Anthropotechnik, Immunologie, Übung

Zu Sloterdijks neuem Religionsdesign

Hans-Willi Weis

Gibt es philosophisch über den Menschen noch etwas Neues mitzuteilen? Nach allem, was bereits gesagt worden ist? Von der Antike über die Renaissance bis zur  Neuzeit; von den hoch gestimmten Anthropologien der Aufklärung bis zu den ultimativen Humanismen im 20. Jahrhundert (man denke beispielsweise an Sartres „Der Existenzialismus ist ein Humanismus“); und zuletzt von diesen wiederum zu ihrer dekonstruktivistischen Abrüstung bzw. dem postmodernen „Tod-des-Menschen“-Abgesang. Ist es denkbar, dass nach diesem durch die Erfahrung von Weltkrieg, Holocaust und Gulag entscheidend beeinflussten innertheoretischen Ende mit Schrecken in Sachen philosophisches Menschenbild noch einmal etwas kommt? Eine neue und zugleich positive Mitteilung über den Menschen? Ist es vorstellbar, dass sich unter Gegenwartsphilosophen jemand an so etwas heranwagt?

Hierzulande hat dazu nur einer die nötige Fabulierlust und der heißt Peter Sloterdijk. In seinem jüngst erschienenen Buch „Du musst dein leben ändern – Über Anthropotechnik“ wie auch in seiner 2008 gehaltenen Lessing-Preis-Rede (die den programmatischen Einleitungsteil im neuen Buch bildet, und aus der wir im folgenden ebenfalls zitieren werden) hat er beim nicht fachphilosophischen Publikum den „übenden Menschen“ als neues Format der philosophischen Anthropologie eingeführt. Ein Format, das gleichwohl, wie er einräumt, der Wirkmächtigkeit nach uralt ist.

Nur dass es von der Zunft beharrlich übersehen oder verkannt worden sei. Er platziert seinen übenden Menschen – nennen wir ihn des Wohlklangs halber den homo exerciciensis – an oberster Stelle in der philosophisch-anthropologischen Ratingskala gleichauf mit zoon politikon und zoon logon echon, letzteres besser bekannt als animal rationale. Im Unterschied zu niedrigeren Chargen wie „Homo faber“ (Max Frisch), „Homo soziologicus“ (Ralf Dahrendorf), „Homo ludens“ (Johan Huizinga) oder auch den mittlerweile ziemlich breitgetretenen „Homo oekonomicus“. Gegenüber derlei Spartenwesen mit ihren subalternen Artbegriffen möchte Sloterdijks „übender Mensch“ wieder als allgemeinster Oberbegriff, als veritable Gattungsbezeichnung verstanden werden:  Der Mensch ist der homo exerciciensis, punktum. Alle sonstigen in Umlauf befindlichen Bezeichnungen für diese Tiersorte (und dass es sich um eine solche handelt, wird uns ja von den Naturalisten landauf und landab versichert) halten sich bestenfalls mit sekundären Eigenschaften auf.

Verleihen wir diesem philosophisch lancierten neuen Bild vom Menschen anhand seiner Inauguraladresse bei Solterdijk im folgenden ein wenig Kontur und stellen uns anschließend die Frage, was damit gewonnen ist. Ob mit der Einführung des „übenden Menschen“ oder homo exerciciensis  als einem weiteren obersten Gattungsbegriff für den Menschen, durch den dessen Wesen nun endlich seine adäquate Auslegung gefunden haben soll, etwas gewonnen ist in praktischer Hinsicht für den Orientierungsbedarf in Zeiten der Unübersichtlichkeit. Der Autor von „Du musst dein Leben ändern“ behauptet nämlich ebendies, ja mehr noch, einzig die Perspektive des übenden Menschen bzw. der Anthropotechnik führe aus der derzeitigen ökonomischen, ökologischen und mentalen Krise heraus, kurz, nur sie könne uns noch vor dem Untergang retten. Aber ist der „absolute Imperativ“, als welcher er das „Du musst dein Leben ändern“ verstanden wissen will, nicht ein abstrakter Appell?  Informiert uns Sloterdijks immenses Begriffs- und Theorieaufgebot sowie seine endlose Phalanx der Exerzitien  – über das hinaus, was uns in Gestalt diffuser Ahnungen je schon beschleichen mag – etwa über konkrete Schritte, darüber, welcher Übung oder welchen Typs von Übung wir uns befleißigen sollten und welche tunlichst zu unterlassen wären?

Aber erst einmal Butter zu den Fischen: Was heißt „übender Mensch“ und wie nähert sich Sloterdijk diesem Helden seiner neuen Erzählung? In doppeltem Zugriff und mit zweifachem Interesse: Theoretisch deskriptiv – mittels seiner unter dem Begriff „Anthropotechnik“ firmierenden anthropologischen Analyse der Conditio humana – und normativ-praktisch – in Gestalt seines absoluten ethischen Imperativs „du musst dein leben ändern“, dessen Vollzugsform die „allgemeine Disziplinik“, der Kanon der Exerzitien, sein soll. Beide Stränge, der theoretische und der praktische, die analytisch-deskriptive und die normativ-ethische Absicht, sind aufs Engste miteinander verschlungen, müssen indes noch einmal jeweils für sich unter die Lupe genommen werden, will man dieses Mammutunternehmen in den Grundlinien überhaupt nachvollziehen und zuletzt zu einem kritischen Urteil gelangen. - Man beginnt am besten mit dem das Ganze motivierenden normativen Part, Sloterdijks ethischem Paukenschlag, der auch im Buch die Exposition bildet. Pate gestanden und zugleich eine Art Modell geliefert hat dem Autor, wie an der titelgebenden Verszeile  ablesbar, Rilkes Erleuchtungserlebnis angesichts der (vermutlich Rodinschen) Skulptur  „Archaischer Torso Apoll“.  In konziser Raffung gibt Sloterdijk sehr schön die botschaftliche Essenz von Rilkes Erlebnis wider: „Ich lebe zwar schon, aber etwas sagt mir mit unwidersprechlicher Autorität: Du lebst noch nicht richtig. Die numinose Autorität der Form genießt das Vorrecht, mich mit `Du musst´ anzusprechen. Es ist die Autorität eines anderen Lebens in diesem Leben. Diese trifft mich an in einer subltilen Insuffizienz, die älter und freier ist als die Sünde. Sie ist mein innerstes Noch-nicht. In meinem bewusstesten Moment werde ich vom absoluten Einspruch gegen meinen status quo betroffen: Meine Veränderung ist das eine, das not tut. Änderst du daraufhin dein Leben wirklich, tust du nichts anderes, als was du selber mit deinem besten Willen willst, sobald du spürst, wie eine für dich gültige Vertikalspannung dein Leben aus den Angeln hebt.“ (S. 47).

