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Magazin für Theologie und Ästhetik


Im Labyrinth IV

Erscheinungen im Cyberspace

Wendt / Mertin

Telepolis

Das Magazin TELEPOLIS ist das deutschsprachige Netzmagazin schlechthin, ein Muss für jeden, der das Internet regelmäßig nutzt und auf dem Laufenden und zugleich auf der Höhe der Debatten sein will. Was immer informationstechnologisch diskutiert wird, welche politischen, sozialen und ästhetischen Tendenzen sich abzeichnen, welche Gefahren für den freien Meinungsaustausch im Netz drohen, all dies findet hier seinen reflektierten Niederschlag. Herausgegeben wird TELEPOLIS von Christian Heise, die Redaktion bilden Florian Rötzer, Armin Medosch und Michaela Simon. Zahlreiche Rubriken erschließen die thematische Fülle.

Zu TELEPOLIS kann man einen Newsletter abonnieren, der einen in regelmäßigen Abständen mit Informationen zu neu erschienenen Artikeln versorgt. Der Newsletter ersetzt freilich nicht den regelmäßigen Besuch des Magazins, da er nur auf ausgewählte Aufsätze der verschiedenen Rubriken verweist, während faktisch jeden Tag neue Aufsätze und Kommentare zu aktuellen Themen erscheinen.

Über die gut funktionierende Suchmaschine kann man sich über frühere Artikel informieren und so die Entwicklung von Debatten nachvollziehen. Die hohe Qualität der Beiträge macht aus TELEPOLIS zugleich ein wichtiges Archiv der Netzgeschichte, aber auch der aktuellen gesellschaftlichen Debatten.


Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig

Minimalistisch spektakulär eröffnet die Hochschule für Grafik und Gestaltung ihren Webauftritt. Auf der Startseite blickt der Betrachter lediglich auf eine große weiße Fläche und einen horizontal, aber nicht vertikal zentrierten Punkt. Wer auf den Punkt klickt kommt zu einer Seite mit sieben Punkten, die dann zu Infos, Links, Projekten, Theorie, Personen, dem Archiv und Aktuellem führen. Die Website zeigt, dass es keines aufwendigen Webdesigns bedarf, um Wirkung zu erzielen, gerade in der Reduktion liegt der Reiz.

Unter dem Punkt "Projekte" finden sich eine Fülle von Projekten in der Form anklickbarer Thumbnails. Besonders gefallen hat mir dabei SHOAC von Johannes Blank.

Das Internetprojekt "Bild_Bank" stellt es sich zur Aufgabe, Arbeiten aus unterschiedlichen künstlerischen und angewandten Medien digital zu publizieren. Es wurde Anfang 1998 von einer Arbeitsgruppe des FB Fotografie der HGB Leipzig als Teil der "foto.media.projekte" initiiert, über den Zeitraum von ca. einem Jahr entwickelt und bis zu seiner öffentlichen Vorstellung auf dem "Rundgang 1999" ständig verbessert. Zentrales Anliegen ist, neben dem Bildangebot, die Vermittlung von Autorenverständnis, inhaltlichen Kontexten und medialer Auseinandersetzung.

Sehr eindrücklich auch "ravensbrueck" von Francis Hunger, der dem Schicksal seiner Großeltern nachgeht: lse und Willy Hunger waren meine Großeltern. Die Darstellung entspricht den mir derzeit bekannten Informationen. Mit dem Webprojekt "Ravensbrueck" habe ich mich seit 1997 beschäftigt. Im Jahr 1996 arbeitete ich im Rahmen des Zivildienstes in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.

Empfohlen sei abschließend noch der Blick ins Archiv mit einer Fülle weiterer Projekte!


PS1

Eigentlich möchte man das PS1 sofort vor Ort besuchen, ein großflächiges Hallenareal auf Long Island - die Präsentation im Netz macht aber nicht nur große Lust, in diesen Pool an experimenteller Energie real einzutauchen, sondern vermittelt präzise Informationen über die vielfältigen Aktivitäten des MoMA-Ablegers (www.moma.org).

Der pädagogische Eros trägt und prägt die turbulente Geschichte der Public School No 1 vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute. Mehr über das Geheimnis um den Entwurf und die politische Vision des Initiators Patrick J. Gleason kann man auf den Seiten des PS1 nachlesen (the history of public school no1).

"In the halls of P.S.1 one can sense the passage of time, the sound of children, even the smell of school lunches. Its transformation from a public school into a contemporary arts center maintains the building's original function as a place of gathering, learning, and enlightenment. And while certainly other historic structures in New York City have grown old more gracefully, P.S.1 wears its age proudly, an impressive pile of stone and brick with a rich and somewhat scandalous history."

Heute beherbergt das PS 1 mehrere Künstlerateliers, die artists-studios, die jährlich an New Yorker und internationale Künstler vergeben werden. Unter expositions sind die laufenden und wichtige Ausstellungen der letzten Jahre verzeichnet, alle Ausstellungskataloge kann man im online-shop bestellen.

Ein besonders spektakuläres Online-project war die Clocktower-Lecture-Lounge, eine 24-Stunden-Performance im halbstündigen Wechsel von Lesungen, theoretischen State-ments, Musik, Video etc., veranstaltet 2000 und 2001 im sogenannten Clocktower, organisiert von den Künstlern Angelika Middendorf und Andreas Schimanski, beide Stipendiaten im PS1. Die Dokumentation ist mehr oder weniger lückenlos, die Beiträge sind chro-nologisch sortiert (z.B. der Beitrag "a number of rembrandt self-portraits never printed by rembrandt" der niederländischen Künstlerin Ritsaert ten Cate), lassen sich aber auch rubriziert nach Vortragendem (artist - curator - writer - group etc.) abrufen.

Ein weiteres Online-projekt ist whocares ein Diskussionsforum zu "Public Art, Audiences and the Museum", Theoretiker und Praktiker diskutieren über die Verantwortung des Künstlers, die Rolle des Kunstpublikums und die zukünftigen Aufgaben des Museums.

Im PS1 kann man alle Medien kennenlernen, so findet man unter online-tours avancierte contemporary sound art (shockwave erforderlich). Das Sommerangebot (Musik / Videos / Swimmingpool) kann Surfen im Netz leider nicht ersetzen.


© Wendt / Mertin 2001
Magazin für Theologie und Ästhetik 12/2001
https://www.theomag.de/12/wm4.htm