Der Animationsfilm

Eine visuelle Rezension - Teil 1

Andreas Mertin

Florian Schwebel: Von Fritz the Cat zu Waltz with Bashir: Der Animationsfilm für Erwachsene und seine Verwandten

Animationsfilme haben Konjunktur und stoßen auf eine durchaus begeisterte Resonanz des Publikums.

Seit Montag den 25. Januar 2010 ist sogar ein Animationsfilm der zumindest kommerziell erfolgreichste Film der bisherigen Kinogeschichte. James Camerons „Avatar“ schlug die ebenfalls von Cameron gemachte Kinolegende „Titanic“ aus dem Jahr 1997 und setzte sich auf Platz 1 der All-Time Worldwide Box Office Liste.

Und heute am 1. Juni 2010, an dem dieser erste Teil der Rezension des Buches erscheint, gibt die All-Time Worldwide Box Office Liste der Internet Movie Database folgende Daten an:

Von Januar bis Anfang Juni hat der Animationsfilm Avatar noch einmal fast eine Milliarde Dollar zugelegt und führt nun souverän die Liste an.

Der Film Avatar kommt in dem hier vorzustellenden Buch von Florian Schwebel „Von Fritz the Cat zu Waltz with Bashir“ nur im Vorwort vor, aber wer sich nicht nur mit diesem nun erfolgreichsten Animationsfilm auseinandersetzen will, sondern eine Einführung in die Geschichte dieser Filmart lesen will und so etwas von den Hintergründen und den vielfältigen Möglichkeiten kennen lernen will, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt und zur Lektüre empfohlen. Und wenn Sie es so machen wie ich, und parallel zur Lektüre des Buches mit Hilfe von Youtube & Co. sich immer Ausschnitte der besprochenen Animationsfilme anschauen, dann wird ein ganzes Jahrhundert anschaulich und nachvollziehbar.

Florian Schwebel gliedert sein Buch acht Kapitel, beginnend von den Anfängen  des Trickfilms über die großen Erzählungen bis hin zum neo-klassischen Animationsfilm. Weil das Buch zugleich mit zahlreichen Screenshots ausgestattet ist, kann man selbst schnell (auch ohne die Mithilfe von Youtube) überprüfen, wie sehr man in seinen eigenen Seh-Gewohnheiten von diesen Filmen geprägt ist. Man ist erfüllt von diesen Bildern und manchmal aber auch verwirrt, weshalb ein bisschen Übersicht gut tut.


Das erste inhaltliche Kapitel des Buches trägt den Titel „Primärprozesse: Die Anfänge des Trickfilms“ (9-26). Allgemein, so schreibt Florian Schwebel, „gilt SKETCHES OF FUNNY FACES von 1905 als erster Animationsfilm. Schauen wir uns den Film also an:

Es wird deutlich, wie weit es von diesem ersten Fundstück bis zum gut 100 Jahre späteren Film Avatar von Cameron ist – nicht nur technisch. Zugleich bleibt aber die erkennbare Verwandtschaft bestehen, durch Animation Unterhaltung zu erzeugen.

Als ersten Pionier benennt Florian Schwebel Émile Cohl (1857-1938), dessen Arbeit aus heutiger Perspektive "technisch und künstlerisch überholt" sei, aber dessen Inhalte "bereits ein verblüffendes Verständnis für die Möglichkeiten der Animation" zeigten. Das kann man an dem Film FANTASMAGORIE aus dem Jahr 1908 überprüfen:

Die nächste nennenswerte Figur war Winsor McCay (1871-1934). Bis heute hat sein Dinosaurier, wie Schwebel zu Recht schreibt, nichts von seiner Faszination verloren: „Das penibelst ausgefeilte Zögern und Stampfen, Fressen und Schlucken des Sauriers ist eine dezent ironische Feier des unreflektierten Lebens“ (15).

Am Beispiel von Winsor McCays Animationsfilm „The Sinking of the Lousitania“ aus den Jahr 1918 verweist Schwebel darauf, wie hier die Gattungsgrenzen von Kunst und (Animations-) Film überschritten werden.

Im Jahr 1919 erfolgte dann das Leinwanddebüt von „Felix the Cat“ – „dem ersten anthropomorphen, schwarzen musikalischen Zeichentricktier mit Kulleraugen“. Schwebel konstatiert für die Felix-Filme einen surrealistischen Einschlag.

In Deutschland kommt es zu den ersten künstlerischen Animationsfilmen, exemplarisch etwa der Film „Der absolute Film“ von Walter Ruttmann (von dem wir das Opus I im Heft 61 des Magazins für Kunst | Kultur | Theologie | Ästhetik veröffentlicht hatten).

Mit Walt Disney setzt eine neue Ära des Animationsfilms ein, denn er professionalisierte und disziplinierte die Produktionsabläufe. Ein von Schwebel herausgestelltes Beispiel ist der Tanz der Skelette von 1929.

Es ist im Blick auf Animationsfilme wichtig, so hebt Schwebel hervor, sich explizit mit Disneys Image und seiner Wirkung auseinanderzusetzen. Dazu sei an dieser Stelle auf die weiteren Ausführungen in seinem Buch verwiesen.

Mit den Firmen Warner-Brothers und MGM kommen wir dann zu den konkurrierenden Studios, die Serien wie Tom und Jerry, Tweety und Sylvester oder Droopy produzierten, die heute immer noch auf den Mattscheiben präsentiert werden.

[-> Hier geht es weiter]

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/65/am308a.htm
© Andreas Mertin, 2010


Der  Buch-per-Klick-Bestell-Service