Wirtschaften in einer endlichen Welt

Ethische und theologische Reflexionen*

Jörg Herrmann

Der Bielefelder Soziologe Niklas Luhmann hat einmal gesagt: „Es gibt Wirtschaft, es gibt Ethik – aber es gibt keine Wirtschaftsethik.“[1] Doch, würde ich gegen Luhmann behaupten. Diese Ethik gibt es. Der VW-Abgasskandal zeigt gerade, dass Ethik und Wirtschaft sehr viel miteinander zu tun haben. Denn der Betrug von VW wirkt auf die Kundenbeziehungen, die eigene Belegschaft, das Image, die Umwelt und das wirtschaftliche Ergebnis zurück. Es gibt also Wirtschaftsethik. Nicht zuletzt im Kontext von Theologie und Kirche. Allerdings lag dieses Feld über lange Zeit brach, wie Andreas Pawlas in seiner Studie über Luthers Berufs- und Wirtschaftsethik zu Recht bemerkt hat.[2] Beachtung fand es erst wieder, als Wirtschaftsthemen vermehrt
Anlass für öffentliche Diskussionen gaben.

Ich denke an die Debatte um Managergehälter und die sich anschließende Dauerdiskussion aufgrund nicht abreißender Großkrisen bis heute. Und wer hätte gedacht, dass drei Vorzeigemarken der alten Deutschland AG einmal so tief im Sumpf der Skandale versinken würden? Ich denke an die Siemens AG (Schmiergeldzahlungen), die Deutsche Bank AG (Zins-Manipula­tionen, Steuerbetrug, 6000 Verfahren weltweit) und die Volkswagen AG. Und warum das alles? Ist es die Gier? Ist es die Systemlogik des Ökonomischen? Konkurrenz, Wettbewerb, bedingungsloses Profitstreben? VW wollte jedenfalls unbedingt Weltmeister werden, die Nummer eins. Koste es, was es wolle. Den Theologen erinnert dieser Vorgang unwillkürlich an die alte biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel, Symbol der Hybris. Darin verkünden die Menschen (Gen 11,4): „Wohlan, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen.“

Ebenso lässt sich an die eindrückliche Parabel „Wie viel Erde braucht der Mensch?“ von Leo Tolstoi denken. Sie erzählt von dem gierigen Bauer Pachom, der immer größer werden will. Eines Tages darf er so viel Land kaufen, wie er von Sonnenaufgang bis -untergang zu Fuß umrunden kann. Pachom rennt sich die Lunge aus dem Leib, schließt den Kreis und bricht tot zusammen. Zum Schluss heißt es bei Tolstoi: „Der Knecht nahm die Hacke, grub Pachom ein Grab, genau so lang wie das Stück Erde, das er mit seinem Körper, von den Füßen bis zum Kopf, bedeckte – sechs Ellen –, und scharrte ihn ein.“[3]

Eine einfache und eindrucksvolle Geschichte über Maßlosigkeit und Endlichkeit, die genauso in der Bibel stehen könnte und zugleich nach wie vor aktuell ist, vielleicht aktueller als je zuvor. Denn die Steigerungslogik ist das Mantra der Moderne. Wir sind die Steigerung gewohnt, wir erhoffen und erwarten ein Mehr. Und wehe, wenn Rückgänge vermeldet werden und die Konjunktur schwächelt. Dann läuten die Alarmglocken. Unsere Wirtschaft ist auf Wachstum programmiert. Als die Finanzkrise von 2008 den Wachstumsmotor zum Stottern brachte, wurde ein „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ (!) beschlossen. Bestimmte Auswüchse der Wachstumslogik im Finanzsektor mussten mit neuen Wachstumsimpulsen bekämpft werden. Wurde da der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben? Angeblich waren die beschlossenen Maßnahmen alternativlos. In der Folge wuchsen die Schulden der Staaten in schwindelnde Höhen und die Finanz- und Wirtschaftskrise wurde fast übergangslos von der Eurokrise und der griechischen Staatsschuldenkrise abgelöst. Eine Krise jagt die nächste. Gegenwärtig haben wir die Flüchtlingskrise, heute bestimmt der furchtbare Terror in Paris die Weltnachrichten. Zumeist von Aktualitäten überdeckt spitzt sich im Hintergrund die Klimakrise zu. Im Blick auf letztere stehen wir kurz vor einem entscheidenden Termin: der UN-Klimakonferenz vom 30. November bis zum 11. Dezember in Paris.

Multiple Krisen

Die Probleme unseres Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells und ihre Ursachen.

Wir leben in einer Zeit multipler Krisen, die in einer Wechselwirkung zu einander stehen. Und es ist in diesem Zusammenhang nicht zuletzt die Art unseres Wirtschaftens, die zum Problem geworden ist. Sie produziert zu viel Müll, Schulden, Ungerechtigkeit und Tod.

Dazu einige Schlaglichter. Die soziale Ungleichheit ist in den vergangenen Jahrzehnten sowohl global wie auch in Europa und in Deutschland beständig gewachsen. Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt heute so viel Vermögen wie die übrigen 99 Prozent.[4] In Deutschland besitzen die oberen 10 Prozent der Bevölkerung immerhin noch über 60 Prozent des hiesigen Gesamtvermögens, die unteren 60 Prozent jedoch nur 5 Prozent vom großen Kuchen.[5] Unlängst (2014) hat der französische Ökonom Thomas Piketty in seinem Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ erneut vorgerechnet, dass die kapitalistische Wirtschaftslogik zwangsläufig zu steigender Ungleichheit führt, und eine bis zu 75 Prozent progressive Einkommenssteuer plus Vermögenssteuer empfohlen.[6]

Die zweite große Herausforderung ist die ökologische Problematik und der beginnende Klimawandel. Dass unser Stoffwechsel mit der Natur sich an den Bedingungen einer endlichen Welt orientieren muss, ist schon lange klar. Das Epochen-Buch „Die Grenzen des Wachstums“ ist 1972 erschienen[7]. Wir haben als Schüler darüber diskutiert. Dass die Erde und ihre Ressourcen endlich sind, leuchtete uns sofort ein. Heute, nachdem im 20. Jahrhundert weltweit zehnmal mehr Energie verbraucht worden ist als während der gesamten Menschheitsgeschichte zuvor, kommt noch eine weitere Perspektive hinzu: die der planetarischen Grenzen. 2009 hat eine Gruppe von 28 international renommierten Wissenschaftlern erstmals neun dieser Grenzen auf der Grundlage des aktuellen Kenntnisstandes der Erdsystemforschung in einer Studie vorgestellt.[8]

