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Magazin für Theologie und Ästhetik



Le Groupe Amos, Documenta-Halle - Documenta11

Konkrete Aufklärungsarbeit vor Ort über Frauenschicksale, Gewalt und Sexualität leistet die Gruppe Amos und die documenta bietet einen Reflex dieser Arbeit. 1989 in Kinshasa, Demokratische Republik Kongo, gegründet, arbeitet die Gruppe mit Videos, Theaterstücken, Radiosendungen und Publikationen über soziale Notlagen. In der documenta-Halle kann der Besucher einige der Videodokumentationen sehen oder sich Radiosendungen anhören.

Das bleibt leider sehr unanschaulich und abstrakt und man fragt sich, warum ausgerechnet an dieser Stelle von einer Videoprojektion abgesehen wurde. So verkommt der kleine Raum am Rande der Halle leider zu einem kleinen, spröden Info-Center.

Postskript: Wer im documenta-Kurzführer bei der Gruppe Amos nachschlägt, kann etwas von den Fallen der Übersetzungsarbeit kennen lernen. Der von Thierry N'Landu, einem Mitglied der Gruppe, geschriebene Originatext lautet: "Le Groupe Amos took its name from the Old Testament prophet Amos, who is known to have struggled for social justice." Die deutsche Übersetzung macht daraus kurzerhand: "Le Groupe Amos nennt sich nach dem alttestamentarischen Propheten Amos, der der Legende nach für die soziale Gerechtigkeit kämpfte." Da hat jemand schnell mal seine ganzen Vorurteile gegenüber der Religion abgeladen. "Alttestamentarisch" - und nicht wie es korrekt heißt: alttestamentlich -, das klingt so schön veraltet und überholt und ist zudem fein antijudaistisch; "der Legende nach" - und nicht "bekannt für seinen Kampf für soziale Gerechtigkeit" -, das macht alles fein mythisch und kaum noch wahr. Und natürlich übernimmt die schreibende Zunft derartigen Unsinn ungeprüft für ihre eigene Berichterstattung: nachzulesen etwa in Thomas Wulffens Kommentar zur Gruppe in der Zeitschrift "Kunstforum". Und weil die im Text sich findende Formulierung "unterschiedlicher christlicher Glaubensrichtungen" Wulffen nicht schmeckt, macht er schnell mal "unterschiedlichen Glaubens" der Gruppenmitglieder daraus. Das klingt ja auch viel offener. Dazu passt, dass in der Berichterstattung der TAZ die Kommentatorin es gar nicht fassen konnte, dass eine christliche Gruppe über Frauenrechte und Sexualität aufklärt. O sancta simplicitas!
[AM]