Science-Fiction-Literatur

Michael Waltemathe

Eine Playlist von Science Fiction Literatur befindet sich medientechnisch in der Problemsituation, die  Literatur auch immer unter dem Eindruck ihrer Verfilmungen bzw. anderen medialen Umsetzungen empfehlen zu müssen. Diese Liste versucht sich an den Büchern zu orientieren, ohne Verfilmungen außer Acht zu lassen. Dies beeinflusst die Reihung, die allerdings nur sehr graduell möglich ist.

1. Dune

Die DUNE-Bücher von Frank Herbert zählen sicherlich zu den besten Science-Fiction-Romanen aller Zeiten. Der Autor hat eine unglaublich komplexe Welt geschaffen, die von politischen Intrigen, mystischen Prophezeiungen und epischen Schlachten durchzogen ist. Die Geschichte spielt in einer fernen Zukunft, in der das Universum von Adelshäusern regiert wird, die um die Kontrolle über eine wertvolle Ressource namens "Spice" kämpfen. Dieses Spice ist Motor der Raumfahrt und gleichzeitig nur auf dem Wüstenplaneten Arrakis (DUNE) zu finden.

Die Charaktere in der DUNE-Reihe sind tiefgründig und vielschichtig. Jede beschriebene Gruppe hat seine eigene Motivation und seine eigenen Pläne, die sich oft auf unerwartete Weise entfalten. Im Zentrum steht die Geschichte des Paul Atreides, der zum Messias des Volkes der Fremen, der indigenen Bevölkerung des Planeten Arrakis, wird. Die Themenvielfalt, die in diesen Büchern behandelt wird, ist zeitlos und umfasst alles von politischen Machenschaften bis hin zu spirituellen Lehren.

Lesehindernis könnte eine gewisse Lernkurve sein, die ist es aber wert, durchgearbeitet zu werden. Die DUNE Bücher galten lange als unverfilmbar. Während ein Projekt von Jodorowsky auch tatsächlich scheiterte, haben David Lynch und Denis Villeneuve absolut lohnenswerte Verfilmungen in die Kinos gebracht. Eine Zusammenstellung der zeitgenössisch beeinflussten Ästhetik der Filme findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=CcZPZGq3Zy8&t=1s

2. Neuromancer

Die Neuromancer-Trilogie von William Gibson ist eine bahnbrechende und wegweisende Science-Fiction-Reihe, die als eine der einflussreichsten literarischen Werke der Cyberpunk-Bewegung gilt. Die Trilogie besteht aus den Romanen "Neuromancer", "Count Zero" und "Mona Lisa Overdrive" und ist Mitte der 1980er Jahr erschienen

Die Handlung der Trilogie spielt in einer dystopischen Zukunft, in der die Grenzen zwischen der physischen und digitalen Welt verschwimmen und der Mensch eine Beziehung zur Technologie hat, die fast schon symbiotisch ist.  Die direkte Verbindung von menschlichem Gehirn in den Cyberspace macht dies möglich. Die Protagonisten der Bücher sind oft Außenseiter, Hacker und Kriminelle, die in einer Welt leben, die von Konzernen, künstlicher Intelligenz und politischen Intrigen beherrscht wird. 

Vor allem der zweite Band ‘Count Zero’ spielt beeindruckend mit dem Verhältnis von KI und menschlicher Kreativität, als Gibson die KI Kunst – Collage-Boxen im Stil eines Joseph Cornell – kreieren lässt. Hier sind deutliche Anklänge zu unserer aktuellen Realität mit KI zu finden.

Gibson zeichnet in der Neuromancer-Trilogie eine düstere Zukunft, die von Überwachung, Manipulation und Kontrolle geprägt ist. Die Bücher thematisieren also konsequent den Kampf gegen das Establishment, den Aufstieg von Underdogs und die Befreiung von Unterdrückung.

3. The Moon is a harsh Mistress

"Der Mond ist eine herbe Geliebte" von Robert A. Heinlein ist ein Meisterwerk der Science-Fiction-Literatur und gilt zu recht als einer der besten Romane des Autors. Das Buch spielt in einer zukünftigen Welt, in der der Mond kolonisiert wurde und sich die Bewohner der Mondkolonie von der Erde abspalten, um ihre Unabhängigkeit zu erlangen.

