Globalisierung der Religionen


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Ausbruch aus dem Diesseits?

Zu den Anzeichen einer neuen Religiosität

Paul Schwarzenau

Hans Magnus Enzensberger vergegenwärtigt in seinem (hier gekürzt wiedergegebenen Gedicht "an alle fernsprechteilnehmer":

etwas, das keine farbe hat, etwas
das nach nichts riecht, etwas zähes,
trieft aus den verstärkerämtern,
setzt sich fest in die nähte der zeit.

etwas zähes, davon der salm stirbt
und tötet den butt auf den bänken.

an den himmel darüber schreibt
die radarspinne ihr zähes netz.

gegen uns geht es, gegen den seestern
und das getreide, und wir essen davon.

schlafend im brennenden hemd,
wie geiseln, umzingelt von einem zähen,
farblosen, einem gedunsenen schlund.

Der ungeheure wissenschaftlich-technische Erfolg, den der Mensch dem rücksichtslosen Gebrauch seiner rationalen Kräfte verdankt, der ihm die wachsende, im Prinzip allumfassende Koordination von Dingen, Personen und Abläufen gestattet, schlägt in diesem sichtbar machenden Gedicht um in das Bild einer gigantischen und gespenstischen Radarspinne.

Enzensberger sagt von ihr in seiner Deutung "Die Entstehung eines Gedichts":[1] "Eine wirkliche, wenngleich unsichtbare Spinne, die unsern Himmel zuwebt, und das heißt: ihn als das, was er eigentlich ist, verdeckt." "Die Folgen dieser Ausbreitung sind verhängnisvoll, wenigstens für jene Ordnung der Welt, die ihrer technischen Organisation vorausgeht, also die kreatürliche: denn es stirbt daran, wie der Text sagt, 'der salm in den flüssen' und 'der butt im meer‘.“ Die Deutung überbietend, ist das Gedicht selbst noch sehr viel direkter: "gegen uns geht es", die wir vom Netz "wie geiseln umzingelt" sind. Enzensberger meint ja nicht ein reaktionäres oder romantisches Bewahren von Früherem.

Die konsequente Bearbeitung der Wirklichkeit durch die Kräfte der Ratio umspannt heute den Globus mit Einschluss erheblicher Bereiche des Kosmos. Das besagt nicht, dass sie sich schon an ihrem Abschluss wüsste. Infolge der Erkenntnisse von Biochemie, Psychologie und Soziologie – relativ jungen Wissenschaften – öffnen sich neue Rohstoffquellen, die sie zu erschließen unternimmt. Ökonomie und Administration sind noch weithin von der Ratio unkontrolliert. Schließlich erweist sich das menschliche Bewusstsein selbst als eine zum größten Teil ungenutzte Energiequelle, die, auf die bewusstseinsanalogen Abläufe der Kybernetik übertragen, die 'naturwüchsige Ratio' des Menschen ins bisher Unvorstellbare potenziert. Der Siegeszug der Ratio scheint also - auch Rückschläge und Betriebsunfälle einkalkuliert - unaufhaltsam. Die philosophische Betrachtung muss aber darauf dringen, dass die Voraussetzung dieses Siegeszugs nicht aus dem Blick gerät. Sie lautet: Alles Seiende sei weiter nichts als das Material der Arbeit, das heißt der theoretischen und praktischen Bearbeitung durch die Ratio.[2]

Diese Voraussetzung wirft aber einen Schatten auf die so erarbeitete Realität, da sie das Wirkliche mit dem Rationalen gleichsetzt und dadurch bedrängt. Nicht zufällig begegnen wir heute in Erscheinungsformen der Subkultur Äußerungen einer neuen Religiosität. Parallel dazu wird in der Grundlagenanalyse eine neue Hinwendung von Naturwissenschaft und Philosophie zur 'Transzendenz' offenkundig.[3] Die folgenden Ausführungen sind kein Plädoyer für den nicht minder lebensbedrohenden Irrationalismus. 'Kritische Rationalität‘ bedenkt die Grenze der Ratio. Die Emotionalität der Subkultur muss als Signal aufgefasst werden gegen ein 'naturwüchsig', das heißt irrational waltendes Monopol der Ratio und der uns von dort auferlegten Strukturen.

