Auferstehung - in Bildern von der Hoffnung über den Tod hinaus reden

Aus Anlass der Aufführung von Carl Philipp Emanuel Bachs Oratorium ‚Auferstehung und Himmelfahrt Jesu‘

Hans-Jürgen Benedict

In Carl Philip Emanuel Bachs Oratorium Auferstehung und Himmelfahrt Jesu singt der Chor: „Triumph, Triumph, des Herrn Gesalbter sieget, er steigt aus seiner Felsengruft. Triumph, Triumph, ein Chor von Engeln flieget mit lautem Jubel durch die Luft“. Es macht Freude das zu singen. Die Auferstehung Jesu als kosmisches Ereignis, gefeiert in kräftiger bildreicher Sprache, in der empfindsam beschwingten Musik von Carl Philipp Emanuel Bach. Jesus als Sieger, als religiöser Superman, ledig aller Erdenbanden, man denke an Meister Grünewalds schwebenden leuchtenden Auferstandenen. Oder an die Worte Paul Gerhardts: Jesus als ein Held, der freudig sein Fähnlein schwingt und laut Viktoria ruft. Das reißt mit wie die drei Triumph-Chöre in Bachs Oratorium. „Triumph, Triumph. Der Fürst des Lebens sieget! Gefesselt führt er Höll und Tod. Die Siegesfahne flieget, sein Kleid ist noch vom Blute rot.“ Ästhetisch lassen wir uns diese Auferstehung gefallen, freuen uns an den Worten und Klängen, die die Überwindung des Todesschicksals feiern, lassen uns von dem Jubel anstecken. Nebenbei: auch als christlich distanzierter Zeitgenosse kann man Ostern als ein schönes Fest des Lebens feiern, mit vielen Ostereiern, Lammbraten und Narzissen, kann es mit Goethes Osterspaziergang in einer weltlichen Auslegung genießen: „Jeder sonnt sich heute so gern / sie feiern die Auferstehung des Herrn, / denn sie sind selber auferstanden / aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, / aus Handwerks-und Gewerbesbanden, / aus der Straßen quietschender Enge / aus dem Druck von Giebeln und Dächern / aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht / sind sie alle ans Licht gebracht“. Auferstehung als Befreiung aus einer noch von mittelalterlichen Traditionen bestimmten Stadt in die sich belebende Natur des Frühlings.

Als Carl Philip Emanuel Bach den Text von Karl Wilhelm Ramler vertonte, war diese Enge in den Gängevierteln auch in Hamburg noch Realität. Sonntags wurden die Stadttore erst nach dem Gottesdienst geöffnet. Bachs Oratorium aber wurde nicht mehr in der Kirche aufgeführt, sondern war für den Konzertsaal auf dem Kamp bestimmt. Auch das wurde von dem empfindsam gestimmten Bürgertum seiner Zeit als Befreiung von dem orthodoxen, streng lutherischen Kirchenregiment empfunden. Und das überstieg konfessionelle Grenzen, wenn man bedenkt, dass Baron von Swieten Bachs Oratorium unter Leitung keines Geringeren als Wolfgang Amadeus Mozart drei mal im katholischen Wien aufführen ließ und der Komponist, Swieten hatte ein Bild von ihm aufstellen lassen, in effigie mit lauten Ovationen vom Wiener Adel und Bürgertum gefeiert wurde.

