Padua – Ein Reisebericht

Oder: Mehr als drei gute Gründe für eine Reise nach Padua

Anne Karakulin

Es gibt Orte, Städte und auch Landschaften, die sind einfach bekannt und beliebt, machen wir uns nichts vor. Wer hat nicht Bilder oder sogar Erinnerungen vor Augen, wenn ich jetzt New York, Paris, London oder Venedig nenne? Bekannt, oder? Und wie sieht es aus mit Padua? Ja, Padua. Für mich nicht gerade Nummer 1 auf meiner Liste der Orte, die ich unbedingt im Leben besuchen will. Und doch habe ich mich für eine Studienreise nach Padua, eine Weiterbildung im Rahmen des Pastoralkollegs der Nordkirche dafür angemeldet und mich mit anderen Kolleg:innen auf eine Spurensuche nach dem Heiligen begeben. „Ganz schön hochgestochen!“, mag vielleicht so manch eine:r jetzt denken, allerdings habe ich bei meiner Anmeldung gar nicht so viel darüber nachgedacht, denn es gab genau drei gute Gründe für meine Teilnahme und keiner dieser Gründe ist auch nur irgendwie theologisch − nicht mal theologisch angehaucht.

Grund Nr. 1: Italien im September, das ist Garant für Sommer, Sonne, Sonnenschein und all das, was mich als Deutsche so am mediterranen Leben fasziniert.

Grund Nr. 2: Andreas Mertin kam als Reiseleiter mit, damit ist die Lektüre irgendwelcher schnöden Reiseführer hinfällig.

Grund Nr. 3: Manchmal reise ich gern in einer Gruppe, vor allem dann, wenn ich nicht selbst die Leiterin derselbigen und für deren Wohl und Weh zuständig bin. Diese Art zu reisen entspannt mich und ich kann abschalten, mal nicht verantwortlich sein, sondern mich einfach treiben lassen.

Und ich nehme es gleich vorweg: alle drei Erwartungen wurden vollends erfüllt! Aber ich möchte hier nicht mit einem netten Reisebericht daherkommen, wie man ihn auf sämtlichen Urlaubsportalen finden kann, schließlich war es eine Bildungsreise. Nichtsdestotrotz erwartet den oder die Leser:in jetzt dennoch ein Reisebericht, völlig subjektiv natürlich, der zudem nicht sonderlich subtil kundtut: Fahren Sie nach Padua! (Oder schreiben Sie Padua zumindest auf die Liste der Orte, die Sie im Leben besuchen wollen!) Es lohnt sich.

Aber nun alles der Reihe nach.

Padua - Was hat das mit Heiligkeit zu tun?

Als ich kurz vor meiner Abreise allen vorschwärmte, dass ich die kommenden Tage in Padua verweilen werde, kam nicht selten die Reaktion: "Wo liegt denn Padua?", und ich konnte immerhin sagen: „Irgendwo bei Venedig.“ Ich hatte keinen blassen Schimmer, was mich in dieser italienischen Studentenstadt erwartete, ich war nicht im Geringsten vorbereitet – zumindest nicht, was Sehenswürdigkeiten oder Kunst anging, aber ich war doch in gewisser Weise offen für das Thema. Denn unsere Reise stand schließlich unter der Überschrift: Was ist mir heilig?

Es ist nicht so, dass ich mich bisher ständig mit dieser Frage konfrontiert sah. Sicherlich, ich bin Pastorin, ich hantiere, wenn man so will, in meinem Berufsalltag mit „dem Heiligen“, bin umgeben von sakralen Räumen, religiösen Traditionen, Texten und Symbolen. Dennoch wurde ich bisher nie von Gemeindegliedern gefragt: "Frau Pastorin, was ist Ihnen heilig?"

Mittlerweile wundere ich mich sogar über diesen Umstand, denn die Frage nach dem Heiligen schwebt doch irgendwie ständig über dem, was ich tue – zumindest ist es mir jetzt bewusster.

Das Heilige berührt nicht nur ganz praktisch mein Aufgabenfeld als Pastorin, sondern auch mein Leben als religiöse Frau und gläubige Christin, aber ich habe es wie selbstverständlich und selbsterklärend angenommen und mir keine weiteren Gedanken dazu gemacht – bisher.  Aber nun saß ich am ersten Abend in Padua mit ein paar Kolleg:innen beim Essen zusammen und konnte nicht benennen, was mir heilig ist oder was ich als heiligen Ort empfinde. Also definitiv noch ein Grund mehr (dieses Mal sogar ein theologischer), warum es bereichernd war, diese Reise anzutreten.