I. Zweierlei Begegnung mit der Wirklichkeit

Enzenbergers Gedicht macht ein unsichtbares, aber mächtiges Welt-Netz sichtbar, das den Menschen zunehmend dichter umspinnt und ihm zugleich den Blick verstellt und den Lebenszusammenhang abschneidet – aber wovon? Man muss heute schon so fragen! Es gibt offenbar zwei Arten der Einstellung auf Wirklichkeit, die zugleich zwei Alten darstellen, Wirklichkeit zu übernehmen. Der Mensch ist einerseits Teil der Gesamtwirklichkeit, die er erlebt und erleidet, die ihn durchdringt, trägt und ihn als Einzelwesen schließlich in sich zurücknimmt. Nirgendwo lebt er isoliert, losgelöst, nur aus sich heraus in absoluter Freiheit und Selbständigkeit Man hat diesen Zusammenhang mit dem Ganz oft als rhythmisch zu kennzeichnen versucht: "Uns hebt die Welle, uns trägt die Welle, und wir versinken'' (Goethe). Zum anderen aber steht dieser gleiche Mensch der umfangenden und durchdringenden Gesamtwirklichkeit, ihrer unrubrizierbaren Fülle und Macht gegenüber, - nichts wiederholt sich ja und ist identisch. Durch eine für ihn typische Wechselwirkung zwischen Hirn und Hand, Arbeit und Denken - diese Wechselwirkung macht das Wesen der Ratio aus. die handwerklich, instrumental ist - verändert und durchdringt er beständig die ihn umgebende, bedrängende Gesamtwirklichkeit und arbeitet sie in 'seine Welt' hinein.

Diesem für den Menschen konstitutiven Zusammenhang sann der junge Karl Marx nach. Der Mensch ist ein "natürliches Naturwesen" wie jedes andere Leben auch. Pflanze oder Tier, das heißt, er ist hineingegeben in eine immer schon vorausgesetzte Gesamtwirklichkeit, die er nicht selbst produziert hat; zum anderen aber ist er das "geschichtliche Naturwesen", das in der Gesamtwirklichkeit nur dann existieren kann, wenn er diese durch die rationale Einheit von Hirn und Hand, durch Arbeit also, in eine menschliche Natur verwandelt. In dieser Situation, aus der alle Geschichte erwächst befindet sich der Mensch von Anbeginn. Er steckt in der Gesamtwirklichkeit, indem er einerseits stets von ihr abhängig bleibt und sich ihr doch andererseits als ein Teil derselben entgegensetzt. Da aber die Freiheit des Menschen - so möchten wir fortfahren -, sich der Gesamtwirklichkeit entgegenzusetzen, selbst ein Teil dieser ist, ist seine Freiheit niemals absolut (wenn auch nie gleich Null), sondern bleibt immer relativ zur Vorgegebenheit der Gesamtwirklichkeit. Wegen dieser Struktur ist selbst noch zugleich mit dem höchsten Freiheitsgefühl ein Gefühl schlechthinniger Abhängigkeit gegeben.

Die Ausgangsposition des jungen Marx schlug uns fast wie von selbst in die Grundstruktur der Schleiermacherschen Religionsphilosophie um, zum Erweis dessen wurde diese Formulierung von uns gewählt.[4]

Was Marx daran hinderte, diesen durchaus konsequenten Schritt zu vollziehen, war die Annahme, dass die Gesamtwirklichkeit sich dem Menschen überhaupt durch die Arbeit (also die instrumentale Ratio) vermittele, sonst aber nur in einer illusionären Ergänzung darstelle.[5] Das
führte dann dazu, dass er beide Bereiche nur in Gestalten der Entfremdung geschichtlich aufweisen kann. Was Hirn und Hand wirken schlagt auf den Menschen selbst zurück; die Entfremdung, die er sich erarbeitet, seine Welt also, die Geschichte, kompensiert er im religiös entfremdeten Erlebnis der Gesamtwirklichkeit. Marx erwartet den berühmten Sprung aus den beiden Entfremdungen durch eine unbedingte Hingabe an die Wechselwirkung von Hirn und Hand, an die Ratio also, die durch alle Wechselwirkungen und Widerspruche hindurch einmal den Einklang von natürlicher Natur und menschlich-geschichtlicher Natur, von Gesamtwirklichkeit und menschlich-geschichtlicher Welt erarbeitet. Marx bleibt also, trotz seiner tiefen Einsichten in die Doppelnatur des Menschen, dem instrumentalen Charakter der Ratio verhaftet. Doch hat niemand so sehr wie er, wenn man einmal das eschatologische Element des Sprungs außer Acht lässt, die entfremdende Macht der Ratio ins Licht gehoben, die nicht nur das Einzelwesen als solches, sondern die gesamte Kollektivität des Menschen als ein Netz von Welt (die sogenannte sozio-ökonomische Basis) umgreift. Er hat wie kein anderer deutlich gemacht, warum religiöse Neuansätze immer auch auf die Produktionsverhältnisse reagieren.

Wir nehmen also an zwei Grundgegebenheiten teil, die unser Verhältnis zur Wirklichkeit ausmachen. Einmal sind wir Teil der Gesamtwirklichkeit, aus der wir kommen und die wir immer voraussetzen müssen, zum anderen aber sind wir Teil unserer eigenen menschlichen Wirklichkeit, die wir in und gegen die Gesamtwirklichkeit errichten. Der Doppelsinn des Wortes Welt' bringt das zum Ausdruck: 'Welt' ist einmal das uns Umfassende, das Universum, nicht nur als räumlicher Kosmos, sondern als das in Eins gewendete Alles, das hen kai pan. Zum anderen aber ist 'Welt‘ die von uns geschaffene und konstituierte Menschenwelt, die Gesamtheil ihrer historischen, soziologischen, kulturellen und ökonomischen Bedingungen, unter denen wir unser Dasein behaupten. Wenn die Bibel von 'Welt' (kósmos) spricht, meint sie immer nur diese vom Menschen konstituierte Welt. 'Welt' im Sinne von Universum hingegen beschreibt sie durch "Schöpfung" (ktisis) oder durch das Pluralwort "Alles" (ta pánta).

