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Magazin für Theologie und Ästhetik



William Eggleston, Kulturbahnhof - Documenta11

Der erste Eindruck: der der Unzeitgemäßheit. Was sollen diese Fotografien auf einer Ausstellung von zeitgenössischer Kunst, welche Perspektive bieten sie für die Entwicklung der Kunstform "Fotografie"?

Dann der Blick in den Kurzführer, der Auskunft gibt, dass Eggleston "ein Pionier der Farbfotografie der ausgehenden sechziger und frühen siebziger Jahre" ist. Das ist eine ganze Generation her. Die documenta11 zeigt sich hier wieder einmal als Dokumentar-Ausstellung, in der das einzelne Werk hinter dem dokumentarischen Charakter der Ausstellung zurücktritt.

"Seitdem die Fotografie erfunden wurde, ist es möglich geworden, nicht bloß im Medium der Wörter, sondern auch der Fotografien zu philosophieren. Der Grund dafür ist, dass die Geste des Fotografierens eine Geste des Sehens, also dessen ist, was die antiken Denker 'theoria' nannten, und dass daraus ein Bild hervorgeht, das von diesen Denkern 'idea' genannt wurde." (Vilém Flusser, Die Geste des Fotografierens) Wer einen Fotografen bei der Arbeit beobachtet, wer mit anderen Worten seine Geste reflektiert, wird feststellen, dass eine komplexe Operation vollzieht. Diese kann man mit Vilém Flusser in drei Aspekte untergliedern: "Der erste Aspekt ist die Suche nach einem Standort, nach einer Position, von der aus die Situation zu betrachten ist. Einen zweiten Aspekt bildet die Manipulation der Situation, um sie dem gewählten Standort anzupassen. Der dritte Aspekt betrifft die kritische Distanz, die den Erfolg oder das Scheitern dieser Anpassung zu sehen gestattet."

Unter dieser Perspektive ist Eggleston dann wieder höchst interessant. [AM]