Heilig - Du musst wissen, was du suchst

Ehe ich von der Spurensuche nach dem Heiligen erzähle, ist es vermutlich hilfreich, wenn ich kurz erläutere, was „heilig“ für mich bedeutet, was sich für mich hinter diesem Adjektiv verbirgt. Immerhin ist es gut zu wissen, was genau man sucht, bevor man sich auf die Suche danach macht, oder? Das Wort „heilig“ beschreibt für mich eine andere Sphäre, etwas, das nicht von dieser Welt ist und das ich nicht „fassen“ kann − also weder greifen noch begreifen, aber das mich ergreift. Die Heiligkeit eines Ortes, eines Moments oder einer Erfahrung lässt sich meiner Meinung nach nicht beweisen oder wie in einer Versuchsanordnung immer und immer wieder erzeugen oder gar herstellen. Heilig beschreibt für mich etwas Göttliches im Gegensatz zum Irdischen und dieses Heilige weckt in mir Ehrfurcht, Faszination. Das Heilige berührt mich − nicht nur emotional, sondern auch physisch (nicht von ungefähr spricht man vom heiligen Schauer). Aber dennoch gilt hier bei meiner Beschreibung des Heiligen: Es ist meine Beschreibung des Heiligen – also alles recht subjektiv. Was ich als heiligen Moment empfinde, müssen Sie noch lange nicht als solchen wahrnehmen. Der heilige Schauer kann für Sie nur ein Luftzug sein, und was mein Herz berührt, mich vielleicht sogar zu Tränen rührt oder sprachlos macht, muss auf Sie noch lange nicht die gleiche Wirkung entfalten.

Doch trotz aller Individualität des Heiligen gibt es doch immer wieder gemeinsame Erlebnisse von heiligen Momenten oder das gemeinschaftliche Interesse an heiligen Orten, und all das wird nicht selten über Jahrhunderte, sogar Jahrtausende tradiert. In der Bibel gibt es unterschiedliche und zahlreiche solcher Erlebnisse mit dem Heiligen, die dann als (Glaubens-) Geschichten immer weiter und weiter gegeben wurden. Ich denke da besonders an Mose, der Gott im brennenden Dornbusch begegnet, und von ihm aufgefordert wird: "Komm nicht näher! Zieh deine Schuhe aus! Der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land." (Exodus 3,5)

Zugegeben, ich habe nicht damit gerechnet, dass ich in Padua von einer göttlichen Stimme aufgefordert werde, meine Schuhe auszuziehen. Aber dennoch habe ich unbewusst geahnt, wenn ich mich auf eine Spurensuche nach dem Heiligen mache, dann muss ich dafür (wofür auch immer im Speziellen) ebenfalls bereit sein, mich dem zu öffnen, was mir begegnen könnte, also meine Herzenstür aufzumachen oder die Antennen nicht auf Sendung, sondern mal auf Empfang zu stellen − eben wie Mose die Schuhe auszuziehen, damit das Heilige gespürt, geehrt und wahrgenommen werden kann, gerade im Unterschied zum Alltäglichen.