Augustin hat den Doppelsinn von 'Welt' durch die Unterscheidung von mundus (Welt) und hic mundus (diese Welt) zum Ausdruck gebracht. Der hic mundus ist Teil des mundus, aber er verdeckt, entstellt und entfremdet uns in Hinsicht auf den mundus. Da wir uns aber immer schon im hic mundus vorfinden, zugleich aber auch um unsere Zugehörigkeit zum mundus wissen, ergibt sich ein neuer Aspekt für die missverständlich gewordenen Begriffe 'Diesseits' und Jenseits'. Der Mensch strebt aus dem hic mundus in den Zusammenhang mit dem mundus, aus der entfremdenden Verflochtenheit in seine Welt in die totale Verbundenheit mit der Gesamtwirklichkeit. "Ausbruch aus dem Diesseits" schlösse daher einen unmittelbaren soziologischen Anti-Reflex in sich ein, einen so gesehen 'antiautoritären' Ausbruch in die Unmittelbarkeit größerer Wirklichkeitsfülle. Das schließt reaktive Formen einer Anti-Disziplin nicht aus. Wenn der junge Schleiermacher die Religion als ahndendes Ergriffensein vom Universum, das heißt vom Unendlichen beschreibt, das alles durchwirkt, dann hat er damit keine Möglichkeit beschrieben, über die der Mensch frei verfügt, sondern lediglich die Grundgegebenheit aufgezeigt, in der sich der Mensch immer schon findet. Dahin tendiert auch das berühmte Wort, das seine zweite Rede über die Religion beschließt: "Mitten in der Endlichkeit (dem hic mundus) Eins werden mit dem Unendlichen (dem Universum oder mundus) und ewig sein in einem Augenblick, das ist die Unsterblichkeit der Religion."[6]

II. Ekstase, Rausch,Symbole

Verdeutlichen wir uns diesen Zusammenhang an einigen Erscheinungsformen der Subkultur! Vor einigen Jahren beunruhigte die Gesellschaft der inzwischen schon fast historisch gewordene Gammler. Er reagiert negativ auf den hic mundus, auf die etablierten Verhaltensweisen und rationalen Normen wie geregelte Arbeit, Zeiteinteilung, Konsumverhalten. Sein 'Was soll's?' decouvriert deren Relativität. Positiv erlebt er den Rhythmus des Tages, das Ausgesetztsein an das Kontingente, Regen. Kälte, Hitze, zufällige Nahrung und Unterkunft. ("Der Mensch hat nicht, da er sein Haupt hinlege", Mt. 8,20), menschliche Unmittelbarkeit zu Gleichgesinnten, die einander nicht über das sozio-ökonomische Weltnetz, also entfremdet, begegnen. Diese von den Etablierten gelegentlich als 'tierisch' diffamierte Lebensart teilt in der Tat mit den Tieren das Eingebettetsein in die Gesamtwirklichkeit ("Seht die Vögel unter dem Himmel; sie säen nicht, sie ernten nicht, und unser himmlischer Vater nährt sie doch". Mt. 6,26). Die Artikulationsschwäche dieser Gruppe darf uns dabei nicht über die im Grunde religiöse Verhaltensstruktur als Ausbruch aus der sozio-ökonomischen Übermacht des hic mundus im Unklaren lassen.

Die Haschphilosophie argumentiert demgegenüber bewusster, theoretischer. Ausdrücklich wird auf Bewusstsein im Sinne von Bewusstseinserweiterung eingegangen. Unsere Sinne sind abgestumpft, weil wir uns immer schon - meist unbewusst - in den verengten Blickstellungen bewegen, die uns die verinnerlichten Normen unserer Gesellschaft auferlegen. Wir laufen in vorgefertigten Zielbestimmungen, etwa beim Gang über die Straße. Wir nehmen nur noch die schattenhaften Signale wahr, die dieser Außensteuerung dienen. Die durch den hic mundus ausgeblendete Gesamtwirklichkeit dringt nicht mehr in uns hinein: die Fülle der Farben und Raumdimensionen, der Duft der Dinge, die Gesichter oder Grimassen der an uns vorüberflutenden Menschen. Wir verarmen in dem Ausschnitt des nur noch Funktionellen, das uns zu bloßen Raumpunkten und –linien entfremdet und steuert. Doch auch in unserer Freizeit- und Erlebniswelt bleiben wir weithin auf ein erwartetes Konsumverhalten manipuliert. Die Droge reißt den Menschen aus diesem Verlust, wobei die Haschtheoretiker betonen, dass sie mit Bewusstsein, das heißt kontrolliert angewendet werden müsse.

