"Wie duelliert man sich mit einem Brei?"

Die vergebliche Suche nach katholischen Künstlern. Eine Replik

Andreas Mertin

"In der Regel verwenden wir dagegen das Eigenschaftswort 'christlich' für rein menschliche Belange, die dann in dem jeweils folgenden Hauptwort benannt werden. Wenn man heute an die 'christliche Seefahrt' erinnert, springt die Merkwürdigkeit dieser Verbindung ins Auge. Wird hingegen von 'christlicher Politik', 'christlicher Erziehung', 'christlichem Menschenbild' oder 'christlicher Moral' gesprochen, ist schon nicht mehr mit dem gleichen Unbehagen zu rechnen. In das gleiche problematische Wortfeld gehören aber auch die 'christlichen Werte', die 'christliche Religion' oder das 'christliche Gottesbild'. Ein allgemeinverständlicher Begriff soll jeweils mit dem Adjektiv 'christlich' näher gekennzeichnet werden. Das Hauptwort zeigt das Allgemeine an, das Eigenschaftswort den bezeichneten besonderen Teil dieses Allgemeinen, eben den 'christlichen' Teil, wobei der Anschein erweckt wird, als ließe sich dies Besondere mit einem Katalog von Eigenschaften umfassen. Diese Habitualisierung des christlichen Glaubens in diesem oder jenem Charakterprofil bedeutet eine doppelte Abstraktion: einerseits die Abstraktion von dem lebendigen Gegenüber von Mensch (Gemeinde) und Christus und andererseits eine Abstraktion durch die Unterordnung des Besonderen unter die Fundamentalbestimmungen des Allgemeinen. Da es jedoch im Grunde nur Christus selbst gebührt, etwas als 'christlich' zu erkennen, sollten wir uns größte Askese im Umgang mit diesem Eigenschaftswort auferlegt sein lassen."[1] [Michael Weinrich]

Der Begriff der christlichen Seefahrt ist uns allen noch geläufig. Der Begriff der heidnischen Seefahrt, den es auch einmal gab, ist uns schon weniger vertraut. Wie aber steht es um die katholische Seefahrt, die lutherische Seefahrt, die calvinistische Seefahrt, die schiitische oder sunnitische Seefahrt? Gibt es die? Nein, davon haben wir noch nicht gehört, konfessionelle Schemata wenden wir auf die Seefahrt nicht an. Auch käme es uns heute merkwürdig vor, von katholischen Bäckern, Ärzten, Architekten oder Busfahrern zu sprechen. Konfessionell sind sie insofern, als dass sie natürlich irgendeiner oder keiner Konfession angehören, aber (m)ein katholischer Busfahrer fährt nicht anders als (m)ein evangelischer, (m)ein schiitischer oder (m)ein sunnitischer Busfahrer. Zumindest ist mir das in meiner Heimatstadt Hagen mit mehr als 31% und meinem Stadtviertel Altenhagen mit mehr als 51% an Bürgern mit migrantischem Hintergrund noch niemals aufgefallen. Die fahren alle gleich gut. Für die Verkäufer*innen gilt Analoges. Bei den Friseur*innen weiß ich es nicht, dafür besuche ich zu wenige.

Anders verhält es sich mit der Kultur im Allgemeinen und den Kunstwerken im Besonderen. Die Rede von den katholischen und von evangelischen Bildern ist uns eher geläufig als die Rede von der calvinistischen Seefahrt (obwohl man die amerikanischen Pilgerväter gut darunter fassen könnte). Darstellungen der Gregor-Messe sind offenkundig gut katholische Bilder, die Darstellungen von Gesetz und Evangelium eher lutherische Bilder. Aber ein lutherischer Maler wie Lukas Cranach hat immer auch gut katholische Bilder geschaffen – wenn denn seine Auftraggeber das so von ihm erwartet haben. Aber ist dann Giotto ein gut katholischer Künstler – auch wenn er für die wohl dramatischste Inversion der Kunstgeschichte gesorgt hat, indem er Gott vom Kopf auf die Füße gestellt hat und das Gottesbild gut anthropomorph gestaltete? Man wird ja noch mal fragen dürfen.

Ich weiß, dass Francisco Goya nach dem Urteil von Hans Sedlmayr nicht mehr zu den gut katholischen Künstlern zählt, aber das altbekannte Erbsenspiel (die schlechten ins Kröpfchen, die guten ins Töpfchen) dürfte bei der Konfessionsfrage ziemlich problematisch werden. Man müsste ja doch wissen, was Gott mit seiner Schöpfung und seinen Geschöpfen so alles vorhat, um einfach dekretieren zu können, dieser Afrikaner oder dieser Asiate, der noch nie von Jesus Christus gehört hat, schaffe keine gottgewollte Kunst. Das scheint mir doch ziemlich blasphemisch zu sein, weil es die Souveränität Gottes begrenzt.

Die Frage nach den konfessionellen Differenzen stellt sich natürlich immer erst nach Kirchentrennungen und selten sind sie kulturell so offensichtlich wie nach dem Morgendländischen Schisma von 1054. Anders als die spätere Differenzierung von Evangelisch und Katholisch war die zwischen West-Rom und Ost-Rom auch eine der grundsätzlichen kulturellen Entwicklung – wenngleich es zumindest bis 1300 noch gegenseitige Beeinflussungen gab.