In eben diesem absoluten  ethischen Imperativ, der dem wie von einem Blitz Getroffenen kraft höherer und höchster Autorität befiehlt, endlich `richtig´ zu leben – und dessen adäquate Ausführung das Exerzitium wäre, wie es uns dann im Buch in schier endloser Reihung vorgestellt wird –, erkennt Sloterdijk die für uns hier und heute `not-wendige´ Maßregel, deren Befolgung für die Menschheit das Ruder der ansonsten auf Katastrophenkurs programmierten Kultur noch einmal herumreißen könne. Ein geradezu grandioser Anspruch, aus dessen „Überforderung“ Sloterdijk freilich eine Tugend machen möchte, sozusagen eine Ehrensache für Unerschrockene, die sich erst im `Ungeheuren´ so richtig zuhause fühlen, wie er mit nietzeanischem Pathos verschiedentlich durchblicken lässt. Man muss nicht einmal genau hinhören, um als Sprungfeder dieses Anspruchs die denkbar massivste Kulturkritik zu erkennen, eine, die der kritisierten Kultur bescheinigt, demnächst den Bach herunterzugehen. Wenn nicht dem säkularen Trend zur nivellierenden `Horizontalentspannung´ von allem und jedem im Sumpf des Trivialen energisch Einhalt geboten werde mittels „Vertikalspannung“. Wodurch erst wieder die kulturstiftenden Unterschiede von „Exzellenz“, „Prominenz“ etc. zum Tragen kämen, die infolge eines auf Tendenzen der Französischen Revolution zurückdatierenden falschen Egalitarismus sowie eines linken Subversionsdenkens in Misskredit geraten seien. -


Dass dies Töne sind, die man bislang eher aus der Ecke konservativer Kulturkritik zu vernehmen gewohnt war, ist auch Sloterdijk bewusst, nennt er sein Vohaben doch ausdrücklich ein „konservatives“ und mit Blick auf die überlieferten Exerzitienpraktiken ein „konservatorisches“. Uns wird hinterher jedoch vor allem interessieren, ob jener ethische Anspruch Sloterdijks, durch individuelle Umkehr zu einem richtigen Leben, einem „in Übungen“, das Ruder der kenternden Kultur herumzureißen, dem  Einzelnen mit der Aufforderung „du musst dein Leben ändern“ eine realistische Handlungsorientierung in unserer Zeit an die Hand gibt. Denn es geht mit Sloterdijks Worten – und dem stimmen wir nach Lage der Dinge zu, konservative Kulturkritik hin oder her –  um „die Reorientierung der konfusen Existenz moderner Menschen“.  Immerhin ist nach Sloterdijks Exposition seines ethischen Anliegens (am Leitfaden des Rilke-Gedichts) schon so viel klar: Der abolute Imperativ du musst dein Leben ändern muss als die allen Exerzitien gemeinsame Vorschrift gelesen werden, die besagt, es sollen die Übenden stets so handeln, dass wo bislang Schludern, Trivialisierung und Frivolität an der Tagesordnung waren von nun an Bewusstheit, Vertikalstreben und Askese die Leitmotive sind.

Verlassen wir vorläufig den Strang der Ethik und wenden uns dem analytischen und theoretischen Teil von Sloterdijks Argumentation, die unter dem Oberbegriff „Anthropotechnik“ steht, zu. Was heißt von deskriptiv anthropologischer Warte aus „übender Mensch“, wen haben wir da vor uns?

Übung macht den Meister, sagt das Sprichwort. Sloterdijk behauptet: Die Übung macht den Menschen. Und er meint damit, dass nur mittels und dank ihrer der Mensch sich zu dem macht, was er über sein physiologisches Standardrepertoire hinaus wesentlich ist. Was genau ist hier mit Übung als dem Medium menschlicher Selbsterschaffung, Selbstgenerierung der Gattung, gemeint? Nichts weniger als das gesamte Spektrum an wie Sloterdijk sagt „autoplastischen“ Verhaltensweisen, Techniken und Praktiken, mit denen das menschliche Individuum sich selbst eine lebenstaugliche Fassung verleiht, sich wie die sportive Lieblingswendung des Autors lautet in Form bringt. Unter Übung ist folglich alles zu verstehen was zu tun hat mit Erziehung, Sitte, Gewohnheit, Habitusformung, Training, Exerzitium, Askese, Disziplin – die Gesamtheit symbolisch geordneter Verhaltenssysteme.

Für diesen denkbar breiten und weiten Übungsbegriff setzt nun Sloterdijk auch den Terminus „Anthropotechnik“ ein. Ihn hatte er erstmals 1999 in seiner umstrittenen Elmauer Rede gebraucht, in welcher der Begriff ins Zwielicht hybrider biotechnologischer Spekulationen und eugenischer Manipulationsphantasien geriet, weil Sloterdijk sich dort der Worte „Erziehung“ und „Züchtung“ beinahe als Synonyma bediente. Im neuen Buch nimmt man es ihm gerne ab, wenn er uns versichert, in seiner persönlichen Präferenzskala der Übungssysteme rangierten die „gentechnischen Trainingsprogramme“ lediglich unter `ferner liefen´. Der so geläuterte Begriff der „Anthropotechnik“ bezeichnet zusammen mit dem der Übung den identischen Kerngedanken in Sloterdijks Reformulierung der philosophischen Anthropologie; „Anthropotechnik“ denkt ihn vom Standpunkt der Gattung aus, „Übung“ mehr von der Seite des Individuums aus. Sloterdijks Lessing-Preis-Rede von 2008 fasste die nun gültige theoretische Grundidee wie folgt zusammen: „Was die anthropologische Aufklärung uns vor Augen stellt, ist die autoplastische Verfasstheit der wesentlichen Humantatsachen. Mensch sein heißt in einem operativ gekrümmten Raum existieren, in dem die Aktionen auf den Akteur, die Arbeiten auf den Arbeiter, die Kommunikationen auf den Kommunizierenden, die Gedanken auf den Denkenden, die Gefühle auf den Fühlenden zurückwirken. Alle diese Arten des Rückwirkens haben übenden, selbstformenden, somit in einem neutralen Sinne `asketischen´ Charakter – obschon sie zum größten Teil den unbemerkten und nicht-deklarierten Askesen zuzurechnen sind. ... Es sind erst die ausdrücklich übenden Menschen, die Asketen, die Athleten, die Artisten, die den asketischen Zirkel der Existenz eigens in die Sichtbarkeit heben.“

Was Sloterdijk hier zuletzt mit dem Hinweis auf „die ausdrücklich übenden Menschen, die Asketen, die Athleten, die Artisten“ andeutet, gibt uns  Gelegenheit endlich unsererseits dem Hinweis auf seinen diskurspolitischen Coup oder Eklat, wie wir es nennen möchten, einzuflechten. Er tritt zu den beiden inhaltlichen Schwerpunkten, Anthropologie und Ethik, als das dritte, eben diskurspolitische Hauptmotiv hinzu. Durch die sachlich deckungsgleichen Konzepte „Anthropotechnik“ und „übender Mensch“ will Sloterdijk kurzerhand dasjenige der Religion ersetzen. Die als Phänomenbezeichnung gebräuchlichen Namen `Religiosität´, `das Religiöse´, `die Religionen´, bediene sich  laut Sloterdijk einer Nomenklatur, die, seit sie vor etwa zwei Jahrhunderten in Umlauf gesetzt wurde, mehr zur Verunklarung denn zur Erhellung der tatsächlichen Sachverhalte beitrage. Diese klärten sich auf, sobald man auf die entsprechenden Phänomene das Konzept Anthropotechnik und übender Mensch anwende. Auch von einer Rückkehr der Religion könne folgerichtig nicht die Rede sein. O-Ton Sloterdijk: „Ich behaupte, dass es eine Rückkehr zur Religion ebensowenig geben kann wie eine Rückkehr der Religion – aus dem einfachen Grund, weil es keine `Religion´ und keine `Religionen´ gibt, sondern nur missverstandene mentale Übungssysteme ..., ob diese nun in Kollektiven (herkömmlich: Kirche, Orden, Umma, sangha) praktiziert werden oder in personalisierten Ausführungen.“