Für eine Gesellschaft, die Rausch- und Ekstasetechniken schon von der traditionellen Religionsgestalt her hilflos gegenübersteht, drohen hier außerordentliche Gefahren, da niemand, trotz, der Haschtheoretiker, eine Integration absehen kann, die dem Orient vielleicht gelungen ist. Der Okzident hat sich für den Alkohol entschieden, der im Wein sogar den Rang eines Sakraments einnimmt. Im Wein ist Wahrheit, sagen wir, und wir sollten dabei nicht nur an Dionysos denken, sondern an die verbindende freiere Erhebung des Menschen zum Menschen hin, die Jahwe offenbar veranlasst hat, auch dem ärmsten Teilnehmer an der Passafeier ein Quantum von der gesegneten Frucht des Weinstocks zu sichern, das die Erhöhung in Festfreude bewirkt.

Wenn uns die Radarspinne einer nur noch funktionalen Welt auf den Raumpunkt isoliert, dann muss der Mensch in sich selbst hinein den Ausbruch in die Gesamtwirklichkeit treiben, die ihn, den vereinzelten Menschen, mit dem kollektiven Menschen, der Menschheit also, kommunizieren lässt. Das zeigt in bedenkenswerter Weise der Einbruch einer neuen, gesellschaftlich noch nicht voll integrierten Musik. In den verschiedenen Formen des Beat sowie der psychedelischen und Pop-Musik, die teilweise Mittel der Ekstase sind und sich Elemente der Yoga-Meditation eingearbeitet haben, manifestiert sich ein Tanzverhalten, das einerseits von den dualen Beziehungen der Geschlechter isoliert - jeder tanzt scheinbar für sich -. andererseits schwingt ein Kollektives - nicht nur zwischen Geschlecht und Geschlecht, sondern zwischen allen -, das über das Einzelsein hinausgeht. Erlebt aber wird es im kollektiven Grund des Individuums.

Man hat auf den Zusammenhang zwischen dem rhythmischen Schlag des Beat und dem Herzschlag der Mutter hingewiesen, an dessen Rhythmus das Kind im Mutterschoß teilnimmt: Ausdruck einer Urgeborgenheit im Gesamtwirklichen, die dem Schock der Geburt vorausgeht, rindet vielleicht der junge Mensch in den Beatschuppen unserer Subkulturen wieder etwas in die Urgeborgenheit der vaterlosen Welt des Mutterschoßes zurück? Rückkehr in den mundus als Schoß? Auf den Schoß als religiöses Symbol brauche ich hier wohl nur hinzuweisen. Auch das himmlische Jerusalem ist ja Schoß; der Kubus, als der uns die Stadt visionär vorgestellt wird, ist ein uraltes Muttersymbol.

Doch auch das Vatersymbol tritt neu in den Blick. Für den Religionswissenschaftler nicht überraschend, erneuert es über die Gestalt des sterbenden und auferstehenden jugendlichen Gottes, des Heros, den Ahn. Von den neuen Totempfählen der Poster schauen die Augen der toten
und ins Bild auferstandenen jugendlichen Helden - Che Guevara und Jimmi Hendricks - auf die Generationen hinunter, während sich hinter ihnen bereits die Väter erheben. Marx, Lenin oder Mao. Es ist die Grundstruktur der Stammesreligion, die hier - unbewusst - durchbricht. Dabei deutet sich in der Geschlechterfolge als einem Grundelement des Menschlichen ein Ausdruck der Gesamtwirklichkeit an. der von der rationalen Bewältigung derselben ausgeblendet wird. Die Ratio, die alles Seiende als Rohstoff auffasst, beginnt stets wie im Jahre Null: Was ist gegeben und was wollen wir machen? Sie kann daher nur die Ziele einer Generation setzen, auch da, wo sie ihre Gegenwart futuristisch in die Zukunft prolongiert. Wie können aber Menschen für etwas leben, das über ihre Zeit und Generation hinausgeht, für das man daher nicht nur leben, sondern auch sterben kann? In der Gesamtwirklichkeit ist alles mit allem verbunden, ist ein Mensch nur Teil in der Geschlechterfolge. Der Mensch ist in dem Menschen. Biblisch ausgedrückt: Wir sind in Adam und werden eine volle Wirklichkeit in dem neuen Adam, dem Menschensohn.

Es ist erschreckend, wie wenig Theologie und kirchliche Verkündigung mit den tiefsinnigen Symbolen des Christentums anzufangen wissen. Diese sind ja keineswegs nur bloße Gedankengebilde. Sie sind vielmehr Kategorien jener Gesamtwirklichkeit, durch die der Mensch befähigt wird, an dieser teilzunehmen. Sie werden dem Menschen daher offenbart. Sie durchbrechen 'seine Welt‘ und nehmen ihn in den Rhythmus und die Gewalt jener anderen, von uns abgedrängten Welt hinein. (Das schließt die Mitwirkung psychischer Dispositionen nicht aus, sondern ein.) Die Urgemeinde hat in solchen 'Bildern' gelebt, und zwar unter den Begleiterscheinungen von Vision und Ekstase. Das Bestreben ging nicht dahin, sich selbst, die eigene Individualität zu vollenden, sondern nicht mehr in sich selbst, vielmehr in eben diesem 'Bild' zu leben. "Ich lebe, aber nicht mehr ich. sondern Christus lebt in mir", sagt Paulus (Gal 2.20). Hier liegt in der Tal die Möglichkeit einer Ekstase, auf die heute die Jesus-Bewegung hinweist, die die Ekstasen des Hasch vielleicht überbieten kann.