In der Veröffentlichung konstatiert der Hauptautor der Studie, Johan Rockström, Direktor des Stockholm Resilience Centre an der Universität Stockholm: „Die Belastung des Erdsystems durch den Menschen hat ein Ausmaß erreicht, bei dem plötzliche globale Veränderungen der Umwelt nicht mehr auszuschließen sind. Um weiterhin sicher leben zu können, muss der Mensch innerhalb bestimmter kritischer und fester Grenzen der Umwelt agieren und die Natur der klimatischen, geophysikalischen, atmosphärischen und ökologischen Prozesse im Erdsystem respektieren.“[9] Das Überschreiten dieser Grenzen könne sich verheerend auf die Menschheit auswirken, sie zu respektieren aber gute Zukunftsaussichten sichern. Die Studie zeigt allerdings auf, dass diese Grenzwerte in drei Bereichen bereits überschritten wurden: in den Bereichen Klima, biologische Vielfalt und Stickstoffeintrag in die Biosphäre. Wie die Wissenschaftler schreiben, habe die rapide Zunahme menschlicher Aktivitäten seit der industriellen Revolution eine globale geophysikalische Kraft erzeugt, die einer Naturgewalt gleichkomme. „Wir treten in das Anthropozän ein, ein neues geologisches Zeitalter, in dem unsere Aktivitäten die Kapazitäten des Erdsystems untergraben, sich selbst zu regulieren“, sagt Will Steffen, Direktor des Climate Change Institute der Australian National University und Mitautor der Studie.[10]

In der internationalen Klimapolitik hat man sich bekanntlich auf das sogenannte 2-Grad-Ziel verständigt. Inzwischen ist strittig, ob es überhaupt noch eingehalten werden kann. Klar ist jedenfalls, dass ein darüber hinausgehender Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur katastrophale und irreversible Folgen haben würde. Zu rechnen wäre mit Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und in der Konsequenz u.a. mit Wassermangel, Landverlust und Kriege um Ressourcen. Im Hamburger Abendblatt war unlängst zu lesen, dass ein Abschmelzen des antarktischen Eises ein Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 58 Metern verursachen könnte.[11] Studien zur Nahrungsmittelerzeugung kommen zu der Prognose, dass bei starker Erwärmung im Jahr 2100 die Hälfte der Erdbevölkerung von Hunger bedroht sein könnte.[12] Je nach Ausmaß der Erwärmung wäre mit mehreren hundert Millionen Klimaflüchtlingen zu rechnen.[13]

Deutschland müsste seine Emissionen für die Einhaltung des 2-Grad-Zieles bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 reduzieren, das wären 3,6 Prozent jährlich ab 2014 und entspräche dem Effekt von sieben Jahren mit mittelschwerer Wirtschaftskrise - wie „Die Zeit“ im April 2014 vorgerechnet hat.[14] Individuell geht es darum, von elf Tonnen Kohlendioxid pro Kopf und Jahr auf gut zwei Tonnen herunterzukommen.[15] Das ist schwer. Mit einer Flugreise von Hamburg nach New York hat man schon über vier Tonnen auf dem individuellen Emissionskonto. Wie schwierig sich die notwendige Decarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft gestaltet, zeigt auch ein Blick nach Moorburg. Dort ist in diesem Jahr (2015) das umstrittene Steinkohlekraftwerk ans Netz gegangen. Es verbrennt täglich etwa 11000 Tonnen Steinkohle und wird jährlich etwa 8,5 Millionen Tonnen CO2 emittieren, die zu den Hamburger Emissionen von rund 18 Millionen Tonnen jährlich hinzukommen[16]. Da kann der umweltbewusste Bürger sehr lange Fahrrad fahren und auf Urlaubsflüge und Fleisch verzichten, um die Hamburger Emissionsbilanzen aufzubessern.

Das Problem der Lage ist zudem ihre Dramatik, die jedoch im Alltag nicht wahrnehmbar ist. Eigentlich müssten Millionen auf die Straße gehen. Vor uns liegt ein Zeitfenster von zwei bis drei Jahrzehnten. Wenn die Umsteuerung innerhalb der nächsten Jahrzehnte nicht gelingt, geraten wir wohl in gefährliches Fahrwasser.

Zur Debatte steht dabei vor allem die ungeheure Expansionsdynamik der Volkswirtschaften der frühindustrialisierten Länder des Nordwestens und ihre strukturelle Nicht-Nachhaltigkeit. Politikwissenschaftler sprechen im Blick auf den reichen Norden auch von einer „imperialen Lebensweise“.[17] Was damit gemeint ist, wird auch durch einen Blick auf einige Zahlen sehr deutlich: Das wohlhabendste Fünftel der Weltbevölkerung verbraucht gegenwärtig 80 Prozent der globalen Ressourcen, das ärmste Fünftel gerade einmal gut ein Prozent.[18] Noch nie in der Menschheitsgeschichte war die Verteilung der globalen Güter so ungleich wie heute. Und natürlich wollen die 80 Prozent der Weltbevölkerung, die unseren Status noch nicht erreicht haben, auch gern so leben wie wir. Man kann sich leicht vorstellen, dass die Erreichung dieses Ziels die Tragfähigkeitsgrenzen der Erde sehr weit überschreiten würde. Stellen Sie sich nur vor, dass vier Milliarden Asiaten so viele Autos und SUVs fahren wollten wie wir. Wir, die frühindustrialisierten Länder, sind darum diejenigen, die vorangehen müssen und ihren Stoffwechsel mit der Natur radikal verändern müssen.

Vor diesem Hintergrund stellte der „Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ (WBGU) in seinem Hauptgutachten von 2011 unter der Überschrift „Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation“ [PDF] fest: „Das kohlenstoffbasierte Weltwirtschaftsmodell ist auch ein normativ unhaltbarer Zustand, denn es gefährdet die Stabilität des Klimasystems und damit die Existenzgrundlagen künftiger Generationen. Die Transformation zur Klimaverträglichkeit ist daher moralisch ebenso geboten wie die Abschaffung der Sklaverei und die Ächtung der Kinderarbeit.“[19]

Was tun?

Perspektiven kirchlicher Wirtschaftsethik oder die EKD, die Linksprotestanten, die Ökumenische Bewegung und der Papst

Es besteht heute ein breiter Konsens darüber, dass eine einschneidende Transformation unserer Wirtschaftsweise notwendig ist. Dabei zählen die Kirchen meinem Eindruck nach mit zu den gesellschaftlichen Institutionen, in denen diese Herausforderung am deutlichsten wahrgenommen wird. Ich zitiere einige Stimmen.

 In seiner im Mai diesen Jahres (2015) veröffentlichten zweiten der Umwelt gewidmeten Enzyklika warnt Papst Franziskus davor, dass der gegenwärtige „Lebensstil nur in einer Katastrophe enden“ könne.[20] Es brauche konsequente Emissionsreduktionsprogramme. Gesellschaftskulturell gehe darum „den Fortschritt neu zu definieren. Eine technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt betrachtet werden.“[21]

Und die Botschaft der Ökumenischen Friedenskonvokation in Kingston/Jamaika stellt 2011 fest: „Die Umweltkrise ist eine zutiefst ethische und spirituelle Krise der Menschheit. Wir erkennen an, dass die Menschen der Erde mit ihrem Verhalten Schaden zugefügt haben, und bekräftigen unser Bekenntnis zur Bewahrung der Schöpfung und zu dem Lebensstil, den uns dies abverlangt. … Gemeinsam mit der globalen Zivilgesellschaft appellieren wir an Regierungen, all unsere wirtschaftlichen Aktivitäten radikal umzustrukturieren, mit dem Ziel, eine ökologisch nachhaltige Wirtschaft auf den Weg zu bringen.“[22]