Spätestens an dieser Stelle übrigens irritiert den aufmerksamen Hörer respektive Leser eine Doppeldeutigkeit der Sloterdijkschen Argumentation, an der auch die Kritik dann im wesentlichen anzusetzen hat. Einerseits soll die mit dem Begriffspaar Anthropotechnik und Übung eingeführte „alternative Sprache“ und ihre „neue Optik“, wie Solterdijk ausführt, „das gesamte menschliche Feld ... im Lichte einer allgemeinen Übungslehre reexaminieren“, die das implizite und explizite Übungsverhalten der Menschen zum Gegenstand hat. Sobald Sloterdijk aber gegen den Religionsbegriff polemisiert, soll es sich bei der alternativen Nomenklatur nun andererseits um die Einführung einer neuen Sprache „für eine Gruppe von Phänomenen“ handeln, „für welche die Tradition Ausdrücke wie Religion, Spiritualität, Askese und Frömmigkeit anzubieten pflegt“. Die Uneindeutigkeit der Sloterdijkschen Begriffe Anthropotechnik und Übung ergibt sich aus ihrer mal lediglich bereichsspezifischen, dann aber wieder anthropologisch generalisierten Verwendung; sie folgt aus der fragwürdigen (und bezeichnenderweise auch an keiner Stelle plausibel begründeten) Unterscheidung zwischen „expliziten“ und „impliziten“ Exerzitien, „deklarierten“ und „nicht-deklarierten“ Übungssystemen, zwischen den religiösen oder spirituellen Anthropotechniken auf der einen und den übrigen oder  `restlichen´ auf der andern Seite.

Doch vorerst zurück zu Sloterdijks anthropologischem Generalschema. Dessen Achse, um die sich theoretisch alles dreht, steht noch aus; will sagen, wir haben Sloterdijks wissenschaftliches Paradigma, die Immunologie, noch nicht erwähnt. Sein „übender Mensch“ oder homo exerciciensis wie wir ihn oben genannt haben, ist ihm zufolge wesentlich und gleich urprünglich ein, so wörtlich, „homo immunologicus“. Eben weil der Mensch im Unterschied zum Tier das „weltoffene“ Lebewesen ist, weil er „nicht nur in eine Umwelt eingeschweißt, sondern in eine Welt ausgesetzt und freigelassen“ ist, müsse er sich zusätzlich zu seinem angeborenen biologischen Abwehrsystem gegen die ihm in der `freien Wildbahn´ drohenden Gefahren von Anbeginn durch ein selbst erzeugtes soziokulturelles Immunsystem wappnen. Daher homo immunologicus.“ Hierunter verstehe ich“, so Sloterdijks Definition, „die symbolischen, mentalen und psychischen Verfahren, mit denen die Menschen verschiedenster Kulturen in geschichtlicher Zeit versucht haben, ihren kosmischen und sozialen Immunstatus angesichts von konfusen Lebensrisiken und akuten Todesgewissheiten zu verbessern.“ - Und wie verhalten sich die beiden Kunstwesen, der homo exerciciensis und der homo immunologicus, innerhalb ihrer Personalunion zueinander? Der eine bedient sich des andern; der Mensch erschafft sich als Mensch, indem er sich übt und in eins damit immunisiert. Übungen sind kulturelle Immunstrategien und vice versa, das wäre in Kurzfassung Sloterdijks Erfolgsmodell der Anthropogenese, der Selbsterschaffung des Menschen in einem unspezifische Möglichkeiten und also Freiheitsspielräume eröffnenden und ebenso diffuse Gefahrenpotentiale bergenden Weltinnenraum.

Die argumentative Schrittfolge in Sachen Anthropologie und Immunologie, wie sie Sloterdijks   Lessing-Preis-Rede rekapituliert, sieht folgendermaßen aus. Schritt eins, der Hinweis auf eine wissenschaftliche Revolution, die Entdeckung der Immunsysteme in der Biologie am Ende des 19. Jahrhunderts. Von da an weiß man, dass seine „Immundispositive“ ein lebendes System zu dem machen, was es ist, eine mit der Umwelt in Austausch stehende Ganzheit oder Integrität. Sei diese nun, zweiter Schritt, ein tierisches Lebewesen oder der Mensch, eine Gesellschaft oder eine Kultur. Dritter Schritt, die Tatsache von deren Selbstorganisation. Durch ihre immunitären Qualitäten werden jene Totalitäten  zu „selbstorganisierenden Einheiten“, die sich unter ständigem Bezug auf eine irritationsträchtige Umwelt erhalten und reproduzieren.  Schritt vier,  die evolutionäre Aufstufung: Die Immunsysteme der biologischen Organismen haben ein Angeborenes, die der humanen und sozialen Ganzheiten, ein erworbenes oder angeeignetes „Vorauswissen“ von Lebensgefahren und Verletzungsrisiken und beide halten entsprechende  Reparaturprogramme vor. Da es schon auf den niedrigeren Evolutionsstufen von Pflanze und Tier, Zitat,  „um die Aushandlung eines Modus vivendi mit fremden und unsichtbaren Mächten geht, und sofern diese todgebend sein können, mit höheren und mit unheimlichen Mächten, liegt hier eine Vorstufe des Verhaltens vor, das man im menschlichen Kontext als religiöses oder als spirituelles zu beschreiben gewohnt ist“. Letzteres leitet über zu Schritt 5, zur Systematisierung der ausdifferenzierten Immunverhältnisse im Humanbereich selbst. Sloterdijk: „Wo immer Menschen existieren, haben wir es mit nicht weniger als drei Immunsystemen zu tun, die in starker funktionaler Analogie und kooperativer Verschränkung übereinander geschichtet arbeiten: Über dem weitgehend automatisierten ... biologischen Substrat haben sich beim Menschen im Lauf seiner mentalen und soziokulturellen Entwicklung zwei ergänzende Systeme zur vorwegnehmenden Verletzungsverarbeitung herausgebildet – zum einen die sozioimmunologischen: juristischen, militärischen, solidaristischen Praktiken, mit denen Menschen in `Gesellschaft´ ihre Konfrontationen mit fremden Aggressoren und benachbarten Beleidigern und Schädigern abwickeln ... Zum anderen die symbolisch-mentalen oder psycho-immunologischen Praktiken, mit deren Hilfe es den Menschen ...  mehr oder weniger gelingt, ihre sterbliche Verfassung und ihre Verwundbarkeit durch das Schicksal in Form von imaginären Vorwegnahmen und symbolischen Rüstungen zu bewältigen.“ -  Endlich, Schritt 6, das Finale mit der eigentlichen Pointe, der summarischen Bestimmung und Benennung dieser spezifischen Humanimmunologien als exerzitienmäßige Übungspraxis.

