Dezember 2012

Liebe Leserinnen und Leser,

80 Ausgaben umfasst das Magazin für Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik inzwischen, knapp 200 Autoren haben an den bisherigen Ausgaben mitgewirkt und insgesamt 950 Artikel bereitgestellt. Vor genau 14 Jahren erschien die Erstausgabe des Magazins. Inzwischen finden sich Verweise auf die Texte des Magazins in allen Standardwerken der Theologie und diversen Lexika, populärkulturellen wie der Wikipedia eingeschlossen. Die Zahl der Zugriffe auf das Magazin steigt weiterhin, trotz des exponentiell sich erweiternden Angebots an Informationen im Internet.

Nicht immer sicher sind wir uns, ob denn auch die Sache, um die sich die Texte des Magazins drehen, das Verhältnis des Christentums zur avancierten Kultur, voranschreitet. Hier ist eher Skepsis angebracht. Zum ersten Mal seit 30 Jahren fiel in diesem Jahr die Begleitausstellung der Evangelischen Kirche zur documenta aus und die stattdessen präsentierte Ersatzveranstaltung wäre mit Muckefuck als Kaffeesurrogatextrakt noch wohlwollend umschrieben. Der Streit zwischen documenta und Kirche(n) war kaum erkenntnisproduktiv, sondern nur ärgerlich. Und auf der Ebene der Gemeinden hat man sich im Rahmen des Gemütlichen und Gefälligen eingerichtet: Küchenkunst statt ästhetischer Erkenntnis.

Aber natürlich gab es in der Geschichte von Kirche und Kultur immer wieder Phasen der Retardation und auch der Regression. Das heißt nicht, dass sich nicht die Dinge doch noch ändern könnten. Ein Bewährungsfall für die Evangelische Kirche wird das Reformations-Themenjahr 2015 „Bild und Bibel“ sein. Vermutlich wird aber auch hier der Kirche nichts anderes einfallen als das Mantra: Cranach – Cranach – Cranach. Als ob die didaktische Vernutzung der Kunst der Maßstab protestantischen Bildverhältnisses wäre. Die aufregenden Entwicklungen im Verhältnis von „Kunst und Religion im Zeitalter des Postsäkularen“ bekommen Kirchenfunktionäre kaum mit. Das Minimum, das zu erwarten wäre, wäre eine Folgeausstellung von Werner Hofmanns legendärer Hamburger Inszenierung aus dem Jahre 1983 „Luther und die Folgen für die Kunst“. Warten wir es ab.

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Ein buntes Potpourri an Themen, Buchvorstellungen und Ausstellungsbesprechungen finden Sie in dieser Ausgabe von tà katoptrizómena, die wieder ein so genannter CONTAINER ist. Aus Anlass des Todes von Benita Joswig hat Andreas Mertin eine Collage unter dem Zitat von Bazon Brock „Wer ein Wort des Trostes spricht, ist ein Verräter“ zusammengestellt. Hans-Jürgen Benedict steuert eine Herbstpredigt bei. Matthias Giesel reflektiert das Motiv des Containers (an dieser Stelle: Vielen Dank für die Blumen!) Und Frauke A. Kurbacher setzt einen schönen Akzent beim Haustier und dem Menschen.

RE-VIEWs versammelt drei Rezensionen zu Kunst, Religion und Kultur von Andreas Mertin, eine Buchvorstellung von Hans-Jürgen Benedict und eine Ausstellungsbesprechung von Barbara Wucherer-Staar.

Unter POST gibt es neben der vertrauten Videoclip-Kolumne auch noch eine Polemik von Andreas Mertin zum neuen Clip von Joachim Witt.

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Die kommende Ausgabe 81 wird sich dann mit den Anfängen der Kunst vor 40.000 Jahren beschäftigen und den Schlussfolgerungen, die sich daraus für die Gegenwart von Kunst und Religion ergeben könnten. Heft 82 wird ein politisches Heft zum Thema „Religion und Politik“. Im Gegensatz zu den 70er- und 80er-Jahren werden die Kirchen heute kaum noch als Ferment gesellschaftlicher Entwicklung begriffen, sondern als Bedenkenträger und Bremser. Was bedeutet das Vordingen konservativer und fundamentalistischer Positionen für das kulturelle Selbstverständnis der Kirchen?

Leserinnen und Leser, die Beiträge zum Heft 81 einreichen wollen, werden gebeten, diese bis zum 15. Januar 2013 bei der Redaktion abzugeben. Die Abgabetermine für die folgenden Hefte liegen jeweils spätestens 2 Wochen vor dem jeweiligen Erscheinungstermin.

Wir wünschen eine angenehme und erkenntnisreiche Lektüre!

Andreas Mertin, Jörg Herrmann und Horst Schwebel