Insgesamt aber ist die Frage nach konfessionellen Künstlerinnen und Künstlern so sinnvoll wie die nach konfessionellen Bäckerinnen und Bäckern. Das ist für jene Religionen vielleicht belangvoll, die spezifische Speisevorschriften einhalten müssen, für alle anderen aber nicht.

Insofern ist die Frage „Gibt es heute noch katholische Künstler?“[2], die Adorján Kovács im Blog der Zeitschrift für Verkehrswissenschaft TUMULT stellt, ziemlich neben der Spur. Entweder fragt sie schlicht nach dem konfessionellen Parteibuch der Künstler (Wie viele nominell katholische Kirchenmitglieder gibt es in der Berufsgruppe der Künstler?), oder sie fragt nach so etwas wie „wahren katholischen Künstlern“, die es dem Fragesteller erlaubt, selbst nach Belieben festzulegen, was katholisch ist und was nicht. So wie „echt antik“ ja auch nie „antik“ ist, sondern nur etwas, was als alt eingeschätzt wird.

Würde man die Joseph Beuys zugeschriebene Formulierung „Alle Menschen sind Künstler“ ernst nehmen, dann wären in Deutschland 27% der Bevölkerung katholische Künstler. Das meint die Frage nach den „katholischen Künstlern“ offensichtlich nicht. Sie stellt sich nach Ansage von Kovács aber auch nicht als Frage nach christlichen Künstlern, weil der Autor für alle Nicht-Katholiken nur Verachtung übrig hat. Und die anderen Religionen, so meint er feststellen zu können, hätten nicht einmal Kunst hervorgebracht. So viel kulturelle Ignoranz muss man erst mal besitzen, um sie dann als kultiviertes Banausentum vor sich her zu tragen. Non est ars extra ecclesiam - außerhalb der katholischen Kirche gibt es keine Kunst – so viel Mittelalter war lange nicht.

Die säkulare Welt aber, so unterstellt er, habe für seine Sichtweise wenig übrig, sie kenne zwar marxistische, feministische, ökologische Künstler*innen, aber sie verachte eben katholische. Nun kenne ich viele Künstler*innen, die sich als links verstehen, die ökologisch, feministisch aber auch kirchlich engagiert sind, aber das macht sie nicht zu feministischen, linken, ökologischen oder auch kirchlichen Künstler*innen. Sonst müsste je nach Gegenstand / Sujet die Bedeutung ihrer Kunst steigen oder fallen. Das tut sie nicht, sie richtet sich nach ihrer künstlerischen Begabung und der formalen Durchdringung des künstlerischen Gegenstandes. Ein Bild wird nicht besser, wenn es als Bildgegenstand ein „Agnus Dei“ anstelle eines einfachen Lammes oder eines Ölfasses hat.

Das hat schon vor über 1200 Jahren Karl der Große bzw. in seinen Auftrag Theodulf von Orléans in den Libri Carolini schlagend bewiesen.

"Die karolingischen Theologen ... stellten eine Reihe scharfsinniger Überlegungen über das Wesen der Kunst und der Bilder an, um zu zeigen, dass, wenn es töricht ist, ein heiliges Bild zu verehren, es nicht weniger töricht ist, es als gefährlich zu vernichten, denn diese Bilder besitzen eine Eigenständigkeit, die sie an sich wertvoll macht. Sie sind 'opeficia', von weltlichen Künsten erzeugte Gegenstände, und dürfen keine mystische Funktion haben. Kein übernatürlicher Einfluss wirkt auf sie, kein Engel leitet die Hand des Künstlers. Die Kunst ist neutral, sie kann als fromm oder als unfromm betrachtet werden ... Im Bild ist nichts, was man anbeten oder verehren sollte, es nimmt durch das Können des Künstlers an Schönheit zu oder ab ... Das Bild ist nicht deshalb wertvoll, weil es einen Heiligen darstellt, sondern deshalb, weil es gut gearbeitet ... ist. ... Die Ästhetik der Libri Carolini ist eine Ästhetik des unmittelbar Sichtbaren, und sie ist zugleich einer Ästhetik der Autonomie des Werkes der bildenden Kunst."[3]

Aber es scheint immer noch Menschen unter Gottes Sonne zu geben, die das auch nach über 1200 Jahren nicht begriffen haben, die also im Interesse der ekklesiologischen Engführung die Souveränität Gottes in seiner ganzen Schöpfung begrenzen wollen.


„Offen katholische Künstler“

Dank seiner exzellenten Kunstkenntnis kann Adorján Kovács die Frage nach den echten katholischen Künstlern natürlich beantworten. Er wird uns Künstler nennen, die im Ordo des Katholischen auf begeisterte Resonanz stoßen – so wie Giotto, Donatello, Masaccio, Michelangelo, Tizian, Tintoretto oder Caravaggio im katholischen Ordo reüssierten und deren Kunst bis heute Bestand hat.