In Bachs Oratorium gibt es keinen strikt am Evangelientext orientierten Ablauf des Geschehens mehr mit einem Evangelisten, mit die Erzählung dramatisch unterbrechenden Volkschören, mit vom Text gelösten betrachtenden Arien der frommen Seele und mit Chorälen, die den Gemeindebezug herstellen (in Hamburg wurde bei den Passionen die Choräle von der Gemeinde mitgesungen). Sondern es ist, wie der Theoretiker Johann Georg Sulzer es nannte, ein „lyrisches Drama“, „in dem verschiedene Personen, die von einem erhabenen Gegenstand der Religion, dessen Feyer begangen wird, stark gerührt werden, und ihre Empfindungen darüber bald einzeln, bald vereiniget auf sehr nachdrückliche Weise äußern. Die Absicht dieses Dramas ist, die Herzen der Zuhörer mit ähnlichen Empfindungen zu durchdringen.“ Die Heilsereignisse Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu sollen in den neuen Oratorien in ihrer „Einwirkung auf die moralischen und christlichen Tugenden“ geschildert werden, wie es ein anonymer Autor 1783 formulierte. Theologisch geschieht dabei folgendes: Nach altkirchlicher und nach lutherischer Tradition berichtet die Auferstehung vom Sieg Christi über Tod, Sünde und Hölle. Im Glauben hat uns dieser Sieg schon die Freiheit von diesen Verderbensmächten geschenkt. Aber diese Befreiung ist im Alltag noch verborgen unter den Anfechtungen von Sünde, Tod und Gottes Zorn. Gott ist in der lutherischen Theologie immer auch verborgen unter dem Gegenteil, der offenbare Gott unter dem deus absconditus, dem verborgenen Gott, der Gerechtfertigte ist zugleich Sünder.

Im Gegensatz dazu vertritt der Textdichter Karl Wilhelm Ramler eine theologische Auffassung, nach der die Heilsereignisse machtvolle Manifestationen des Göttlichen in der Welt und zugleich in der menschlichen Seele sind. Zum Beispiel wird im Rezitativ Nr. 3 „Judäa zittert, seine Berge beben“ der knappe biblische Bericht von dem Erdbeben und dem Engel, der, vom Himmel herabkommend, den Stein vom Grab wälzt, mit rhetorischen Ausrufen und Fragen dramatisch illustriert (man denke an Bilder des Erdbebens von Lissabon 1755 und den Ausbruch des Vesuv), um dann in der Arie Nr. 4 als staunende Empfindung und Lobpreis des gläubigen Betrachters subjektiv kommentiert zu werden. Bachs Oratorium schildert einerseits die Auferstehung als kosmische Erhöhung Christi zu Gott in den Rahmenstücken 2-4 und 19-22, in denen die Chöre prachtvoll die Hoheit des Gegenstandes bejubeln, also Auferstehung mehr als Faszination denn Schrecken erregende Himmelfahrt Christi, so wie sie im Credo steht. Die Chöre treten hier an die Stelle der Choräle. Und das in einer Bildersprache, die Hollywood in gewisser Weise vorwegnimmt. Dass diese Wirkung auch heute noch funktioniert, können wir an uns gut beobachten (auch wenn wir manchmal zugleich über die alten Texte lächeln). Die in Text und Musik geschilderte subjektive Empfindung wird von uns trotz Distanz mit vollzogen.