Vom Suchen und Finden des Heiligen

Wenn es ums Suchen und Finden geht, dann ist der Heilige Antonius von Padua unser Mann. Diesem Mönch aus dem 13. Jahrhundert werden unzählige Wunder zugeschrieben und eben auch eine besondere Wirkung für jenes, was verloren geht und gefunden werden soll. Seine Gebeine und ein paar weitere Reliquien sind in der Basilika des Heiligen Antonius in Padua ausgestellt und dadurch Anlaufstelle für Pilger:innen aus allen Ländern. Auch unsere Reisegruppe hat diesen für viele Gläubige heiligen Ort besucht: Wie ein Markt der spirituellen Möglichkeiten kam mir das Geschehen rund um und in der Basilika vor. Auf dem Vorplatz konnten an einigen Ständen Devotionalien aller Art erworben werden und in der Kirche boten die zahlreichen Seitenaltäre Gelegenheit zur Segnung, zum Kauf von geweihtem Wasser, zum Gebet, zum Staunen und manchmal auch zum Wundern. Nicht etwa der Hochaltar, sondern der Sarkophag mit den Gebeinen des Hl. Antonius sowie die Reliquienkapelle sind − meiner Beobachtung nach − die Hauptanziehungspunkte für die meisten Gläubigen und Besucher:innen der Basilika. Allerdings war ich eher vom Raumklang und der Atmosphäre innerhalb dieser Kirche fasziniert, denn durch all die Seitenaltäre, die hohen Deckengewölbe, die Weitläufigkeit und schiere Größe des Raumes hatte ich das Gefühl, abtauchen zu können, mich treiben zu lassen und, obwohl recht viele Menschen um mich herum ihrer Spiritualität und ihren Interessen nachgingen, konnte ich für mich sein und wurde nicht gestört. Im Verlauf unserer Reise bin ich noch zweimal in die Basilika zurückgekehrt, und jeden Tag sind wir als Gruppe mehrfach an ihr vorübergegangen: Ein besonderer Ort, ja; ein wichtiger Orientierungspunkt, das auch, aber ein heiliger Ort?

Weitere Kirchen auf unserer Reise waren u.a. die Taufkapelle der Kathedrale von Padua (italienisch: Battistero di San Giovanni Battista), in der die Fresken wie ein „Erklärbilderbuch“ die Erschaffung der Welt, den Weg Jesu von Geburt bis Auferstehung sowie Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers zeigen. Diese bildliche Ausgestaltung des Baptisteriums war für die Taufanwärter:innen gedacht, die sich beim Einzug in die Kapelle noch einmal alle wichtigen Erzählungen des Christentums vor Augen führen sollten. Besonders beeindruckt hat mich in dieser Kapelle die Anordnung von Taufbecken und Kuppel: das kunstvoll verzierte Taufbecken steht direkt unter der Kuppel, in deren Mitte sich Christus befindet umringt von lauter Engeln. Fast wirkte es auf mich so, als wären alle Augen auf das potenzielle Taufgeschehen dort in der Mitte des Raumes gerichtet, um ja nichts zu verpassen, um deutlich zu machen: Jesus samt himmlischer Engelschar haben dich, Mensch, im Blick, von nun an gehörst du dazu! Für mich ein Ort, der durch seinen Aufbau und seine Gestaltung viele Worte überflüssig macht oder sogar keine (Tauf-)Predigt benötigt. Es ist sicherlich ein religiöser Ort, aber ist er deshalb auch heilig?

Zumindest was die Zugangsvoraussetzungen angeht, könnte die Scrovegni-Kapelle ein heiliger Ort sein. Hier stolpert der oder die Padua-Tourist:in nicht einfach so hinein, sondern benötigt eine Anmeldung für ein Viertelstundenzeitfenster und muss ein kleines Staubentfernungsprogramm inklusive Infofilm durchlaufen, um schließlich die „heilige Halle“ betreten zu können. Doch all das lohnt sich, ist praktisch vergessen (außer der wahrlich leidenschaftlich eingesprochene Infofilm!) angesichts der Kunstfertigkeit und Fantasie, mit der Giotto di Bondone die Wände und Decke dieser Kapelle gestaltet hat. Sich allen Bildern in Ausführlichkeit zu widmen, dafür fehlte schlichtweg die Zeit, denn 15 Minuten vergehen wie im Flug, während man staunend und suchend die Szenen aus dem Leben Jesu betrachtet. Aber einen nachhaltigeren Eindruck machte auf mich Giottos künstlerische Darstellung des letzten Gerichts: mit welcher Fantasie und Detailverliebtheit er sich vor allem auch der Höllenqualen gewidmet hat, spricht für sich und rückt die Frage nach dem, was im Jenseits geschieht, fast unangenehm nah an mich als Beobachterin heran. Zweifellos ein faszinierender Ort, der einen Besuch allemal wert ist, aber für mich hat er seine Heiligkeit – wenn er sie je besessen hat – leider verloren, weil aus dem einstigen Raum des Gebets und der Hinwendung zu Gott nun ein Ausstellungsraum geworden ist, der keine Möglichkeit zur inneren Einkehr oder spirituellen Vertiefung lässt (weder gibt es Sitzgelegenheiten, noch viel Zeit beim Besuch). Ich bedauere diese Wandlung der Scrovegni-Kapelle und habe gerade im Nachhinein unseres Besuchs oft gedacht, welche (heilige) Wirkung dieser Raum in seinem Urzustand mit Kruzifix (ebenfalls von Giotto und nun im Museum nebenan zu sehen), brennenden Kerzen, dunklen Holzbänken und ohne Zeitlimit wohl gehabt hat.