Schauen wir also, was seine Kunstkenntnis zutage fördert. Als erstes benennt er Ludwig Valentin Angerer. Nach den vorab benannten Kriterien ist es müßig, sich in den Künstlerdatenbanken dieser Welt auf die Suche nach diesem Künstler zu machen, man wird ihn dort nicht finden, denn diese schließen ja angeblich „offen katholische Künstler“ aus. Was wäre dann ein Kriterium für ein Kunsturteil?

Vielleicht könnte man gut rezeptionstheoretisch fragen, in wie vielen Bistümern dieser Welt der Künstler Kunst- und Altarwerke für welche kunstsinnigen Bischöfe in welchen Kathedralen oder in welchem Dom geschaffen hat? Denn das wäre doch merkwürdig, wenn ein echt katholischer Künstler von echt katholischen Bischöfen nicht sofort mit offenen Armen aufgenommen würde. Ich meine mich in der christlichen und hier auch in der konfessionellen Kunstszene Deutschlands und Europas einigermaßen auszukennen, aber im Unterschied zu vielen anderen Künstlern ist mir Ludwig Valentin Angerer dabei nicht aufgefallen. Ich kenne ihn als anerkannten Filmausstatter, aus einem Monumentalprojekt einer Christusstatue und einem Kapellenprojekt, das er eifrig bewarb. Aber sonst ist seine Resonanz selbst im Raum des Katholizismus äußerst bescheiden. Und bitteschön: ein Grußwort eines Kardinals, der später Papst wurde, ist noch kein Ausweis für gut katholische Kunst.

Wenn der Künstler im Standardwerk Kunst im Leben der Kirche des Domherrn der Kathedrale von Florenz Timothy Verdon, auftauchen würde, dann wäre es etwas Anderes.[4] Wenn der deutsche Mentor der katholischen Reflexion über Kunst im 20. Jahrhundert, Friedhelm Mennekes, ihn erwähnen würde, wäre das auch anders. Aber beide kämen nicht im Ansatz auf die Idee, Angerer als großen katholischen Künstler zu bezeichnen.

So scheint umgekehrt ein Schuh daraus zu werden: weil ein protestantischer Kunsthistoriker es gewagt hat, Angerer zu kritisieren, muss er im Umkehrschluss für traditionalistische Katholiken natürlich ein gut katholischer Künstler sein.

So konfessionell ist der Kosmos der kirchlichen Kunstfachleute im 21. Jahrhundert aber nicht mehr, hier herrscht auf der ganzen Welt weitgehend ein großer Konsens in der Kriteriologie vor. Man sucht nun vergeblich nach einem Argument für das Große in der Kunst von Angerer. Stattdessen macht der Autor sich auf die Suche nach Argumenten ad hominem gegen die Kritiker von dessen Kunst. Nur macht das die Kunst von Angerer ja nicht besser. Man glaubt es kaum, aber Adorján Kovács fällt überhaupt kein Argument ein, warum Angerer katholische Kunst schafft, außer dass er sich als Katholik bekennt und Kunst schafft. Das machen Tausende von Künstler*innen auf dieser Welt, aber das klärt noch nicht die Qualitätsfrage. Bei Adorján Kovács fehlt es schlicht an formaler Logik: er sucht einen katholischen Künstler und findet ihn in Angerer. Und polemisiert nun gegen mich, aber ich habe nie bestritten, dass Angerer katholisch oder Künstler ist. Ich bestreite nur, dass er gute Kunst schafft. Es reicht nur für monumentale Show- oder Schau-Effekte.

Der zweite katholische Paradekünstler ist Michael Triegel, ein ehemals atheistischer Konvertit. Der geht mit der Nische des Altmeisterlichen hausieren, aber das macht ihn ja noch nicht katholisch, sondern nur handwerklich. Er vergisst den alten Satz von Victor Hugo, dass man es den alten Meistern nur gleichtun kann, indem man ihnen nicht gleicht.

Adorján Kovács schiebt dann ein Zitat des zum katholischen Traditionalismus konvertierten Ingo Langner ein, das bar jeglicher Fachkenntnis ist: Dieser schreibt der Reformation eine Wirkungsmacht zu, die ohne jeglichen Zweifel bereits der Kunst Giottos, also der Zeit um 1300 zukommt. So viel Chuzpe muss man schon haben. Es ist Giotto, der mit seinem Kruzifix in Santa Maria Novella Gott nach dem Maß des Menschlichen formt und in Absetzung vom byzantinischen Stil in der Kunst den naturalistischen Stil zum Durchbruch bringt. Donatello wird das noch toppen. Und auch der lebt immer noch 100 Jahre vor der Reformation. Konservative Kritiker wie Sedlmayr haben diesen Bruch im katholischen Universum feinfühlig erkannt.

Das war also nichts mit der Suche nach dem offen katholischen Künstler im 21. Jahrhundert.


Wirklich katholische Künstler

Nun gibt es diese natürlich: weltweit anerkannte, große, bedeutende, in katholischen Kirchen vertretene Künstler, die sich klar zum Katholizismus bekennen und bei denen man fraglos anerkennen muss, dass ein Teil ihres Schaffens ihren katholischen Glauben spiegelt und dieser in ihrem Schaffen auch zur Geltung kommt. Es ist nur das Problem, dass Adorján Kovács diese Künstler*innen nicht kennt (oder nicht kennen will). Er ist nur auf der Suche nach Propagandakünstlern. Auch da hätte man ihm noch manchen geschmacklichen Fehltritt empfehlen können, Rodolfo Papa etwa, ein ausgewiesener Kunstkenner und Caravaggio-Theoretiker, aber zumindest in meiner protestantischen Perspektive kein guter Künstler. Aber ich will keine Nachhilfe in Sachen schlechter katholischer (oder auch schlechter protestantischer) Kunst geben.