Auch die berichtenden Teile (für die Ramler wohl auf eine Evangelienharmonie Bugenhagens zurückgriff) sind in einer affektgeladenen, stark rhythmisierten und bilderreichen Sprache verfasst, die den Hörer mitreißen, erschüttern und erheben soll. Sie schildern drei Begegnungen des Auferstandenen mit den Seinen, die zu kleinen Szenen ausgestaltet werden, indem der Erzähler in seinen Rezitativen die Fiktion eines unmittelbar am Geschehen teilnehmenden Beobachters erweckt. Erstens die Begegnung mit Maria Magdalena und den Frauen (Nr. 6-12), zweitens der Gang mit den Jüngern nach Emmaus Nr. 14-16, drittens die Begegnung mit den Aposteln und Thomas. Wir müssen dazu wissen, dass man um diese Zeit begann, die Auferstehungsberichte der Evangelien stark in ihrer Historizität anzuzweifeln, etwa von dem Hamburger Professor Reimarus, dessen bibelkritische Texte damals von Lessing als Fragmente eines Ungenannten veröffentlicht wurden. Man sprach vom Auferstehungsbetrug und Diebstahl des Leichnams Jesu. Bei Ramler nun wird die Frage der Historizität überspielt, indem die Osterberichte als individuelle seelische Begegnungen mit dem Auferstandenen interpretiert werden. „Dankbarkeit ist das Gemeinsame aller dieser Beziehungen zu Jesus, der selbst ganz Liebe zu den Menschen ist. Diese als wechselseitige Liebe begründete Beziehung zu Jesus erscheint als Konsequenz des gegenüber dem 17.und frühen 18. Jahrhundert veränderten Menschenbildes“ (Axtmacher). Der Mensch wird nicht mehr pessimistisch als in Erbsünde verstrickter und verlorener Sünder gesehen, sondern er fühlt sich, wie in dem entzückenden Duett Nr. 9 geschildert, als „schwaches Kind“, als „gerührter Sünder“, der an seine göttliche Bestimmung erinnert wird. Und Gott ist vor allem Tröster, Vater und Menschenfreund. Diese menschenfreundliche philanthropische Haltung zeigt sich dann in dem Ausruf „Sagt, wer unserm Gotte gleicht, der den Missethäter liebt“. Es dauerte allerdings auch nicht mehr lange, bis dieser gütige menschenfreundliche Gott von seinem Thron gestoßen wurde, in der Theorie von der deutschen Literatur (Jean Pauls Rede des toten Christus) und Philosophie (Kants Kritik der Gottesbeweise), in der Praxis von der französischen Revolution. Jesus als sanfter liebender Heiland allerdings wurde ins 19. Jahrhundert gerettet, besonders dann in seiner Zuwendung zu den Armen des heraufziehenden Industriezeitalters.

Aber zurück zu Carl Philip Emanuel Bach. Die Schilderung der Himmelfahrt in Nr. 20 , die gewaltige Bass-Arie Nr. 21 „Ihr Tore Gottes, öffnet euch!“ und die hymnischen Beschwörungen in Chor Nr. 22, dem längsten Chorsatz des 18. Jahrhunderts, „Gott fähret auf mit Jauchzen“ haben auch etwas ästhetisch Überschießendes, um nicht zu sagen Übersteigertes (ähnlich wie die vor Figuren und Farben explodierenden Deckengemälde der Himmelfahrt Mariens in den katholischen Barockkirchen). Aber schön und mitreißend sind sie doch. Man muss nicht direkt dran glauben, aber man kann sich davon berühren und erheben lassen.

Wie aber steht es mit dem existentiellen Aspekt der Auferstehung? Hat sie für uns noch Bedeutung? In Nr. 11 heißt es: „Ich folge dir verklärter Held, du Erstling der entschlafnen Frommen“ als Begründung der eigenen Auferstehungshoffung. Doch die mit der Auferstehung Christi geschilderte Überwindung des Todes bleibt selbst für überzeugte Christen eine Grenzaussage. Können sie das Ungeheure des Osterglaubens dem Nachbarn oder dem Betriebskollegen so auslegen, dass diese sie nicht für supranaturalistisch eingestellte Spinner halten müssen? Die Auferstehungsbotschaft beinhaltet die Frage: glaubst du an ein Leben nach dem Tode? In der Regel umgehen auch bekannte Theologen diese Frage. Dorothee Sölle, die die Auferstehung auch als neue Lebenspraxis verstand, hat sich persönlich dazu geäußert. Gibt es eine Auferstehung der Toten? Sie hat die Frage verändert: sie glaube an das Leben, das nach ihrem Tode weitergeht, an Gerechtigkeit und Frieden, die irgendwann lange nach ihrem Tod einmal sein werden. Aber: „Ich glaube nicht an eine individuelle Fortexistenz. Ich möchte auch nicht in die Lage kommen, daran glauben zu müssen. Ich empfinde das wie eine Krücke des Glaubens, aber eigentlich sollten wir ja gehen lernen.“ Sölle möchte den Tod als Teil des Lebens akzeptieren, sich damit aussöhnen, in den Kreislauf der Erde zurückzukehren. Vergänglichkeit und Liebe gehören zusammen. So kann sie sagen, sie wolle im Tod ein Tropfen im Meer der Liebe Gottes werden. Das genüge ihr.

