Paradigmen theologischen Denkens II


Heft 84 | Home | Heft 1-83 | Newsletter | Impressum und Datenschutz

August 2013

Liebe Leserinnen und Leser,

Mitte Juli 2013 beklagte Wolfgang Vögele in seinem Blog Glauben und Verstehen unter der Überschrift „Ein Seufzer über die Kirche“ „die mangelnde Aufmerksamkeit für alles Theologische“ und die „bewusste Absenkung des theologischen Niveaus auf frömmelnde Banalitäten“ in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Und er empfahl „drei geistliche Medikamente“:

  1. „Die theologische Reflexion sollte wieder in den Stand zurückgesetzt werden, für die evangelische Kirche einmal berühmt war und für die sie bewundert wurde. Das bedeutet auch eine Wiederaufwertung des Pfarramts und des Selbstverständnisses von Pfarrern. Die systematisch betriebene Nivellierung des Unterschieds von Haupt- und Ehrenamtlichen ist ein Fehler, der beiden Gruppen schadet.
  2. Für all die hektischen “Projekte”, “Kampagnen”, “Zukunftskonferenzen” und “Kongresse”, mit denen sich die verbliebenen Ehrenamtlichen samt Amtsträgern seit Jahren bis an den Rand der Erschöpfung konstituieren, organisieren und dann bis zur Sprachlosigkeit debattieren, sollte ein Moratorium eingelegt werden. Hier ist ein Ausmaß an Selbstreferenz erreicht, das nicht mehr gesteigert werden kann und nirgendwohin führt.
  3. Ich glaube, es lohnt sich ganz schlicht, sich auf den Anfang zu besinnen, aus dem die evangelische Kirche kommt: auf die Reformation. Wer den Heidelberger Katechismus zur Hand nimmt und sich auf dessen Frage- und Antwortspiel einlässt, der bemerkt auch noch 500 Jahre später die theologische Kraft, die in diesen Sätzen steckt. Was, wenn nicht diese Kraft des Evangeliums, kann der Kirche zu neuem Leben verhelfen? Und das wäre nicht nur im Heidelberger Katechismus wieder zu entdecken, sondern auch in den Schriften Luthers, Melanchthons und anderer. Daran wäre zu arbeiten, und es gäbe so vieles wieder zu entdecken.“

Tatsächlich erscheint der Protestantismus seltsam kraftlos und geschwächt in einer Zeit, die so dringend wie lange nicht seine theologische Lehre benötigt. Das, was der Protestantismus mit der Reformation in die Welt eingebracht bzw. erneut ins Bewusstsein gerufen hat, ist ja keineswegs überholt, sondern brisanter denn je.

Das aktuelle Heft des Magazins für Kunst | Kultur | Theologie | Ästhetik setzt nicht zuletzt auch deshalb eine Reihe fort, die vor drei Jahren in Heft 65 begonnen hat und eine Suche nach einem heute sag- und tragfähigen Glauben dokumentiert. Unter VIEW finden Sie den vierten Teil von Stefan Schützes „Paradigmen theologischen Denkens“. Schütze beschreibt seine Überlegungen einleitend als „ein stetiges existentielles und konzeptionelles Weiterfragen und Weiterdenken, das ‚in dieser Welt‘ niemals ‚abgeschlossen‘ sein kann.“ Bezugnehmend auf seine Ausführungen finden Sie daher auch die Überlegungen eines anderen Autors unseres Magazins, Matthias Giesel, der das Gespräch in eine andere Richtung weiter führt.

Die RE-VIEWs gibt es eine Besprechung von Wolfgang Vögele der Oper „Die Passagierin“ von Mieczyslaw Weinberg. Hans-Jürgen Benedict setzt sich mit einer Altarinstallation auseinander. Andreas Mertin setzt sich mit einem Buch zur Gestalt des Kreuzes, einem Video zu Platons Philosophie und der Lage in Griechenland und nicht zuletzt mit einen Buch zum Lebenswerk von Hanna und Paul Gräb auseinander.

Unter POST stehen zwei Beiträge: Andreas Mertin stellt verschiedene Videoclips unter dem Stichwort „Spiegelungen“ vor und setzt die Reihe von Blog-Notizen fort.

***

Das Heft 85 soll den Titel VIEW tragen und um das Verhältnis von Film und Medienreligion kreisen. Darüber hinaus wird es einen Beitrag zum Familienpapier der EKD geben. Zur Mitarbeit wird herzlich eingeladen.

Für das Heft 86 im Dezember haben wir uns eine besondere Fragestellung ausgesucht: Wozu geht der Theologe ins Kino? Über den theologischen Erkenntniswert der Kultur. Wir fragen an der Diskussion Beteiligte und Interessierte: Warum machen wir das – uns mit dem Kino, der Literatur, der Bildenden Kunst, der Musik auseinanderzusetzen? Weil wir uns für Kultur interessieren – oder weil es einen benennbaren theologischen Mehrwert gibt?

Heft 87 soll sich dann in der Konsequenz mit den Kompetenzen beschäftigen, die ein Umgang mit der Gegenwartskultur voraussetzt.

Leserinnen und Leser, die Beiträge zum Heft 85 einreichen wollen, werden gebeten, diese bis zum 15. September 2013 bei der Redaktion abzugeben. Die Abgabetermine für die folgenden Hefte liegen jeweils spätestens 2 Wochen vor dem jeweiligen Erscheinungstermin.

Wir wünschen eine angenehme und erkenntnisreiche Lektüre!


Andreas Mertin, Jörg Herrmann und Horst Schwebel

Heft

Thema

Redaktion

Termin

85

VIEW

Mertin

01.10.2013

86

Wozu geht der Theologe ins Kino? Über den theologischen Erkenntniswert der Kultur

Herrmann / Mertin

01.12.2013

87

Kulturelle Kompetenzen

Mertin / Herrmann

01.02.2014