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Magazin für Theologie und Ästhetik

Liebe Leserinnen und Leser,

oder sollten wir schreiben: "Liebe Folkloristen, Randgruppen und Totengräber der Kirchen", denn als solche hat Florian Illies in der FAZ vom 16.11.2002 all jene tituliert, die sich in den Kirchen für kulturelle Geistesgegenwart interessieren. Wir, denen die Gestaltwerdung der christlichen Religion nicht gleichgültig ist, seien letztlich nichts als die Zerstörer derselben. Was war der Anlass dieser Tirade? Kardinal Lehmann hatte in der Thyssen-Vorlesung der Berliner Humboldt-Universität über das Thema "Das Bild zwischen Glauben und Sehen" gesprochen und dabei - erstaunlich genug in unseren Zeiten - sich sachadäquat eine kunsthistorische Perspektive gewählt. Das aber ging Florian Illies gegen den Strich. So fragte er sich: Wie lange wollen die Kirchen sich noch den Randgruppen (der Kunstinteressierten) anpassen, wie lange wollen sie sich folkloristisch mit der Welt verständigen? Es war die Liberalisierung der Theologie und der Kirchen, die ihm zu weit ging. So darf die Evangelische Kirche zwar "Ein feste Burg ist unser Gott" trällern, Gronemeyers "Mensch" darf sie aber nicht anhören, denn das wäre doch zu viel der Anpassung. Das alles ist natürlich hanebüchen und nicht durchdacht. Wer mit Vernunft und Bildung (um mit Luther zu sprechen) würde der Kirche ernsthaft die Zuwendung zu Randgruppen vorwerfen? Wer, der sich mit dem Liedgut des Christentums auskennt, würde ihm die Aufnahme populärkulturelle Stücke verwehren wollen, gehören Shantys und Stücke wie "Morning has broken" doch seit langen zum traditionellen Gesangsrepertoire. Wer, der sich auch nur ein wenig in der Geschichte von Kunst und Kirche auskennt, würde es einem Bischof verübeln, spräche er zur und über die Kunst in deren Sprache? [Leider ist bis zur Stunde der Text von Lehmann noch nicht im Netz veröffentlicht, sonst würden wir einen Link legen und ihn kommentieren. Wir holen das später nach!]

Das aktuelle Heft des Magazins für Theologie und Ästhetik ist ein Container und wir hatten gehofft, erste Stellungnahmen zur Denkschrift der EKD publizieren zu können. Leider ist noch nichts dazu in der Redaktion eingetroffen und so müssen wir die Leserschaft vertrösten. Dafür finden Sie unter

ARTIKEL: Ein aktuelles Statement von Karin Wendt zum Verlust der Unähnlichkeit und einen schon etwas älteren, nichtsdestoweniger weiterhin aktuellen Beitrag von Andreas Mertin zum Silvesterfeuerwerk.

REVIEWS: Rezensionen von Andreas Mertin und Eveline Valtink zu wichtigen Büchern im Bereich der Praktischen Theologie und der Kunstgeschichtsschreibung.

MARGINALIEN: Texte zur Utopiefunktion des Christentums, zur Entwicklung der Diskussion um die Frankfurter Matthäuskirche und - aus der Feder von Susanne Hartmann - zur Kölner Kulturkirche.

SPOTLIGHT: Die vertrauten Kolumnen zum Videoclip, zu den Erscheinungen im Cyberspace, Nachrichten aus der Bücherwelt und Ausstellungskritiken.

Dies ist das erste Heft des Magazins, das in der ausschliesslichen Verantwortung der beiden Herausgeber Andreas Mertin und Karin Wendt erscheint. Die zeitlichen Belastungen die bisherigen Mitherausgeber Petra Bahr, Dietrich Neuhaus und Eveline Valtink lassen es leider nicht zu, kontinuierlich im Sinne einer Herausgeberschaft am Magazin für Theologie und Ästhetik mitzuwirken. Sie bleiben dem Magazin aber als ständige Mitarbeiter verbunden. Zu den ständigen Mitarbeitern gehört auch Jörg Herrmann, der für das Heft 22 eine Ausgabe mit dem Schwerpunkt "Film, Funk, Fernsehen" vorbereitet.

Wir wünschen den Leserinnen und Lesern eine erkenntnisreiche Lektüre dieses Heftes!


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