Doch vielleicht bin ich zu voreingenommen und sollte den Blick weiten: Wie wäre es also, das Heilige nicht nur in Kirchen zu suchen, sondern auch meinetwegen im profanen Raum einer Gerichtshalle? Oder an der Wand eines Vorlesungssaales in der Universität? Der Palazzo della Ragione diente ursprünglich als Markt- und Gerichtsgebäude, was durchaus Rückschlüsse auf seine Größe erlaubt. Heute dient der riesige Saal eher repräsentativen Zwecken und imponiert durch seine Ausmaße und die mehr als hundert Fresken. Allerdings war mir dieser Ort zu viel, ich war eingeschüchtert und fühlte mich eher deplatziert und erschlagen von der Größe des Raumes und der Fülle der Bilder. Ich empfand diesen Saal also eher als zu groß, zu viel, zu einschüchternd und auch zu unpersönlich, aber nicht als heilig. Auch beim Besuch der Privatkapelle der Familie Carraresi, die heute als Seminarraum der Universität dient, wurde ich nicht fündig auf der Suche nach dem Heiligen. Obwohl ich mir durchaus vorstellen kann, dass es für Student:innen sicherlich seinen Reiz hat, dort eine Vorlesung zu besuchen und auch mal den Blick und die Gedanken anhand der Fresken zu Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament schweifen lassen zu können. 

Wesentlich atmosphärischer und zumindest für manche Mitreisende heiliger war da schon das Teatro Olimpico in Vicenza, einer Nachbarstadt von Padua. Das Theater wurde nach dem Schema eines römischen Theaters gebaut, ist jedoch überdacht. Während man auf den knarrenden Holzstufen Platz nimmt, entfaltet der Raum nach und nach seine Wirkung. Egal, von welchem Platz ich auf die Bühnenwand vor mir schaue, gewährt sie mir durch drei Portale einen Blick auf eine Kulissenstadt mit blauem Himmel im Hintergrund. Dadurch wirkt das Theater viel größer − eine gelungene Illusion! Wirklich zu schade, dass wir in diesem Theater keine Aufführung sehen konnten. (Vielleicht ein guter Grund, erneut nach Padua und Vicenza zu reisen…)

In den fünf Tagen unserer Reise haben wir viel gesehen, haben so viel Kunst betrachtet, wie zumindest ich in den ganzen letzten zwei Jahren nicht, und doch war das Heilige in dieser Fülle für so manchen Mitreisenden nicht auffindbar und blieb verborgen. Vielleicht haben sie auf die göttliche Stimme gewartet, die sagt: Zieh deine Schuhe aus, denn dieser Ort ist heilig! Vielleicht ist aber auch die Frage angebracht, wie heilig Kunst sein kann? Oder wurde einfach nur an der falschen Stelle gesucht? Wie eingangs geschrieben, was heilig ist, ist individuell und nicht verallgemeinerbar. Vielleicht liegt das Heilige auch außerhalb irgendwelcher Mauern in der Natur oder lässt sich mit Hilfe von gutem Essen und noch besserem Wein entdecken? Die Naturverbundenen finden mit dem Botanischen Garten auch einen Grund für eine Reise nach Padua, immerhin gehört er schon länger zum Welterbe und ist der erste und älteste seiner Art. Was die italienischen Köstlichkeiten angeht, bietet Padua reichlich Auswahl und Gelegenheit, wovon wir uns als Reisegruppe natürlich zu allen Tages- und Nachtzeiten überzeugen konnten. Dabei fällt mir bei jeder Italienreise immer wieder auf, dass sich das Leben eben draußen abspielt – besonders am Abend, wenn die Hitze des Tages abklingt. Es wirkt dann fast so, als hätten alle nur darauf gewartet, aus ihren beengten Wohnungen, Büros oder Arbeitsplätzen hinaus ins Freie zu treten, um zu leben, um zu genießen und einander zu begegnen. Da trifft man sich mit Freunden auf der Piazza dei Signori auf ein Getränk oder geht mit der Familie essen. Da trinkt man im Stehen mitten in einer Gasse einen köstlichen Rotwein oder tagsüber einen Espresso. Und nicht zu vergessen: all die himmlischen Dolci! Allein schon für kurze Zeit in dieses italienische Flair einzutauchen, ist allemal ein Grund für eine Reise nach Padua, denn hier scheint es nicht so voll oder touristisch zu sein wie in manch anderer italienischer Stadt.