Jürgen Moltmann hat diesem mystisch-apersonalen Gedanken widersprochen. Da der Mensch mit dem göttlichen Du, das ewig ist, eine dialogische Beziehung aufnimmt, bleibt die Personalität des Menschen nach dem Tod, im Unendlichen erhalten. Moltmann knüpft an den Gedanken an, dass Gott Gedächtnis ist und unser Leben in ein Lebensbuch eingetragen wird. Daran finde ich richtig: es hat Bestand das, was wir im Guten wie Bösen getan und unterlassen haben. Diese Taten werden, bildlich gesprochen, ins Buch des Lebens eingetragen. Aber eine individuelle Fortexistenz in der Ewigkeit muss daran nicht gekoppelt sein. Wie lässt sich dann aber von Hoffnung angesichts des Todes reden?

Man kann drei Formen der Rede von der Auferstehung unterscheiden. Da sind erstens biblische und poetische Trostbilder von einem Leben nach dem Tode. Zweitens gibt es die präsentische Deutung des Auferstehungsgeschehens, drittens schließlich die apokalyptische Hoffnung auf die Wiederbringung der sinnlos Gemordeten.

Zur bildhaften Trost-Rede von der Auferstehung. Ich beginne mit Marie Luise Kaschnitz. Sie bekennt sich in einem Gedicht dazu, dass sie an ein Leben nach dem Tode glaubt. Sie macht diesen Glauben fest nicht an den traditionellen Hoffnungsbildern, sondern an der Liebe. „Nur Liebe frei gewordene / niemals aufgezehrt / mich überflutend.“ Es ist das Du des Geliebten, als ebenso sinnlicher wie unvergänglicher Hauch über der eigenen Existenz „und deine Hand wieder in meiner / so lagen wir, lasest du vor / Schlief ich ein / wachte auf / Schlief ein / wache auf / Deine Stimme empfängt mich / Entläßt mich und immer / so fort.“ Es ist die Seligkeitserfahrung der Liebenden mitten im Leben, die den Anspruch auf eine Fortexistenz nach dem Tode nicht garantiert, aber sie wach hält. Wie das Entschlafen und Erwachen in Gegenwart des Geliebten denkt sie sich das Leben nach dem Tode. „Mehr also, fragen die Frager / Erwarten sie nicht nach dem Tode? Und ich antworte / Weniger nicht“.

Poetische Hoffnungsbilder lassen in ihrer bildhaften Redeweise erkennen, dass sie Trost sein wollen. „Ihr kleiner Fritz ist nicht verloren. Er ist nur wie ein Vöglein über die Mauer in einen anderen Garten und da sollen sie ihn wiederhaben“ tröstet Matthias Claudius eine junge Mutter. Wir trösten uns mit der Hoffnung des Wiedersehens. Wenn das Leben Beziehung ist, so ist der endgültige Abbruch der Beziehung durch den Tod kaum auszuhalten. Auch die Ostergeschichten sind darin begründet. Der Gang nach Emmaus ist eine solche Wiedersehensgeschichte. Der Gedanke an ein Wiedersehen hat seinen stärksten Rückhalt nicht im Fürwahrhalten eines Glaubensartikels, sondern im lebendigen Schmerz derjenigen, die einen geliebten Menschen hergeben müssen. Selbst wenn diese Hoffnung, mit Sigmund Freud zu sprechen, den Tatbestand einer Illusion erfüllen sollte, ihre gelungene sprachliche und poetische Konkretisierung lässt ihr oft eine Wahrheit zuwachsen, die mehr als eine bloße Vertröstung ist. Die Trauerarbeit kann dieser Trost allerdings nicht ersetzen.

Zweitens die präsentische Deutung der Auferstehung. Die theologische Kritik der Geschichten vom leeren Grab ist nicht zu widerlegen. Das Reden vom Geschehen-Sein der Auferstehung ist eine uns verbotene Historisierung einer Erfahrung der engsten Vertrauten Jesu, die man als "Sehen des Gekreuzigten" bezeichnen kann. Jesus wird als der Lebendige erfahren, seine Sache ist nicht tot, nicht aus und vorbei, sondern geht weiter. Er geht vor euch her nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen, heißt es. Deswegen kann man sagen: Christus ist auferstanden, auferstanden in den Glauben der JüngerInnen.