Da gibt es einen ausgezeichneten katholischen Künstler, einen, der sich als solcher auch versteht, der zugleich zu Recht weltweit renommiert ist, ein documenta-Künstler und ein Biennale-Teilnehmer. Kein Museum der Welt, das etwas auf sich hält, das ihn nicht ausgestellt hätte. Er ist umstritten, wie es sich für einen großen Künstler gehört, er polarisiert – eben auch die katholisch-traditionalistischen Kleingeister, die deshalb auch gar nicht auf die Idee kommen, er könne ein großer katholischer Künstler sein. Aber er ist einer. Ich spreche natürlich von Markus Lüpertz, dem wir die Fenster im Makkabäerchor und die Albertus-Magnus-Fenster in der Kölner St. Andreaskirche gegenüber dem Dom verdanken. Als Protestant tut es mir manchmal im Herzen weh, wie sehr Lüpertz seine eigenständige Handschrift zugunsten der katholischen Botschaft in den Hintergrund treten lässt. Glücklicherweise kennt Lüpertz keine konfessionellen Schranken, weshalb er auch für einige evangelische Kirchen Arbeiten geschaffen hat. Man kann aber an der Gestaltung und Durchdringung all der Arbeiten von Lüpertz in den Kirchen die große Kunst erkennen. Man kann an seiner pathetischen Gestik manchmal Kritik üben, aber an der Stimmigkeit seines Schaffens nicht. All das dumme Gerede, wenn ein Künstler sich katholisch nenne, habe er auf dem Kunstmarkt keine Chance mehr, zerschellt an der Figur von Markus Lüpertz. Und er ist bei Gott nicht der Einzige, der zu nennen wäre.

Adorján Kovács meint in seiner Philippika, man könne an den von mir kuratierten Ausstellungen erkennen, dass bei mir Religion, die christliche zumal, keine Rolle spiele, der Zeitgeist dafür umso mehr. Ich nehme an, er ist auf keiner dieser Ausstellungen gewesen und urteilt quasi in absentia. Das hat ja eine gute Tradition, ohne reale Ansicht des Gegenstandes Urteile zu fällen. Das sollen die besten Urteile sein, man nennt sie Vor-Urteile. Tatsächlich pflege ich bei den von mir kuratierten Ausstellungen die Künstler*innen nicht nach ihrer Religion oder Konfession zu fragen, weil ich glaube, dass Gott die künstlerischen Begabungen nicht nach der Kirchenmitgliedschaft verteilt. Sonst hätte er zumindest eine merkwürdige Vorliebe für atheistische Künstler. Manchmal habe ich Vermutungen, mit welchem Background Künstler*innen kommen, weil sie bestimmte Assoziationen mit dem Kirchenraum verbinden, aber mich interessiert eigentlich vor allem, was sie in diesen Raum der Kirche, der ja schon religionsgeprägt ist, als Eigenes und Spezifisches einbringen können. Ich glaube, all meinen katholischen Kolleg*innen geht es auch so.

Das ist doch das Aufregende von Le Corbusiers Kapelle Notre Dame du Haut in Ronchamp, von Matisse wunderbarer Gestaltung der Kapelle in Vence oder um etwas Zeitgenössisches zu nennen, der Gestaltung der Krankenhauskapelle von Susanne Tunn in Minden. Interessiert irgendjemand die Konfession dieser Künstler*innen?

Es gibt Fälle, in denen der konkrete religiöse Background für das Bildverständnis wichtig wird, etwa wenn Marc Chagall seine Weiße Kreuzigung malt. Aber dann ist diese Biografie eben konkreter unlösbarer Teil des Kunstwerks, das mit dem Spannungsfeld von jüdischer Biographie und christlicher Ikonographie künstlerisch arbeitet.

In vielen oder sagen wir fast allen anderen Fällen ist die Konfession nur anekdotisches Beiwerk. Etwa bei Lesser Ury (1861-1931):

Man kann an Martin Bubers Urteil über den religiösen Gehalt der Werke von Lesser Ury studieren, was es heißt, Religion gerade im nicht spezifisch Religiösen zu entdecken. Natürlich ist Lesser Ury ein jüdischer Künstler, natürlich malt er auch Sujets aus dem Judentum, aber seine religiöse Leistung ist, so Martin Buber, die Farbe. „Er ist von der Farbe besessen. Sie wird ihm zum Gotte, zum allgegenwärtigen Gotte, den er in seinen Visionen erschaut“.[5]

Das lässt es auch einsichtig werden, warum auch Mark Rothko (1903-1970) problemlos eine katholische Kirche füllen kann.[6] 1971 wurde die „Rothko Chapel“ in Houston eröffnet, in der 14 Werke des Künstlers ausgestellt sind. Sie wurde Rothko von den Kunstsammlern John und Dominique de Ménil gewidmet und gilt als eines der ungewöhnlichsten Gotteshäuser der Welt.


