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Magazin für Theologie und Ästhetik

Dezember 2003

Liebe Leserinnen und Leser,

selten gab es so viele Reaktionen auf einen einzelnen Artikel des Magazins für Theologie und Ästhetik wie auf die Kritik an der "christlichen Qualitätssuchmaschine" crossbot im letzten Heft. Kaum war die Ausgabe erschienen, gab es emphatische Zustimmung und vehementen Widerspruch.

Nun basiert das Magazin für Theologie und Ästhetik genau auf diesem Austausch von Argument und Gegenargument. Insofern hätte die Redaktion über so viel öffentliche Aufmerksamkeit zufrieden sein können.

Zustimmend auf die Kritik des Autors Jörg Mertin reagierten vor allem Intensiv-Nutzer des Internets, die sich seit Jahren in Mailinglisten und Diskussionsforen engagieren. Sie hatten noch bevor der Artikel erschien, in Stellungnahmen an verschiedenen Orten ihr Unbehagen an der Erscheinungsform von crossbot geäußert, weil crossbot ihrer Ansicht nach die Möglichkeiten der Recherche mit den normalen Suchmaschinen unterbot. Sie verwiesen daher im Nachhinein in verschiedenen Beiträgen in Newsgroups zustimmend auf den Artikel im Magazin für Theologie und Ästhetik.

Kritisch äußerte sich dagegen ein anderer Teil der Leserschaft, der von falschen Darstellungen, Unterstellungen, Verleumdungen und Missverständnissen sprach. Falsch sei gewesen, was die Redaktion der Leserschaft da zur Kenntnis gebracht habe und dementsprechend hätten Redaktion und Autor es richtig zu stellen bzw. sich bei den Angegriffenen zu entschuldigen.

Derartige kontroverse Wahrnehmungen eines Beitrags gehören normalerweise zum Alltagsgeschäft publizistischer Tätigkeit. Nicht zur Selbstverständlichkeit gehört allerdings, dass die kritischen Einsprüche gegen den Artikel im Heft 25 ausschließlich(!) von Internetbeauftragten der evangelischen Kirche und Internet-Portalbetreibern stammten, die in einer Art konzertierter Aktion gegen eine differente Meinung Sturm liefen. Mit Meinungsmache ist das nur unzureichend beschrieben. Der souveräne Umgang mit Kritik ist offensichtlich gerade bei den für Kommunikation in der evangelischen Kirche Zuständigen mehr als unterentwickelt. Ein empörter Kritiker, der die Publikation seines Beitrags mit dem Verweis auf das Presserecht und die Möglichkeit von Gegendarstellungen gar erzwingen wollte, drohte im Verweigerungsfalle gleich mit Matthäus 18, 15-17: "Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde. Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner." Das ist schon starker Tobak - da fühlt man sich doch gleich an Lukas 18, 11 erinnert.

Dabei ist die Redaktion des Magazins für Theologie und Ästhetik in dieser Auseinandersetzung tatsächlich keineswegs neutral, vielmehr vertritt sie durchaus eine Position und sagt an dieser Stelle noch einmal deutlich: besser wäre es gewesen, das aus dem Medienfond der EKD verwendete Geld für die Rettung der Zeitschrift "medien praktisch" oder für die intensivere Förderung anderer Medieninitiativen der EKD auszugeben. "Medien praktisch" diente den medienpädagogisch Tätigen, eine Initiative wie das rpi-virtuell dient Tausenden von Lehrerinnen und Lehrern bei der Unterrichtung in Religion, wem aber dient crossbot? Zur Zeit erweist sich crossbot allenfalls als Filter nicht erwünschter Inhalte. Vielleicht schwant aber auch manchem Verantwortlichen in der Leitung der EKD angesichts der von Frank Wessel in diesem Heft aufgezeigten Förderung der Pornographie durch crossbot, dass es sinnvollere Verwendungsmöglichkeiten von EKD-Geldern gibt.

Aus der kontroversen Sachlage heraus sammelt das Heft 26 des Magazins für Theologie und Ästhetik in der Rubrik MARGINALIEN Argumente und Gegenargumente zu crossbot. Die Verantwortlichen und Verteidiger von crossbot kommen ebenso zu Wort wie die Kritiker und der kritisierte Autor. Dabei geht es nicht um Ausgewogenheit, sondern um Einsicht in die Argumente. Es ist Sache der Leserinnen und Leser, sich ihr Urteil zu bilden.

Hauptartikel dieses CONTAINERS sind aber die Beiträge von Laurenz Volkmann und Gerd Buschmann. Beide Autoren sind den Leserinnen und Lesern schon durch andere Artikel im Magazin für Theologie und Ästhetik bekannt. Laurenz Volkmann setzt sich mit Thomas Harris' Hannibal-Lecter-Trilogie in gesellschaftskritischer Perspektive auseinander, Gerd Buschmann mit einem Kapitel Medienanthropologie am Beispiel der Werbung.

Unter REVIEWS findet man eine Besprechung einer Ausstellung von Hanne Darboven in Wien aus der Feder von Karin Kontny, eine Rezension und die Vorstellung eines Kulturprojekts von Andreas Mertin.

In der Rubrik SPOTLIGHT finden Sie das WEBLOG, welches von nun an unter dem Titel "aufgespießt" läuft, die vertrauten Kolumnen zum Ausstellungskultur und zur Bücherwelt von Karin Wendt.

Wir wünschen den Leserinnen und Lesern eine erkenntnisreiche Lektüre dieses Heftes!


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