Zu guter Letzt noch die Evangelische Kirche in Deutschland. Sie konstatiert in ihrer Denkschrift „Umkehr zum Leben. Nachhaltige Entwicklung im Zeichen des Klimawandels“ von 2009 [PDF]: „Als evangelische Kirche sind wir davon überzeugt, dass zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels und für die Erhaltung der Lebensgrundlagen für künftige Generationen ein einschneidender Mentalitätswandel in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nötig ist. Eine solche Wende zu einer nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise verlangt nach einer Umkehr, die die Bibel »Metanoia« nennt, eine radikale und umfassende Umkehr. Wir bekennen, dass wir mit dem in den Industriestaaten vorherrschenden Lebensstil und einem allein auf Wachstum setzenden Wirtschaftssystem dieser Verantwortung gegenüber Gottes Schöpfung nicht gerecht geworden sind. Unser Lebensstil und unsere Wirtschaftsweise tragen dazu bei, dass die Ressourcen der Schöpfung in unverantwortlicher Weise ausgebeutet und Menschen ihrer Lebensgrundlagen und ihrer Lebenschancen beraubt werden. Damit machen wir uns schuldig vor Gott, seiner Schöpfung und unseren Mitmenschen. Der erste Schritt zur Umkehr muss deshalb sein, dass wir uns unser Versagen eingestehen und es nicht länger leugnen, schönreden oder die Probleme auf Nebenschauplätze verschieben.“[23]

So viel zunächst zu den aktuellen kirchlichen Positionierungen. Im Folgenden blicke ich noch einmal zurück und versuche zu skizzieren, wie der wirtschaftsethische Diskurs im Bereich der Evangelischen Kirche die Entwicklungen der Bundesrepublik begleitet und kommentiert hat. Mit diesen Erinnerungen im Rücken komme ich dann noch einmal auf die aktuellen Fragestellungen zurück.

Wenn es nun um Perspektiven einer evangelischen Wirtschaftsethik geht, so ist zunächst zu betonen, dass sich evangelische Wirtschaftsethik immer als ein diskursives und prozessorientiertes Unternehmen verstanden hat, näher hin als ein interdisziplinärer Dialog von Ökonomie und Ethik. Im Ethischen ist dabei ein Verständnis von Ethik als Verantwortungsethik im Sinne Max Webers grundlegend. Handeln will im Blick auf seine Konsequenzen in kommunikativen Kontexten verantwortet werden. Freiheit ist als verantwortete Freiheit gedacht, die den anderen und die Gesellschaft mitdenkt. Dabei kommen die Kategorien Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ins Spiel. Dieser Diskurs vollzieht sich unter Bezugnahme auf biblische und kirchliche Traditionen, auf das Gebot der Nächstenliebe ebenso wie auf die reformatorische Theologie. Das bedeutet Interpretationsarbeit. Denn direkte Handlungsanweisungen für die Probleme der heutigen Wirtschaft lassen sich aus der Bibel nicht ableiten. Aber Grundlinien lassen sich herausarbeiten. Zum Beispiel in dem Abschnitt vom Schätze-Sammeln in der Bergpredigt (Mt 6, 24). Dort heißt es u.a.: „Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Dem Mammon zu dienen, hieße, das Geldverdienen zum Selbstzweck zu erheben. Wer Gott dient, sollte hingegen das Gemeinwohl im Blick haben. Aber die Kirche weiß auch, dass unternehmerische Initiativen Anreize brauchen. Es geht um die Balance. In einem Wort der EKD zur Finanz- und Wirtschaftskrise von 2009 [PDF] heißt es dazu: „Der individuelle Eigennutz, der ein tragendes Strukturelement der Marktwirtschaft ist, kann isoliert zum zerstörerischen Egoismus verkommen. Über die politische und wirtschaftliche Rahmensetzung hinaus ist es eine kulturelle Aufgabe, dem Eigennutz eine gemeinwohlverträgliche Gestalt zu geben. Die Balance zwischen persönlichem Wohlergehen und sozialer und ökologischer Verantwortung geht jeden an. Sie ist nicht zuletzt eine Frage des Lebensstils.“[24]

„Dem Eigennutz eine gemeinwohlverträgliche Gestalt“ geben, das ist ein zentrales Motiv evangelischer Ethik, das schon die Neuordnung der Wirtschaft nach dem Krieg mitgeprägt hat, ich meine das Konzept der sozialen Marktwirtschaft, das nicht zuletzt unter dem Einfluss der evangelischen Sozialethik und der katholischen Soziallehre entwickelt wurde. Dabei war die Vorstellung leitend, dass die Wirtschaft um des Menschen willen da ist und nicht umgekehrt. Als Zweck der Wirtschaft wurde nicht der Profit gesehen, sondern die Herstellung sinnvoller Güter und Dienstleistungen. Ein soziale Ausgleich durch das Steuersystem wurde für wichtig gehalten und klare Rahmenordnungen für die Märkte. Diese Grundorientierung ist verblasst. Der Soziologe Wolfgang Streeck beschreibt diese Entwicklung als eine „langgezogene Wende vom Sozialkapitalismus der Nachkriegszeit zum Neoliberalismus des beginnenden 21. Jahrhunderts“[25]. Die Stichworte lauten: Globalisierung, Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung. Ich denke, es ist nicht ganz abwegig, die wirtschaftlichen und sozialen Probleme, die uns gegenwärtig beschäftigen, nicht zuletzt als Folge der neoliberalen Transformation und der damit verbundenen Schwächung von Rahmenordnungen zu verstehen. Ich meine die Finanzkrise, die Wirtschaftskrise, die Euro-Schuldenkrise und die damit einhergehenden sozialen Verwerfungen in Europa wie u.a. die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa.

Durch die politischen Veränderungen seit 1989 sah sich die EKD herausgefordert, mit ihrer Denkschrift „Gemeinwohl und Eigennutz“ 1991 erstmals ausführlich an das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft zu erinnern.[26] Die EKD hob dabei die Fähigkeit des Konzeptes hervor, wirtschaftliche Freiheit und sozialen Ausgleich zu integrieren. Deutlich kritischer gegenüber den neoliberalen Trends positionierte sich das 1997 veröffentlichte gemeinsame Wort von EKD und Deutscher Bischofskonferenz „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“.[27] Darin wird ausdrücklich davor gewarnt, die Wettbewerbsfähigkeit auf Kosten der sozialen Sicherung zu stärken. Das war eine deutliche Absage an ein neoliberales Verständnis von Marktwirtschaft – orientiert an der Option für die Armen. Ich zitiere: „In der Perspektive einer christlichen Ethik muss ... alles Handeln und Entscheiden in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft an der Frage gemessen werden, inwiefern es die Armen betrifft, ihnen nützt und sie zu eigenverantwortlichem Handeln befähigt. Dabei zielt die biblische Option für die Armen darauf, Ausgrenzungen zu überwinden und alle am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Sie hält an, die Perspektive der Menschen einzunehmen, die im Schatten des Wohlstands leben und weder sich selbst als gesellschaftliche Gruppe bemerkbar machen können noch eine Lobby haben. (…) Sie verpflichtet die Wohlhabenden zum Teilen und zu wirkungsvollen Allianzen der Solidarität."[28]