So schlüssig sich prima vista diese Ableitungslogik abspult – der Eindruck verdankt sich dem wissenschaftlichen Nimbus eines universellen naturalistischen Erklärungsmodells - , der Verblüffungseffekt verpufft sogleich bei einem zweiten Hinsehen. Die von Sloterdijk bemühte Analogie, die immunologische Deutung sämtlicher soziokulturellen Institutionen und des darin sich abspielenden Symbolverhaltens der Menschen schindet zwar Eindruck mit einem Schema, das durch seine behauptete Allgültigkeit besticht, das einen jedoch sofort ratlos macht, wenn man es auf etwaige Handlungsanweisungen in konkreten Situationen hin befragt. Und ebendies möchte man doch von ihm erfahren; denn, wie zuvor schon ausgeführt, auch bei Sloterdijk ist die Theorie um der Praxis willen gemacht, die neue und solidere Theorie soll die Praxis nur desto besser und punktgenauer unterrichten, und wohlgemerkt eine Praxis, die höchsten ethischen Ansprüchen dient: „du musst dein leben ändern“... Oder soll die Information der Praxis sich darin erschöpfen, jetzt zu wissen, falls man es vorher nicht wusste, dass alle menschliche Tätigkeit und Übung Arbeit an Immunsystemen bedeutet? Und dass folgerichtig das ethisch veränderte Leben darin bestünde, gemäß dem Generalbass von Sloterdijks absolutem Imperativ – Bewusstheit, Vertikalstreben, Askese – die eigene Arbeit an der Immunisierung möglichst bewusst, aufwärtsstrebend und asketisch zu verrichten?

Um der Bedeutungsimplosion seines totalisierenden immunologischen Ansatzes in ethisch-praktischer und mithin handlungsstrategischer Perspektive zu entgehen, schränkt Sloterdijk denn auch den `eigentlichen´ Geltungsbereich seines Interpretationsmodells ein: „Die anthropologische Aufklärung hat es naturgemäß vor allem mit den Manifestationen der dritten Immunitätsebene zu tun.“ In ihnen sei mutmaßlich „der Stoff zu finden, aus  dem die wirksamen Anthropotechniken sind“. - Fragt sich, ob der Verlust an Aussagekraft wegen konzeptueller Überdehnung und infolgedessen semantischer Entleerung mit einem Informationsgewinn durch Rekurs auf die konventionelle Semantik wettzumachen ist, soll heißen mittels Beschränkung auf den Sektor Religion und Spiritualität als der angestammten Domäne von Ritus, Kultus und exerzitienförmiger Übung. - Sloterdijks Polemik gegen das dem anthropologischen Material übergestülpte Interpretament Religion besagte ja, wir erinnern uns, im „gründlich missglückten Design“ des Religionsdiskurses seien die „symbolischen Immunstrukturen“ als der wahre Gehalt des religiösen Materials je schon unsichtbar gemacht. Sodass es bei der nunmehr erforderlichen „Übersetzung der religiösen, spirituellen, asketischen und ethischen Tatsachen in die Sprache und Optik der Anthropotechnik“ um nichts geringeres als die „Explikation“ eines bis dato „Unverstandenen“ gehe. -

Fassen wir unsere Kritik an Sloterdijk in eine Reihe von Punkten und beginnen als Punkt eins mit der Anmerkung, dass ganz so dramatisch, wie von Sloterdijk suggeriert, der Unverstand über ihr eigenes Tun bei religiös Gläubigen und spirituell Praktizierenden nicht sein dürfte. Sowohl die großen christlichen Konfessionen als auch die diversen neureligiösen Strömungen und zumal die Hardcore-Esoterik werben seit langem für sich als optimale Gesundheitsprofilaxe und nachhaltigste aller Stressreduktionen. Wer glaubt, meditiert oder pendelt lebt gesünder! Und es mangelt nicht an wissenschaftlichen Studien, die diese allseits begrüßten Effekte einer funktionalistischen Betrachtungsweise des Religiösen und damit dessen immunologische Wirksamkeit durch empirische Daten belegen. Die von Sloterdijk angeführten hauptsächlichen Immunfunktionen, Stressverarbeitung und die Kanalisierung überschüssiger Energien, sind also erst recht  unter professionellen Beobachtern der religiösen Szenerie seit langem bekannt und hinlänglich erforscht. Die Religionswissenschaft spricht beispielsweise von Kontingenzbewältigung, wo Glaube und religiöse Praktiken dazu dienen, den durch unverschuldetes Leid und Unglück verursachten Lebensstress zu bewältigen. Sloterdijk rennt also bei Religionswissenschaftlern und aufgeklärten Theologen offene Türen ein mit dem was er in punkto religiöser Funktionalismus – der also nicht primär nach der Wahrheit einer Gottes-, Jenseits- oder Transzendenzvorstellung fragt sondern nach der Funktion dieser Vorstellungen und der mit ihnenen einhergehenden Praktiken für das individuelle und soziale Leben – sowie über dessen Wegbereiter Feuerbach, Compte, Durkheim, Weber und last but not least Nietzsche in der Sache, nicht unbedingt dem Tonfall nach, ausführt.

Punkt zwei. Bei Religionspraktikern wie auch unter Theologen und Religionswissenschaftlern kennt man die Unterscheidung zwischen Gebet und Gottesdienst, allgemeinem Ritus und Kultus auf der einen  und der speziellen geistlichen Übung oder dem Exercitium auf der andern Seite. Für letztere exemplarisch die „geistlichen Exerzitien“ in der Tradition des Ignatius von Loyola; erst hier wird üblicherweise im strengen oder formellen Sinne von Übung gesprochen. Einen regelrechten Boom erleben derzeit die stark den Leib integrierenden spirituellen Übungswege der östlichen oder asiatischen Religionen, Hatha-Yoga und Tai-Chi oder Chi-Gong finden hierzulande vom Topmanager bis zur Hausfrau regen Anklang. - Sloterdijks ubiquitäres Anthropotechnik-Konzept, obgleich es offensichtlich dem Modell und Anschauungsmaterial dieser leibbezogenen Exerzitien (die ihren Ursprung, wie im Buch ausführlich dokumentiert, fast alle in der altindischen Spiritualität haben) nachempfunden ist, verunklart und verwischt eben diese spezifische Differenz der spirituellen Übung oder des genuinen Exerzitiums dadurch, dass schlechterdings alles Religiöse Übungs- oder Trainingscharakter haben soll. Da schlussendlich noch das schlichteste Gottvertrauen, das sensu strictu mit spiritueller Übung oder Exerzitium nichts zu tun hat, den Immunstatus der betreffenden Person verbessert, sind auf religiösem Terrain mit einem Schlag wieder alle Katzen grau. Oder aber es wird das, was sich an der Phänomenologie des „religiösen Feldes“ beim besten Willen nicht unter Anthropotechnik subsummieren lässt, sei es, dass es auch für Sloterdijks Geschmack herzlich wenig mit Übung zu tun hat, oder sei es, dass es ihn – weil es sich ignorant, stumpfsinnig, gewalttätig und destruktiv gebärdet – zurecht abstößt, unter der Rubrik „Missverständnis“ verbucht.