III. Zeit - Raum und Raum - Zeit

Die rationale Weltbewältigung hat die religiösen Urbilder oder Archetypen in den Bereich des seelischen Unbewussten abgedrängt. Das hat die Tiefenpsychologie Carl G. Jungs deutlich gemacht. Neurose und Rauschtechniken fördern die Archetypen als verdrängte seelische Gehalte
herauf, das heißt als Erinnerungen an die ursprünglichen Archetypen, mithin als Surrogate Die ursprünglichen Archetypen brechen hingegen ‚von oben', aus der Dimension des 'ganz Anderen' in die Psyche hinein.[7] So gesehen haben die Jesus-Leute recht, wenn sie sagen, dass Jesus stärker ist als Hasch. Das ändert im Augenblick aber kaum etwas an der Tatsache, dass die Kirche in Theologie und Verkündigung wenig mit den ihr anvertrauten religiösen Archetypen anzufangen weiß. Ihre Theologien scheinen vielmehr weithin auf eine methodische Abweisung von Religionswissenschaft, -psychologie und -philosophie angelegt zu sein.

Das zeigt sich insbesondere in dem verhältnismäßig geringen Widerhall, den die Analyse der religiösen Erfahrung durch Rudolf Otto in der Theologie gefunden hat. Die Bedeutung dieser Analyse liegt vor allem darin, dass Otto der Religion eine eigene Kategorie, ein ursprüngliches Grunddatum. und dann eine Wirklichkeit zuordnet, die außerhalb derselben nicht anzutreffen ist. Er nennt dieses Grunddatum bekanntlich das Numinose. das Gefühl einer absoluten Realität, die den Menschen aus aller nur natürlichen, endlichen und somit relativen Realität herausreißt. Der religiöse Mensch will in der absoluten Realität leben, darum ist für ihn die endliche, relative Realität die gefallene Welt.

Es dürfte nicht schwer sein, auf die Schwächen in Ottos Analyse hinzuweisen. Da er die Tendenz verfolgt, das Numinose als reine Struktur herauszuschälen, entkleidet er es von allen rationalen und ethischen Implikationen. Zugleich werden die religiösen Phänomene aus dem Zusammenhang ihrer wirklichen Geschichte herausgebrochen. Sie erscheinen von daher als bloße Mittel oder Vehikel zur Erzeugung von numinosen Gefühlsgehalten. Aber diese oft kritisierten Schwächen erweisen sich in der heutigen Situation insofern als Stärke, da die Zeitlosigkeit und scheinbare Beliebigkeit seiner Kategorien mit der Diskontinuität der neuen Äußerungen von Religiosität zusammenfällt.

Auf unseren Zusammenhang bezogen, heißt das: Wenn sich die Ratio in der Geschichte abendländischen Philosophierens von Parmenides bis Hegel zugetraut hat, das Wesen der Wirklichkeit selbst zu ergründen, dann ging dieses Denken von der rational keineswegs begründbaren Voraussetzung aus, dass Denken und Sein eins sind. Diese Voraussetzung des Rationalismus ist aber, wie Georg Picht gezeigt hat.[8] selbst religiös vermittelt worden. Die Berufung des Parmenides durch die Epiphanie der Göttinnen, die in die Lichtregion des reinen Seins hinauffahren, stellt die Berufung des Philosophen in eine vollständige Analogie zu den Berufungsvisionen der Propheten und Religionsstifter. Der Rationalismus bleibt bis zu Hegel getragen vom Glanz des Numinosen und ruht nicht in sich selbst.

Die numinose Erhebung der Ratio verdeckt aber ihr ursprüngliches Wesen. Um es zu erkennen, genügt schon ein Blick in ein lateinisches Wörterbuch.[9] Da ist ratio das Rechnen. Rechnung und Berechnung, die Rechenschaft als Rechnungslegung, daher Liste, Verzeichnis und Register, die Summe und Zahl von etwas, sowie der mit dem Rechnen zusammenhängende geschäftliche Verkehr, das Rechnungs- und Geldgeschäft, damit überhaupt Geschäfte und Angelegenheiten, Affären, Geschichten und Geschichte. Als berechnendes Verhältnis ist ratio somit auch die Beziehung und der Gesichtspunkt, schließlich das dadurch angepeilte Gebiet, Fach und der Bereich, die vorsichtige Erwägung, Berücksichtigung und Rücksichtnahme. Ratio drückt von daher aus die existentielle Sorge, insofern Interesse und Vorteil, aus diesem Aspekt erst vernünftiges Überlegen. So äußert sie sich dann auch noch als Schluss (Syllogismus), Denken, planmäßiges Verfahren, Methode und heißt von da aus Verstand, Vernunft, Wissenschaft, leitendes Prinzip. Die Summe der Bedeutungen erweist die Ratio als ein in die Daseinsangst des Menschen gebettetes Vermögen, das auf Daseinssicherung aus ist, als Kontrollinstanz, die Ungesichertheiten aufspürt und zugleich Schutzvorkehrungen ins Werk setzt. Durch beides bleibt sie der Daseinssorge ausgesetzt.

