, 121).

[5]    Hausmann, Christiane (2010): "Das reiche Wasser / Des heiligen Geistes, das sich ausbreitet / Im Alten und im Neuen Testamente". Die Bibel als Inspirationsquelle für Dante Alighieris Divina Commedia. In: Rehahn, Walter Martin (Hg.): DAS BUCH und die Bücher, a.a.O., S. 17–34.

[6]    Senkel, Christian (2010): Die dramatische Schrift. Shakespeares Umgang mit der Bibel. In: Rehahn, Walter Martin (Hg.): DAS BUCH und die Bücher, a.a.O., S. 35–61.

[7]    Rehahn, Walter Martin (2010): "Geschrieben steht: 'Im Anfang war das Wort'!". Die Bibel im Werk Johann Wolfgang von Goethes. In: Rehahn, Walter Martin (Hg.): DAS BUCH und die Bücher, a.a.O., S. 63–79.

[8]    Hellmich, Christoph (2010): Abkehr und Näherung. Heinrich Heine und die Bibel. In: Rehahn, Walter Martin (Hg.): DAS BUCH und die Bücher, a.a.O., S. 93–116.

[9]    Begrich, Gerhard (2010): "Die Schönheit wird die Welterlösen" oder "Von der Schwierigkeit, die Erde zu pflügen". Dostojewskij und kein Ende. In: Rehahn, Walter Martin (Hg.): DAS BUCH und die Bücher, a.a.O. S. 117–124.

[10]   Stange, Jan (2010): "Nur das Alte Testament sieht". Zur Verarbeitung biblischer Texte in einigen Werken Franz Kafkas. In: Rehahn, Walter Martin (Hg.): DAS BUCH und die Bücher, a.a.O., S. 125–150.

[11]   Neher, Siegried (2010): Fernando Pessoa: Das Buch der Unruhe. In: Rehahn, Walter Martin (Hg.): DAS BUCH und die Bücher, a.a.O., S. 151–165.

[12]   Soboth, Christian (2010): "Nein, nicht / leer der Himmel / doch geklärt.". Ernst Meister und die Bibel. In: Rehahn, Walter Martin (Hg.): DAS BUCH und die Bücher, a.a.O., S. 167–192.

[13]   Àlvarez, Daniel López (2010): "Leben, um davon zu erzählen". Die Bibel als Schule des Erzählens in den Memoiren des Gabriel Garcia Márquez. In: Rehahn, Walter Martin (Hg.): DAS BUCH und die Bücher, a.a.O., S. 193–209.

[14]   Vogel, Felicitas Christine (2010): Meine Bilder singen Psalmen. In: Rehahn, Walter Martin (Hg.): DAS BUCH und die Bücher, a.a.O., S. 81–92.

[15]   Benyoëtz, Elazar (2010): Aus den unteren Rängen. In: Rehahn, Walter Martin (Hg.): DAS BUCH und die Bücher, a.a.O., S. 211–225.

[16]   Meister, Ernst (1979): Ausgewählte Gedichte. 1932 - 1979. Erw. Neuausg. Unter Mitarbeit von Beda Allemann. Darmstadt: Luchterhand (Sammlung Luchterhand, 244), S. 64

[17]   Vgl. den Art. zu Ernst Meister in Killy Literaturlexikon Bd. 8, S. 84 [Killy, Walther (1998): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Berlin: Directmedia Publ. (Digitale Bibliothek, 9).]

[18]   Martin Heidegger, Wissenschaft und Besinnung; in: ders., Vorträge und Aufsätze, S. 64f.

[19]   Adorno, Theodor W. (2007): Gesammelte Schriften. Band 10: Kulturkritik und Gesellschaft. Prismen. Ohne Leitbild. Eingriffe. Stichworte. Anhang. 2 Bände: Suhrkamp. 10.1, S. 30.

[20]   Adorno, Theodor W. (2008): Gesammelte Schriften. Band 6: Negative Dialektik. Jargon der Eigentlichkeit: Suhrkamp. S. 355

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/67/am331.htm
© Andreas Mertin, 2010