2008 erscheint die EKD-Denkschrift „Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive“ [PDF].[29] Ihr geht es darum, das Ethos unternehmerischen Handelns ausdrücklich zu würdigen. Im Vorwort schreibt der damalige Ratsvorsitzende Wolfgang Huber: „Die evangelische Gestalt christlichen Glaubens hat zu unternehmerischem Handeln ein positives Verhältnis. Verantwortungsbereitschaft, Weltgestaltung, Unternehmergeist und das Engagement für das Gemeinwohl sind als Tugenden in der evangelischen Tradition fest verankert.“[30] Die Denkschrift wolle „zu unternehmerischem Handeln als einer wesentlichen Quelle für gesellschaftlichen Wohlstand“ ermutigen.[31] Dies geschehe „in einer Zeit, in der das Ansehen von Unternehmerinnen und Unternehmern aufgrund ethisch problematischer Verhaltensweisen Einzelner, medial veröffentlichter Skandale, vor allem aber aufgrund des immer stärker fühlbaren Auseinanderdriftens unserer Gesellschaft in Arme und Reiche, Erfolgreiche und Unterstützungsbedürftige auf dem Prüfstand“ stehe.[32] Es ging der EKD auch darum, die vielen mittelständischen Unternehmen zu stärken, deren Image sie durch die großen Skandale beschädigt sah. Deutlich wird auch der verantwortungsethische Ansatz hervorgehoben: „Unternehmerische Freiheit in evangelischer Perspektive ist Freiheit in Verantwortung vor Gott und den Menschen. Menschen, die in Unternehmen arbeiten, sind in ihrer eigenen Würde zu respektieren. Sie können deshalb nie nur Mittel zum Zweck sein. Die Zehn Gebote, das Gebot der Nächstenliebe, die Goldene Regel und andere Grundlagen des Glaubens sind ein verlässlicher Kompass auf für Unternehmer, die in schwierigen Konfliktsituationen entscheiden müssen.“[33]

Die öffentliche Reaktion auf die Denkschrift war mehrheitlich positiv. Doch innerhalb der Kirche gab es harte Kritik. Schon wenige Monate nach der Veröffentlichung erschien ein Buch mit kritischen Kommentaren. Titel: „Frieden mit dem Kapital? Wider die Anpassung der evangelischen Kirche an die Macht der Wirtschaft.“[34] Die Hauptkritikpunkte: Die Schrift beschönige und legitimiere die sozioökonomische Realität in „grotesker Weise“, indem sie „Soziale Marktwirtschaft“ nenne, was in Wahrheit „neoliberaler Kapitalismus“ sei.[35] Sie bestärke eine Zurücknahme staatlicher Regulierung, personalisiere systemische Probleme und habe sich damit von der Tradition des deutschen sozialen Protestantismus verabschiedet. Die von der Bertelsmann-Stiftung und anderen propagierte sogenannte „Neue Soziale Marktwirtschaft“ sei eben in Wahrheit keine soziale Marktwirtschaft mehr, weil sie die Idee eines starken und gestaltenden Staates aufgegeben habe. Der Verweis auf das Ethos des ehrbaren Kaufmanns reiche nicht. Der Glaube an eine „unsichtbare Hand“ des Marktes, die partikulare und allgemeine Interessen ausbalanciere, sei ein Irrglaube.

Auch aus der Wissenschaft gab es Gegenwind. So resümierte Thomas Wagner vom katholischen Oswald-von-Nell-Breuning-Institut, die Schrift reduziere „christliche Gesellschaftsethik auf moralische Empfehlungen an Unternehmer und Manager“[36]. Die EKD solle das Papier schnell in ihren Schubladen verschwinden lassen und das Thema Kirche im Kapitalismus aus ökumenischer Perspektive aufgreifen, am besten, so Wagner, „gemeinsam mit der katholischen Bischofskonferenz – getreu der biblisch-prophetisch-politischen Anwaltschaft für die Ausgegrenzten unserer Zeit“[37].

Das die katholische Kirche die Wirtschaftsentwicklung gelegentlich kritischer beurteilt, wurde dann wenige Jahre später überdeutlich. Am 24. November 2013 veröffentlichte Papst Franziskus sein erstes apostolisches Schreiben unter der Überschrift „Evangelii gaudium“.[38] Darin findet sich der Spitzensatz: „Diese Wirtschaft tötet.“[39] Marc Beise kommentiert in der Süddeutschen Zeitung: „Drei Wörter: ‚Diese Wirtschaft tötet‘, härter geht das nicht. Falscher auch nicht.“[40] Ist der Papst von allen guten Geistern verlassen? Bemerkenswert ist zunächst, dass der Ökumenische Rat der Kirchen die Lage nicht viel anders beurteilt. Etwa zeitgleich im Winter 2013 verabschiedete der Ökumenische Rat auf seiner zehnten Vollversammlung in Busan/Süd­korea ein Dokument, in dem es heißt: „Unsere ganze derzeitige globale Realität ist so voll Tod und Zerstörung, dass wir keine nennenswerte Zukunft haben werden, wenn das vorherrschende Entwicklungsmodell nicht radikal umgewandelt wird und Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit zur treibenden Kraft für die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Erde werden.“[41] Der Satz von Franziskus steht keineswegs allein. Und man muss ihn auch in seinem eigenen Schreiben im Kontext lesen. Erlauben Sie mir ein etwas längeres Zitat. Unter der Überschrift „Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung“ heißt es:

„Ebenso wie das Gebot ‚du sollst nicht töten‘ eine deutliche Grenze setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute ein ‚Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der Disparität der Einkommen‘ sagen. Diese Wirtschaft tötet. Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht. Das ist Ausschließung. Es ist nicht mehr zu tolerieren, dass Nahrungsmittel weggeworfen werden, während es Menschen gibt, die Hunger leiden. Das ist soziale Ungleichheit. Heute spielt sich alles nach den Kriterien der Konkurrenzfähigkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren ab, wo der Mächtigere den Schwächeren zunichtemacht. Als Folge dieser Situation sehen sich große Massen der Bevölkerung ausgeschlossen und an den Rand gedrängt: ohne Arbeit, ohne Aussichten, ohne Ausweg. Der Mensch an sich wird wie ein Konsumgut betrachtet, das man gebrauchen und dann wegwerfen kann. Wir haben die ‚Wegwerfkultur‘ eingeführt, die sogar gefördert wird. Es geht nicht mehr einfach um das Phänomen der Ausbeutung und der Unterdrückung, sondern um etwas Neues: Mit der Ausschließung ist die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der man lebt, an ihrer Wurzel getroffen, denn durch sie befindet man sich nicht in der Unterschicht, am Rande oder gehört zu den Machtlosen, sondern man steht draußen. Die Ausgeschlossenen sind nicht ‚Ausgebeutete‘, sondern Müll, ‚Abfall‘.“[42]