Christus ist in dieser Sicht nicht der einzige Auferstandene, sondern der Anführer einer Auferstehungsbewegung. Auferstehung geschieht überall dort, wo Menschen sich dem Leben in die Arme werfen. Diese Kraft ist erfahrbar in kleinen alltäglichen Heilungs- und Glückserfahrungen. Sie ist wirksam in sozialen Bewegungen für Frieden und Gerechtigkeit, sie lebt in Basisgemeinden und Aktionsgruppen. Der ermordete Oscar Romero ist „presente“, sagen die Christen in San Salvador, er existiert fort im Gedächtnis und in den Taten der ihn Erinnernden.

Es gibt aber zu viel sinnloses Leiden, das durch diese gegenwartsorientierte Deutung von Auferstehung nicht erfasst wird. Hier setzt das apokalyptische Auferstehungsverständnis an: Auferstehung meint Hoffnung für die sinnlos Gemordeten, für die wie Christus Gemarterten und zu Tode Gequälten, für die Kinder, die in Kriegen und Katastrophen leiden und sterben mussten. Was ist mit ihnen? Gibt es eine Hoffnung auf Wiederherstellung, auf Wiedergutmachung des den sinnlos Gemordeten angetanen Unrechts? Der nüchterne Betrachter muss zunächst sagen: nein. Denn das vergangene Unrecht ist geschehen und abgeschlossen; die Erschlagenen sind wirklich erschlagen. Doch die theologische Betrachtung der Geschichte findet sich mit dieser Deutung nicht ab. In religiösen Bildern entsteht der verwegene Gedanke der Auferstehung. Zuerst in einer Vision des Propheten Ezechiel. Er sieht in Kap. 37 ein weites Feld, auf dem Totengebeine liegen. Der Prophet sieht dann, wie Sehnen und Fleisch auf den Gebeinen wachsen, wie sich Haut auf ihnen bildet, wie schließlich der Lebensgeist, Gottes Odem, aus allen vier Windrichtungen in sie fährt und sie wieder lebendig werden. „Sie standen auf, heißt es, eine riesige Menschenmenge“. Aus dem Totenfeld der Geschichte wird kraft des Geistes Gottes und der visionären Begabung des Menschen die Spiegelschrift des Gegenteils, wird Auferstehung.

Im Geschick Jesu wird dann diese Hoffnung zum zentralen Heilsgeschehen. Der Gekreuzigte und schmachvoll zu Tode Gequälte wird von Gott aus der Gewalt des Todes befreit und wieder zum Leben erweckt. Und der Apostel Paulus führt diese Hoffnung dann weiter mit dem Satz: Wir, die wir uns zu diesem Jesus bekennen, werden am Ende der Zeiten auch verwandelt werden und auferstehen.

Der Kern dieser religiösen Hoffnungsbilder auf Auferstehung ist also nicht einfach das Weiterleben nach dem Tode, sondern die Botschaft: Die Geschichte ist für die zu Tode Gemarterten nicht abgeschlossen. Es gibt für sie eine Wiederherstellung, die nur in verwegenen Hoffnungsbildern, im Gedicht, in einer Vision aussagbar ist. Auferstehung, das heißt wo immer es geht, sich dem Leben in die Arme zu werfen. Etwa mit dem Triumphchor von C.P.E. Bach: „Triumph, Triumph, der Sohn des Höchsten sieget. Er eilt vom Sühnaltar empor. Sein Vater ist vergnüget, er nimmt uns in der Engel Chor.“ Oder verhalten mit Marie Luise Kaschnitz: „Manchmal stehen wir zur Auferstehung auf, mitten am Tage“.

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/89/hjb31.htm
© Hans-Jürgen Benedict, 2014