Das wird in dem Augenblick offenkundig, da sie nicht mehr vom Numinosen durchleuchtet und in den Gott erhoben ist. Zugleich damit tritt ihr endlicher, rein bewerkstelligender, werkzeughafter Charakter zutage. Infolgedessen sagt Henri Bergson, "daß unser Denken in seiner rein logischen Form unfähig ist, das wahre Wesen des Lebens, den liefen Sinn der Entwicklungsbewegung vorzustellen. Geschaffen durch das Leben, unter bestimmten Verhältnissen, um auf bestimmte Dinge zu wirken - wie sollte es das Leben selbst zu umspannen vermögen, von dem es nur eine Ausstrahlung oder ein Aspekt ist? ... Ebenso gut ließe sich behaupten, daß der Teil dem Ganzen gleichkomme".[10]

Mit anderen Worten: die reine, auf sich als endliche zurückgebrachte Ratio enthält in sich selbst den Hinweis auf ein Ganzes, eine Gesamtwirklichkeit, die sie wohl bearbeiten, aber durch die Bearbeitung selbst nicht erlassen kann. Schärfer ausgedrückt: Gerade dadurch, dass sie sie bearbeitet, verstellt sie sich immer auch den Blick für sie. Bereits Kant hat daher das Verhältnis von Gesamtwirklichkeit, die er die Natur nennt, und Ratio in der Weise dargestellt, dass wir die Wirklichkeit wissenschaftlich also rational, nur im dein Maße erkennen können, wie diese auf die von uns erstellten Schemata (Kategorien) eingeht. Dieses Resultat wird heute speziell von der Atomphysik bestätigt. Sie wird durch die Phänomene selbst, die unsere rationalen Ordnungsrahmen immer wieder sprengen, zur Erkenntnistheorie genötigt und gerät dadurch in eine für sie selbst schon gar nicht mehr überraschende Nähe zur Philosophie und Theologie. Das schließt nicht die Zustimmung zu allen Ergebnissen der Kantschen Erkenntniskritik in sich ein. Die angedeutete Gegenwirkung der Phänomene auf unsere Modelle, die gegebenenfalls das Anerbieten geeigneterer Schemata, ja selbst neuer Axiome an diese durch die Ratio erfordert, sprengt vielmehr den starren Schematismus der 'reinen‘ Anschauungsformen und Verstandesbegriffe Kants. In diesem Ringen mit dem Widerstand der Wirklichkeit tritt der Bearbeitungscharakter der Ratio nur noch schärfer hervor.[11]

Die prinzipiellen Einsichten, die hier gelten, verlieren nichts an Gültigkeit, sofern wir in die Eiereiche der Biochemie, Psychologie, Soziologie. Philosophie und Theologie weitergehen. Forscher, die ihre wissenschaftlichen Präparate, indem sie diese als empirisch nachprüfbar darlegen, mit der Wirklichkeit identifizieren, unterschlagen den Anteil der Ratio an der Bearbeitung der Wirklichkeit zu dem, was man dann Empirie nennt.

Henri Bergson hat bereits 1889,[12] also früher als Albert Einstein, nachgewiesen, dass die Funktion der Ratio wesentlich im homogenen Raumdenken besieht und dass die homogene Zeit nichts anderes ist als die vierte Raumdimension Die handwerkliche Ratio des Tischlers, die das lebendige Gefüge des Baums sogleich auf eine bestimmte Raumgröße Holz reduziert und in diese ihre geometrischen Raumfiguren (Bretter usw.) hineinschaut, um sie dann ruckweise im Werkstattraum und den darin vorgestellten Arbeitsstadien (Zusammensetzung zum Tisch) abzulagern, unterscheidet sich im Prinzip nicht von dem Verfahren, das die mathematische Ratio bei der Erstellung eines Raum-Zeit-Kontinuums anwendet.