Womit wir bei Punkt drei angelangt wären. Nicht nur, dass das Konzept Anthropotechnik nicht klipp und klar unterscheidet zwischen den rein mentalen Glaubenseinstellungen und einer von leiblicher Exerzitienpraxis unabhängigen Religionsausübung einerseits und jenen den Leib einbeziehenden spirituellen Übungssystemen andererseits, für die im religiösen Kontext das Wort Übung oder Exerzitium traditionell reserviert ist. Das, was am Religiösen nicht in Übungsweisen aufgeht, sozusagen der gesamte `Rest´, nenne man ihn nun religiöse Weltdeutung, Glaube, Bekenntnis, Botschaft oder, als deren Systematisierung, Theologie, wird von Sloterdijk pauschal mit dem Verdacht überzogen, nichts als Missverständnis und praktische oder ethische Verirrung zu sein. Dabei hat es der Autor von „Du musst dein Leben ändern“ insbesondere auf die monotheistischen Hochreligionen abgesehen, in denen er die Indoktrination zur Vereitelung des ethischen Imperativs, sein Leben zu ändern, am Werk sieht. Es erstaunt, wie hemdsärmelig – zumal wenn die semantischen Gehalte unter der Perspektive einer säkularisierenden Deutung in Anschlag gebracht werden – hier über die sowohl emanzipatorischen wie sozialethischen Implikationen monotheistischer Welt- und Menschenbilder hinweggegangen wird. Folgendes Zitat mag genügen: „Wo man den monotheistischen Populismus am Werk sieht, hat ein mentales Übungssystem wieder einmal verschwiegen, was es der Sache nach ist: Erneut hat sich ein Trainingsprogramm als `Religion´ verkauft. Da ist es nicht verwunderlich, wenn die Agitation der Introversion den Rang abläuft. Ja, man kann sich fragen, ob nicht der moderne Effekt `Religion´ erst dadurch entsteht, dass ein ethisches Übungsprogramm zu Zwecken kollektiver Identitätsbildung umfunktioniert wird – auf diese Weise wandelt sich die spirituelle Übung von der anspruchsvollen Rückzugsform in die billige Besessenheitsform, die man die Konfession nennt. Dieser `Glaube´ ist Hooliganismus im Namen Gottes.“ (S. 372) 

Unsere Kritik an dieser Stelle soll selbstverständlich nicht etwaige gewaltaffine Aspekte einiger Theoreme monotheistischer Religion – wie auch mancher Praktiken des Polytheismus, was von dessen monotheismuskritischen Fürsprechern gern außer Acht gelassen wird – in Abrede stellen. Und natürlich hat Sloterdijk Recht, wenn er in der Terminologie  seines immunologischen Ansatzes konstatiert, dass es gegenwärtig mehr denn je darauf ankäme, die einander bekriegenden ethnozentrischen Immunsysteme zu entwurzeln, um auf eine gesamtmenschliche Immunebene, die des „Ko-Immunismus“ zu transzendieren. Es wird ihm auch niemand darin widersprechen, dass religiöser Fundamentalismus diesem Ziel abträglich ist. Nur, sein Joker, das Theorem Anthropotechnik, liefert in der ihm eigenen unterschiedslosen Allgemeinheit auch nicht einen einzigen Fingerzeig über das hinaus, was man ohnehin weiß oder vielmehr nicht weiß darüber, wie ein derartiger Weg mit einigem Erfolg zu beschreiten wäre. Es sei denn, die Allzweck-Devise: lebe bewusster, disziplinierter, asketischer! soll wiederum dieser Beitrag schon gewesen sein ...

Diese Punkte, eins bis drei, reichen aus, die Frage zu beantworten, mit der wir oben versuchsweise eine Rechnung zu Gunsten von Sloterdijk aufgemacht haben: Ob durch die Beschränkung seines anthropotechnischen Ansatzes aufs religiös-spirituelle Terrain ein Informationsgewinn zu erzielen ist, der den Verlust an Aussagekraft im Falle seiner Anwendung auf die vollständige Palette anthropologischer Tatbestände kompensieren könnte. Das Kalkül geht nicht auf, vielmehr zeigt sich, dass sich die Problematik für den eingeschränkten Geltungsbereich lediglich reproduziert, d.h. dass das Erklärungsschema Anthropotechnik und Übung bei ausschließlicher Anwendung auf das Gebiet von Religion und Spiritualität auf Grund eines erneut zu konstatierenden Mangels an Spezifität ebenfalls  nur geringen oder gar keinen Informationsgehalt besitzt.

Kommen wir zu Punkt vier unserer Kritik an Sloterdijk. Weil er seine Anthropotechnik bzw. die immunologische Übung in den nicht mehr zu toppenden Rang  der alleserklärenden anthropologischen `Weltformel´ erhebt, muss er auch all das in sie hineinpacken, was mit dem Religiösen oder Spirituellen eigentlich wenig zu tun hat, jedenfalls von dessen wesentlichen oder zentralen Inhalten ablenkt. Mehr noch, das ausufernde Tableau kulturgeschichtlicher Beispiele, das zeigen soll, dass die Weltformel allemal den empirischen Härtetest besteht, führt zu einer – ob nur darstellungsbedingten oder vom Autor beabsichtigten sei dahingestellt – Kontaminierung, wo nicht Identifizierung  des Religiösen oder Spirituellen mit dem Agonalen sowohl als mit dem Ästhetischen. So wie Sloterdijks Kaleidoskop der Figuren und Variationen durch die Geschichte hindurch die Gestalt des Übenden portraitiert, fließen in ihr die Charaktere des Athleten, des Artisten und des Asketen (in dem sich wohl am ehesten der religiös oder spirituell Übende wiederfinden könnte) am Ende beinahe unterschiedslos ineinander. Eine Konfusion, die um so bedauerlicher erscheint, als gerade in der Gegenwart angesichts der entfesselten Steigerungs- und Optimierungslogiken der `weltlichen´ Exerzitien (allen voran denen der Ökonomie und des durch sie geprägten Konsumverhaltens) dringlicher denn je das Korrektiv oder Regulativ eines im Kern eben nicht steigerungs- und optimierungsversessenen spirituellen Exerzitiums gefordert wäre. In diesem Zusammenhang ist Sloterdijks Rede von der „Vertikalspannung“ als dem allen Exerzitien (mindestens allen „deklarierten“ Übungssystemen) gemeinsamen Definiens verfänglich und irreführend. Es mag ja mitunter danach aussehen – zumal wenn man Karrikierungen wie Kafkas Hungerkünstler zum Exempel nimmt - , dass auch der Asket (wiederum als Prototyp des spirituell Übenden genommen) ein Steigerungsakrobat sei, einer, der die Eskalation des Reduktionismus oder der Schrumpfung betreibt – aber dann orientiert man sich eben an einem Zerrbild, einer Pathologie; und diese wird auch nicht dadurch `gesünder´, dass man ihr in der Geschichte der Religionen auf Schritt und Tritt begegnet.  Weshalb andererseits die bei Sloterdijk eine ebenso breite Darstellung findenden „Askesen der Gesunden“ mit den an Nietzsches „Genealogie der Moral“ anschließenden somatisch-vitalistisch zugespitzten „athletischen, diätologischen, ästhetischen und im positiven Sinne biopolitischen“ Selbststeigerungsprogrammen für ein reflektiert und besonnen an die Sache herangehendes heutiges Interesse an der Idee und der Praxis des Exerzitiums darum keineswegs richtungsweisender sind – ein Punkt, in welchem Sloterdijk eine unzweideutige Stellungnahme vermissen lässt, wohl deswegen, weil ihm Nietzsches Inauguration „der modernen, der nicht-spiritualistischen Asketologien mitsamt ihren Annexen aus Physiotechniken, Psychotechniken, aus Diätologien und selbstbezüglichen Trainings, mithin all den Formen selbstbezüglichen Übens und Arbeitens an der eigenen vitalen Form“ letztinstanzlich zu seinem eigenen Konzept der Anthropotechnik inspiriert hat (wie er in dem Nietzsche gewidmeten Schlüsselkapitel seines Buches bekundet, S. 52 ff). Wir möchten demgegenüber behaupten, das  `heilsame´oder `erlösende´ spirituelle Exerzitium, oder wenn man so will das authentische, schaut anders aus.

