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Magazin für Theologie und Ästhetik



Georges Adéagbo, Bindung-Brauerei - Documenta11

Der Mensch als Sammler, der im Gesammelten seine Identität reflektiert, seiner Biografie und der Geschichte nachspürt, ihre fragmentarische Verbindung zur eigenen Identität herausarbeitet - das könnte als Kurzcharakterisierung über der Arbeit von Georges Adéagbo stehen. In der Binding-Brauerei eröffnet sich ein Raum, der gefüllt ist mit Dokumenten der verschiedensten Art: Bildern, Texten, Büchern, Objekten.

Ausgehend vom Zentrum des Raumes wird eine Fülle von Spuren gelegt, denn beim Rundgang merkt man, dass hier nicht nur einfach "gesammelt" wurde, sondern dass Adéagbo seine Installation sorgfältig auf Ort und Anlass bezogen hat. Der Besucher ist so herausgefordert, den Referenzen nachzugehen und (s)eine mögliche Erzählung zu (re)konstruieren. So findet sich z.B. immer wieder die Referenz auf Joseph Beuys und James Lee Byars, aber auch Hinweise auf die Religion und das Christentum (s. Foto).

Ob die Arbeit wirklich quer zum "gängigen Begriff der zeitgenössischen Kunst" liegt, wie der Kurzführer zur d11 anmerkt, kann doch bezweifelt werden. Zwar erscheint der Raum gegenüber manchen formstrengen Arbeiten der europäischen Moderne zunächst eher ungewöhnlich, weist dann in seinem intertextuellen System aber doch eine große Nähe zu ähnlich enzyklopädischen europäischen Verwandten auf.

Zur Inszenierung sei nur angemerkt, dass die notwendige Zeit für die Erschließung des Kunstwerks dadurch eingeschränkt ist, dass nur eine kleine Anzahl von Besuchern sich im Raum aufhalten darf. Der so entstehende Druck durch die anderen wartenden Besucher, den Raum schnellstmöglichst wieder zu verlassen, verhindert, sich auf die Kompilation wirklich einzulassen. [AM]