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Magazin für Theologie und Ästhetik


Im Labyrinth XXVII

Erscheinungen im Cyberspace

Andreas Mertin

www.payer.de

Es war vielleicht etwas leichtsinnig, als ich vor einigen Wochen meinem Websitekopierer den Auftrag gab, schnell doch einmal die Website des Religionswissenschaftlers Alois Payer herunterzuladen, damit ich sie in Ruhe studieren und hier in der Rubrik vorstellen könnte. Eine Nacht und ein Gigabyte Download später hatte ich dann alles auf der Festplatte und es wurde sofort klar, dass man nicht einmal ansatzweise die Fülle und den Reichtum dieser Seite beschreiben kann. Mir war die Website bereits seit längerem als gute Quelle für den Religionsunterricht bekannt, als vertiefende religionswissenschaftliche Hintergrundinformation zur Bearbeitung der Weltreligionen im Religionsunterricht. Aber in Tuepflis Global Village Library verbirgt sich noch viel mehr, sie ist ein umfassendes Kompendium zu ganz unterschiedlichen Themen.

Im Blick auf das aktuelle Heft des Magazins für Theologie und Ästhetik verweise ich exemplarisch auf die Materialien zur Religionskritik, die auf Payers Seiten zu finden sind. Sie allein umfassen schon enzyklopädische 340 Megabyte! Ein Vorteil aller Seiten von Alois Payer ist ihre gut strukturierte Übersichtlichkeit. In diesem Falle bieter er:

Allein der literarisch-belletristische Bereich ist schon einer intensiven Lektüre wert. Und Alois Payer schreibt nicht nur über religionskritische Äußerungen, er stellt - so weit wie möglich - das religionskritische Material selbst bereit, so dass man sich ein eigenen Urteil bilden kann. Auch seine Sammlung der reformatorischen und gegenreformatorischen Streitbilder ist betrachtenswert. Alles in allem eine lesenwerte Quelle!


http://www.thefileroom.org

Ursprünglich ein solitäres Projekt einiger Künstler und Kunststudierender ist "The File Room" doch inzwischen ein höchst interessantes Projekt zur Dokumentation von Zensureingriffen in die Künste. Man merkt der Website ihre Genese in denm frühen Zeiten des WWW an, dennoch ist sie eine gute Quelle um sich darüber zu informieren, woran Menschen und Institutionen weltweit Anstoß nehmen. Neben einer Volltextsuche bietet die Seite vier verschiedene Zugangsformen: man kann sich über eine chronologische Liste, eine geographische Liste, eine Liste der Kunstformen und eine Liste der Anläße den Fällen nähern. Über die allgemeine Suchfunktion können auch Datum, Anlaß, Region und Medium verknüpft werden.

Zeitlich beginnt das Archiv mit Sokrates und endet in der Gegenwart. Nicht alle aufgeführten Fälle sind solche der staatlichen Zensur und nicht alle inkriminierten Objekte bewegen sich auf demselben kulturellen Niveau. Aber die Fülle der Fälle ist schon erschreckend. Im 20. Jahrhundert dominieren jene Skandale, die Sexualität oder Nacktheit zum Anlaß haben. Aber auch religiöse Beschwerden finden sich zu Hauf. Eine empfehlenswerte, nachdenklich machende Seite zur Information.


© Andreas Mertin 2006
Magazin für Theologie und Ästhetik 41/2006
https://www.theomag.de/41/am188.htm