Wie es ausschaut, beziehungsweise, prospektiv gewendet, ausschauen könnte, darüber belehrt ein sensibler und aufmerksamer Blick für bestimmte `Intuitionen´ im Einzugsbereich monotheistischer Philosophie und Religion sowie nicht-theistischer hochkultureller Traditionen. Die platonische oberste Idee, die des Guten, über die sich der Mensch durch das Exerzitium der Schau, der `theoria´, ins Bild setzen kann, um mit ihr eins zu sein, ist konstant dieselbe und verharrt so in Ewigkeit, d.h.  sie nimmt weder zu noch ab. Mag sein, dass jemand den Entschluss zu solcher Schau und den Eintritt in den entsprechenden Zustand gegenüber seiner vorherigen Existenz als Erhebung erlebt, sobald er jedoch `innesteht´ im Guten, ist jeder Gedanke an Vertikalspannung und Steigerung gegenstandslos. Ähnlich verhält es sich mit der christlichen Idee einer Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Wer sich in ihr (wieder)erkennt, und aller Wahrscheinlichkeit nach bedarf es dazu eines Exerzitiums der Stille und der Loslösung von den Maskierungen der Selbstimago, weiß sich von allen inneren Optimierungsprogrammen entbunden und ein gutes Stück auch entlastet von äußeren Anpassungs- und Steigerungszwängen. Jedenfalls wird er nicht länger darauf erpicht sein, „mit einem Gott zu trainieren“ (der Sloterdijksche Kalauer wäre dann wohl nicht nur vom Standpunkt eines peniblen Theologen betrachtet blasphemisch, sondern streng genommen auch von dem des recht verstandenen Exerzitiums). Und nochmals analog verhält es sich im nicht-theistischen Kontext des Zen-Buddhismus mit dem Topos der „Buddha-Natur“. Wenn auch schon einmal ironisch-`koanitisch´ gefragt wird, ob ein Hund die Buddha-Natur besitze, im Hinblick auf den Menschen wird sie auf alle Fälle nicht geleugnet. Und in diesem Sinne heißt es in einem poetischen Lehrgedicht des Zenmeisters Huang Po von der (menschlichen) Buddha-Natur, dass sie weder gelb noch grün sei, weder dick noch dünn  und so weiter, mithin gewiss auch weder wächst noch schrumpft. Wo bitteschön wäre da für den Zen-Übenden, nachdem er die Aufforderung zu Konzentration und Achtsamkeit sich zu Herzen genommen hat, die Vertikale, wo ein Optimierungsbedarf? (Mit einer politische Machtlizenzen ausstellenden, wir benutzen Sloterdijks Worte,  „Identifikation mit dem Großen Anderen“ darf diese „Größerformatierung“ des Selbstbildes natürlich in keinem der drei Fälle verwechselt werden.) - Wem diese gleichzeitig uralte und einzig zukunftsträchtige Sicht auf das spirituelle Exerzitium abgeht, dem kann es passieren, dass er oder sie wie beispielsweise Frau Ciccone alias Madonna Yoga übt, um (wie sie im Interview verrät) die eigene DNS zu verändern –  um diesen Punkt mit einem seitens der Urheberin sicher ungewollten Kalauer abzuschließen.

Sloterdijks 700 Seiten Opus trägt bedauerlicherweise wenig zur Erhellung der Umrisse eines zeitgenössischen spirituellen Exerzitiums bei; eines Exerzitiums vom Typ der deklarierten oder expliziten Übung (nach seiner Terminologie), das dem ethischen Imperativ „du musst dein Leben ändern“ allererst Inhalt und Richtung verleihen könnte. In den Kapiteln über die „Exerzitien der Modernen“, wo der Autor wie auch sonst im Buch streckenweise mit überaus originellen Beobachtungen sowie witzigen und durchaus erhellenden Pointen brilliert, wird immer wieder darauf hingewiesen, dass unter „Training“ nur mehr die „entspiritualisierte Askese“ zu verstehen sei, „Verwandlung von Sammlung in Fitness“, und dass dieser „Methodismus ohne religiösen Bezug“ im „Trainingslager Europa“ zwangsläufig zur Zerfaserung des ethischen Imperativs in der Beliebigkeit „veräußerlichter Steigerungsformen“ geführt habe. Doch selbst dieses Minimum an notwendiger Unterscheidung wird immer wieder verdunkelt durch jene Passagen, die – offenbar der Lektürevergnüglichkeit und Kurzweil halber – ihrerseits im „Coachdiskurs“ schwelgen oder zwischen Provokation und Persiflage changieren. Wenn der Autor von „neuen Konfigurationen zwischen Kontemplation und Fitness“ schwärmt, von der „ungeheuren Landschaft der Disziplinen“ und einer „Enzyklopädie der Könnensspiele“, der er seinerseits schon einmal das „dreizehnköpfige Ungeheuer der Disziplinik“vorausschickt (im Foucault-Kapitel); wenn er von der „Impfung mit dem Ungeheuren“ spricht (als welche er die „Impfung mit dem Unendlichen“ à la Schleiermacher verstanden wissen will), mit Nietzsche vom „Wahnsinn des Verlangens nach dem Unmöglichen“ spricht, an anderer Stelle von der „Strahlkraft des antiken Athletenvitalismus“, dieselbe Tonart, in der er auch von Rilkes „unverkennbar sportethisch gefärbter Ansprache“ sagt, sie richte sich „an die Leibes- und Lebensschwächlinge gegenwärtiger Tage“ - dann kommt darin nicht nur Sloterdijks Empfänglichkeit (manche werden sagen Anfälligkeit) für den Nietzsche-Sound zum Ausdruck, es wird auch in der Sache einer vermeidbaren Verdunkelung Vorschub geleistet.