Gesucht und gefunden − Mein heiliger Ort

Wir haben so viel in diesen Tagen in Padua gesehen, nicht alles konnte Eingang in diesen Reisebericht finden, muss es vielleicht auch nicht, denn meine Antwort, auf die Frage, was mir heilig ist, was mein heiliger Ort in Padua war, die hätte ich schon gleich zu Beginn beantworten können.

Wie anfangs erwähnt, besuchte ich noch zweimal die Basilika des Hl. Antonius, denn dort hatte ich in einem mehr oder weniger abgelegenen Kreuzgang eine Plastik entdeckt, die mich auf ihre Weise eingenommen hat und innehalten ließ.

Diese Plastik zeigt den Hl. Antonius und an seinem ausgestreckten Arm berührt ihn Christus, der als Kind etwas kitschig dargestellt ist mit Löckchen und Babyspeck. Aber das Besondere an dieser Plastik ist, dass Antonius seine andere Hand uns Betrachtenden hinhält.

Mich hat diese Plastik berührt, angerührt, nicht auf künstlerisch-handwerklicher Ebene, sondern von dem her, was ausgedrückt wird: Antonius wird von Christus gehalten, erhält Kraft und Geist von ihm und gibt diese Gaben an seine Umstehenden weiter. Er behält es nicht für sich, sondern gibt diese Himmelskraft weiter, teilt von dem, was er bekommen hat. Ich habe beim Betrachten gemerkt, gerade nach den vergangenen Monaten brauche ich einen wie Antonius, der mir von seiner geschenkten Himmelskraft abgibt, sie mit mir teilt und mir die Hand reicht. Ich habe lange bei Antonius und dem Christus-Kind verweilt, in ihrer Gegenwart konnte ich zur Ruhe kommen und mich in gewisser Weise auch aufgehoben fühlen. Für mich war das ein heiliger Moment, eine heilige Begegnung, die mir die Augen darüber geöffnet hat, was fehlte, was ich bisher auch selbst nicht so ganz in Worte fassen konnte, was aber seit Monaten an mir nagte: Mir fehlte etwas, ich habe es unbewusst gesucht, aber nicht gefunden. Mir fehlte diese Himmelskraft, die Kraft mit dem Wirrwarr, was wir Leben nennen, umzugehen. Und wenn ich mir die abgegriffene, glänzende Hand des Hl. Antonius so ansehe, dann vermute ich, dass noch mehr Menschen etwas von dieser Kraft erhalten wollten und brauchten.

Auf Wiedersehen in Padua! – Ein Fazit

Ich wäre von selbst nicht auf den Gedanken gekommen, nach Padua zu reisen, hätte gar nicht gewusst, was ich mir dort ansehen kann und ob sich eine solche Reise lohnt. Aber nun – einige Tage zurück in Deutschland – hat sich meine Sichtweise geändert und ich bin froh, dass ich Padua auf diese Weise kennenlernen, dass ich diese Stadt mit anderen Menschen zusammen entdecken und erkunden konnte. Was hätte ich alles versäumt! Padua wird vielleicht nicht in einem Atemzug mit Rom, Florenz und Mailand genannt, aber genau das ist so angenehm: Padua ist eine normale italienische Stadt, die eher von Student:innen als Tourist:innen bevölkert wird, die nicht überlaufen ist, die aber dennoch viele Schätze für ihre Besucher:innen bereithält und auch eine gehörige Portion mediterranes Lebensgefühl mit sich bringt, ohne dabei zu aufgesetzt oder künstlich daherzukommen. Vielleicht ist das auch noch ein Grund mehr für eine Reise oder sogar die ein oder andere weitere Reise nach Padua.

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/133/ak01.htm
©
Anne Karakulin, 2021