Und weiter: „Fast ohne es zu merken, werden wir unfähig, Mitleid zu empfinden gegenüber dem schmerzvollen Aufschrei der anderen, wir weinen nicht mehr angesichts des Dramas der anderen, noch sind wir daran interessiert, uns um sie zu kümmern, als sei all das eine uns fern liegende Verantwortung, die uns nichts angeht. Die Kultur des Wohlstands betäubt uns, und wir verlieren die Ruhe, wenn der Markt etwas anbietet, was wir noch nicht gekauft haben, während alle diese wegen fehlender Möglichkeiten unterdrückten Leben uns wie ein bloßes Schauspiel erscheinen, das uns in keiner Weise erschüttert.“[43]

Man könnte meinen, das päpstliche Wort habe auch in die EKD hineingewirkt. Denn nur wenige Monate später sind die EKD und die Deutsche Bischofskonferenz mit einer gemeinsamen Erklärung an die Öffentlichkeit gegangen: Vor dem Hintergrund von Krisen und Ungerechtigkeiten wolle man eine breite Debatte für eine erneuerte Wirtschafts- und Sozialordnung anstoßen. Das impulsgebende Dokument heißt „Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesell schaft“ [PDF].[44] Der katholische Sozialethiker Friedhelm Hengsbach urteilte allerdings: „Es wird alles gelobt, was gegenwärtig so die Architektur der Großen Koalition ausmacht, mehr nicht.“[45] Und sein Kollegen Markus Vogt kritisiert grundlegende Fehleinschätzungen. Man habe nicht berücksichtigt, dass „die systemische Dominanz der Finanzmärkte (….) das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft“ aushebelt und „die gesamte Wirtschaft einer neuen Dynamik“[46] unterwirft.

Eines ist dem Papier aber dennoch gelungen: es hat einen neuen Diskussionsprozess ausgelöst. Und damit sind wir mit der Skizze des wirtschaftsethischen Diskurses aus evangelischer Perspektive und entlang offizieller Dokumente in der Gegenwart angekommen. Denn im Oktober 2015 haben EKD und Bischofskonferenz den Diskussionsprozess ihrer Sozialinitiative resümiert. In einer „Gemeinsamen Feststellung zur ökumenischen Sozialinitiative“ schreiben Bischof Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der EKD, und Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz [PDF]: „Papst Franziskus hat wiederholt grundsätzliche Kritik an einem Kapitalismus geübt, der rücksichtslos über die Interessen der Schwachen und über die Würde der außermenschlichen Natur hinweggeht und beides den Kapitalinteressen unterordnet. Dieser Kritik, die auch aus den weltweiten ökumenischen Zusammenschlüssen der reformatorischen Kirchen kommt, stimmen wir ausdrücklich zu. Gleichzeitig ersetzt sie nicht die Frage, wie in einer hochkomplexen modernen Wirtschaft die richtigen Schritte aussehen müssen, damit der Schutz der Schwachen und die Bewahrung der außermenschlichen Natur den größtmöglichen Stellenwert bekommen.“[47]

Was nach dieser Einleitung folgt, ist, wie ich finde, von bemerkenswerter Klarheit. Ich benenne die wesentlichen Inhalte. Die genannten ethischen Ziele könnten am besten mit Hilfe einer ökosozialen Marktwirtschaft mit gesetzlich festgelegten sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen realisiert werden. Man könne dafür keine konkreten politischen Konzepte vorschlagen, wohl aber die Orientierung an ethischen Maßstäben einfordern. Vier Orientierungen werden dabei in den Vordergrund gestellt.

  1. „Die erste Orientierung ist ein Gerechtigkeitsverständnis, das sich an der Verbesserung der Situation der schwächsten Glieder einer Gesellschaft orientiert. Die durch gute Vernunftgründe gestützte biblische Option für die Armen ist Grundlage für ein Gemeinwesen, das allen dient.“[48]
  2. „Die zweite Orientierung ist ein Freiheitsverständnis, das den Menschen als Gottes Ebenbild versteht und das deswegen persönliche Freiheit immer mit der Verantwortung für die anderen verbindet. Solidarität und Eigenverantwortung gehören zusammen.“[49]
  3. „Eine dritte Orientierung (…): ein Naturverständnis, das auch die außermenschliche Natur als Schöpfung Gottes sieht und daher ihre Reduktion auf ein Ausbeutungsobjekt für den Menschen zurückweist und ihre ‚Mitgeschöpflichkeit‘ ernst nimmt.“ Es gelte, die planetarischen Grenzen zu achten und Wohlstandssteigerungen qualitativ zu verstehen. Wörtlich: „Wir brauchen ein neues Wachstumsverständnis, in gewisser Weise eine neue Fortschrittsidee. Das lässt sich nicht allein an wirtschaftlichen Indikatoren bemessen.“[50]
  4. „Die vierte Orientierung schließlich ist ein Verständnis des Menschen als Ebenbild Gottes, nach dem Gott allen Menschen die gleiche Würde zuerkennt und die Menschen diese Würde untereinander zu achten haben. Wie hoch relevant diese Grundorientierung ist, zeigt sich in den gegenwärtigen Herausforderungen im Umgang mit Flüchtlingen. Dieses Verständnis des Menschen ist der Grund dafür, dass wir als Kirchen so nachdrücklich für umfassende Seenotrettungsprogramme auf dem Mittelmeer eintreten. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, wissentlich in Kauf zu nehmen, dass Flüchtlinge, die sich aus Verzweiflung auf die risikoreiche Fahrt übers Meer einlassen, dort elendiglich ertrinken. Weil jeder Mensch zum Bilde Gottes geschaffen ist, muss auch jeder Mensch, der hier Asyl sucht, menschenwürdig behandelt werden. Stimmungsmache gegen Flüchtlinge oder gar Hass und Gewalt sind mit dem christlichen Glauben unvereinbar. Deswegen ist im öffentlichen Reden über Flüchtlinge jede Rhetorik zurückzuweisen, die solche Stimmungsmache begünstigt.“[51] Es brauche darüber hinaus ein Einwanderungsgesetz und eine konsequente Bekämpfung der Fluchtursachen durch Handelspolitik, Friedenspolitik und Klimapolitik.

Sie sehen, es gibt Linien, die sich durchziehen. Die Idee einer ökosozialen Marktwirtschaft. Die Orientierung an der sozialen Gerechtigkeit, an einer verantworteten Freiheit, an der Gabe der Schöpfung und der gleichen Würde aller Menschen. Natürlich gibt es im linksprotestantischen Spektrum auch radikalere Stimmen, die den Kapitalismus gerne ganz abschaffen würden. Ein Eingehen auf diese Diskussion würde hier zu weit führen. Ich selbst denke, dass eine Wirtschaft, die ganz auf die Belohnung unternehmerische Initiative verzichtet, nur schwer vorstellbar ist.