Das am Beispiel gezeigte ruckweise Vorgehen als Verräumlichung ist die Zeit, wie sie sich unter der ausschließlichen Blickstellung der handwerklichen Ratio darstellt. Nicht anders verfährt die für die Erschaffung der homogenen Zeit konstitutive Mathematik (das Zählen), und zwar auch dann, wenn sie, wie Bergson zeigen konnte, mit abstrakten Zahlen operiert.[13]

"Wenn eine Summe entsteht, indem man sukzessive verschiedene Termini betrachtet, so muß doch immer jeder dieser Termini bestehen bleiben, wenn man zum folgenden übergeht, und muß sozusagen darauf warten, daß man ihn dem anderen hinzufügt: Wie aber könnte er warten, wenn er nur ein Augenblick der Dauer wäre? Und wo sollte er warten, wenn wir ihn nicht im Raume lokalisierten. Unwillkürlich heften wir jeden der von der von uns gezählten Momente an einen räumlichen Punkt und unter dieser Bedingung allein bilden die abstrakten Einheiten eine Summe.“ "Jede klare Zahlvorstellung schließt ein Sehen im Raume ein." Bergson kommt zu dem Schluss: "Es ergibt sich, daß allein der Raum homogen ist; daß es im Raum weder Dauer noch sogar Sukzession gibt: jeder der sukzessiv genannten Zustände der äußeren Welt existiert für sich, und ihre Mannigfaltigkeit hat nur Realität für ein Bewußtsein, das sie zunächst aufzubewahren und alsdann nebeneinander zu ordnen imstande ist. Der hierzu verwendete Raum ist aber genau das, was man homogene Zeit nennt."

Wir können die Bedeutung dieser Einsicht, die sich an den Problemen der modernen Mathematik und Logistik noch vielschichtig erhärten ließe, hier nur andeutungsweise aufzeigen.[14] Indem Bergson die Kantsche Gleichwertigkeit von Raum und Zeit zugunsten des Raumcharakters der Raum-Zeit durchbricht, wird (was unter dem Banne Kants unmöglich schien) ein ursprünglicheres Erfahren von Zeit freigesetzt und die Raum-Zeit selbst als eine Modalität dieser ursprünglicheren Zeit aufgewiesen, in die der Mathematiker (wie schon der Handwerker) unter der rationalen Blickstellung und Bearbeitungsform der Wirklichkeit übergeht. Ohne dieses prärationale Übergehen gäbe es die Raum-Zeit nicht. Die ursprünglichere Zeit, die wir den Zeit-Raum nennen und als deren spezifische Modalität die Raum-Zeit in den Blick kommt, verlangt ihre eigenen Kategorien, die zugleich Kategorien der Gesamtwirklichkeit sind. Die Ratio ist bis in ihr feinstes Werkzeug, die Mathematik, hinein, die Zerlegung des lebendigen Zeit-Raums in das im Grunde starre und tote Nebeneinander und Auseinander der Raum-Zeit. Als solche wird uns Wirklichkeit freilich verfügbar. Um zu leben und überleben muss Lebendes töten. Die Wissenschaft ist unsere mächtigste Waffe zu töten, um zu überleben. Die Raum-Zeit ist die getötete Welt, damit der Zeit-Raum leben kann.

Die Gesamtwirklichkeit fügt sich dieser Bereitstellung als Lebensmittel durch die Ratio. Nach Bergson ist aber das, was sich uns als Ratio manifestiert, evolutiv bereits im Aussterben von Arten, sowie in den erstarrenden Verzweigungen des Lebensbaums zur Stelle und erbringt dadurch die Bedingungen für den jeweils neuen und höheren Lebensschwung,[15] "als ob ein unbestimmtes und wallendes Wesen, man mag es nun Mensch oder Übermensch nennen, nach Verwirklichung getrachtet, und dies nur dadurch erreicht hatte, daß es einen Teil seines Wesens unterwegs aufgab. Diese Verluste sind es, welche die übrige Tierheit, ja auch die Pflanzenwelt darstellt".[16]

Diese Auffassung hat, wie nun noch zu zeigen ist, religiöse Implikationen. Sie berührt sich mit der Überlieferung vom Archetyp "Mensch" in vielen Religionen. Das eindrücklichste Beispiel enthält der Rigveda-Hymnus X,90 von Purusha. dem Mann.[17] Die Weltschöpfung beruht danach auf dem Uropfer des Menschen durch die Götter, kosmischer Raum und kosmische Zeit, stoffliches und pflanzliches Sein, aber auch die geltende Soziologie gehen aus diesem ersten Opfer hervor. Zugleich erhebt er sich daraus und "ist dieses Alles, was geworden ist und was werden soll" (V. 2). Er ist zeitenübergreifend zur Stelle in den Generationen, dem Einzelwesen und seiner Gruppe. In ihm kommt daher der ganze Zeit-Raum ab initio mundi auf den Menschen zu, der sein Verhalten aus dem Ursprung der Welt begründet, indem er seinen soziologischen Ort übernimmt und dadurch das Opfer fortsetzt. Die Welt als Gesamtwirklichkeit stellt sich unter diesem Aspekt als ewiges Uropfer und ewige Auferstehung aus dem Tode dar, an denen der Mensch teilnimmt.

Das Urchristentum hat den Archetyp 'Mensch', wie er ihm durch Apokalyptik und Gnosis vermittelt wurde, unter den Titeln 'Menschensohn' und 'Christus' auf Jesus übertragen; letzteres insbesondere im Kolosser- und Epheserbrief. Das All, heißt es nun, ist in den Christus gegründet; es hat in ihm seinen Bestand (Kol. 1.16). Doch wird das kosmische Opfer nicht mehr in den Anfang der Welt, sondern in die historische Zeit verlegt (Jesu Kreuzigung) Der Blick richtet sich von der Schöpfung über ein Ereignis der Geschichte auf eine universale Erfüllung: die 'Aufgipfelung des All im Christus' (Eph. 1.9f.). Der ganze Zeit-Raum 'aufersteht' in die Zukunft der Welt und des Menschen. Das Christentum nimmt daher in einem neuen Zeit-Raum-Schwung auf, was aus den Tiefen der Evolution zum Menschen vordringt.