„‘Verletzte‘ katholische Künstler“

Das ist die zweite Kategorie, die Adorján Kovács einführt. Früher hätte man gesagt: abgefallene, aber doch irgendwie dem katholischen Ordo verbundene Künstler. Und während ich das schreibe, kommt es mir so unendlich überholt vor, in derartigen Kategorien zu denken. Wäre Markus Lüpertz dann ein verletzter evangelischer Künstler, weil er irgendwann mal aus der evangelischen Kirche aus- und in die katholische eingetreten ist, aber weiterhin für evangelische Kirchen Kunst schafft? Sancta simplicitas!

Aber Adorján Kovács zieht eine andere Schlussfolgerung aus dem Bruch mancher Künstler mit dem katholischen Glauben. Denn in der Folge des Bruchs muss natürlich auch ihre Kunst gebrochen sein. Das erinnert mich, um es deutlich zu sagen, an die Rede von der aus der Art geschlagenen Kunst, nur dass es hier nicht das Völkische, sondern der katholische Glaube ist, der im Fall der Nichtübereinstimmung zu den Defekten führt. Aber das macht es nicht besser. Adorján Kovács nennt Beuys und Stockhausen und muss beide Künstler (ganz wie die Nationalsozialisten ihre jüdischen Opfer) pathologisieren, um sein Urteil zu begründen. Stockhausen habe lasterhaft leben wollen, und Beuys war traumatisiert. Ich will hier nicht äußern, was ich normalerweise zu diesem rasenden Gefasel der Gegenaufklärung sagen würde, aber man sollte sich in derartigen Urteilen über Menschen, die man persönlich nicht kennt, mäßigen. Dass er die fortdauernde Katholizität von Stockhausen dann auch noch aus dessen Werktiteln(!) abliest, ist nur noch peinlich.

Kovács meint nun, Stockhausen und Beuys seien vom linken Kulturbetrieb abgelehnt worden. Nichts könnte falscher sein. Sie waren und sind gefeierte Heroen der Kulturschickeria. Dass sich Kovács dann auch noch versteigt, den von Terroristen und Antisemiten eingeführten Begriff des Kulturmarxismus auf Kunstkritiker anzuwenden, desavouiert ihn endgültig.[7] Mit der Rede vom Kulturmarxismus verbindet sich unauslöschlich die Legitimierung des Attentats des Terroristen Anders Breivik. Sie wendet sich in der Sache gegen Juden in der Kultur. Schande über ihn!

Dass Kovács übler Nachrede nicht abhold ist, zeigt sich noch einmal im Abschnitt über Stockhausen. Klaus Umbach, von 1969 bis 2007 Musikredakteur beim SPIEGEL, habe „gehässig“, ja „hasserfüllt“ vom „rheinischen Bauernbuddhismus“ Stockhausens gesprochen. Das ist eine Lüge. Klaus Umbach ist tot, er kann sich nicht mehr wehren, aber derartige Lügen muss man zurückweisen. Tatsächlich gibt es einen Artikel von Umbach über Stockhausen im SPIEGEL vom 2.5.1988. Darin geht er – im bekannt ironischen SPIEGEL-Stil – auf Stockhausens neue Oper „Montag aus dem Licht“ ein. Und dazu führt er auch Meinungen anderer Komponisten über dieses Werk an. Unter anderem zitiert er den 2020 verstorbenen österreichischen Komponisten Dietmar Polaczek. Und von diesem und nicht von Umbach stammt die völlig korrekt als Zitat ausgewiesene Formulierung "niederrheinischer Bauernbuddhismus", ja "tantrisch-lamaistischer Klosterkatholizismus". Man sollte – wenn man schon für die hehren katholischen Werte streitet – nicht falsch Zeugnis reden. Man muss den SPIEGEL, seinen Stil und seine Journalisten nicht mögen, aber man sollte bei der Wahrheit bleiben.

Adorján Kovács wendet sich wieder Beuys zu, um dann folgende Äußerung von sich zu geben: „Dem Zeitgeist, der vor allem in der praktischen Theologie stark an der so genannten Entmythologisierung gearbeitet hat … “ Ich vermute, er verwechselt schlicht praktische Theologie mit protestantischer Theologie, aber wie könnte man jemanden ernst nehmen, der diesen Unterschied nicht sofort bemerkt? Entmythologisierung ist eine Frage von Exegese, also der neutestamentlichen Theologie, so wie Rudolf Bultmann eben auch Neutestamentler war. Keiner der dann von Beuys angesprochenen protestantischen Theologen war praktischer Theologe, es handelt sich um zwei systematische Theologen und einen Neutestamentler. Ein Künstler muss das nicht wissen, ein Katholik, der ihn referenziert, sollte es zumindest überprüfen. Dass sich Beuys auch gegen den historischen Jesus wendet (Ich habe mich dagegen gewehrt, als handle es sich bei diesem Christus um eine historische Figur) ist nicht nur eine „unglückliche Wendung“, sondern sollte doch auch einem Katholiken zu denken geben, bevor er Beuys einfach eingemeindet.