Wege in eine zukunftsfähige Moderne

Doch wie könnte eine ökosozial regulierte Marktwirtschaft aussehen, die die planetarischen Grenzen einhält? Wie schaffen wir die notwendige Decarbonisierung bis 2050? Über diese Fragen wird natürlich auch innerhalb der Kirche nachgedacht. Zum Beispiel in der schon zitierten Denkschrift „Umkehr zum Leben. Nachhaltige Entwicklung im Zeichen des Klimawandels“ von 2009.[52] Darin wird deutlich gemacht, dass die alten Leitbilder ausgedient haben. Das Wachstum im Sinne des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sei als Leitziel einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Gesellschaft nicht geeignet. Auch die Ingenieurkunst allein werde nicht ausreichen, um den menschlichen Stoffwechsel mit der Natur zukunftsfähig zu machen. Das ist auch der Tenor anderer kirchlicher Stimmen. Aber in der gesellschaftlichen Diskussion ist diese Frage durchaus umstritten. Eine Gretchenfrage der Klimadiskussion lautet daher: Ist eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Naturverbrauch möglich? Mit anderen Worten: Können wir mit erneuerbaren Energien und nachhaltigeren Produkten so weitermachen wie bisher? Nach allem, was ich zu diesem Problem bisher gelesen habe, muss die Antwort m.E. eindeutig „Nein“ lauten. Natürlich sind Energiewende und nachhaltige Produkte notwendig und sinnvoll. Aber sie reichen nicht. Aus vier Gründen: der technische Umbau verläuft zu langsam, das Volumen der notwendigen Reduktionen ist zu groß, ökologisches Wachstum bleibt Wachstum, Rebound-Effekte zehren bis zu 50 Prozent des Einsparpotentials von Effizienzmaßnahmen auf.[53] Mit ReboundEffekten sind Rückkopplungseffekte gemeint, die zur Folge haben, dass Effizienzsteigerungen eine Zunahme von Produktion und Nachfrage nach sich ziehen. Fazit: Technologie- und Innovationsoffensiven alleine werden nicht ausreichen, um eine Verminderung der Treibhausgase um 80 bis 90 Prozent in den Industrieländern bis zum Jahr 2050 zu erzielen.[54] Zu diesem Schluss kam im Übrigen auch die kurz nach Fukushima 2011 ins Leben gerufene Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ aus 17 Experten und 17 Abgeordneten aller im Bundestag vertretenen Parteien.[55] „Wenn die Nachhaltigkeitsziele ernst genommen werden“, so der Wissenschaftsautor Tilman Santarius, „bleibt nur die Option, den Teufelskreis der Wachstumsspirale zu beenden. Eine Wachstums-Gesellschaft, die eine ‚große Transformation’ zur Nachhaltigkeits-Gesellschaft anstrebt, steht vor der Mammutaufgabe, ihr Wachstum wirkungsvoll zu begrenzen.“[56]

Es braucht wohl so etwas wie eine Makroökonomie der Mäßigung, die die Frage beantwortet, wie Marktwirtschaften auch ohne oder mit geringem Wachstum funktionieren können. Von einer Postwachstumsökonomie ist die Rede.[57] Die Diskussion darüber hat begonnen. Auf der Internationalen Degrowth-Konferenz für ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit im September 2014 in Leipzig haben sich rund 3000 mehrheitlich junge Leute mit diesen Fragen auseinandergesetzt.[58] Auch auf dem Hamburger Kirchentag 2013 waren diese Fragen ein zentrales Diskussionsthema. Darauf wies schon das Motto „so viel zu brauchst“ hin und deutete damit zugleich die kirchliche Sympathie für eine stärkere Suffizienz-Orientierung an. 2011 gründeten kirchliche Mitarbeiter in Sachsen den „Initiativkreis anders wachsen“, ein wachstumskritisches Forum, das Alternativen zum, wie die Initiatoren formulieren, „falschen Vorstellung vom grenzenlosen Wirtschaftswachstum“ fordert und u.a. ein Konzept für eine „anders wachsenGemeinde“ erstellt hat, das ein alternatives Konsumverhalten propagiert.[59]

Die Kirche ist kein volkswirtschaftliches Institut. Aber sie kann zum gesellschaftlichen Orientierungsdiskurs beitragen und zugleich praktischer Pionier des Wandels sein. So hat z.B. die Nordkirche auf ihrer Synode im September 2015 ein Klimagesetz beschlossen, das das Erreichen von CO2-Neutralität bis 2050 vorschreibt. Die Wirkung vorbildlicher Praxis ist dabei nicht zu unterschätzen. Der Sozialpsychologe Harald Welzer liegt sicher richtig, wenn er betont: „Das stärkste Moment der Veränderung einer Praxis (ist) die Praxis selbst.“[60] Ebenso braucht es den öffentlichen Diskurs. Dass es dabei nicht einfach ist, zu einem gesellschaftlichen Konsens zu kommen, hat u.a. die genannte Enquete-Kommission gezeigt. Die Arbeitsgruppe, die nach neuen Wohlstandsindikatoren suchen sollte, präsentierte zehn „Leitindikatoren“, neun „Warnlampen“ und eine „Hinweislampe“. „Guter Stoff für eine ‚heute-show‘“, kommentierte damals die Linke. Konsens in der Kirche ist jedenfalls, so auch die Klima-Denkschrift der EKD (2009): „Die Kennziffer des BIP hat als Maß für Wohlstand und als Maßstab für erfolgreiche Politik objektiv ausgedient.“ Denn ein solcher materialistischer Wohlstandbegriff blendet qualitative Faktoren wie Lebenssinn, Gesundheit, Glück, Bildung, soziale Beziehungen, Arbeitsbedingungen und Umweltqualitäten aus. Es braucht neue Leitbilder, eine „Kultur des Genug“. Dabei erweist sich ein alter Begriff aus den Anfängen der systematischen ethischen Reflexion als hilfreich. Denn er vermag die genannten Dimensionen aufzunehmen und rückt zudem zunehmend in den Mittelpunkt sowohl der kirchlichen wie auch der gesamtgesellschaftlichen Diskussionen: der auf Aristoteles zurückgehende Begriff des guten Lebens, des erfüllten Lebens. Klar ist: Das gute Leben will je individuell geführt werden. Es ist eine individuelle Aufgabe. Die politische Aufgabe bestünde darin, für Bedingungen zu sorgen, die ein gutes Leben allererst ermöglichen, die den Einzelnen befähigen, ein solches Leben zu führen. Und natürlich haben kirchliche Äußerungen zu dieser Diskussion ihren ganz eigenen Kontext und Motivationshintergrund. In einer  aktuellen Studie (2015) der EKD-Kammer für nachhaltige Entwicklung über „neue Leitbilder für eine zukunftsfähige Entwicklung“ [PDF] heißt es: „Gutes Leben kann (…) nicht auf individuelles Wohlbefinden einerseits oder auf normative Vorsätze andererseits reduziert werden, sondern basiert auf einer spirituell geprägten Grundhaltung des Menschen zum ermöglichenden Ursprung des Lebens. Daher ist es unakzeptabel, dass eine kleine Gruppe von Menschen einen luxuriösen Lebensstil pflegt, während die Mehrheit dafür arbeiten muss, die Privilegien dieses dominanten Segments zu erhalten.“[61] Gutes Leben will als gutes Leben für alle gedacht sein. Aber wie kommen wir dahin? Drei Gedanken, die mir einleuchten.