Was wir hier am Archetyp 'Mensch' darstellen konnten, ließe sich leicht an anderen religiösen Archetypen erhärten.[18] Die Kategorien der Ratio sind Kategorien der Raum-Zeit; die Kategorien der Religion - das Numinose und die Archetypen - sind Kategorien des Zeit-Raums. Jene erstellen das Lebensmittel; diese öffnen uns in das Leben selbst.

Anmerkungen

[1]    Edition suhrkamp. Bd. 20. Frankfurt l962, S.69f.

[2]    Vgl. dazu M. Heidegger. Über den Humanismus. Frankfurt 1949, S. 27.

[3]    Symptomatisch dafür ist der Bucherfolg von M. Horkheimer, Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen. Hamburg 1970; und P.L. Berger, Auf den Spuren der Engel. Die moderne Gesellschaft und die Wiederentdeckung der Transzendenz. Frankfurt 1970.

[4]    Vgl. F. Schleiermacher, Der Christliche Glaube. Berlin 1960, §§ 3 und 4.

[5]    Die 'bourgeoisen' Grenzen dieser an Feuerbach orientierten Religionskritik hat E. Bloch. in: Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt 1959. 1515ff., aufgezeigt.

[6]    F. Schleiermacher. Über die Religion. Hamburg 1958. S.74.

[7]    Vgl. dazu M. Eliade. Heiliges und Profanes. Hamburg 1957, S.124ff. - Bedeutsam ist, dass Eliade die Inhalte und Strukturen des Unbewussten (Archetypen) als Resultat und Lösung existentieller Krisen deutet, die nur darum exemplarisch genannt werden dürfe, "weil ihr ein transzendentaler Ursprung zugeschrieben" wird. Die religiösen Archetypen erlangen ontologischen Rang weil der Mensch in ihnen seine private Situation verlässt und sich dem Universellen öffnet. Trotzdem muss man einräumen, dass die Tiefenpsychologie eine Basis hat, die über die menschlich-geschichtlichen Krisenerlebnisse hinausgeht. Sie weist auf die Evolution, auf die instinktgebundenen archetypischen Auslöseschemata der Tiere und gewinnt dadurch für die Theologie die Natur zurück.

[8]    G. Picht. Der Gott der Philosophen und die Wissenschaft der Neuzeit (Versuche 6). Stuttgart 1966.

[9]    Ich greife zu H. Menge, Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch, Berlin 21911.

[10]   H. Bergson. Schöpferische Entwicklung Jena 1921, S.1f.

[11]   Eine sorgfältige Einführung in diese Probleme gibt W. Strombach, Natur und Ordnung (Beck'sche Schwarze Reihe. Bd. 53). München 1968.

[12]   H. Bergson, Essai sur les données immédiates de la conscience. deutsch: Zeit und Freiheit. Meisenheim, 1949. S. 92.

[13]   Ebd. S.69; S.101

[14]   Für diesen Zusammenhang verweise ich auf: W. Strombach / H.Emde / W. Reyersbach. Mathematische Logik. Ihre Grundprobleme in Theorie und Anwendung (Beck'sche Schwarze Reihe. Bd. 79), München 1971.

[15]   Schöpferische Entwicklung, aaO. S.204-215. S.241-275.

[16]   Ebd. S.270. - Einen interessanten Aspekt dieses Bergsonschen Gedankens gibt E. Rosenstock-Huessy auf die menschliche Arbeitswelt, in: Der unbezahlbare Mensch. Berlin 1955. S. 199f.

[17]   Andere religionsgeschichtliche Beispiele sind Yrnir in der germanischen und Pan-gu in der chinesischen Überlieferung. Den formelhaft klarsten Ausdruck finden wir im ‚Gott Mensch' der Gnnosis. Die iranische Mythologie spricht von geschichtlichen Rettergestalten (Saoschysants) als Nachfahren und Nachfolgern des Urmenschen Gayomart. Letzteres hat über mancherlei Vermittlungen die biblische Menschensohn-Vorstellung mit geprägt. Der Semitismus 'Menschensohn' heißt 'der Mensch'. Die tiefen psychologische Disposition konnte C.G. Jung als Archetyp des Geistes oder Sinns aufzeigen, der, entsprechend der psychischen Dynamik, in den analogen religiösen Symbolen bereits in Richtung auf den Archetyp des Selbst ausgeformt ist (Vgl. dazu: CG. Jung, GW 9/1, S.42IV. und S.233ff.)

[18]   Für die Fülle der Archetypen steht das Gesamtwerk von M. Eliade ein.

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/92/ps01.htm
© Paul Schwarzenau, 2014