Ich finde es nun bemerkenswert, was Kovács aus dem Oeuvre der beiden Künstler auswählt. Man könnte auch von gezielter Unterlassung sprechen. Die Fußwaschung von Beuys aus der Aktion Celtic+~~~, also die scheinbare Christus-Identifikation mit Klaus Staeck als Petrus erwähnt er nicht. Ebenso wenig erwähnt er die Erklärung von Stockhausen, das Attentat auf das World Trade Center sei das „das größte Kunstwerk (gewesen), was es je gegeben hat“. Da wäre man doch für eine passende katholische Erklärung dankbar gewesen.

Ich weiß nicht, welchen Gewinn diese Kategorie vom verletzten katholischen Künstler für den konservativen katholisch-traditionalistischen Kosmos hat. Ist es nicht eine Variante des Gedankens von der impliziten Religion oder des anonymen Christentums, der auch viele liberale Theologen umtreibt? Oder ist es eine geradezu dantische Skizze ehemals katholischer Seelen, die nun im kulturellen Purgatorium der Seelenrettung durch gestandene Katholiken harren, um doch noch ins katholische Paradies zu gelangen? Man weiß es nicht. Und Beuys und Stockhausen wird es nicht mehr interessieren.


"Versteckt katholische Künstler"

Ausgerechnet Lars von Trier und Martin Scorcese ordnet der Autor nun in die Kategorie der „versteckt“ katholischen Künstler ein. Wenn das versteckter Katholizismus ist, was ist dann offener? Bei beiden pfeifen es doch die Spatzen von den Dächern, so dass es sich hier um offenen Katholizismus handelt. Scorcese wollte einmal Priester werden, Lars von Trier spielt mit biblischen Stoffen und theologischen Topoi wie wenig andere Künstler. Was ist da versteckt?

Gut, im Jahr 1988 hätte wahrscheinlich die gesamte katholische Welt Scorcese eher in die Hölle gewünscht, zumindest für terroristische Brandanschläge auf Kinos in Frankreich hat es von katholischer Seite gereicht. Der SPIEGEL schrieb für die deutschen Verhältnisse wie immer ironisch treffend vom „Sturm im Weihwasserglas“, die ZEIT vom Kruzifix vorm Kino. Tempora mutantur, nos et mutamur in illis – heute ist Martin Scorcese ein großer, wenn auch versteckter Sohn und Künstler der katholischen Kirche.

Wie schön, da besteht ja noch für manchen Renegaten Hoffnung für die Zukunft. Vielleicht kommt auch Pablo Picasso noch mal zur Ehre der Altäre.


Zwischenbilanz

Keine der drei bisher eingeführten Kategorien ist irgendwie tragfähig, eher ist es ein undefinierter Brei, der über beliebige Phänomene ausgegossen wird.[8] Weder sind Angerer oder Triegel katholische Künstler in dem Sinne, in dem in der Kunstgeschichte etwa Francisco de Zurbarán ein unbestritten großartiger katholischer (und zudem gegenreformatorischer) Künstler war, um den ich als Protestant die katholische Kirche wegen seiner Formstrenge wirklich beneide. Noch sind Beuys oder Stockhausen in der Würdigung ihres Gesamtschaffens „verletzte“ katholische Künstler, sondern beide sind von der Zeit bewegte Künstler, die Vieles ausprobierten und viel Gutes schufen. Und der Rekurs auf die versteckten katholischen Künstler lief ins Leere, weil sie gar nicht versteckt waren, sondern katholische Motive wie Heerbanner vor sich hertrugen.

Kategorie(n) verfehlt sozusagen. Der Ertrag dieser drei Etikettierungen beläuft sich auf Zero. Dabei gäbe es durchaus etwas zu bilanzieren, nur muss man sich in der Materie auch auskennen und darf nicht wie ein Blinder im Dunklen tappen. Da kann man nur sagen: Du wirst auf diesem Wege kein Glück haben (nach 5. Mose 28, 29).

Was die Invektiven gegen den Verfasser dieser Obelisci betrifft, so sind sie wenig gehaltvoll. Mehr als dass dieser Protestant und deshalb oberflächlich, zeitgeistorientiert und theologisch nicht gehaltvoll sein kann, fällt dem Schreiber ja nicht ein. Wenn für ihn die Welt so gnostisch-dualistisch einfach ist, soll und muss er damit leben. Du, lass dich nicht verhärten / In dieser harten Zeit. / Die allzu hart sind, brechen / Die allzu spitz sind, stechen / Und brechen ab sogleich / Und brechen ab sogleich. Wo Wolf Biermann Recht hat, da hat er Recht.


„Konservative Ästhetik“

Diesen mehr dem Wunsch als der Wirklichkeit geschuldeten Titel trägt der vierte und letzte Abschnitt. Darin taucht dann wieder die terroristische Redeform vom Kulturmarxisten auf, die jeden, der sie gebraucht, auf Dauer richtet. Aber sei’s drum. Man ahnt schon, mehr als ein aufgewärmter Hans Sedlmayr kann in diesem Kapitel nicht herauskommen.

Nun ist schon der Rekurs auf die von Baumgarten und Kant entwickelte Ästhetik als Teil der in dieser Frage protestantischen Aufklärung kaum mit einem traditionalistischen Katholizismus auf Linie zu bringen. Man könnte von Kunstlehre, von Kunstphilosophie, besser noch Kunsttheologie sprechen, aber Ästhetik?