  1. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen resümiert: „Nachhaltiges Wirtschaften setzt die Einhaltung ökologischer Grenzen voraus. Grenzüberschreitungen führen nicht nur zu irreversiblen Schäden, sie unterminieren auch die ökologischen Grundlagen und werden damit auch langfristig auf wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten zurückwirken. Das Respektieren von ökologischen Grenzen ist damit Langfristökonomie.“[62]
  2. Bei der Durchsetzung von Nachhaltigkeit geht es nicht zuletzt um handfeste Interessen und damit auch um Interessenskonflikte. Freiwillig wird etwa die Öl-Industrie 80 Prozent der noch vorhandenen Vorkommen an fossilen Brennstoffen wohl nicht im Boden lassen.[63] Freiwillig wird es keine nennenswerte Umverteilung des Reichtums geben. Es braucht darum starke Staaten, die wirkungsvolle Regulierungen etablieren können.
  3. Die notwendige Transformation ist ein multifaktorieller Prozess, den Impulse aus allen Bereichen der Gesellschaft vorantreiben müssen. Dabei sind Staat und Politik ebenso gefragt, wie die Zivilgesellschaft, die Wirtschaft, die Kirchen, die Gewerkschaften, die Medien und nicht zuletzt der Einzelne. In einem Interview der Wirtschaftswoche wurde Meinhard Miegel gefragt: „Aber in der Politik geht es weiterhin am Ende des Tages nur um eines: Wachstum ist der Maßstab. Bleibt es aus, hat man versagt.“ Miegels Antwort: „Das ist nicht zu bestreiten. Aber die Politik ist nicht die Vorhut gesellschaftlicher Entwicklungen, sondern deren Nachhut. Das schmälert nicht ihre Rolle. Denn ohne funktionierende Nachhut zerstreut sich der Tross. Nur Wegweisungen sollte eine Gesellschaft von ihrer Nachhut nicht erwarten. Wegweisungen kommen von anderen: Wissenschaftler, Künstler, Medien und nicht zuletzt wachen und engagierten Bürgern.“[64]

Ich habe an Wegweisungen aus dem Raum der Kirche erinnert. Sie basieren auf einem christlichen Menschenbild. Christliche Anthropologie denkt den Menschen als Beziehungswesen. Ein im christlichen Sinne gelungenes Leben lässt sich darum als ein Leben in guten, sinnstiftenden Beziehungen beschreiben: zu Gott, zur Schöpfung, zum Nächsten und zu sich selbst. Dieses Beziehungsdenken artikuliert sich im Übrigen schon im Doppelgebot der Liebe, das eigentlich ein Dreifachgebot ist, weil es neben der Gottesliebe und der Nächstenliebe auch die Selbstliebe beinhaltet. Das Liebesgebot wiederum basiert auf einer Ökonomie der Gabe. Wir können lieben, weil wir Liebe empfangen haben. Wir leben von unverdienten Geschenken. Wertschätzung, Achtsamkeit, Demut und Dankbarkeit sind Stichworte, die einen verantwortlichen Umgang mit dem uns Gegebenen charakterisieren. Die Frage, wie eine Wirtschaft konkret beschaffen sein müsste, die ihre Beziehung mit der Schöpfung gut und zukunftsfähig gestaltet, ist mit diesen Überlegungen natürlich noch lange nicht beantwortet.

Anmerkungen

*   Vortrag im Rahmen des 48. Kolloquiums für norddeutsche Rotarierinnen und Rotarier unter dem Thema „Akzeptanzprobleme der Marktwirtschaft“ am 14./15. November 2015 im Haus Rissen in Hamburg


[1]    Niklas Luhmann, Wirtschaftsethik – als Ethik? In: Joseph Wieland (Hg.), Wirtschaftsethik und
Theorie der Gesellschaft, Frankfurt/M. 1993, 134-147, 134.

[2]    Vgl. Andreas Pawlas, Die lutherische Berufs- und Wirtschaftsethik. Eine Einführung, NeukirchenVluyn 2000.

[3]    Lew N. Tolstoi, Wie viel Erde braucht der Mensch, Frankfurt/M. 1989 (1885), 29.

[4]    Vgl. den Oxfam-Bericht „Wealth: Having it all and wanting more“ von Januar 2015, zitiert in: Zeit online, www.zeit.de/wirtschaft/2015-01/oxfam-armutsbericht-ein-prozent-der-weltbevoelkerungreicher-als-der-rest (5.12.2015).

[5]    Vgl. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung 2015, zitiert in: Spiegel online, www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/vermoegen-sind-in-deutschland-sehr-ungleich-verteilt-a-1051286.html (5.12.2015)

[6]    Vgl. Thomas Piketty, Das Kapital im 21. Jahrhundert, München 2014.

[7]    Donella Meadows, Dennis Meadows u.a., Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, Stuttgart 1972.

[8]    Johan Rockström u.a., A safe operating space for humanity, in: Nature. 461, 2009, S. 472–475. Im März 2016 erscheint die Stdie in Deutschland: Rockström, Johan; Klum, Mattias (2016): Big World, Small Planet. Die neuen Grenzen des Wachstums. Unter Mitarbeit von Hubert Mania. Berlin: Ullstein

[9]    Zitiert nach der Pressemitteilung des Stockholm Resilience Centre an der Universität Stockholm, des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), der Australian National University, der Universität von Kopenhagen und der University of Minnesota vom 23.9.2009, www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/archiv/2009/planetarischegrenzen-ein-sicherer-handlungsraum-fuer-die-menschheit (5.12.2015).

[10]   Vgl. ebd.

[11]   Vgl. Jürgen Polzin, Erderwärmung: Fällt die nächste Eiszeit aus? In: Hamburger Abendblatt, 14.10.2015.

[12]   Vgl. Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, Umkehr zum Leben. Nachhaltige Entwicklung im Zeichen des Klimawandels. Eine Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Gütersloh, 2009, 30.

[13]   Vgl. die Studie der Umweltorganisation Climate Central von 2015, zitiert in: Spiegel online, http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimawandel-meeresspiegelanstieg-bedrohtkuestenmetropolen-a-1061778.html (5.12.2015).

[14]   Andreas Frey, IPCC-Report: Sieben Thesen zur Klimaforschung. Wir brauchen weniger Alarmismus, mehr Grundlagenforschung und Mut zum Risiko! Ein Zwischenruf, in: Die Zeit, Nr. 16, 10.4.2014.

[15]   Vgl. Weltklimarat, zitiert in: Christina Steinlein, CO2-Emissionen pro Bundesbürger. Ein durchschnittliches deutsches Klimaschwein, in: focus online, http://www.focus.de/wissen/klima/weltklimakonferenz_2011/tid-24333/co2-emissionen-probundesbuerger-ein-durchschnittliches-deutsches-klimaschwein_aid_689366.html (5.12.2015).

[16]   Vgl. Sven-Michael Veit, Kohlemeiler in Moorburg. Der letzte seiner Art, in: taz 2.12.2014.

[17]   Vgl. Ulrich Brand, Markus Wissen, Sozial-ökologische Transformation und imperiale Lebensweise. Zu Krise und Kontinuität kapitalistischer Naturverhältnisse, in: Alex Demirovic u.a. (Hg.), Vielfachkrise im finanzdominierten Kapitalismus, Hamburg 2011, 78-93.

