Februar 2013

Liebe Leserinnen und Leser,

am Anfang eines Jahres freut man sich schon auf die kommenden Kunst-Ereignisse des Sommers, wie etwa die anstehende 55. Biennale in Venedig vom 1. Juni bis 24. November. Lassen wir uns überraschen, was sie uns an neuen Erkenntnissen nach dem documenta-Jahr 2012 bringt. Das Magazin für Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik plant jedenfalls für den Herbst eine Ausgabe zur Biennale.

Einladen möchten wir die Leserinnen und Leser auch gerne zur Mitarbeit an den weiteren Ausgaben dieses Jahres.

Im April geht es unter dem Stichwort „Religion und Politik“ um die Rolle religiöser Argumente in der öffentlichen Diskussion. Seit der Paulskirchenrede von Jürgen Habermas im Jahre 2001 sprechen wir über Religion im post-säkularen Zeitalter. Aber was heißt das eigentlich? Die Beschneidungsdebatte wie auch die Blasphemieverbotsdebatte im vergangenen Jahr haben nicht den Eindruck vermittelt, dass wir an dieser Stelle schon sehr weit gekommen sind. Dass ein Portal wie kreuz.net über Jahre im Namen der Religion antisemitische Hetzparolen von sich geben konnte, dass ein anderes Portal von einer evangelischen Funktionsträgerin geleitet wurde – all das spricht nicht gerade für einen Fortschritt in Sachen Religion und Politik.

Im Juni geht es um das ästhetische Ideal des reformierten Kirchenbaus: den White Cube. Während in der Kunstwelt der White Cube seit fast einem Jahrhundert ganz selbstverständlich ist, hat man in der religiösen Welt immer noch das Gefühl, man müsse sich für den White Cube entschuldigen. Wir würden in dieser Sache gerne weiter kommen.

Während es im August wieder den CONTAINER ohne eine besondere Themenbindung gibt, soll es im Oktober um die Biennale-Kunst in Venedig und ihre sinnlich-reflexiven Erkenntnisse gehen.

Für das Heft im Dezember haben wir uns eine besondere Fragestellung ausgesucht: Wozu geht der Theologe ins Kino? Über den theologischen Erkenntniswert der Kultur. Seit der Dialektischen Theologie gibt es eine Kontroverse darüber, welche Bedeutung die Kultur für die Theologie hat. Waren früher die Fronten noch übersichtlich, so herrscht heute eher eine Neue Unübersichtlichkeit. Barthianer betreiben inzwischen Kulturprojekte und setzen sich für das Kino ein, während der präzise theologische Gewinn immer noch umstritten ist. Wir fragen also alle an der Diskussion Beteiligten und Interessierten: Warum machen wir das – uns mit dem Kino, der Literatur, der Bildenden Kunst, der Musik auseinanderzusetzen? Weil wir uns für Kultur interessieren – oder weil es einen theologischen Mehrwert gibt?`

Es lohnt sich also, zu den Themen des Magazins in diesem Jahr Stellung zu beziehen.

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Das Thema der aktuellen Ausgabe ist Am Anfang. Bei aller Skepsis, was wir denn über Zeiten aussagen können, die 40.000 Jahre von uns entfernt sind, so ist doch der Bildbefund aus jener Zeit mehr als erstaunlich und beeindruckend. So erstaunlich, dass Picasso sich fragte, was wir eigentlich in dieser Zeit dazugelernt haben.

Unter VIEW finden Sie deshalb einen Text, der sich mit den ältesten Bildern der Menschen in unterschiedlichen Perspektiven (u.a. eines Philosophen, eines Schriftstellers, einer Journalistin und eines Filmemachers) beschäftigt. Ein zweiter Text fragt, warum es theologisch so schwer fällt, sich den ersten Bildern als dem spezifischen Merkmal des Homo sapiens sapiens zu nähern: Von der Schwierigkeit, nicht nur Am Anfang zu sagen, sondern auch am Anfang zu beginnen.

Die RE-VIEWs versammeln eine Fülle von Reflexionen, Rezensionen und Ausstelliungsbesprechungen. Hans-Jürgen Benedict setzt sich mit einem Satz in Georg Büchners Lenzfragment zum Atheismus auseinander. Stefan Schütze stellt uns das Buch Gott 9.0 vor. Barbara Wucherer-Staar bespricht die Ausstellung zu Will Grohmann in Dresden. Andreas Mertin steuert einige Rezensionen bei.

Unter POST gibt es neben der vertrauten Videoclip-Kolumne auch noch eine Notiz und eine Polemik von Andreas Mertin.

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Die kommende Ausgabe 82 wird ein politisches Heft zum Thema „Religion und Politik“. Im Gegensatz zu den 70er- und 80er-Jahren werden die Kirchen heute kaum noch als Ferment gesellschaftlicher Entwicklung begriffen, sondern als Bedenkenträger und Bremser. Was bedeutet das Vordringen konservativer und fundamentalistischer Positionen für das kulturelle Selbstverständnis der Kirchen? Und inwiefern bleibt die Kirche heute weit hinter der Anforderung zurück, ihre religiösen Vorstellungen für die öffentliche Debatte in Sätze transformieren zu müssen, die auch nicht-religiöse Menschen nachvollziehen können.

Leserinnen und Leser, die Beiträge zum Heft 82 einreichen wollen, werden gebeten, diese bis zum 15. März 2013 bei der Redaktion abzugeben. Die Abgabetermine für die folgenden Hefte liegen jeweils spätestens 2 Wochen vor dem jeweiligen Erscheinungstermin.

Wir wünschen eine angenehme und erkenntnisreiche Lektüre!

Andreas Mertin, Jörg Herrmann und Horst Schwebel