Sinn aller(!) Kunst, ihre eigentliche Raison d’être sei die Verherrlichung Gottes. Selten so gelacht. Entweder ist das Teil einer geschlossenen Argumentation in dem Sinne, dass alle Kunst, die nicht der Verherrlichung Gottes dient, eben keine Kunst ist. Das wäre ein rhetorischer Taschenspielertrick und genügt nicht im mindesten einer Falsifizierbarkeits-Anforderung. Denn in der Konsequenz muss alle Kunst vor der konkreten Entdeckung Gottes (also jüdisch vor dem zweiten Jahrtausend vor Christus oder allgemein-religiös vor dem 11. Jahrtausend vor Christus) als anonyme religiöse Kunst bezeichnet werden, selbst wenn erkennbar Religion nicht ihr Gegenstand ist. Oder die Höhlenkunst ist gar keine Kunst, weil sie nicht der Verherrlichung Gottes dient. Also entweder Zwangstaufe oder Vertreibung – tertium non datur.

Kulturgeschichtlich zeigt sich aber: Kunst dient nicht von jeher der Verherrlichung Gottes, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass sie explizit Gott durch Darstellung verehrt.

Kunst ist seit 50.000 Jahren das dem Menschen Eigentümliche, hier spielen die ersten Freigelassenen der Schöpfung ihr eigenes menschliches Spiel. Und indem und nur wenn sie dies tun, ehren sie Gott. Nicht als Werk, sondern als freies Spiel – so wie die protestantische Ästhetik es seit dem Pfarrersohn, Theologen und Philosophen Alexander Gottlieb Baumgarten, dann aber auch in der Ausgestaltung durch die Protestanten Immanuel Kant, Friedrich Schiller, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Georg Wilhelm Friedrich Hegel beschreibt. Punktum. Ich merke, ich werde zum Konfessionellen, wenn ich Konfessionellen begegne.

Adorján Kovács gibt nun ehrlicherweise zu, dass seit dem Avignonesischen Papsttum, also immerhin seit über 700 Jahren, die Wirklichkeit nicht mehr so ist, wie er sie sich als katholischer Traditionalist wünscht. In der Folge entsteht nämlich so etwas wie die Renaissance und die Menschen zeigen sich äußerst widerspenstig gegenüber der katholischen Kirche (neuheidnisch nennt Kovács das).

Der Naturalismus Giottos legt beredt davon Zeugnis ab. Man muss nur auf sein Kruzifix schauen, um das zu erkennen. Hier, also um 1300 in der Proto-Renaissance, wird das Gottesbild bereits nach dem Menschenbild entworfen.

Daran führt kein Weg vorbei, so sehr das katholische Herz einen solchen Weg auch suchen mag. Oder man muss die gesamte Kunstgeschichte nach 1300 preisgeben. Das wäre aber selbst für Katholiken ein extrem hoher Preis.

Die Rettung sieht der Autor im „realistischen Phänomenologen“ Dietrich von Hildebrand, dessen zweibändige Ästhetik aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts alle „Fehler des heutigen, überwiegend kulturmarxistisch dominierten ‚Epochendenkens‘“ korrigieren könne. Da ist man als „Kulturmarxist“ natürlich gespannt:

Von Hildebrand formuliert eine Begründung der Objektivität der Schönheit, die immer eine Eigenschaft des Gegenstandes ist und nie personal vollzogen wird oder ein Gefühl oder eine von der menschlichen Person abhängige Projektion ist. Sie ist ein Wert.

Wenn das so wäre – was ich philosophisch bestreiten würde[9] – warum braucht man dann noch dezidiert katholische Künstler? Wäre dann nicht die Objektivität des Schönen als Wert in der Sache gegeben und müsste daraus nur erhoben werden? Oder sind nur katholische Künstler in der Lage, objektiv schöne Objekte zu schaffen? Dann wären wir aber wieder bei der vom Künstler-Subjekt abhängigen Genie-Ästhetik und nicht bei der objektiven Schönheit. Oder sind nur katholische Künstler in der Lage, die objektive Schönheit in den Dingen herauszuarbeiten und zu vermitteln? Aber auch dann bedürfte es aber doch weiterhin dieser subjektiven Anstrengung.

Ich fürchte Adorján Kovács Vorstellungen von katholischen Künstlern und Dietrich von Hildebrands Idee einer wertphilosophisch basierten Ästhetik sind inkompatibel. Sie verbindet nur ihr Katholizismus. Das ist für eine ästhetische Theoriebildung zu wenig.