Kommen wir zum fünften und letzten Punkt. Er meldet keinen weiteren inhaltlichen Dissenz an, sondern kritisiert die (zum Teil natürlich der Überlänge des Buches geschuldete) mangelnde Deutlichkeit von Sloterdijks finalem Befund aus seinem Parforce-Ritt durch die Weltzeitalter und Kulturräume des „übenden Lebens“. Zwar lässt das nackte Fazit nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig, das besagt, dass weder die fuga mundi der vormodernen oder `klassischen´ Exerzitien noch die emendatio mundi (die Weltverbesserung) der modernen, der weltlichen oder veräußerlichten Exerzitien in Zukunft und im Angesicht der auf die Menschheit zukommenden Katastrophe dem ethischen Imperativ eines `richtigen Lebens´ Inhalt und Orientierung sein kann. Für die weltverbessernden und Fortschrittsexerzitien der Modernen folgt dies aus der Beobachtung: „Die Wiederverweltlichung des zurückgezogenen Subjekts hat die Erwartung nicht erfüllt, wonach der Verzicht auf eingebildete Glückseligkeiten dem physischen oder tatsächlichen Glück unmittelbar zu Gute komme.“ Bloß, so wie Sloterdijk hierfür mit einem einzigen Satz die Ursache umreißt (unter Heranziehung der Heideggerschen Feststellung, dass `in der Welt sein´ bzw. `Dasein´ stets `von Sorge eingenommen sein´ bedeute), lässt sich nicht erkennen und bleibt unerfindlich, wo dann noch ein Ausweg, ob mit oder ohne Exerzitium, zu finden sein sollte: „Der Preis für den Neubeginn der denkenden Orientierung aus der Position des In-der-Welt-Seins heißt unvermeidlich: Distanzverlust. Dessen Hauptsymptom ist die Auslieferung des Menschen an die Sorge und seine  Immersion in der gelebten Situation. Wer aus dem `Subjekt´ wieder das `Dasein´ macht, ersetzt das Zurückgezogne durch das Einbezogende, das Gesammelte durch das Zerstreute, das Verewigte durch das Entewigte, das Erlöste durch das Nicht-Gerettete.“ `Unvermeidbarkeit des Distanzverlustes´ für die unweigerlich an die Sorge geketteten Individuen einerseits – Notwendigkeit der Distanznahme für den Fall der Umkehr und des metanoetischen Exerzitiums: Folgt daraus nicht die Aporie par Exzellence, praktisch gesprochen die totale Weg- und Ausweglosigkeit? Sloterdijks Befund nach müsste es sich so verhalten; Weltflucht und Weltsucht scheiden beide als Lösungsstrategien und `Übungsweisen´ aus, erstere weil sie 3000 Jahre lang nicht gefruchtet hat, letztere weil sie mit dem Status quo identisch ist und Distanzierung verunmöglicht. Desto mehr überrascht es, wenn Sloterdijk unmittelbar auf diesen Befund hin dessen praktische Konsequenzen mit einem gedanklichen Salto mortale ignoriert bzw. annuliert, indem er davon spricht, dass „die Schatzhäuser des Übungswissens überrreich gefüllt sind, mochten sie auch in jüngerer Zeit wenig frequentiert werden“. - Wo bleibt da die Logik, möchte man fragen, und ebenso beim darauf folgenden Absatz: „Nun ist es an der Zeit, all die Formen des übenden Lebens neu zu vergegenwärtigen, die nicht aufhören, salutogene Energien freizusetzen, selbst wenn die Überhöhungen zu metaphysischen Revolutionen, in die sie anfangs eingebunden waren, zerfallen sind. Alte Formen sind auf ihre Wiederverwendbarkeit zu prüfen, neue Formen zu erfinden. Ein anderer Zyklus von Sezessionen mag beginnen, um Menschen erneut herauszuführen – wenn schon nicht aus der Welt, so doch aus der Stumpfheit, der Niedergeschlagenheit, der Verranntheit, vor allem aber aus der Banalität, von der Isaac Babel sagte, sie sei die Konterrevolution“ (S. 698).

Eilen wir  Sloterdijk, zumal angesichts des zu Herzen gehenden Plädoyers dieser Sätze, zu Hilfe und schicken mit der hier gebotenen Knappheit die logische Klärung, die nötige und auch mögliche Verdeutlichung des Sachverhalts hinterher, die seinen Ausführungen an dieser Stelle abgeht. Das ist möglich, weil es in der Tat ein Drittes gibt – tertium datur!  –  zur Opposition von Weltflucht und Weltsucht. Wir meinen das Exerzitium der Weltpause, die regelmäßig und buchstäblich mit Leib und Seele/Geist zu wiederholende Unterbrechung. Die Distanzierungsleistung, welche diese Übung voraussetzt, kann von allen, die gut beieinander sind, erbracht werden, obschon sie den meisten alles andere als leicht fallen dürfte. Vielleicht ist sie in diesen Zeiten schwindelerregender Beschleunigung und Verdichtung fürs erste die nottuende und nächstliegende „Überforderung“ (von der bei Sloterdijk mit anderem Vorzeichen des öfteren die Rede ist). Auch verfolgt die Übung der Unterbrechung bzw. der Weltpause keinerlei Steigerungs- und Optimierungsabsichten. Noch hätte sie etwas von einem agonalen Wettstreit, etwas von der Art eines Zehnkampfs (oder wenn es denn sein muss „Dreizehn“-Kampfs) der „Disziplinik“ (siehe oben); und ebensowenig etwas von einem Ästhetizismus der Existenz, des Leibes und des Habitus, wie ihn manche an Foucaults „Selbsttechniken“, seiner „Ästhetik der Existenz“, zu entdecken glauben. Ihre basale, ideelle wie praktische Perspektiven überhaupt erst wieder ermöglichende Wirkung tut sie – als Stille- und Achtsamkeitsübung – durch intermittierende „Deautomatisierung“, um Sloterdijks zutreffenden Terminus zu gebrauchen, (und wer dazu Näheres und recht Instruktives erfahren möchte, der wird in seinem Buch auf die  Seiten 639 ff. zurückblättern und ein wenig im Kapitel „Übungen und Fehlübungen -  Zur Kritik der Wiederholung“ nachlesen). Und endlich wäre dieses `aparte´ Exerzitium der Unterbrechung auch die zeitgemäße Form der (bei Sloterdijk mehrfach erörterten) „Sezession“, sprich der nicht bloß gedanklichen sondern faktischen Distanzierung, die den vorübergehenden raumzeitlichen Rückzug, die Klausur, einschließt und mit einem Terminus technikus der Mystik „Abgeschiedenheit“ heißt.

So tauchte aus der den Leser förmlich erschlagenden Masse der Exerzitien, Übungssysteme, Anthropotechniken bei Sloterdijk zu guter Letzt doch noch jenes spezifische Exerzitium auf, das sich aus dem Blickwinkel heutiger Menschen als dasjenige auf der Höhe der Zeit darstellt und sich ihnen folglich als die Übung der Wahl anböte. Sie erfüllte das Kriterium eines „starken metanoetischen Exerzitiums“ nach der Sloterdijkschen Klassifikation: Sie wäre keine Konversion, jene schwache Spielart von Metanoia, von Umkehr, die den alten Adam mit seinen eingeschliffenen Strukturen, Programmen und Gewohnheiten unangestastet lässt (wie dies Sloterdijk an den „eifernden“ Konvertiten Paulus und Augustinus bemängelt). Die von der steten Wiederholung der   Unterbrechung bewirkte Deprogrammierung, ein Hauptmoment dieses so unspektakulären, ja unscheinbaren Typs von Exerzitium, macht Umkehr, Metanoia im eminenten Sinne, erst möglich, da nur auf diesem Wege dem Einzelnen im Innern der nötige Freiheitsspielraum eröffnet wird. - Was aber die Formvarianten sowie die konkreten Details der korrekten Übungsanordnung und -durchführung angeht, mag sich ein jeder – apropos „reich gefüllte Schatzkammern des Übungswissens“  –  bei den `Traditionen´, insbesondere unter den Stichworten `meditative Konzentration und Achtsamkeit´, kundig machen und sich – damit es keine Folklore-Veranstaltung wird – um zeitgenössische kulturelle Adaption bemühen. (Im Beratungskontakt mit erfahrenen Praktikern und gegebenenfalls approbierten Lehrern wird man sich in letzter Instanz freilich auf das eigene Urteil verlassen – die abhängigkeits- und demokratietheoretischen Fragen, die sich bezüglich der „Übungsleiter“ in Sloterdijks „Trainingslagern“ stellen, bedürften einer gesonderten Diskussion.)