Die Geschichte wird aus der Perspektive einer Gruppe von Rebellen erzählt, die Unabhängigkeit des Mondes von der Erde erreichen wollen. Dabei werden sie von einem Computer, einer künstlichen Intelligenz, unterstützt. Heinlein lässt quasi die Mondkolonie selbst zum Akteur im Freihetiskampf werden. Das Buch behandelt in einem faszinierenden SciFi Setting Themen wie Freiheit, Unabhängigkeit, Macht und politischen Widerstand auf eine intelligente und faszinierende Weise.

4. 2001

"2001: A Space Odyssey" ist ein Meisterwerk der Science-Fiction-Literatur und der Filmindustrie. Die Handlung des Buches ist erfrischend komplex und behandelt Themen wie Künstliche Intelligenz, Evolution, Raumfahrt und die Grundfragen menschliche Existenz. Die Geschichte der Menschheit beginnt in 2001 mit einem mysteriösen schwarzen Monolithen, der zum Ursprung des menschlichen Lebens wird. Dann springt die Handlung in eine nahe Zukunft in der sich dann letztlich eine Gruppe von Astronauten auf eine Mission zum Jupiter begibt. Diese Zukunft ist von einem Weltbild der 1960er Jahre bestimmt. Der kalte Krieg wird im Weltall perpetuiert, atomare Vernichtung steht im Raum und die notwendige Geheimhaltung in diesem Konflikt lässt schliesslich die Mission des Raumschiffs scheitern. An Bord befindet sich nämlich auch der intelligente Computer HAL 9000, der sich jedoch gegen die Mannschaft wendet als sein Wissen um den wahren Zweck der Mission mit dem Wissen der menschlichen Besatzung konfligiert. So wird die KI zum Opfer sich widersprechender Informationen und macht sich an der menschlichen Besatzung schuldig. 

Das Buch nimmt den Leser mit auf eine unvergessliche Reise durch Zeit und Raum. Die Charaktere sind gut entwickelt und interessant, und die Themen, die in der Geschichte behandelt werden, sind sehr tiefsinnig und regen zum Nachdenken an. Clarke gelingt es, komplexe wissenschaftliche Konzepte auf eine leicht verständliche Weise darzustellen, ohne dass es sich zu technisch anfühlt.

Die Stanley Kubrick Verfilmung tut dann ein Übriges in dem es die Geschichte technisch hervorragend und zukunftsweisend darstellt. Das Ende des Filmes ist nicht im Sinne von Clarke gewesen, so dass er eine Reihe alternativer Film-Enden veröffentlichte: The lost Worlds of 2001 by Arthur C. Clarke.

5.  Expanse Series

Die Expanse-Serie von James S.A. Corey (das Pseudonym für die Autoren Daniel Abraham und Ty Franck) ist eine fesselnde Science-Fiction-Reihe, die sich auf eine epische Reise durch das Sonnensystem begibt und dabei politische Intrigen, menschliche Konflikte und Alien-Technologien untersucht.

Die Handlung spielt in einer Zukunft, in der die Menschheit das Sonnensystem kolonisiert hat und in einer politischen Dreiteilung zwischen der Erde, dem Mars und den äußeren Planeten lebt. Als ein Konflikt zwischen diesen Fraktionen ausbricht, geraten der ehemalige Marine Holden und seine Crew in einen gefährlichen Konflikt, der die Zukunft des Sonnensystems bestimmen wird.

Was die Expanse-Serie so faszinierend macht, ist die detailreiche Welt, die Corey geschaffen hat. Die Darstellung des Sonnensystems und der Planeten ist glaubwürdig, wissenschaftlich und technisch überzeugend und akribisch recherchiert. Die menschlichen Charaktere sind gut entwickelt und realistisch. Corey (also Abraham und Franck) stellt/stellen tiefgründige Fragen über den Einfluss von Technologie auf die menschliche Gesellschaft und das Potenzial der Menschheit, die Sterne zu erobern.

Die Dimension des ‘Protomolecule’ gibt der Serie eine esoterisch religiöse Dimension, die auch im Anklang an Arthur C. Clarkes 2001 die Frage nach menschlichen Ursprüngen, Evolution und Vorherbestimmmung und der Existenz außerirdischer Intelligenz stellt.

Die Verfilmung durch Amazon ist eine fantastische Umsetzung der Bücher und gibt audiovisuell einen Einblick in eine mögliche und überzeugend realistische Zukunft der Menschheit in unserem Sonnensystem.

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/142/miwa11.htm
© Michael Waltemathe, 2023