Was am Ende dabei rauskommt („Diese geheimnisvolle Eigenschaft der Schönheit führt zum Sursum corda“) ist eben genau das: geheimnisvoll, nebulös, ein waberndes Geraune, mehr thetisch als analytisch, eine bloße Behauptung:

Und dennoch, ja, es gibt auch heute noch katholische Künstler, und ihre Werke sind nicht die schlechtesten. Vielleicht sind sie sogar ein bisschen besser als die der anderen. Das genau soll nicht ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit geraten, um sie weiterhin von Gott und der Suche nach ihm abzuhalten.[10]

Ich glaube das nicht, es klingt eher wie eine ziemlich verschwurbelte Verschwörungstheorie. Wer sollte die Menschen denn daran hindern, sich offene, verletzte oder versteckte katholische Künstler anzuschauen? Für die Genannten trifft es jedenfalls nicht zu. Martin Scorsese ist einer der erfolgreichsten Künstler der Welt, Lars von Trier wegen mancher Äußerungen berühmt-berüchtigt, aber nicht unerfolgreich, Joseph Beuys gilt als der viertwichtigste Bildende Künstler seit 1880, Stockhausen ist weltweit berühmt und wird unaufhörlich aufgeführt. Nun gut, all das gilt für Angerer und Triegel nicht, aber das könnte auch andere Ursachen haben. Triegel gehört immerhin zum Establishment der deutschen Kunstszene, wenn auch nicht gerade zu den Top 100. Und Angerer kennt man wenigstens als Filmausstatter für die Unendliche Geschichte II.

Man kann also nicht davon sprechen, dass bei all diesen Künstlern versucht würde, sie nicht ins öffentliche Bewusstsein geraten zu lassen. Ganz im Gegenteil. Aber es klingt so schön: da gibt es böse „Kulturmarxisten“ die alles tun, damit die Wahrheit nicht ans Licht kommt.

Deshalb ein Vorschlag zur Ungüte[11]: Niemand wird heutzutage davon abgehalten, eine Ausstellung der Freunde katholischer Künstler (FkK) und der Freunde der unbekannten katholischen Kunst (FukK) sagen wir einmal în Zaitzkofen, also in der oberpfälzischen Gemeinde Schierling zu organisieren und sie dann ausgewählten Werken der Documenta, der Biennale in Venedig oder des MOMA in New York gegenüberzustellen. Schauen wir doch, was dabei herauskommt und was die Menschen dazu sagen.

Die Freunde katholischer Künstler werden es wohl nicht darauf ankommen lassen, zu vernichtend wäre das Urteil.


Epilog

„Schön, dass wir uns treffen, Wendriner. Wirklich schön praktisch hier. Und das schöne Wetter, und die schöne Aussicht, und dieser schöne Landwein“. „Alles schön und gut, mein Lieber. Aber was sagen sie zur letzten Neuigkeit aus dem Ministerium? Eine schöne Bescherung, um nicht zu sagen, eine schöne…“ „Aber, aber, Wendriner! – Apropos schön. Haben sie noch den alten Grock erlebt? Immer wenn der „schööön“ sagte (mit drei Ö versteht sich), dann tobte der ganze Zirkus, und keiner wußte warum. Nie gesehen? Schade. Na schön, denn wolln wir mal.“ (Kurt Tucholsky)


Anmerkungen

[1]    Michael Weinrich: "Kirche in der Säkularisation"; In: Die Kirche im Wort. Arbeitsbuch zur Ekklesiologie. Hg. von E. Mechels und M. Weinrich. Neukirchen-Vluyn 1992, S. 222-246, hier S. 242.

[2]    Kovács, Adorján (2020): Gibt es heute noch katholische Künstler? In: Tumult-Blog.
https://www.tumult-magazine.net/post/adorj%C3%A1n-kov%C3%A1cs-gibt-es-heute-noch-katholische-k%C3%BCnstler , zuletzt geprüft am 30.09.2020.

[3]    Vgl. Eco, Umberto (1995): Kunst und Schönheit im Mittelalter. 3. Aufl. München: Dt. Taschenbuch-Verl (4603), insbes. S. 158f.

[4]    Verdon, Timothy (2011): Kunst im Leben der Kirche. Eine 2000-jährige Beziehung: Schnell & Steiner.

[5]    Buber, Martin; Ury, Lesser (1903): Lesser Ury. In: Martin Buber (Hg.): Jüdische Künstler. Berlin: Jüdischer Verlag, 41-72.

[6]    Vgl. dazu Sauerländer, Willibald (2010): Transzendenz nach dem Tode Gottes. Barnett Newmans "Stations of the cross" und Mark Rothkos "Chapel". In: Markus Kleinert (Hg.): Kunst und Religion. Ein kontroverses Verhältnis. Mainz: Chorus, S. 79–108.

[8]    Laermann, Klaus (1985): Das rasende Gefasel der Gegenaufklärung. Dietmar Kamper als Symptom. In: Merkur 39 (433), S. 211–220.

[9]    „Ort und Ursprung der Werte bleiben unbestimmt; zwischen logischer Notwendigkeit und psychologischer Mannigfaltigkeit liegen sie irgendwo; unverbindlich im Wirklichen, undurchsichtig im Geistigen; eine Scheinontologie, die die Frage des Woher-Geltens so wenig zu tragen vermag wie die des Wofür-Geltens.“ Theodor W. Adorno, Die Aktualität der Philosophie, Gesammelte Schriften I, S. 557.

[10]   Kovács, Adorján (2020), a.a.O.

[11]   Adorno, Theodor W. (1970): Vorschlag zur Ungüte. In: ders., Ohne Leitbild. Parva aesthetica. 4. Aufl. Frankfurt a.M: Suhrkamp (Edition Suhrkamp, 201), S. 52–59.

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/128/am712.htm
© Andreas Mertin, 2020