[18]   Vgl. Ulrich Beck, Ungleichheit ohne Grenzen. Wer absteigt und wer aufsteigt im Zeitalter von Globalisierung und Klimawandel, in: Die Zeit, Nr. 42, 9.10.2008.

[19]   Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Global Umweltveränderungen (WBGU), Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation, Zusammenfassung für Entscheidungsträger, Berlin 2011, 1. Download unter http://www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2011-transformation/

[20]   Papst Franziskus, Laudato si. Über die Sorge für das gemeinsame Haus, Stuttgart 2015, 139.

[21]   Ders., a.a.O., 162.

[22]   Ehre sei Gott und Friede auf Erden. Botschaft der Internationalen ökumenischen Friedenskonvokation, Kingston 2011, www.gewaltueberwinden.org/de/materialien/oerkmaterialien/dokumente/praesentationen-ansprachen/ioefk-botschaft.html (9.12.15)

[23]   Rat der EKD, Umkehr, a.a.O., 107f.

[24]   Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (Hg.), Wie ein Riss in einer hohen Mauer. Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zur globalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise, Hannover 2009, www.ekd.de/EKD-Texte/ekd_texte_100_1.html (13.12.2015).

[25]   Wolfgang Streeck, Gekaufte Zeit: Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus, Frankfurt/M. 2013, 19.

[26]   Evangelische Kirche in Deutschland, Gemeinwohl und Eigennutz. Wirtschaftliches Handeln in Verantwortung für die Zukunft, Gütersloh 1991.

[27]   Kirchenamt der EKD, Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.), Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit. Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland, Bonn/Hannover 1997.

[28]   Dies., a.a.O., 46.

[29]   EKD, Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive. Eine Denkschrift, Gütersloh 2008.

[30]   Dies., a.a.O., 7.

[31]   Dies., a.a.O., 8.

[32]   Ebd.

[33]   Dies., a.a.O., 13.

[34]   Ulrich Duchrow, Franz Segbers (Hg.)., Frieden mit dem Kapital? Wider die Anpassung der evangelischen Kirche an die Macht der Wirtschaft, Beiträge zur Kritik der Unternehmerdenkschrift der EKD, Oberursel 2008.

[35]   Ulrich Duchrow u.a., Memorandum: An Christinnen und Christen, Gemeinden und Kirchen, der Unternehmerdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland biblisch-theologisch und wirtschaftswissenschaftlich zu widersprechen, in: Ulrich Durchrow, Frank Segbers (Hg.), Frieden, a.a.O., 9-27, 9ff., vgl. auch zum Folgenden.

[36]   Thomas Wagner, Widerlegte Lebenslügen. Die Denkfallen der EKD-Unternehmerdenkschrift, in: zeitzeichen 10/2008, http://zeitzeichen.net/archiv/geschichte-politik-gesellschaft/ekdunternehmerdenkschrift/ (15.12.15).

[37]   Ebd.

[38]   Papst Franziskus, Die Freude des Evangeliums, Freiburg/Basel/Wien 2013. Siehe auch: http://w2.vatican.va/content/francesco/de/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazioneap_20131124_evangelii-gaudium.html (15.12.15).

[39]   Ders., a.a.O., Absatz 53.

[40]   Marc Beise, Der Papst irrt, Süddeutsche Zeitung, 30.11.2013.

[42]   Papst Franziskus, ebd.

[43]   Ebd.

[44]   Evangelische Kirche in Deutschland, Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.), Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft. Initiative des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz für eine erneuerte Wirtschafts- und Sozialordnung, Bonn/Hannover 2014

[45]   Friedhelm Hengsbach im Gespräch mit Joachim Scholl, Gut gemeint, schlecht gemacht. Sozialethiker kritisiert Positionspapier der Kirchen, Deutschlandradio Kultur, 28.2.2014, www.deutschlandradiokultur.de/sozialwort-gut-gemeint-schlecht-gemacht.954.de.htmol?dram:article_id=278776 (17.12.15).

[46]   Markus Vogt, Freiheit und Gerechtigkeit: die Weiterentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft als Herausforderung, Vortrag am 31.1.15 in Frankfurt/M., dokumentiert auf: www.sozialinitiativekirchen.de/gastbeitraege/freiheit-und-gerechtigkeit-die-weiterentwicklung-der-sozialenmarktwirtschaft-als (17.12.15).

[47]   EKD, Deutsche Bischofskonferenz (Hg.), Im Dienst an einer gerechten Gesellschaft. Gemeinsame Feststellung zur Ökumenischen Sozialinitiative des Vorsitzenden des Rates der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, Bonn/Hannover, 2.10.2015, siehe auch www.ekd.de/presse/pm182_2015_oekumenische_sozialinitiative.html (16.12.2015)

[48]   Dies., ebd.

[49]   Ebd.

[50]   Ebd.

[51]   Ebd.

[52]   Vgl. Anm. 12.

[53]   Vgl. Tilman Santarius, Der Rebound-Effekt. Über die unerwünschten Folgen der erwünschten Energieeffizienz, Wuppertal 2012.

[54]   Ders., Grünes Wachstum: Der Mythos ist eine Mildmädchenrechnung, in: Zeitschrift für politische Ökologie, 9/2012, 132-135, 135.

[55]   Vgl. Petra Pinzler, Was ist Lebensqualität? Experten und Abgeordnete sollten für den Bundestag eine Alternaivte zum Wachstum finden. Sie sind gescheitert, in: Zeit online, 21.2.2013, www.zeit.de/2013/09/Enquete-Alternative-zum-Wachstum-Lebensqualitaet (17.12.2015).

[56]   Santarius, Mythos, ebd.

[57]   Vgl. www.postwachstumsoekonomie.de

[58]   Vgl. www.degrowth.de

[59]   Vgl. www.anders-wachsen.de

[60]   Harald Welzer in: Christian Graefe, Elisabeth von Thadden, Wir sind nicht nett. Ein Professor geht ins echte Leben: Ein Gespräch mit dem Sozialpsychologen Harald Welzer, der jetzt Geschichten über Vorbilder sammelt, in: Die Zeit, Nr. 4 2012, 19.1.2012.

[61]   Kirchenamt der EKD (Hg.), „. . . damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“ Ein Beitrag zur Debatte über neue Leitbilder für eine zukunftsfähige Entwicklung. Eine Studie der Kammer der EKD für nachhaltige Entwicklung, Texte 122, Hannover 2015, 48.

[62]   Sachverständigenrat für Umweltfragen, Umweltgutachten 2012. Verantwortung in einer begrenzten Welt, Berlin 2012, 54.

[63]   Vgl. Bernhard Pötter, „Wir armen Länder…“ Eigentlich wollen viele Regierungen fossile Brennstoffe abschaffen. Allerdings liefern die immer noch so praktische Einnahmen, in: Die Zeit, 5.11.2015, 32.

[64]   Meinhard Miegel in: Ferdinand Knauß, „Machen wir so weiter, laufen wir gegen Wände.“, in: Wirtschaftswoche, 6.3.2014, www.wiwo.de/politik/konjunktur/meinhard-miegel-machen-wir-soweiter-laufen-wir-gegen-waende/9571500.html (17.12.15).

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/99/jh31.htm
© Jörg Herrmann, 2016