Mit dem „Mut zur Simplizität“ (wie ihn Sloterdijk an Richard Rorty rühmt) haben wir in dieser knappen Skizze bereits hinlänglich den postheroischen Helden portraitiert, den homo exerciciensis, so wie wir ihn verstehen und speziell für die Gegenwartsverhältnisse favorisieren. Er ist nicht länger deckungsgleich mit Sloterdijks homo immunologicus, jenem in Vergangenheit und Gegenwart omnipräsenten Anthropotechniker, wie er unentwegt umherwuselt, gleichviel mit welchem Immunauftrag. Unser homo exerciciensis, eine vorerst rare Spezies, drängt sich demgegenüber nicht in den Vordergrund, eher könnte man sagen, er hält sich zurück, oder: er übt sich in Unterbrechung und Besonnenheit. Vornehmlich dadurch, dass er regelmäßig bei sich selber dem Hamsterrad in die Speichen greift, dem intellektuellen wie dem der Tätigkeiten. - Auch mit dem homo religiosus aber  lässt sich unser homo exerciciensis nicht länger zur Deckung bringen. Sein den Leib einbeziehendes mentales Exerzitium ist zugleich etwas spezifisch Anderes und etwas viel Allgemeineres, Grundsätzlicheres als religiöser Glaube, Ritus, Kultus; und Überschneidungen gibt es lediglich mit bestimmten mystischen Übungspraktiken im Umfeld der hochreligiösen monotheistischen Traditionen. Sodass wir uns mit der vorangehenden Feststellung nochmals gezwungen sehen, Sloterdijks These zu konterkarieren, der zufolge der harte Kern der Religionen – der „sogenannten“  –   aus symbolischen oder mentalen Übungssystemen bzw. Trainingsprogrammen praktischer oder ethischer Provenienz und Zielsetzung bestehen soll.

Indem wir ein letztes Mal die beiden Stränge in Sloterdijks jüngstem Erzählprogramm – den theoretisch-deskriptiven und den normativ-praktischen, Anthropologie und Ethik oder schlicht „Immunität als System und Prinzip“ (wie es im Buch einmal heißt) – in ihrer intendierten begründungslogischen Verkoppelung betrachten, gelangen wir nach alledem summa summarum zu dem Ergebnis, dass das Konzept Anthropotechnik bzw. Immunologie in keinem stringenten Zusammenhang mit der normativen und ethischen Intension steht und daher diesbezüglich redundant und überflüssig erscheint, wenn nicht kontraproduktiv und irreleitend. Unsere anfängliche Befürchtung hat sich bestätigt: die scheinbare theoretische Stärke der anthropologischen `Weltformel´ ist gleichbedeutend mit ihrer offenkundigen normativ-ethischen Schwäche, dem Schwund an Informationswert im Konkreten und ihrem Versagen als Entscheidungshilfe im Praktischen. Denn wo man auch hinschaut, durch diese Brille sieht man überall stets nur immunologische Exerzitien in Funktion und die Menschen, gleichgültig was sie auch tun, sind immer schon mit anthropotechnischen Übungen beschäftigt, allerorten findet man den Homo immunologicus von seinen Immunisierungsprojekten in Beschlag genommen.

Womit auch, man erinnert sich unserer Ausgangsfrage in Anbetracht von Sloterdijks Wiederaufnahme philosophischer Anthropologie, die nach der Orientierungshilfe in der Wirrsal der Zeitläufte, beantwortet wäre: Die sich aus dem immunologischen Ansatz in der Anthropologie herleitende „allgemeine Übungslehre“  Sloterdijks erweist sich in ihrer leeren Allgemeinverbindlichkeit außer Stande, uns handlungstheoretisch intelligent zu informieren. Sie steuert nichts an Handlungswissen resp. Wissen über zu Unterlassendes bei, als was sich bei klarem Verstand und gutem Willen auch so schon mutmaßen lässt. Dies gilt insbesondere für Sloterdijks emphatisch vorgetragenes Anliegen einer endlich planetarisch zu verstehenden Immunologie (als Abwehr der Gefahr kollektiver Selbstzerstörung in Folge ungehemmter ökologischer Ausbeutung des Planeten) – auch an dieser für die Menschheit insgesamt so bedrohlichen Stelle ist sein absoluter Imperativ „du musst dein Leben ändern“  wie ein richtungsloser Appell in den Raum gesprochen. Die „guten Gewohnheiten gemeinsamen Überlebens“, die es „täglich zu üben“ gelte, liegen nämlich in punkto ökologische Verhaltensänderung – worüber der Imperativ wie auch sonst geflissentlich hinwegsieht – durchaus nicht auf der Hand, und noch weniger herrscht Konsens über sie. Kurz, der im Pathos-Finale von Sloterdijks Buch beschworene „Ko-Immunismus“ bleibt in Betreff der ihn realisieren sollenden Übungen bar jeder Handlungskonkretion. - Was übrigens gar nicht anders möglich ist, da die Krise der Weltgesellschaft und der Menschheit zusätzlich darin besteht, nicht nur nicht über das Wie der Krisenbewältigung `informiert´ zu sein, dass vielmehr niemand, auch kein Übungsleiter oder Exerzitienmeister, es vermöchte, uns diesbzüglich zu `informieren´, geschweige denn dafür Beifall und allgemeine Zustimmung zu ernten. Und Sloterdijks aufgeregter Zuruf: `Mensch, du musst dich in Form bringen!´ ist da natürlich erst recht geschenkt. Sollten daher diejenigen, denen die dramatische Situationseinschätzung nahe geht, nicht einmal mehr den `rettenden Strohhalm´ unseres homo exerciciensis ergreifen? Vielleicht dass solche Unterbrechung und Besinnung just die Art von Übung wäre, die Intellekt und Psyche der Übenden mit der Zeit dahingehend verwandelten, dass in den Köpfen wie in den Herzen ein für die weltweit unterschiedlichen Lebenslagen  und die nötige Konsensbildung sensibles Wissen sowie ein die Barrieren der Angst und des Egoismus überwindendes Fühlen allererst heranreifen, in anbetracht der Herausforderung, dass sich unser aller Leben in  ganz bestimmter Weise und Hinsicht ändern muss.

Artikelnachweis: https://www.theomag.de/59/hww2.htm
© Hans-Willi Weis 2009